Außenansicht Ullsteinhaus Teltowkanal
Eule Ullsteinhaus Ullstein
Tempelhofer Hafen Ullsteinhaus
Das Ullstein-Haus liegt am Temeplhofer Hafen direkt am Teltow-Kanal. | K. H. Reichert, 2015 via flickr, CC BY-NC
Adresse

Mariendorfer Damm 1-3
12099 Berlin-Tempelhof

Industriekultur erleben

Fahrradroute: Eisenbahn und Landebahn

Best of

Kommunikation und Medien

Ullsteinhaus Tempelhof

Das modernste Druckhaus Europas

Das Ullsteinhaus ragt am Teltowkanal empor. Mit seinem imposanten Turm prägt es die Gegend um den Tempelhofer Hafen. Der Ullstein-Verlag und sein Druckhaus stehen für die Höhen und Tiefen deutscher Pressegeschichte.  

1877 gründet Leopold Ullstein einen Verlag. Dieser wächst schnell und gibt die Berliner Zeitung sowie die Berliner Abend- und Morgenpost heraus. Um 1900 gehört Ullstein ein ganzer Gebäudeblock im Zeitungsviertel an der Kochstraße in Berlin-Mitte. Bald erscheinen auch Bücher bei Ullstein. Später gehört sogar eine eigene Nachrichten- und Bildagentur zum Unternehmen.

Der Platz im Zeitungsviertel wird in den 1920er-Jahren knapp. Architekt Eugen Schmohl ist daher mit den Plänen für ein neues Druckhaus beauftragt. 1927 eröffnet das imposante Ullsteinhaus in Tempelhof, das nicht nur die Größe, sondern auch die Modernität des Verlags widerspiegelt. Bis 1957 ist es das höchste Hochhaus Deutschlands. Über die Stockwerke verteilen sich nicht nur Redaktionsräume mit zahllosen Schreibmaschinen, sondern auch die Druckplattenherstellung, Drucksäle und Buchbindereien. Eine Kantine mit Terrasse bietet beste Aussicht auf den Hafen.

Bereits sieben Jahre später ist die jüdische Familie Ullstein allerdings gezwungen, ihr Unternehmen zu verkaufen. 1937 verdrängt das NS-Regime den Namen Ullstein aus der Öffentlichkeit. Fortan sitzt der Deutsche Verlag im Deutschen Haus in Tempelhof. Nach dem Zweiten Weltkrieg erhalten die Ullsteins ihren Verlag zurück. 1956 erwirbt Axel Springer Anteile am Verlag und übernimmt drei Jahre später die Aktienmehrheit. Das Ullsteinhaus geht an den Stuttgarter Verleger Weitpert. Er führt es bis zu seiner Insolvenz 1985 als Druckhaus Tempelhof. Das einstige Zentrum für Presse und Medien ist inzwischen ein Geschäftshaus.

Außenansicht der Uferhallen
Innenansicht der Uferhallen
Innenansicht des Cafe Pförtner
Die in den Uferhallen angesiedelten Uferstudios sind ein Kultur- und Veranstaltungsort für zeitgenössischen Tanz. | © visitBerlin, Foto: Uferstudios

Uferhallen Gesundbrunnen

In der Uferstraße entstand ab 1892 eine große Werkstatt zur Wartung von öffentlichen Verkehrsmitteln. Inzwischen ist das Gelände als Uferhallen bekannt. In den Anfangsjahren reparierte die Werkstatt vor allem die Wagen der Pferdestraßenbahnlinien. Später kamen vermehrt elektrisch betriebene Straßenbahnlinien hinzu.

Im Jahr 1929 schlossen sich diverse Betreiber von öffentlichen Verkehrsmitteln zu den Berliner Verkehrsbetrieben, kurz BVG, zusammen. Bereits drei Jahre zuvor hatte der Architekt Jean Krämer das Gelände neben der Panke komplett umgeplant. Für seine Straßenbahn-Infrastrukturbauten bekannt, errichtete er auch hier zahlreiche Neubauten. Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzt die BVG die Hallen als Omnibusbetriebshof. Die gut erhaltenen Uferhallen werden seit der Stilllegung der Hauptwerkstatt 2006 größtenteils von Kunstschaffenden als Ateliers verwendet. 2017 erwarben private Investoren das Areal. Zwei Jahre später schließen sich die ansässigen Künstler:innen zum Uferhallen e.V. zusammen, um das denkmalgeschützte Ensemble zu erhalten und auch zukünftig als Kulturstandort zu sichern.

