Ortstypen
Denkmal
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Bergmann Elektrizitätswerke Die historischen Gebäude der Bergmann Elektrizitätswerke bilden heute den PankowPark. | © visitBerlin, Foto: Wolfgang Scholvien Adresse
Hertzstraße 63, Lessingstraße 89
13158 Berlin-WilhelmsruhBergmann Elektrizitätswerke
Was hat eine deutsche Band mit einer alten Industriehalle zu tun? 2013 übernimmt Rammstein drei Hallen der ehemaligen Bergmann Elektrizitätswerke. In den nächsten Jahren lassen sie die Hallen sanieren und moderne Einbauten aus Sichtbeton und Stahl einsetzen. Das Ergebnis kann sich nicht nur sehen lassen, sondern wird 2018 sogar mit dem Berliner Denkmalpreis ausgezeichnet. Die Rammsteinhallen dienen der Band als Lager für Bühnenequipment, aber auch als Büroräume mit Industriekultur-Flair.
Neben Siemens und AEG gehört die Bergmann Elektrizitätswerke AG um 1900 zu den großen Akteuren der Berliner Elektroindustrie. Zur breiten Produktpalette gehören Dampfturbinen, Elektrolokomotiven und LKW mit Elektroantrieb. 1906 hat das Stammwerk im Wedding seine Kapazitätsgrenze erreicht. Außerhalb der Stadtgrenze findet sich im heutigen Wilhelmsruh ein perfektes Grundstück: ausreichend Platz und ein Anschluss an die Berliner Nordbahn bieten beste Voraussetzungen.
Im Zweiten Weltkrieg unterliegen die Werke der Rüstungsproduktion und beschäftigen Hunderte Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Nach dem Krieg liegt das Werksgelände im sowjetischen Sektor. Als VEB Bergmann-Borsig nimmt die verstaatliche Firma den Betrieb auf. Der Mauerbau stellt das Unternehmen vor eine neue Herausforderung. An zwei Seiten ist das Betriebsgelände von der Mauer umschlossen und von Verkehrswegen abgeschnitten. Alle Fenster und Türöffnungen in Richtung Westen werden vermauert und gesichert.
Nach der Wiedervereinigung übernimmt die Treuhand die Firma und verkauft an Asea Brown Boveri AG (ABB). Zu den weiteren Nachbarn der Rammsteinhallen zählt heute der Schienenfahrzeugbauer Stadler, der beispielsweise die neuen Berliner S-Bahnen produziert. Das ehemalige Bergmann-Gelände ist inzwischen als Pankow-Park bekannt.
Nicht alle historischen Hallen der ehemaligen Bergmann Elektrizitätswerke sind so vorbildlich saniert wie die Rammsteinhallen. Ein Kesselhaus aus dem Jahr 1928 verfällt seit Jahren. Daher ist es auf der Roten Liste der Berliner Kulturgüter seit 2022 als gefährdet eingestuft.
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Flughafen Tegel Das besondere am Flughafen Tegel ist seine Form, die kurze Wege bis ins Flugzeug ermöglicht. | © akg-images, Luftaufnahme (Postkarte), um 1975. Adresse
Saatwinkler Damm
13405 Berlin-TegelFlughafen Tegel
Die Geschichte des Flughafen Tegel beginnt in einer schicksalhaften Stunde der Stadt: Im Juni 1948 blockiert die Rote Armee alle Landwege nach West-Berlin. Die Westalliierten stemmen sich mit einer Luftbrücke dagegen. Sie bringen Lebensmittel, Medikamente, Heizmaterial und alles, was eine Großstadt sonst zum Überleben braucht. Doch die Kapazität an den Flughäfen Tempelhof und Gatow reichen bald nicht mehr aus. Im französischen Sektor beginnen daher die Arbeiten für ein neues Flugfeld. Rund 19.000 Berliner:innen arbeiten rund um die Uhr, um einen neuen Flughafen aus dem Boden zu stampfen. Nur drei Monate später setzt das erste Flugzeug in Tegel auf.
1960 nimmt Air France in „Tegel Nord“, wie der Flughafen Tegel nun offiziell heißt, den zivilen Luftverkehr auf. 1965 gewinnen die jungen Architekten Meinhard von Gerkan, Volkwin Marg und Klaus Nickels den Wettbewerb für einen modernen Airport „Tegel Süd“. Für Aufsehen sorgt ihr „Drive-in-Prinzip“. Die Fluggäste fahren direkt mit Bus, Auto oder Taxi an ihren Schalter zum Check-in und passieren die Sicherheitskontrollen. Vom Wartebereich dahinter geht es über eine Gangway direkt ins Flugzeug. Die sechseckige Form des Flughafens macht diese kurzen Wege möglich. Im November 1974 laufen die ersten Passagiere in weniger als 50 Metern vom Auto zum Flugzeug.
Mit der deutschen Wiedervereinigung enden 1990 die alliierten Sonderrechte für den Berliner Flugverkehr. Tegel darf nun von deutschen Fluggesellschaften angeflogen werden. Doch auch immer mehr ausländische Airlines beantragen Flugrechte für die Hauptstadt. Eigentlich soll 2011 der neue Großflughafen Berlin-Brandenburg (BER) den überlasteten Flughafen Tegel ablösen. Doch dieser kann wegen Baumängeln jahrelang nicht eröffnen. Währenddessen steigen die Passagierzahlen am Flughafen Tegel weit über die Kapazitätsgrenze hinaus. Ein drittes Terminal C, provisorisch errichtet und zweimal erweitert, rettet den Flughafen über die Zeit. Ursprünglich für zweieinhalb Millionen Passagiere geplant, fertigt Tegel letztendlich mehr als 20 Millionen Fluggäste pro Jahr ab.
Seit 2019 steht der Flughafen Tegel „Otto Lilienthal“ unter Denkmalschutz. Ein Jahr später endet schließlich der Flugverkehr. Bis 2040 soll unter dem Namen „Berlin TXL – The Urban Tech Republic“ ein Forschungs- und Industriepark auf dem Areal entstehen.
