Bundesstiftung Industriekultur
Industriekultur ist nationale und europäische Transformationskultur
Der Bundesverband Industriekultur Deutschland fordert die Errichtung einer Bundesstiftung Industriekultur
April 2025 – „Sondervermögen für Infrastruktur“, Verteidigungshaushalt und „Reform der Schuldenbremse“ – in einer einmaligen Kooperation hat der 20. Deutsche Bundestag im Übergang zum 21. Deutschen Bundestag) am 18.3.2025 eine weitere „Zeitenwende“ auf den Weg gebracht. Haushaltsmittel allein sichern aber noch keinen gesellschaftlichen Übergang vom fossilen in das postfossile, digitalisierte Industriezeitalter.
„Zeitenwende“ meint mehr als ein Finanzierungsprogramm für Verkehrs-Infrastruktur und Rüstungsgüter. Wir debattieren über die Frage, was eine zukunftsfähige technische, soziale und digitale Infrastruktur ausmacht, was Verteidigung bedeutet, welche Herausforderungen unsere Existenz zukünftig bestimmen. Das vorrangige Ziel ist die Stärkung der Resilienz Europas.
„Die Industriepolitik der EU zielt darauf ab, die Wettbewerbsfähigkeit der EU-Industrie zu stärken und eine nachhaltigere, widerstandsfähigere und stärker digitalisierte Wirtschaft zu fördern, die Arbeitsplätze schafft.“ Der New Green Deal und der Clean Industrial Act der EU verfolgen dieses gemeinsame Ziel der Nachhaltigkeit der europäischen Gesellschaft im Klimawandel.
Diese Resilienz Europas hat massiv an Bedeutung gewonnen. Wir verhandeln Fragen der Zukunft der Demokratie, der Freiheit und der Werte Europas entlang des Gelingens einer nachhaltigen europäischen Transformation der Industriegesellschaft.
Um die Transformation und die postfossile Zukunft friedlich zu erreichen, ist es unabdingbar, Innovationskultur als Grundlage von Industrialisierung vor Ort zu vermitteln.
Bauliche und soziale Zeugnisse der europäischen Innovations- und Industriekultur gibt es viele, ihre Vermittlung ist bisher meist zivilgesellschaftlichem Engagement überlassen. Dieses gilt es zu stärken. Darüber hinaus braucht es öffentliche und unternehmerische Unterstützung für das Generationenprojekt einer neuen europäischen Industrie durch Industriekultur.
- Industriekultur ist der Arbeitsspeicher wirkmächtiger und identitätsstiftender Transformationserfahrungen und undenkbar ohne zahlreiche bürgerschaftlich organisierte Lösungsansätze.
- Industriekultur überführt die Innovationskultur des Industriezeitalters (Mechanisierung, Elektrifizierung, Digitalisierung) in ein postfossiles, ein nachhaltiges Energie- und Industriezeitalter.
- Industriekultur ist ein europäisches Erbe. Seit dem frühen 19. Jahrhundert wirkt Industrie integrierend und verbindend, der innereuropäische Wettbewerb war ein großes Stimulans. Mit der Montanunion beginnt die Einigung Europas, sie wächst auf dem Fundament der Industrialisierung.
Der Kern der Arbeit im Feld der Industriekultur liegt vor Ort, in den Ländern und Kommunen, bei den Zeitzeugnissen und ZeitzeugInnen. Die vielfältigen Beispiele des erfolgreichen Strukturwandels vor Ort gilt es zu stärken. Dabei ist das industriegeschichtliche Interesse stets zu verbinden mit Konzepten für eine nachhaltige Nachnutzung (Graue Energie, Ehrenamt, Zivilgesellschaft, Zeitzeugenarbeit in der Transformation). So entstehen identitätsstiftende und zugleich zeitgeschichtlich referenzierte Zukunftsaussichten – vor Ort, regional und europäisch.
Orte der Industriekultur werden auch Orte neuer Wertschöpfung sein, – gerade junge Unternehmen sind an diesen Adressen interessiert. Alte und neue Erzählungen von erfolgreichem Wirtschaften und Arbeiten finden hier eine Heimat.
Die Unterstützung dieser Arbeit und die Bündelung der Wirkungen des „act local, think global“ durch eine Bundesstiftung Industriekultur ist eine besondere Chance für einen deutschen Beitrag zur europäischen Einheit.
Industriekultur ist essentieller Teil von gesellschaftlicher Infrastruktur. Industriekultur im Sinne von Transformationskultur zu stärken ist daher ein politischer Auftrag.
Eine Bundesstiftung Industriekultur bietet die Gelegenheit, die Vielfalt der Akteure und Themen zu bündeln, den Erfahrungsaustausch zu verstetigen sowie eine Aktivierung des industriekulturellen Erbes im Sinne der Global- und Regionalwirtschaft (Industrie 4.0, Tourismus, nachhaltige Standortentwicklung, Graue Energie, lokale und regionale Identität = Heimat) zu stärken.
Für die Industriekultur ist der europäische Ansatz – das beweist ERIH European Route of Industrial Heritage – von besonderer Bedeutung. Industriekultur ist das Europa-Narrativ. Identitätsstiftung, regionale Wertschöpfung u.a. in Kultur und Tourismus sowie Angebote außerschulischen Lernens machen Orte der Industriekultur zu Reallaboren der Transformation.
Die geplanten Investitionen in Sicherung und Ausbau von Infrastrukturen werden durch die Einrichtung einer Bundesstiftung Industriekultur zukunftsweisend gestärkt.
Der Gesetzestext für eine Bundesstiftung Industriekultur liegt beschlussreif vor. Schon in der letzten Legislaturperiode war eine Bundesstiftung Industriekultur verabredetes Ziel der Regierungskoalition.
Die neue Bundesregierung muss davon überzeugt werden, die Bundesstiftung Industriekultur auf den Weg zu bringen. Es muss der Sitz dieser Stiftung verhandelt und ein entsprechendes Budget beschlossen werden. Der Sitz sollte in den sog. „neuen Bundesländern“ liegen, zumal der Sitz des am 1. April 2025 gegründeten Bundesverband Industriekultur Deutschland in NRW angesiedelt sein wird.