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Inselstraße
14129 Berlin-Nikolassee
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Insel Schwanenwerder
Großbürgerliche Idyllen
Im Jahr 1882 erwirbt ein Petroleumlampenfabrikant die Insel Schwanenwerder. Er lässt die Inselfläche aufschütten und für den Bau von Landhäusern als bürgerliches Arkadien parzellieren. Dank der Gewinne in Industrie und im Finanzwesen kann das neue Großbürgertum einen Lebensstil nachahmen, der
zuvor dem Adel vorbehalten war.
Wegen fehlender Infrastruktur und Verkehrsanbindung geht der Verkauf nur schleppend voran. Erst mit Eröffnung des Bahnhofs Nikolassee im Jahr 1902 verbessert sich die Lage. Hinzu kommt der Bau moderner Anlagen für Wasser- und Stromversorgung. Jetzt entwickelt sich die Insel zu einem diskreten Refugium für wohlhabende Industrielle und Bankiers, die hier exklusive Landsitze errichten.
Nach 1933 vereinnahmen hochrangige Nazis die Insel. Jüdische Eigentümer müssen ihre Grundstücke verfolgungsbedingt verkaufen. Nutznießer sind u.a. Joseph Goebbels, Albert Speer und Hitlers Leibarzt Theodor Morell. Einer der Landsitze wird zur Reichsbräuteschule umgebaut. Hier werden die Verlobten von SS- und NSDAP-Funktionären ideologisch auf ihre ehelichen Pflichten vorbereitet.
Nach Kriegsende bereitetet die amerikanische Militärelite in einer der Villen die Potsdamer Konferenz vor. Später plant Lucius D. Clay von hier aus die Hilfsflüge der Berliner Luftbrücke. Im Rahmen der Restitution werden die Anwesen an die rechtmäßigen Eigentümer zurückgegeben. Die meisten von ihnen
verkaufen an das Land Berlin. Einige dieser Liegenschaften werden zu Jugenderholungsstätten. Seit den 1960er-Jahren erwerben auch Privatleute wieder Grundstücke auf Schwanenwerder. Prominentester Neuankömmling ist 1961 der Verleger Axel Springer.
Von den historischen Landhäusern sind nur noch sechs erhalten. Eines davon ist der „Schwanenhof“ in der Inselstraße 37.