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Kabelwerk Dr. Cassirer / Poelzig-Halle Das ehemalige Kabelwerk Dr. Cassirer beherbergt seit 2003 das Depot des Stadtmuseums. | © Foto: Andreas FranzXaver Süß, 2021 Adresse
Hugo-Cassirer-Straße 44
13587 Berlin-HakenfeldeKabelwerk Dr. Cassirer / Poelzig-Halle
Der Name der jüdischen Familie Cassirer steht für Kunst, Kultur und Philosophie. Weniger bekannt sind jedoch die Cassirers als Berliner Unternehmer: Die Brüder Louis und Julius Cassirer ziehen aus Breslau in die boomende Reichshauptstadt. 1896 gründen sie eine Fabrik zur Herstellung von Kabeln und Gummifäden. Bis 1914 entwickelt sich das Cassirer‘schen Kabelwerk zu einem weltweit führenden Hersteller elektrischer Kabel und Leitungen, insgesamt sind 630 Personen dort beschäftigt.
Mitte der 1920er-Jahre sind die Produktionskapazitäten am Standort in Charlottenburg erschöpft. Die Firma erwirbt daher in Hakenfelde ein Industrieareal mit Eisenbahnanschluss und Zugang zur Havel. Der Berliner Architekt Hans Poelzig liefert die Pläne für ein neues Kabelwerk. Dabei orientiert er sich konsequent an den Arbeitsabläufen. Ins Zentrum der Anlage stellt er einen großen Hallenkomplex, ein reiner Stahlskelettbau. Lager- und Bürotrakte schließen sich an, ebenso ein Kesselhaus. Im Februar 1930, nach zwei Jahren Bauzeit, läuft die Produktion im sogenannten Havelwerk an.
Währenddessen verschärft sich die schwelende Weltwirtschaftskrise. Im Geschäftsjahr 1932/33 sinkt der Bleikabelabsatz auf rund 20 Prozent. Die Fertigung im Havelwerk kommt daraufhin fast zum Erliegen. Im Oktober 1935 veräußern die Cassirers ihr Unternehmen schließlich an die Elektrische Licht- und Kraftanlagen AG, eine Finanzierungsgesellschaft getragen u. a. von der Deutschen Bank und Siemens. Inwieweit der innerhalb von nur einem Monat abgewickelte Verkauf durch die kurze Zeit später verabschiedeten „Nürnberger Gesetze“ beeinflusst war, lässt sich aus heutiger Perspektive nicht mit abschließender Sicherheit bewerten. Mit der Umfirmierung in Märkische Kabelwerke AG 1941 ist der Name der jüdischen Gründerfamilie getilgt.
Schon ein Jahr nach Ende des Zweiten Weltkriegs kann die Produktion im Kabelwerk wieder beginnen – sie läuft noch bis 1993. Anfang der 2000er-Jahre erhält das nun Poelzig-Halle genannte Gebäude eine denkmalgerechte Sanierung. Kurze Zeit später zieht das Zentraldepot der Stiftung Stadtmuseum Berlin ein. Der Hallenkomplex beherbergt heute mehr als 4,5 Millionen historische Objekte. Im umgebenden Park finden Besucher:innen außerdem noch das ehemalige Pförtnerhaus und Mauerreste des ehemaligen Kabelwerks Dr. Cassirer und Co.
Das Kabelwerk ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 1.
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Flaschenkellerturm Engelhardt-Brauerei Der Flaschenkellerturm der ehemaligen Engelhardt-Brauerei beherbergt mittlerweile Wohnungen. | © bzi, Foto: Max Braun, 2020 Adresse
Krachtstraße 9
10245 Berlin-Alt-StralauFlaschenkellerturm Engelhardt-Brauerei
Fast wie ein Hochbunker ragt der massive Flaschenkellerturm über die Halbinsel Stralau. Das Gebäude ist Teil der hier seit 1917 ansässigen Engelhardt-Brauerei. Es dient einerseits der Flaschenabfüllung, aber auch als Kühl- und Lagerhaus. Traditionell lagert Bier in kühlen Kellern unter der Erde. Der Flaschenkellerturm hingegen ragt in die Höhe. Er kombiniert die Funktion eines gekühlten Flaschenkellers mit einem auffälligen Turm. Ein Kühlkreislauf versorgt die mit Kork gedämmten Geschosse mit kühlen Temperaturen.
Die Pläne für das Gebäude in Stahlbetonskelettbauweise entwirft Bruno Buch, Baubeginn ist 1929. In den folgenden Jahren werden täglich 300.000 Flaschen im Turm abgefüllt. Bis 1990 ist das VEB Engelhardt Ausbildungsbrauerei und produziert auch das alkoholfreie Bier AUBI. Nach der Schließung der Fabrik steht das denkmalgeschützte Gebäude leer und zerfällt.
Ab 2009 kommt neues Leben in den Flaschenkellerturm. Er wird denkmalgerecht saniert und dient seither mit fast 100 Wohnungen, zahlreichen Familien als attraktives Zuhause. Das Bauwerk ist heute der letzte Überrest der Brauerei und eines der wenigen auf Stralau erhaltenen Industriedenkmale. Auf der anderen Seite der Glasbläserallee erinnert ein weiteres Gebäude an die Industrievergangenheit der Halbinsel: die Stralauer Glaswerke. Sie nehmen 1890 den Betrieb auf, als Flaschenbier zum neusten Trend wird und beliefern auch die nahe gelegene Brauerei. -
Ziehl-Abegg Elektrizitäts-Gesellschaft / Motorwerk Das ehemalige Gelände der Firma Ziehl-Abegg ist heute als Motorwerk bekannt. | © Motorwerk, 2022 Adresse
An der Industriebahn 12
13088 Berlin-WeißenseeKontakt
www.motorwerk.de/
info@motorwerk.de
Tel.: 030 60987476-0Ziehl-Abegg Elektrizitäts-Gesellschaft / Motorwerk
Fahrraddynamo, Deckenventilator und der Nabenmotor, der moderne Elektrofahrzeuge direkt über die Räder antreibt: Sie alle sind Außenläufermotoren. Anders als bei normalen Elektromotoren dreht sich hier die äußere Hülse um einen festen Kern. Das erzeugt ein viel größeres Drehmoment. Die revolutionäre Idee dazu hat Ingenieur Emil Ziehl im Jahr 1897. Ziehl ist damals leitender Konstrukteur u.a. bei der AEG. Mit eigenen elektrotechnischen Patenten sammelt er nebenher Geld. Mit diesem Kapital gründen er und der Schweizer Eduard Abegg 1910 ein eigenes Unternehmen. Abegg scheidet zwar im selben Jahr schon wieder aus der „Ziehl-Abegg Elektrizitäts-Gesellschaft m.b.H.“ aus, weil aber Logo und Firmenname bereits vielfach gedruckt sind, behält Ziehl den Firmennamen bei.