Außenansicht der Heilandskirche mit Glockenturm
Zeichnung der Sacrower Heilandskirche mit Glockenturm
Der Glockenturm ist nach Vorbild der italienischen Campanile erbaut. | © visitBerlin, Wirtschaftsförderung Steglitz-Zehlendorf, Foto: Steven Ritzer

Glockenturm Sacrower Heilandskirche

Südlich des Potsdamer Ortsteils Sacrow entstand 1844 eine Kirche mit freistehendem Glockenturm nach italienischem Vorbild erbaut. 1897 errichteten die Physiker Adolf Slaby und Georg Graf von Arco im Glockenturm die erste deutsche Antennenanlage für drahtlose Telegraphie. Von der Station auf dem Glockenturm glückte die Übertragung zu der 1,6 km entfernten Empfängerstelle auf der Matrosenstation Kongsnæs am gegenüberliegenden Ufer des Jungfernsees. Im Herbst 1897 gelang schließlich eine Funkverbindung von Schöneberg nach Rangsdorf. Ein Jahr später überbrückte die Verbindung bereits über 60 km nach Jüterbog.

Seit 1928 erinnert ein Gedenkstein an den geglückten Versuch von 1897. Nachdem in den 1990er Jahren eine Kopie eingesetzt wurde, ist das Original inzwischen im Technikmuseum zu sehen.

Hof der KulturBrauerei mit Museum
Turm der Kulturbrauerei an Straßenecke
Infos auf Smartphone bei der KulturBrauerei
Gang im Keller der KulturBrauerei
i

Erbaut
ab 1887

Bauherr
Schultheiss Brauerei AG

Architekt
Franz H. Schwechten

Früher
Brauereigelände

Heute
Kulturzentrum, Gastronomie, Museum, Gewerbeflächen

Die Schrift an den Gebäuden verrät, wo einst Garage, Ställe und Umkleidekabinen untergebracht waren. | © bzi, Foto: Katharina Hornscheidt
Adresse

Schönhauser Allee 36
10435 Berlin-Prenzlauer Berg

Kontakt

Tel.: 030/44 35 21 70
info@tic-berlin.de
www.kulturbrauerei.de

Anfahrt

U-Bahn: U2 (Haltestelle Eberswalder Straße o. Senefelderplatz)
Tram: M1, M10, M12 (Haltestelle Eberswalder Straße)
Nachtbus: N52 (Haltestelle Eberswalder Straße)

Öffnungszeiten

Gelände rund um die Uhr zugänglich
Touristeninfo (Sudhaus, Haus 2):
Di. bis So. 12:00 bis 17:30 Uhr (Öffnungszeiten können saisonal abweichen)

Eintritt

Gelände frei zugänglich
Kultureinrichtungen siehe Website

Führungen

Kostenloses Guidesystem für mobile Endgeräte
Führungen auf Anfrage, kostenpflichtig
berlinonbike.de/alle-touren/kulturbrauerei-fuhrung/

Barrierefreiheit

Eingeschränkt

ERIH-Mitglied

KulturBrauerei bei ERIH

Best of

Bier und Brot

KulturBrauerei

Kühles Bier aus tiefen Kellern

Von der U-Bahnstation Eberswalder Straße in Prenzlauer Berg strömen Nachtschwärmer in die KulturBrauerei. Schon von weitem tönen tiefe Bässe aus den verschiedenen Clubs auf dem 25.000 m² Areal. In der Nacht und auch am Tag ist die KulturBrauerei ein Ort zum Essen, Trinken und Tanzen. Das Museum zum Alltag in der DDR, ein Kino und ein Fahrradverleih runden das kulturelle Angebot ab.

1853 übernimmt Jobst Schultheiss eine bayrische Bierbrauerei und den dazugehörigen Lagerkeller in der Schönhauser Allee. Er gibt dem Unternehmen seinen Namen und wird schließlich zu einem der erfolgreichsten Bierbrauer in Berlin. Als Richard Roesicke die Brauerei 1864 übernimmt, behält er nicht nur den Braumeister, sondern auch den eingeführten Namen der Brauerei bei. Durch den Zusammenschluss mit weiteren Unternehmen entwickelt sich die Schultheiss-Brauerei schließlich zur größten Brauerei Deutschlands.

