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Josef-Nawrocki-Straße 6
12587 Berlin-Friedrichshagen
Berliner Bürgerbräu Brauerei
Als das „Bräustübl“, der Ausschank der Berliner Bürgerbräu Brauerei am Müggelsee, 1990 wieder öffnet, kommt sogar der Regierende Bürgermeister Walter Momper. Ob er sich damals ein „Rotkehlchen“ gönnt, die Spezialität des Hauses im roten Henkelglas, ist nicht überliefert. Zwanzig Jahre später endet jedoch die lange Geschichte einer der ältesten lokalen Brauereien endgültig. Rotkehlchen und andere Sorten sind weiter unter der Marke Bürgerbräu im Handel, werden aber seit 2010 von der sächsischen Radeberger Gruppe in Pankow produziert.
1869 gründet Hermann Schäfer auf einem aufgelösten königlichen Lehnsgut die Lindbrauerei. Seine Brauer bestücken die Eiskeller damals mit Natureis aus dem Müggelsee. 1901 übernimmt eine Genossenschaft Berliner Gastwirte die Brauerei. Sie investieren, vergrößern und modernisieren, der Ausstoß steigt. Zusätzlich zu den üblichen Pferdefuhrwerken transportieren jetzt auch firmeneigene Dampfschiffe die Fässer nach Berlin.
In der Nacht vom 14. auf den 15. September 1926 brennt das Brauereigelände. Beim anschließenden Wiederaufbau entstehen bis 1930 die Gebäude, die noch heute zu sehen sind. Im Zweiten Weltkrieg halten Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter die Produktion aufrecht. Ab 1949 braut der VEB Berliner Bürgerbräu auch für den Export ins nicht-sozialistische Ausland. Bürgerbräu schmeckt selbst in Japan, Australien sowie den USA – und erwirtschaftet Devisen für den DDR-Staatshaushalt.
Mit dem Ende der Produktion 2010 schließt auch das kleine Brauereimuseum aus den 1990er-Jahren. Die denkmalgeschützten weiß gefassten Brauereigebäude mit den markanten Rundbogenfenstern stehen inzwischen leer. Allein das Bräustübl Friedrichshagen hält sich und lädt auf ein „Rotkehlchen“ an den Müggelsee ein – fast wie in alten Tagen.
Die Berliner Bürgerbräu Brauerei ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 2.
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