Ziehl-Abegg-Elektromotoren bewegen in den folgenden Jahren beispielsweise Industriemaschinen, Unterwasserpumpen und Zeppeline. Ein Jahr nach Gründung sucht die Firma bereits größere Produktionsräume und findet sie im damals noch eigenständigen Weißensee bei Berlin. Als eines der ersten Unternehmen legt sich Ziehl-Abegg einen Gleisanschluss an die 1908 fertiggestellte Industriebahn Tegel-Friedrichsfelde. Das Unternehmen profitiert von der Kriegswirtschaft im Ersten Weltkrieg und boomt erneut mit der Berliner Elektroindustrie der 1920er-Jahre. 1921 entwirft Architekt Bruno Buch die bis heute erhaltene Produktionshalle mit dem markanten mehreckigen Kopfbau.
Das Unternehmen trotzt den wechselnden Konjunkturen dieser Jahre nicht nur wegen der anerkannten Qualität seiner Motoren und Generatoren. Industrialisierung meint damals vor allem auch die maximale Rationalisierung der betrieblichen Abläufe: Als einer der Ersten spezialisiert Emil Ziehl seine Firma ausschließlich auf kleinere Elektromotoren. Konsequent standardisieren seine Ingenieure die verbauten Teile. Sie können so einfacher gelagert, für unterschiedliche Motorvarianten eingesetzt und – vor allem – massenweise produziert werden. Die niedrigen Produktionskosten gibt „ZA“ an Abertausende kleine und mittlere Industriekunden weiter.
Emil Ziehl stirbt schließlich im Sommer 1939. In einem Bombenangriff bei Kriegsende retten seine Söhne wertvolle Konstruktionszeichnungen vor der Vernichtung und schmuggeln sie aus der sowjetischen Besatzungszone. Im baden-württembergischen Künzelsau produziert Ziehl-Abegg bis heute Ventilatoren, Motoren und Steuerungstechnik. Die historische Fertigungshalle in Berlin-Weißensee lädt seit einigen Jahren als eindrucksvoller Eventort „Motorwerk“ zu unterschiedlichsten Veranstaltungen ein.
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Argus Motoren Gesellschaft mbH Äußerlich hat sich der Verwaltungskomplex der Argus Motoren GmbH kaum verändert, Foto links 2020, rechts um 1938. | © bzi, Nathalie Scholl; Argus Konvolut Adresse
Flottenstraße 28-42
13407 Berlin-ReinickendorfArgus Motoren Gesellschaft mbH
Die Flottenstraße und Kopenhagener Straße sind gesäumt von alten Fabrikbauten. Die Backsteingebäude stehen dort teilweise seit 100 Jahren. Doch ihre Geschichte ist fast vergessen. Sie geht zurück auf die Pionierjahre der motorisierten Luftfahrt zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Argus Motoren Gesellschaft mbH ist inzwischen nur noch wenigen bekannt.
Im November 1906 gründet Henri Jeannin die Argus Motoren Gesellschaft mbH, Berlin. Der Fokus der jungen Firma liegt auf der Produktion von Automobil- und Bootsmotoren. Das Unternehmen bezieht die Werksanlage der ehemaligen Maschinenfabrik Ziegler in der Flottenstraße, die aus Halle, Bürogebäude und Kesselhaus besteht. Inspiriert von den Flugpionieren in Berlin, beschließt Jeannin auf den Bau von Flugmotoren umzusteigen.
Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs geraten Flugzeuge als Kriegsgeräte in den Fokus des Militärs. Das junge Unternehmen zählt deshalb schnell 300 Beschäftigte. 1916 übernimmt Moritz Straus die Geschäftsleitung. Er etabliert die industrielle Serienfertigung im nun vergrößerten Werk mit beinahe 1.000 Arbeiter:innen im Jahr 1918.
Auf die Expansion im Ersten Weltkrieg folgt die durch den Versailler Vertrag erzwungene Neuorientierung: Automobilmotoren und Fahrgestelle statt Flugzeugmotoren und Propeller. Eine großzügige Förderung der nationalsozialistischen Regierung führt 1933 zurück zur Luftfahrt und ermöglicht ein rasantes Wachstum der Firma. Doch das neue Regime stellte auch ideologische Ansprüche an den Betrieb. 1938 wird der jüdische Geschäftsführer Straus abgesetzt und ins Exil gezwungen.
Das Unternehmen konzentriert sich nun vollends auf die kriegsvorbereitende Rüstung. Zu den Produkten der Argus Motoren GmbH zählen zu dieser Zeit Motoren, Halterungen für Maschinengewehre und der Antrieb der sogenannten „Vergeltungswaffe V1“. Auf dem Areal der Firma entstehen bis 1944 nicht nur riesige Montagehallen und modernste Prüfstände sondern auch Barackenlager für tausende Zwangsarbeiter:innen.
Nach Kriegszerstörungen und der restlosen Demontage der Maschinenanlagen durch die Besatzer bleiben lediglich einige Hallen stehen. Sie werden an Moritz Straus restituiert, der 1948 bei Karlsruhe eine neue Firma gründet. Das Westberliner Werk in Reinickendorf spielt von nun an eine untergeordnete Rolle. Gewerbe mietet sich in den Hallen ein, die Erben von Straus verkaufen schließlich 2018 an die Immobiliengesellschaft GSG Berlin.