In der Schönhauser Allee schafft der renommierte Berliner Architekt Franz Schwechten ab 1878 einen modernen Produktionsstandort mit einem repräsentativen Ausschank. Sudhaus, Lagerhalle, Böttcherei – noch heute sind die früheren Nutzungen an den Gebäuden ablesbar. Der Brauereibesitzer Richard Roesicke setzt sich außerdem für gute Arbeitsbedingungen ein. Es entstehen beispielsweise Invalidenwerkstätten, Kindereinrichtungen und eine Bäderabteilung.

Im Nationalsozialismus gilt die Schultheiss-Brauerei als „Nationalsozialistischer Musterbetrieb“. Kriegsgefangene müssen Transport- und Hilfsarbeiten übernehmen. In den Tiefkellern produzieren ukrainische Zwangsarbeiterinnen für die Rüstungsproduktion der Telefunken AG. Nach Gründung der DDR geht die Bierproduktion staatlich organisiert als Volkseigener Betrieb (VEB) weiter. Das letzte Bier am Standort Schönhauser Allee wird 1967 abgefüllt. Mit dem Jugendclub Franz-Club beginnt 1970 die kulturelle Nutzung des Areals. Der ganze Brauerei-Komplex erhält 1974 Denkmalstatus. Dennoch ist das Gelände 1990 vom Verfall bedroht. Mit dem Konzept, das in den folgenden Jahren entsteht, etabliert sich eine bis heute tragfähige Mischung aus kommerzieller und kultureller Nutzung.

Der Sozialisierung der Arbeitswelt ist ein Abschnitt innerhalb der Meilensteine der Berliner Industriegeschichte gewidmet.


Download Publikation
Ausstellung im Museum für Kommunikation mit Kindern und Tablet
Museum für Kommunikation bei Nacht
Roboter im Museum für Kommunikation
Schwarz-weiß Foto, Lichthof im Reichspostmuseum um 1912
i

Erbaut
1871 - 1874, 1898, Umbauten

Bauherr
Reichspostamt

Architekt
Carl Schwatlo u.a.

Früher
Kaiserliches Generalpostamt, Reichspostmuseum

Heute
Museum

Im Museum finden verschiedene Workshops u.a. für Kinder und Familien statt. | © Museum für Kommunikation Berlin, Foto: Michael Ehrhart
Adresse

Leipziger Straße 16
10117 Berlin-Mitte

Kontakt

Tel.: 030-20 29 40
mfk-berlin@mspt.de
www.mfk-berlin.de

Anfahrt

U-Bahn: U2 (Haltestelle Mohrenstraße o. Stadtmitte), U6 (Haltestelle Stadtmitte)
Bus: M48, 265 (Haltestelle U Stadtmitte/Leipziger Straße), 200 (Haltestelle Mohrenstraße)

Öffnungszeiten

Di. bis Fr.: 9:00 bis 17:00 Uhr
Sa./So./Feiertag: 10:00 bis 18:00 Uhr
Jeder 3. Mi. im Monat: 9:00 bis 20:00 Uhr
Geschl. am 01.01., Ostermontag, Pfingstmontag, 24., 25. u. 31.12.

Eintritt

Erwachsene 8 €, ermäßigt 4 €,
Eintritt frei unter 18 Jahren.

Führungen

Führungen mit verschiedenen Schwerpunkten siehe Website, Anmeldung meist direkt vor Ort.

Barrierefreiheit

eingeschränkt

Best of

Kommunikation und Medien

Museum für Kommunikation Berlin

Von Rauchzeichen, Rohrpost und Robotern

Die Begrüßung im Museum für Kommunikation Berlin fällt überraschend aus: In der imposanten Eingangshalle heißen freundliche Roboter die Besucherinnen und Besucher willkommen. Dieses Museum ist ein Ort, an dem sich Menschen (und Roboter) begegnen, austauschen und unterhalten. Der Name des Museums ist dabei Programm. Schließlich geht es um bedeutende Fragen unserer Zeit:

  • Wie hat sich der Umgang mit Zeichen, Codes und Medien im Laufe der Zeit verändert?
  • Wie prägen neue Formen der Kommunikation unser privates und öffentliches Leben? 
  • Welche Zukunftsperspektiven gibt es für unsere Informationsgesellschaft?

