Argus Motoren GmbH
1906 siedelt sich die Argus Motoren GmbH in Reinickendorf an. In den folgenden Jahrzehnten expandiert der Hersteller von Flugmotoren und wird wichtiger Bestandteil der nationalsozialistischen Rüstungsproduktion. Heute ist die Geschichte des Konzerns beinahe vergessen.
Vergessene Firmengeschichte
Die Geschichte der Argus Motoren GmbH steht exemplarisch für Berliner Firmenhistorie im Spannungsfeld des 20. Jahrhunderts. Viele Unternehmen erlebten ähnliches und sind inzwischen vergessen. Ihre imposanten Fabrikbauten prägen noch immer das Stadtbild. Eine Vermittlung der Historie findet jedoch nur an ausgewählten Orten statt.
Die Erforschung der Geschichte der Argus Motoren GmbH in Berlin-Reinickendorf war 2020 Gegenstand einer Bachelorarbeit im Studiengang Museumskunde an der Hochschule für Technik und Wirtschaft. Ein zusätzlich erstelltes Konzept zeigt Potenziale zur digitalen Vermittlung der Standortgeschichte auf.
Baupläne, Fotos, Dokumente: das Argus-Konvolut
Beim Kauf der Gebäude auf dem Areal der ehemaligen Argus Motoren GmbH hat die Gewerbesiedlungs-Gesellschaft mbH (GSG) 2018 einen Bestand an historischen Dokumenten übernommen. Dieses Argus Konvolut umfasst Baupläne, Baugenehmigungen, Briefe, Werbemittel und Fotos der Argus Motoren GmbH sowie ihrer Tochter- und Nachfolgefirmen zwischen 1912 und 2008.
Das Konvolut wurde im Rahmen der Bachelorarbeit erstmals erschlossen. Die Gegenüberstellung des Materials mit Firmenchroniken und Luftbildern von 1928, 1943 sowie 1945 lieferte Erkenntnisse über Meilensteine der Unternehmens- und Standortgeschichte.
Konzept zur digitalen Vermittlung der Firmengeschichte
Die alten Hallen in Reinickendorf verraten ohne eine passende Geschichtsvermittlung
nur wenig über ihre spannungsvolle Historie. Teil der Bachelorarbeit war daher ein umfangreiches Konzept zur digitalen Vermittlung der Geschichte der Argus Motoren GmbH rund um die Flottenstraße in Reinickendorf.
Die Grundlage für das Konzept ist die vorangegangene Erforschung der Firmengeschichte. Luftbilder, historische und aktuelle Fotos erzählen gemeinsam mit dem begleitenden Text die wechselvolle Geschichte des Unternehmens. Der Nutzer kann zwischen selbständigen Erkunden und einer geführten Zeitreise wählen. Auf diese Weise werden Zielgruppen mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Medienkompetenzen angesprochen. Das Konzept ist geprägt von Storytelling und User Experience.
Eine Umsetzung des Konzepts ist derzeit nicht geplant.
Preis für Berlin-Brandenburgische Wirtschaftsgeschichte
2021 wird die Bachelorarbeit zur Argus Motoren GmbH mit dem Preis für Berlin-Brandenburgische Wirtschaftsgeschichte ausgezeichnet. Seit 2015 lobt das Berlin-Brandenburgische Wirtschaftsarchiv alle zwei Jahre einen Preis für Abschlussarbeiten aus, um die Erforschung der regionalen Wirtschaftsgeschichte zu stärken. Der Verein Berliner Kaufleute und Industrieller e.V. dotiert die Auszeichnung mit 1.000 EUR.
Jury-Mitglied Prof. Dr. Dorothee Haffner freut sich über die Wahl der Preisträgerin: „In der Bachelorarbeit von Nathalie Scholl verschränken sich aufs Schönste mehrere Kompetenzen: Das Recherchieren, Aufbereiten und Vermitteln historischer Fakten ist ein wichtiger Studieninhalt der Museologie, das Thema Wirtschaftsgeschichte spielt im Berliner Zentrum Industriekultur bzi eine entscheidende Rolle. Als studentische Hilfskraft im bzi verbindet Nathalie Scholl somit das Beste aus beiden Welten.“
Prof. Dr. Dorothee Haffner (HTW Berlin, bzi) und Nico Kupfer (bzi) betreuten die Abschlussarbeit.