Das Berliner Zentrum Industriekultur (bzi) erforscht Industriegeschichten in der Stadt. Entsprechend beschäftigte sich 2020 eine Bachelorarbeit mit der Erforschung und Vermittlung der Geschichte der Argus Motoren Gesellschaft mbH in Reinickendorf.
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Garde-Dragoner-Kaserne / Translag In der ehemaligen Garde-Dragoner-Kaserne sitzt das Finanzamt Friedrichshain-Kreuzberg. | Jörg Zägel, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons, 2011 Adresse
Mehringdamm 22
10961 Berlin-KreuzbergGarde-Dragoner-Kaserne / Translag
Im Sommer 1929 wird das Translag-Gelände zum Filmset: Mühsam schiebt sich Taxifahrer Erwin unter seinem Wagen hervor, Schraubenschlüssel in der Hand, Schiebermütze auf dem Kopf. Über ihm lehnt ein Kollege am Kotflügel. Die Annie sei am Telefon, ob Erwin heute Abend mit ins Kino wolle? Der berlinert zurück: „Sie soll nicht so angeben! Die Greta Jarbo läuft noch bis Dienstag!“ Telefon, Kino, Automobil – der Film „Menschen am Sonntag“ feiert die technische Moderne und inszeniert dabei seinen ikonischen Drehort, die Translag in Berlin-Kreuzberg.
Transport und Lagerhaus GmbH, kurz „Translag“, nennt der Kohlenhändler Hans Engels seine Firma. Auf dem Gelände der aufgelösten Garde-Dragoner-Kaserne in Kreuzberg bietet sie etwas völlig Neues: automobile Dienstleistungen. In den 1920er-Jahren bewegen sich die allermeisten Menschen noch in Stadtbahnen, Bussen und auf Fahrrädern durch die Stadt. Aber das ändert sich jetzt. Automobile, bisher ein elitäres Hobby, werden zum Transportmittel für Handwerker und Ärzte.
Die sogenannte Garagenwirtschaft antwortet auf die neuen Bedürfnisse. In „Heimatgaragen“ parken Bewohnerinnen und Bewohner ihre Fahrzeuge. „Zeitgaragen“ reservieren Autoreisende telefonisch, um hier auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. Für die störanfälligen Fahrzeuge baut die Translag die Kasernenställe beheizbar um. Das eigentliche Geschäft aber sind Betriebsstoffe und Dienstleistungen rund ums Tanken. Das erledigen die Fahrer:innen anfangs noch an Zapfsäulen direkt am Fahrbahnrand. 1930 errichtet der Architekt Heinrich Kosina eine Tankstelle nach amerikanischem Vorbild: Eine überdachte Tankinsel neben der Straße mit beheiztem Verkaufsraum. Die angrenzende Waschhalle reinigt 2.200 Fahrzeuge täglich. Zwei Kantinen verpflegen die Kundschaft, für Chauffeure stehen Unterkünfte bereit. Die Translag ist größter Automobilstandort Berlins.
In der früheren Reithalle der Garde-Dragoner-Kaserne entstehen 1927 Ladeanlagen für Elektrofahrzeuge. Das Rennen um den Antrieb der Zukunft ist zu diesem Zeitpunkt noch offen. Immer wieder beweist das Unternehmen seine Innovationskraft – und stellt diese bereitwillig in den Dienst der NS-Rüstungswirtschaft. Bis zu 100 Zwangsarbeiter:innen leben zum Ende des Zweiten Weltkriegs auf dem Gelände und reparieren währenddessen im größten Instandsetzungswerk der Region Militärfahrzeuge.
In West-Berlin erhält der Komplex früh Denkmalschutz, zugleich bleibt er bis ins neue Jahrtausend Automobilstandort. 2010 geht die Translag GmbH schließlich in die Insolvenz. Seit 2016 plant der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg die Umnutzung und teilweise Neubebauung des einstigen Geländes. Nach wie vor ist unklar, inwieweit die bedeutenden Bau- und Technikdenkmale der Garde-Dragoner-Kaserne sowie der Translag erhalten werden.
Ein Meilenstein der Berliner Industriegeschichte widmet sich der »Entstehung des Nahverkehrs«.
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Rundlokschuppen Pankow Der Rundlokschuppen Pankow liegt direkt neben dem S-Bahnhof Pankow-Heinersdorf. | © Foto: Matilda Riebe, 2018 Adresse
Am Feuchten Winkel 15
13189 Berlin-PankowRundlokschuppen Pankow
2007: In Pankow rücken Abrissfahrzeuge an, um die letzten Gleisanlagen, Gebäude und Überführungen abzureißen. Von dem einstigen Güter- und Rangierbahnhofs Pankow-Heinersdorf bleibt nur wenig übrig. Einige verfallene und denkmalgeschützte Gebäude bleiben stehen. Eines von ihnen ist der Rundlokschuppen Pankow.
1893 lässt die Königliche Eisenbahndirektion den runden Lokschuppen am Bahnbetriebswerk Berlin-Pankow errichten. 24 Abstell- und Reparaturgleise reihen sich um eine Drehscheibe in der Mitte. Darüber erhebt sich eine eindrucksvolle Kuppel in filigraner Stahlkonstruktion. Gemeinsam mit dem ebenfalls verfallenden Rundlokschuppen Berlin-Rummelsburg ist er der Letzte seiner Art in ganz Deutschland. Das Ensemble aus Rundlokschuppen und halbrunden Ringlokschuppen daneben ist einzigartig.
Der Güter- und Rangierbahnhof Pankow ist bis zur Wiedervereinigung wichtiger Umschlagplatz für Lebensmittel und Baustoffe. Auch eine Müllumschlaganlage der Stadtreinigung findet hier Platz. 1997 endet der Güterverkehr mit der Stilllegung des Bahnhofs.