Kommunikation prägt schließlich schon immer das Leben der Menschen. Beginnend beim Rauchzeichen bis hin zum heutigen Smartphone – die umfangreiche Sammlung des Museums spiegelt unsere vielfältigen Formen von Kommunikation wieder. 1872 eröffnet das Museum als erstes Postmuseum der Welt. In der Schatzkammer befinden sich besondere Raritäten und kostbarste Exponate. Dazu gehören das erste „Telephon“ von Johann Philipp Reis und die wohl berühmtesten Briefmarken: die Blaue und die Rote Mauritius.

Interaktion ist im Museum für Kommunikation Berlin ausdrücklich erwünscht. So laden beispielsweise eine funktionsfähige Rohrpostanlage und ein Green-Screen-Studio zum Ausprobieren ein.

Der Rundfunkgeschichte ist ein Meilenstein der Berliner Industriekultur gewidmet.

Historischer Arbeitsplatz mit Werkzeug Industriesalon Schöneweide
Industriesalon Schöneweide
Maschinen und Fernseher im Industriesalon Schöneweide
Dieser Glasbläser-Arbeitsplatz für Fernsehröhren ist heute Teil der Ausstellung im Industriesalon. | © Foto: Andreas Muhs
Adresse

Reinbeckstraße 10
12459 Berlin-Oberschöneweide

Kontakt

Tel.: 030/53 00 70 42
info@industriesalon.de
www.industriesalon.de

Anfahrt

Tram: 27, 60, 67 (Haltestelle Firlstraße),
M17, 21, 27, 37 (Haltestelle Wilhelminenhofstraße/Edisonstraße)

Öffnungszeiten

Mi. bis So. 14:00 bis 18:00 Uhr

Eintritt

Spende erbeten
Stadtführungen kostenpflichtig

Führungen

u.a. Fr. 14:00, So. 12:00 Uhr
und auf Anfrage.
Bitte Website beachten
(Anmeldung erbeten)

Barrierefreiheit

eingeschränkt

Best of

Produktion damals und heuteStrom und Energie

Industriesalon Schöneweide

Das Tor zur Elektropolis

Eine schnaufende Lokomotive zieht schwer beladene Güterwagen durch die Straßen. Die „Bullenbahn“ verbindet Industriestandorte in Oberschöneweide mit den Rangierbahnhöfen Niederschöneweide und Rummelsburg. Es ist laut und betriebsam Ende der 1980er Jahre in Schöneweide. Tausende Arbeiterinnen und Arbeiter strömen zum Schichtwechsel durch die Fabriktore – hier im größten innerstädtischen Industriegebiet der DDR.

Doch diese Zeiten sind längst vergangen. Über hundert Jahre industrielle Entwicklung haben Schöneweide geprägt und bis heute sichtbare Spuren hinterlassen. Die Wasserlage und die Nähe zur Eisenbahn begünstigen Ende des 19. Jahrhunderts die Ansiedlung von neuen Fabriken. Maßgeblich für die Entwicklung von Oberschöneweide wird die Allgemeine Electricitäts-Gesellschaft (AEG) unter Emil Rathenau. In rascher Folge entstehen ab 1897 neue Anlagen, wie beispielsweise das erste Drehstromkraftwerk Europas und ein hochmodernes Kabelwerk. Außerdem entstehen Versorgungseinrichtungen, Verwaltungs- und Wohnsiedlungen – aus Oberschöneweide wird eine Industriestadt mit Modellcharakter.

Krananlagen, Bahngleise, die die Straßen durchziehen und Fabrikhallen mit großen Fensterfassaden dominieren bis heute das Stadtbild. Nach dem abrupten Aus für die DDR-Großbetriebe Anfang der 1990er-Jahre stehen viele Gebäude leer. Große Teile der Industrieanlagen unterliegen mittlerweile dem Denkmalschutz – doch das rettet sie nicht in jedem Fall vor dem Abriss.

Aus einer nachbarschaftlichen Initiative heraus und mit Unterstützung lokaler Unternehmen entsteht 2009 der Industriesalon Schöneweide. Das Besucherzentrum und Museum ist inzwischen als Startpunkt für die Erkundung der „Elektropolis Berlin“ etabliert. Über Führungen und Sonderausstellungen hinaus engagiert sich der Industriesalon mit vielfältigen Veranstaltungen wie beispielsweise Podiumsgesprächen und der Organisation von Architekturwettbewerben für den Erhalt des industriellen Erbes.

