Bundesstiftung Industriekultur

Für eine lebendige Industriekultur

Akteurinnen und Akteure der Industriekultur fordern zügige Errichtung der Bundesstiftung von Regierung und Parlament

Berlin, 06. Juli 2023 – Im Koalitionsvertrag für die laufende Legislaturperiode heißt es: „Wir schaffen eine ‚Bundesstiftung industrielles Welterbe“. Ein breites Bündnis der bundesdeutschen Industriekultur, getragen von den sieben industriekulturellen Welterbestätten und vielen regionalen Netzwerken, Spielstätten und Organisationen, begrüßt dieses Vorhaben ausdrücklich und fordert in einem gemeinsam verabschiedeten Statement von Regierung und Parlament eine zügige Errichtung der Bundesstiftung. Hierfür solle ein Maßnahmenplan erarbeitet werden, der, über die Förderung der industriekulturellen Welterbestätten hinausgehend, die Vielfalt und Breite der Industriekultur-Landschaft in den Blick nimmt. Um in die Fläche Wirkung zu entfalten, sollte diese Stiftung mit angemessenen Mitteln ausgestattet werden.

Verantwortliche der Welterbestätten der Industriekultur (u.a. Zeche Zollverein, Hamburger Speicherstadt, Montanregion Erzgebirge…) und regionale Akteurinnen und Akteure der deutschen Industriekultur, koordiniert von der European Route of Industrial Heritage (ERIH), haben sich in den letzten Monaten intensiv ausgetauscht, um konkrete Vorschläge für die Ausgestaltung der Bundesstiftung und einer Bundesförderung der Industriekultur zu erarbeiten. Basis dafür ist eine Anfang 2023 durchgeführte bundesweite Bedarfsanalyse. An der Umfrage haben sich über 150 industriekulturelle Stätten beteiligt. Die Antworten liefern eine repräsentative und flächendeckende Darstellung von Bedarfen und Erwartungen der deutschen Industriekultur-Community einschließlich aller regionalen Netzwerke, Verbände etc. Die Bedarfsanalyse gibt konkrete Hinweise für die Ausgestaltung eines Förderprogramme des Bundes.

Besondere Schwerpunkte der Stiftung sollten auf folgenden Bereichen liegen:

  • Vergabe der Bundesförderung: Eine Bundesstiftung sollte Programmlinien für das Feld der Industriekultur erarbeiten und danach die Mittel vergeben.
  • Einrichtung eines Kompetenzzentrums für Information und Beratung zu Fördermitteln: Der Befragten halten eine solche zentrale und in Sach- und Fachfragen kompetente Anlaufstelle für sinnvoll und notwendig.
  • Erarbeitung gemeinsamer Projekte und Standards: Eine fachlich wie organisatorisch breit aufgestellte nationale Plattform für Industriekultur sollte Qualitätsstandards für Förderung und Erhalt der Industriekultur definieren.
  • Gemeinsames Kultur- und Tourismusmarketing: Es gibt ein deutliches Potenzial für Content-Kampagnen, die von der Bundesstiftung initiiert und koordiniert werden können.
  • Wissensplattform für die Förderung und den Erhalt von Industriekultur: Einschlägige Tagungen, Kongresse und Workshops sollten verstärkt bundesweit angeboten werden.

Bedeutung der Industriekultur im gesamtgesellschaftlichen Kontext

Das Industriezeitalter hat insbesondere in Berlin und Brandenburg beeindruckende Bauwerke, Anlagen und Kulturlandschaften hinterlassen. Die Stätten der Industriekultur sind von internationaler Bedeutung für die Geschichts- und Erinnerungskultur. Aktuell befindet sich unsere Gesellschaft in einer tiefgreifenden Transformation, in der die Industriekultur mit ihren materiellen und immateriellen Zeitzeugnissen ein Schmelztiegel für die Fragen von heute und morgen ist. „Die industriekulturellen Stätten entwickeln sich vielerorts zu Zukunftslaboren für künftige Arbeits- und Lebenskonzepte“ (Prof. Joseph Hoppe, Leitung bzi). Dafür gibt es gerade in der Region Berlin-Brandenburg zahlreiche beeindruckende Beispiele wie die Malzfabrik (Tempelhof-Schöneberg), das ehemalige Kindl-Areal in Neukölln, der Rofin-Park in Eberswalde oder das Landgut Stober bei Neuruppin.

Sie stehen für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt im postfossilen Zeitalter und sind Orte einer neuen Auseinandersetzung der Zivilgesellschaft mit gesellschaftlicher Transformation, Nachhaltigkeit und Klimaschutz bzw. -anpassung. Für diese notwendige Neuausrichtung und die damit verbundenen Aufgaben bedarf es dringend der Stärkung der industriekulturellen Landschaft, die wie kaum ein anderer Kulturbereich regional und gesellschaftlich breit verankert ist und stark von ehrenamtlichem/bürgerschaftlichem Engagement lebt, und damit einer verstärkten Förderung durch den Bund.

Kontakt

Anja Liebau

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