Investor Kurt Krieger kauft 2009 das Areal des ehemaligen Rangierbahnhofs inklusive Rundlokschuppen. Zunächst plant er den Bau eines Einkaufszentrums mit Parkgelände, mittlerweile wirbt er stattdessen für das neue Stadtviertel „Pankower Tor“ mit 2.000 Wohnungen. Der stark beschädigte Rundlokschuppen Pankow soll hierfür weichen. 2019 fordert das Verwaltungsgericht Berlin den Eigentümer des denkmalgeschützten Gebäudes zu sofortigen Erhaltungsmaßnahmen auf. Diese beginnen 2021 am maroden Dach. Mittlerweile ist der Rundlokschuppen vollständig eingerüstet. Die Restaurierungsmaßnahmen erfolgen in enger Abstimmung mit der Unteren Denkmalschutzbehörde Pankow.
Ein Meilenstein der Berliner Industriegeschichte widmet sich dem »Aufstieg zum Eisenbahnzentrum«.
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Flugplatz Staaken Der Zeppelin-Tower am Flugplatz Staaken stammt aus den 1920er-Jahren. | © Foto: Andreas FranzXaver Süß, 2021 Adresse
Am Zeppelinpark
13591 Berlin-StaakenFlugplatz Staaken
Ab 1915 bietet der Flugplatz Staaken Platz für Großes: Zeppeline, Riesenflugzeuge und Monumentalfilme. Den Auftakt macht die Luftschiffbau Zeppelin GmbH, die in der Nähe des damaligen Dorfes Staaken bei Spandau eine Werft errichtet.
Während des Ersten Weltkriegs wandeln sich die Zeppeline vom Passagierschiff zur Kriegsmaschine. Wirklich geeignet sind die empfindlichen Luftschiffe für den Kriegseinsatz jedoch nicht. In Staaken beginnt daher parallel die Entwicklung von „Riesenflugzeugen“ vom Typ Staaken R VI, welche die Zeppeline in ihrer Rolle als strategische Bomber ablösen sollen. Die Auflagen des Versailler Vertrags verbieten nach Kriegsende den Bau von Flugzeugen. Damit endet die Luftschiff-Produktion am Standort Staaken 1918.
Die gigantischen Hallen stehen jedoch nicht lange leer. Luftschiffhallen werden zu Großfilmstudios und ehemalige Zeppelin-Beschäftigte finden neue Jobs im Kulissenbau. 1923 gründet sich die Filmwerke Staaken AG, die Stummfilmklassiker wie „Metropolis“ von Fritz Lang aus dem Jahr 1927 produziert.
Schnell kehrt auch die zivile Luftfahrt nach Staaken zurück. Ab 1923 schmälert jedoch der neue zentrale Flughafen Tempelhof die Bedeutung des eher abgelegenen Flugplatzes Staaken. Stattdessen findet der Ort mit der Gründung der Deutsche Verkehrsfliegerschule (DVS) eine neue Rolle als Ausbildungsstätte.
Getarnt als Schule für Kunstfliegerinnen und zivile Piloten ist die DVS Teil der verdeckten Aufrüstung der Luftfahrt in der Weimarer Republik. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten nutzt die neu gegründete Luftwaffe den Flugplatz Staaken ab 1935 auch offiziell. Während des Zweiten Weltkriegs arbeiten tausende Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, darunter viele Kinder und Jugendliche, in der Lufthansa Werft in Staaken. Neben einem Barackenlager für die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter errichtet das Regime 1941 eine Bogendachhalle für die Produktion von Junkers-Flugmotoren.
Im April 1945 besetzen sowjetische Truppen den Flugplatz Staaken und nutzen ihn noch bis 1953. Danach siedeln sich Betriebe aus den Bereichen Baustoffe, Metall- und Kunststoffverarbeitung an. Eine ehemalige Kaserne auf dem Gelände ist bis zur Wiedervereinigung ein Krankenhaus. Nach langem Leerstand wird dieser Komplex 2018 für neuen Wohnraum saniert. Der Zustand weiterer denkmalgeschützter Gebäude des Flugplatzes reicht vom „lost place“ wie dem ehemaligen Gaswerk bis hin zu gut erhaltenen und weiterhin genutzten Bauten.
Der Flugplatz Staaken ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“, Band 1. Mehr zur Geschichte der Luftfahrt erfahren Sie in den Meilensteinen der Industriegeschichte Berlins.
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Flugplatz Johannisthal Die großen Hallen am ehemaligen Flugplatz Johannisthal stehen seit drei Jahrzehnten leer. | © Foto: Andreas FranzXaver Süß, 2021 Adresse
Segelfliegerdamm 1–45, Groß-Berliner Damm, Hermann-
Dorner-Allee, 12487 Berlin-Johannisthal und -AdlershofFlugplatz Johannisthal
Mit einem spektakulären Flugwettbewerb eröffnet am 26. September 1909 der Flugplatz Johannisthal-Adlershof. Die ersten Pioniere der deutschen und internationalen Luftfahrt erproben auf diesem Motorflugplatz ihre aufsehenerregenden neuen Erfindungen. Dank skurriler Flugzeugkonstruktionen, waghalsiger Kunststücke und oftmals spektakulärer Unfälle entwickelt sich der Flugplatz damals zu einem Besuchermagneten. Eigentlich ist der Flugplatz Johannisthal nur ein Ausweichquartier, weil die Deutsche Flugplatzgesellschaft keine Zulassung für den Motorflug auf dem Tempelhofer Feld erhalten hat. Dort hatte sich zuvor bereits die Luftschifffahrt mit Zeppelinen angesiedelt.
Mehrere Flugzeughersteller siedeln sich an dem neuen Flugplatz Johannisthal an. Dazu gehören beispielsweise die Albatros-Werke und die Rumpler-Luftfahrzeugbau GmbH. Experimente und Prüfung von Motoren führt die Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL) durch. Entwicklung, Bau und Erprobung von Flugzeugen können so gebündelt an einem Ort stattfinden. Die erste deutsche Frau, die eine Ausbildung zur Motorfliegerin absolviert, ist Melli Beese. Wider alle Vorurteile und Benachteiligungen legt sie 1911 bei den Rumpler-Werken erfolgreich die Prüfung für die Flugzeugführerlizenz ab.
