Pressemitteilung

Flugplatz Johannisthal

Zweite Chance für die Industriekultur

Ein neuer Bebauungsplan bedroht fast alle historischen Hallen der ehemaligen Flugzeugfabrik Johannisthal. Bei seinem Beschluss setzt sich das Abgeordnetenhaus nun dafür ein, den Erhalt wenigstens einer markanten Halle zu prüfen. Dafür hatte sich das KulturerbeNetz.Berlin zusammen mit dem Berliner Zentrum Industriekultur mit zahlreichen Recherchen und Vorschlägen engagiert.

Für das seit fast 30 Jahren brachliegende Areal des ehemaligen Flugplatzes Johannisthal wird seit Jahren an einem neuen Bebauungsplan für ein neues Stadtquartier gearbeitet. Auf einem komplett neuen Stadtgrundriss sollen nun 1.800 Wohnungen und neue Gewerbeflächen entstehen. Dass dieser Neuordnung 80 % der denkmalgeschützten Gebäudesubstanz weichen soll, sorgte für Kritik. Nun wurde der Vorschlag aus der Zivilgesellschaft, wenigstens eine der markanten Hallen möglichst original zu erhalten, in letzter Minute im Abgeordnetenhaus-Beschluss zum Bebauungsplan 9-15a aufgegriffen.

Ergebnis der vorausgegangenen Verhandlungen zwischen KulturerbeNetz.Berlin, Politik und dem Projektentwickler Bauwert AG ist, dass eine unabhängige Machbarkeitsanalyse zum Denkmalerhalt der ortsbildprägenden Halle 4 am Segelfliegerdamm durchgeführt wird. Der bisherige Bebauungsplan sah den vollständigen Abriss der Halle vor. An seine Stelle sollte ein Neubau mit ähnlicher Kubatur errichtet werden. Laut Dipl. Ing. Karsten Feucht vom Berliner Zentrum Industriekultur ist die erneute Prüfung des Erhalts „ein wichtiger Meilenstein für mehr Authentizität und Nachhaltigkeit im neuen Quartier“. Es sei außerdem sehr begrüßenswert, dass das Abgeordnetenhaus den historischen Wert der Halle erkannt hat und nun Schritte unternimmt, den originalen Bau zu erhalten, so Karsten Feucht.

„Die künftige Gestaltung des Areals sollte an den Geburtsort der deutschen Luftfahrt erinnern“, fordert auch Nils-R. Schultze vom KulturerbeNetz.Berlin. Wie er recherchierte, fanden in Johannisthal bei der Gründung der Weimarer Republik die ersten deutschen Linenflüge statt, um Politiker von Berlin nach Weimar zu bringen. Später wurden die rund um den Flugplatz entstandenen riesigen Flugzeughallen als Filmstudios für weltberühmte Filme wie „Nosferatu“ sowie für die erste europäische Produktion von Autokarosserien aus Stahlblech genutzt. Die ehemalige Flugzeugfabrik ist in der „Roten Liste bedrohter Kulturgüter in Berlin“ als „bedroht“ aufgeführt. Das Kulturerbenetz.Berlin setzt sich zusammen mit dem Berliner Zentrum Industriekultur seit Jahren für den Erhalt des Bestandes und für dessen Nachnutzungsperspektiven ein.

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