Die Meilensteine der Berliner Industriegeschichte widmen sich auch der »Elektropolis Berlin« und den Themen »Repräsentieren und Produzieren in Ost-Berlin«.

Der Industriesalon Schöneweide ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 2.


Download Publikation
Außenansicht Generaltelegrafenamt
Historische Außenansicht Generaltelegrafenamt
Der Architekt Carl Schwatlo orientierte sich an italienischen Renaissance-Palazzi. | Beek100, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons, 2008
Adresse

Jägerstraße 42–44,
Oberwallstraße 4a–5
10117 Berlin-Mitte

Best of

Kommunikation und Medien

Generaltelegrafenamt

Ab 1862 wurde das Generaltelegrafenamt in der Jägerstraße in Mitte errichtet. Das erste Gebäude weltweit, das ausschließlich der Telegrafie diente. 1876 begann der Ausbau eines unterirdischen Telegrafenkabelnetzes mit Zentrum in Berlin. Sie sollte schnelle Kommunikation garantieren. Der wachsende Telegrafenverkehr und die neue Fernsprechvermittlung führten schließlich zu einem weiteren Neubau an der Oranienburger Straße. Das Gebäude in der Jägerstraße blieb vor Zerstörungen im Ersten und Zweiten Weltkrieg verschont. Deshalb kann man heute noch das ehemalige Generaltelegrafenamt mit seiner eindrucksvollen Sandsteinfassade betrachten. Skulpturen an der Fassade stellen die verschiedene Abläufe der Telegrafie und Telefonie dar.

Der zentrale Telegrafensaal im Erdgeschoss beherbergte auf einer Grundfläche von 860 m² 100 Typendruck-Telegrafenapparate. 250 Morseapparate waren im ersten Obergeschoss untergebracht. Das zweite Obergeschoss umfasste nicht nur zahlreiche Büroräume, sondern auch die Dienstwohnung des Amtsvorstehers. Noch heute dient das imposante Gebäude „fernmeldetechnischen“ Zwecken und ist inzwischen Sitz der Deutschen Telekom AG.

Funkturm Berlin auf Wiese
Funkturm Aussicht Berlin
Messe mit Funkturm 1932
Der Funkturm ist heute ein Wahrzeichen Berlins. | © Foto: Andreas FranzXaver Süß, 2016
Adresse

Hammarskjöldplatz
14055 Berlin-Charlottenburg

Industriekultur erleben

Fahrradroute: Natur und Infrastruktur

Best of

Kommunikation und Medien

Funkturm

Pionierort der Radiogeschichte

Der neue stählerne Funkturm ist bei seiner Fertigstellung 1926 der höchste Turm Deutschlands und das Highlight der dritten Deutschen Funkausstellung. Er ist das Ergebnis einer Abmachung: Das Berliner Messeamt baut den Funkturm, dafür verpflichtet sich die Radioindustrie zu einer jährlichen Branchenschau auf dem neuen Messegelände.

Anfang der 1920er-Jahre ist Berlin im Rundfunkfieber: Auf die erste Live-Funkübertragung aus Königs Wusterhausen folgt mit der „Funkstunde“ 1923 das erste reguläre Radioprogramm. 1924 erleben hunderttausende Besucher:innen auf der ersten „Großen Deutschen Funkausstellung“ die neuen Empfangsgeräte. Der Verband der Radioindustrie errichtet für diese Ausstellung auf dem Messegelände das „Haus der Funkindustrie“ – eine hölzerne Halle – sowie einen ersten hölzernen Sendemast. Diesen Mast soll der neue Funkturm 1926 ersetzen.

Sein Architekt Heinrich Straumer lässt sich vom Pariser Eiffelturm inspirieren: Das sich nach oben verjüngende Stahlfachwerk trägt ein Restaurant und eine noch höher gelegene Aussichtsplattform. Ein Fahrstuhl bringt die Besucherinnen und Besucher in der transparenten Stahl-Konstruktion in die Höhe. Ein geradezu schwindelerregendes Erlebnis. Die eigentliche Funktion allerdings, das Senden, übernehmen an der Turmspitze angehängte Antennen. Am Boden lagert das gesamte Bauwerk auf vier großen Porzellanisolatoren, um es als Antennenträger gegen die Erde zu isolieren. Das Restaurant in 48 Metern Höhe avanciert zum Ausflugsziel. Die Holzvertäfelungen mit filigranen Intarsien im Jugendstil sind wunderschön.