Während des Ersten Weltkrieges wird der Flugplatz nur noch für militärische Zwecke genutzt. Rund ein Viertel der im Deutschen Reich genutzten Flugzeuge wird dort hergestellt. Nach Kriegsende beginnt die zivile Luftpost mit Flügen zwischen Weimar und Johannisthal. Kurze Zeit später finden erste Passagierflüge statt. Als 1923 der Zentralflughafen Tempelhof eröffnet, verliert der Flugplatz Johannisthal allerdings an Bedeutung.
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In den Produktionshallen entstehen in den 1920er-Jahren unter anderem Autos, da der Versailler Friedensvertrag den Flugzeugbau in Deutschland stark einschränkt. In andere Bereiche der Hallen ziehen sogar Tageslicht-Filmstudios ein. Die Johannisthaler Filmanstalt GmbH entwickelt sich zu einem der erfolgreichsten Filmstudios Deutschlands.
Während des Nationalsozialismus beginnen geheime Aufrüstungsprojekte auf dem Areal. Diese finden teilweise in Zusammenarbeit mit der benachbarten Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt e.V. (DVL) in Adlershof statt. Nach dem Zweiten Weltkrieg produzieren unter anderem der VEB Motorenwerk Johannisthal und der VEB Kühlautomat Berlin-Johannisthal auf dem Gelände des Flugplatzes.
1952 endet der reguläre Flugverkehr in Johannisthal. Die endgültige Schließung erfolgt allerdings erst 1995 nach einem tödlichen Unfall bei einer Flugshow mit historischen Flugzeugen.
Das ehemalige Rollfeld wird fortan der Natur überlassen und in den Landschaftspark Adlershof integriert. Die erhaltenen Gebäude und eindrucksvollen Hallen der früheren Flugzeugfabrik der Luftverkehrsgesellschaft verfallen.
Nach einem 2021 vorgelegten Bebauungsplan sollen – bezogen auf die Bruttogrundfläche – 85 % der denkmalgeschützten Gebäude zugunsten von neuen Wohnkomplexen weichen. Obwohl die Denkmalbehörden die „Bauten als bedeutende städtebauliche Erinnerungsträger“ einschätzen, halten sie eine denkmalgerechte Sanierung der jahrzehntelang vernachlässigten Hallen für nicht mehr zumutbar.
Der Flugplatz Johannisthal ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“, Band 2. Mehr zur Geschichte der Luftfahrt erfahren Sie in den Meilensteinen der Industriegeschichte Berlins.
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Königliche Pulverfabrik Der denkmalgeschützte Wassertrum aus den 1890er-Jahren verfällt seit Jahrzehnten. | © Foto: Max Braun, 2020 Königliche Pulverfabrik
Die Königliche Pulverfabrik, erbaut in den 1830er-Jahren, liegt direkt an der Havel in Spandau. Der Standort am Fluss bietet zwei Vorteile. Einerseits erzeugt die Wasserkraft den nötigen Antrieb für die Produktion. Andererseits gelangt das in Fässern gelagerte Schießpulver über die Havel gefahrenarm zu den Artilleriedepots der preußischen Monarchie.
Nicht nur der Transport der explosiven Ware spielt beim Bau der Fabrik eine Rolle. Wegen der hohen Explosionsgefahr sind die weitläufigen Fabrikanlagen von Erdwällen und Bäumen umgeben, in östlicher Richtung schützt außerdem ein Wassergraben die umliegenden Bauten.
Der Pulververbrauch der preußischen Armee steigt kontinuierlich, dafür sorgen die Deutschen Einigungskriege und die Weiterentwicklung der Wehrtechnik. Deswegen wird die Fabrik ab den 1870er-Jahren ausgebaut und erweitert. Die „Neue Pulverfabrik“ ergänzt die „Alte Pulverfabrik“ und produziert ab 1890 ein rauchschwaches Pulver. Die „Schießbaumwolle“ verdrängt nach und nach das traditionelle Schwarzpulver.
Ihren Höhepunkt erreicht die Produktion während des Ersten Weltkriegs. Sind 1914 noch 1.450 Personen beschäftigt, die jeden Monat 520 Tonnen Pulver herstellen. So steigen die Zahlen nur ein Jahr später auf 5.600 Arbeitskräfte, die monatliche 1.900 Tonnen produzieren. Ein Lageplan aus der dieser Zeit umfasst 500 Betriebsgebäude auf dem Fabrikgelände. Allerdings sind nur wenige dieser Bauten heute noch erhalten. Denn die Pulverproduktion in Spandau endet 1919 nach dem Ersten Weltkrieg.
Das älteste erhaltene Gebäude der Alten Pulverfabrik ist eine Werkhalle aus dem Jahr 1887. Inzwischen befindet sich in dem Backsteinbau eine Oldtimer-Werkstatt. Diese bildet das Zentrum des heutigen Gewerbeparks und Freizeitareals „Havelwerke“. In der Daumstraße befinden sich weitere Spuren der einstigen Pulverfabrik. Unter anderem ein zweigeschossiges Fachwerkhaus aus den 1890er-Jahren, das den Beschäftigten damals als Speisesaal dient. In unmittelbarer Nähe der Insel Eiswerder sind ebenfalls Gebäude der Neuen Pulverfabrik erhalten. Ein besonders markantes Relikt ist der Wasserturm aus den 1890er-Jahren, der damals die umliegenden Kesselhäuser der Neuen Pulverfabrik mit Wasser versorgt.
Rund um die denkmalgeschützten Bauten entstehen in den nächsten Jahren neue Wohnungen. Zur „Wasserstadt Berlin-Oberhavel“ gehört bereits das Wohnquartier zwischen Kleiner Eiswerderstraße, Daumstraße und Telegrafenweg, errichtet in den 2000er-Jahren.
Mehr zur Königlichen Pulverfabrik erfahren Sie in Band 1 der Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“.
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Ladestraße des Anhalter Güterbahnhofs In der Ladestraße des ehemaligen Anhalter Güterbahnhofs sind heute Ausstellungsräume des Deutschen Technikmuseums. | © SDTB, Foto: Malte Scherf, 2021 Adresse
Möckernstraße 26
10963 Berlin-KreuzbergIndustriekultur erleben
Ladestraße des Anhalter Güterbahnhofs
Der Bauch von Berlin
Ende des 19. Jahrhunderts boomt der Verkehr auf der Schiene. Die schnelle Eisenbahn fährt nicht nur Reisende zu ihrem Ziel, sondern auch Waren und Güter von A nach B. Von A wie Anhalt nach B wie Berlin verläuft ab 1841 eine Eisenbahnlinie. Ihr nördlicher Endpunkt ist der Anhalter Bahnhof am Askanischen Platz. Bis in die 1870er-Jahre erstreckt sich das Gelände des Personen- und Güterbahnhofs bis zum Landwehrkanal. Passagiere und Post bevölkern ab 1880 die monumentalen Gebäude des Anhalter Bahnhofs. Auf dem Areal südlich des Kanals entstehen währenddessen ein zusätzlicher Güterbahnhof und ein Bahnbetriebswerk für die Wartung der Dampflokomotiven. Architekt Franz Schwechten entwirft sowohl den Personen- als auch den Güterbahnhof.
Zwei Verwaltungsgebäude umrahmen 1880 den Eingang zur Ladestraße des Anhalter Güterbahnhofs. Dahinter erstrecken sich lange Ladeschuppen entlang der Schienen. Außen verlaufen Gleise, über die die Eisenbahn Waren liefert. Arbeiter entladen die Waggons im Akkord und stapeln die Frachtkisten in die Schuppen. Auf der innen liegenden Seite fahren Pferdefuhrwerke, später auch LKWs, um die Waren schließlich zu ihrem Ziel zu kutschieren. Der linke Ladeschuppen ist für den Empfang von Waren zuständig. Vom rechten Ladeschuppen aus tritt die Berliner Fracht ihren Weg in die weite Welt an.
Eine separate Milchrampe sorgt für die tägliche reibungslose Verladung des frischen Produkts. Denn vor den Zeiten pasteurisierter Milch ist eine schnelle Abfertigung des verderblichen Lebensmittels besonders wichtig.
Nach dem Zweiten Weltkrieg verliert der Anhalter Güterbahnhof und dadurch auch die Ladestraße an Bedeutung. Obwohl auf West-Berliner Gebiet liegend, ist das Schienennetz der Reichsbahn der DDR unterstellt. Die Natur erobert sich mit der Zeit die verlassene Bahnanlage zurück, die Gebäude verfallen.
1988 zieht das Deutsche Technikmuseum in die sanierten Lokschuppen des ehemaligen Betriebswerks. Zwei Jahre später eröffnet das Science Center Spectrum im erhaltenen Verwaltungsgebäude am Eingang der Ladestraße. Inzwischen befindet sich auch in dem anschließenden Ladeschuppen eine Ausstellung des Deutschen Technikmuseums. Der gegenüberliegende Versandschuppen beherbergt außerdem den Juniorcampus des Museums und die Probebühne des Theaters Berliner Ensemble.
Das Areal rund um Anhalter Bahnhof und Gleisdreieck ist Thema eines Forschungsprojektes des Berliner Zentrum Industriekultur (bzi). Gleisdreieck Online verknüpft Geodaten und historisches Material zu einer umfangreichen Karte: Eine Spurensuche durch zwei Jahrhunderte Eisenbahngeschichte.
Der Storywalk Gleisdreieck führt mit 27 Hörstationen durch den Park am Gleisdreieck. Expertinnen und Experten erzählen Stories aus der Geschichte des Areals, darunter auch Industriearchäologe Nico Kupfer (bzi).
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Yorckbrücken Die Brücken überqueren die Yorckstraße und schaffen so eine zweite Ebene für den Verkehr. | © Foto: Andreas Muhs, 2014 Adresse
Yorckstraße
10965 Berlin-KreuzbergIndustriekultur erleben
Yorckbrücken
Berlins historische Lebensadern
Berlins Entwicklung zur Metropole verläuft nicht ohne Konflikte. Ein Beispiel dafür sind die Yorckbrücken. 1862 legt Stadtplaner James Hobrecht seinen Bebauungsplan für das künftige Berlin vor. Darin enthalten ist der „Generalszug“, ein Boulevard, dessen Straßen und Plätze nach Feldherren benannt sind. Allerdings durchkreuzt eine Prachtstraße die Erweiterungspläne des Potsdamer und Anhalter Bahnhofs. Die Expansion des Schienennetzes ist wichtig, da auf diesem Weg lebensnotwendige Güter in die wachsende Stadt gelangen. Der Streit geht über mehrere Jahrzehnte.
Wie so häufig entsteht ein Kompromiss, der nur teilweise zufriedene Parteien zurücklässt. Der Generalszug wird im Bereich der Bahnhöfe nach Süden verschoben und verschmälert. Der imposante Charakter des Boulevards geht in diesem Abschnitt verloren. Die Bahngesellschaften müssen im Gegenzug für das riesige Bahngelände eine neue Ebene oberhalb der Straßen schaffen. Deswegen wird beim Neubau des Anhalter Bahnhofs das gesamte Areal um 3 bis 4 Meter aufgeschüttet. Nach und nach entstehen über 40 Eisenbahnbrücken, die über die Yorckstraße führen. Diese Lebensadern führen zum Anhalter Güterbahnhof und versorgen die Metropole mit landwirtschaftlichen Produkten und Waren aller Art.
Von den historischen Brücken sind 24 erhalten und stehen inzwischen unter Denkmalschutz. Vier Brückenneubauten sind nach 1995 dazugekommen. Die heutige Nutzung der Brücken ist vielseitig: die S-Bahn, die Fernbahn und die Museumsbahn des Deutschen Technikmuseums rollen über einige der Yorckbrücken. Eine weitere Brücke kann zu Fuß sowie per Rad überquert werden. Viele der „Kompromiss-Brücken“ liegen jedoch brach.
Der Storywalk Gleisdreieck führt mit 27 Hörstationen durch den Park am Gleisdreieck. Expertinnen und Experten erzählen Stories aus der Geschichte des Areals, darunter auch Industriearchäologe Nico Kupfer (bzi).