Mit der Eröffnung des Haus des Rundfunk 1931 erhöht sich der Sendebetrieb stark. 1935 brennt die hölzerne Funkhalle allerdings vollständig ab, auch die Sendetechnik des Funkturms fällt für einige Zeit aus. Als am Ende des Zweiten Weltkriegs Granaten einen der vier Hauptträger zerfetzen, bleibt der 600 Tonnen schwere Turm dennoch stehen. Der Abriss wird diskutiert, aber schließlich verworfen. 1963 löst der Sender Scholzplatz den inzwischen denkmalgeschützten Funkturm als Sendeanlage für den Rundfunk ab.

Im Besitz des Landes Berlin sendet der Funkturm heute nur noch für den regionalen Polizei- und Mobilfunk. Als ein Wahrzeichen der Stadt und des Messegeländes zu seinen Füßen erstrahlt der Turm zu allen Berliner Leitmessen in einer anderen Signalfarbe, so auch jährlich zur Internationalen Funkausstellung (IFA).

Übrigens: Die Eröffnungsrede der Funkausstellung im Jahr 1930 hält Albert Einstein höchstpersönlich. Die Bedeutung, die das neue Kommunikationsmedium Rundfunk zur damaligen Zeit hat, ist heute kaum mehr vorstellbar.


Download Publikation
Fernsprechamt Lübecker Straße
Der große Vermittlungssaal befand sich hinter den großen Fenstern im Obergeschoss. | © Foto: Norbert Gilson, 2016
Adresse

Lübecker Straße 1-2
10559 Berlin-Moabit

Best of

Kommunikation und Medien

Fernsprechamt 2

Um 1910 breitete sich das Telefon rasend schnell aus. Als Folge platzte das Fernsprechamt 2 in Moabit in den erst 1894 errichteten Bauten aus allen Nähten. An deren Stelle errichtete die Deutsche Reichspost nach Plänen von Louis Ratzeburg und Otto Spalding einen 1912 fertiggestellten Neubau. Der durch hohe Fenster und Dachgauben besonders gut belichtete Vermittlungssaal lag im Obergeschoss. Das Erdgeschoss beherbergte hingegen den Bereich der Paketpost. Dazwischen lagen Verwaltung und Fernsprechtechnik.

1934 wurde das Fernsprechamt 2 umgebaut, um die bisherige Handvermittlungsstelle in ein Selbstanschlussamt umzuwandeln. In dem inzwischen leer stehenden Vermittlungssaal entstand 1936 eine öffentliche „Fernseh-Großbildstelle”, die bis zu 230 Zuschauerinnen und Zuschauern die Verfolgung der Olympischen Spiele ermöglichte. Eine frühe Form des heute beliebten Public Viewings.

Fernsehturm Panorama Berlin
Fernsehturm Alexanderplatz Bau 1969
Der Fernsehturm überragt alle Gebäude in Berlin und ist von fast überall zu sehen. | Axel Mauruszat, CC BY 4.0 via Wikimedia Commons, 2017
Adresse

Karl-Liebknecht-Straße / Gontardstraße
10178 Berlin-Mitte

Best of

Kommunikation und Medien

Fernsehturm Alexanderplatz

Die bis 1952 zurückreichenden Planungen für einen Fernsehturm in Ostberlin fanden erst ab 1965 ihre Umsetzung, nachdem der Standort westlich des Alexanderplatzes festlag. Als Basis entstand ein 250 m hoher Stahlbetonschaft in Form einer sich verjüngenden Röhre. Darauf setzte man den aus 120 Edelstahlsegmenten geformten, kugelförmigen Turmkopf auf. Über diesem ragt der 118 m hohe stählerne Antennenmast auf. Außer den Technikräumen befinden sich im Turmkopf auch ein Café und eine Aussichtsplattform. Mit 368 m Höhe ist der Fernsehturm das höchste Bauwerk Deutschlands.

Ende der 1990er Jahre finden umfangreiche Sanierungen an den Antennen und deren Tragwerk statt. Seitdem trägt der Antennenmast Abstrahleinrichtungen für den UKW-Rundfunk sowie für Digitalrundfunk und Digitalfernsehen.