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Kaufhaus des Autos / Opelhalle 1918 eröffnet die Fahrräder- und Motorwagenfabrik Adam Opel in Schöneberg. | © KADEA Berlin GmbH Adresse
Bessemerstraße 28–36
12103 Berlin-SchönebergIndustriekultur erleben
Kaufhaus des Autos / Opelhalle
Repräsentationsbau der Automobilindustrie
Im Opel auf Streife durch Berlin: Wie die meisten Berliner Behörden fährt auch die Polizei mit Autos von Opel durch die Stadt. Das Opel-Flottenzentrum mit Verkaufsraum und Werkstatt befindet sich im Kaufhaus des Autos (KADEA) in Tempelhof. Hinter der denkmalgeschützten Opel-Halle ragt ein Schornstein empor, dessen Aufschrift den Bauherren von damals verrät: Opel.
Mitten im Ersten Weltkrieg beauftragt die Adam Opel KG aus Rüsselsheim den Industriearchitekten Bruno Buch mit dem Bau einer imposanten Werkhalle in Berlin. 1917 beginnen die Bauarbeiten an der Hauptwerkstatt für Kraftfahrzeuge und Flugmotoren. Opel fertigt während des Krieges nicht nur Autos, sondern im Lizenzbau auch Flugmotoren von BMW und Argus. Im letzten Kriegsjahr 1918 nimmt Opel den Betrieb in Tempelhof auf. Seit 1919 ist die Opel-Halle eine Reparaturwerkstatt für PKWs, bis heute. Die riesige ehemals fünfschiffige Halle zeugt von einer aufstrebenden Firma in der jungen Automobilbranche.
1961 kommen ein Ausstellungs- und Verwaltungsgebäude hinzu. Ihre funktionale Architektur repräsentiert den wirtschaftlichen Aufschwung und die steigende Motorisierung der Zeit. Besonders die ovale Pförtnerloge spiegelt den Zeitgeist der 1960er-Jahre wider.
1993 übernimmt die AVAG Holding SE die Opel Niederlassung und führt sie weiter. Seit 2006 agiert sie als Kaufhaus des Autos (KADEA) mit mehreren Standorten in Berlin.
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Kasernen General-Pape-Straße In den ehemaligen Kasernen befindet sich der Gedenkort zum SA-Gefängnis Papestraße. | © Axel von Blomberg, 2021 Adresse
Werner-Voß-Damm 54 a
12101 Berlin-TempelhofIndustriekultur erleben
Kasernen General-Pape-Straße
Militär, Eisenbahn und Gefängnis
In der General-Pape-Straße in Berlin-Schöneberg befinden sich ehemalige Kasernen. Der Bau des Kasernenkomplexes der preußischen Eisenbahnregimenter beginnt bereits 1892, in Nähe des damaligen Militärbahnhofs Schöneberg.
Ab 1835 beschleunigt die Eisenbahn nicht nur Reisen, Handel und Nachrichten, sondern auch das Militär erkennt schnell die Bedeutung des neuen Verkehrsmittels. Entlang von Eisenbahnstrecken siedeln sich Truppen an, wie zum Beispiel die preußischen Eisenbahnregimenter in Schöneberg. Zu den Aufgaben des Regiments zählt der Bau von Feldbahnen in Kriegsgebieten, um Soldaten sowie Material zügig an die Front zu befördern. 1875 öffnet eine Militäreisenbahn, die unter anderem der Ausbildung der Eisenbahntruppen dient. Die Bahntrasse beginnt am Militärbahnhof Schöneberg und führt zum Schießplatz bei Kummersdorf und zum Flugplatz Sperenberg. Auf dem Kasernengelände an der General-Pape-Straße entstehen bis 1907 Kasernen, Mannschafts- und Wirtschaftsgebäude, ein Exerzierplatz und ein Wohnhaus für Offiziere.
Nach dem Ersten Weltkrieg führt der Versailler Vertrag schließlich zur Auflösung der Eisenbahnregimenter. Die Militäreisenbahn und die Kasernen werden fortan zivil genutzt. 1933 dient das Wirtschaftsgebäude für kurze Zeit als Gefängnis der nationalsozialistischen SA-Feldpolizei. Zwischen März und Dezember 1933 verhört und foltert die SA mindestens 500 Personen in diesem frühen Konzentrationslager.
Seit 2011 ist das Gebäude als Gedenkort SA-Gefängnis öffentlich zugänglich. Im Keller sind die Haftzellen in ihrem Zustand von 1933 erhalten. An ihren Wänden sind noch Kritzeleien, Zeichnungen und Datumsangaben zu erkennen. Die übrigen Gebäude der Kaserne beherbergen inzwischen Werkstätten, Gewerbe und Teile des Robert Koch-Institut.
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Schwerbelastungskörper Zwischen April und Oktober kann die Plattform des Schwerbelastungskörpers bestiegen werden. | Paul Horsefield CC BY-SA via flickr, 2015 Adresse
General-Pape-Straße / Loewenhardtdamm
12101 Berlin-TempelhofIndustriekultur erleben
Schwerbelastungskörper
Größenwahn in Beton gegossen
Mitte der 1930er-Jahre plant das NS-Regime den radikalen Umbau Berlins. Die „Welthauptstadt Germania“ soll den NS-Staat monumental repräsentieren. Als Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt ist Architekt Albert Speer mit dem Projekt beauftragt. Zusammen mit seinen Mitarbeitenden, beauftragten externen Architekten, den Bauämtern Berlins und sogar Unternehmen wie der Reichsbahn entwirft Speer gigantische Bauwerke. Für diese geplanten Bauten müssen auf einer neuen Nord-Süd-Achse zahlreiche bestehende Gebäude weichen. Bis zur Einstellung des Vorhabens 1943 lässt der Generalbauinspektor tausende Wohnungen abreißen. Trotz der umfangreichen Pläne und Modelle bleibt eine essenzielle Frage ungeklärt: Kann der Berliner Boden das Gewicht der riesigen Bauwerke überhaupt tragen? Um dies zu testen, lässt Speer 1942 einen Schwerbelastungskörper aufstellen.
13.000 Tonnen Beton türmen sich 14 Meter über dem Boden. In die Tiefe ragt er sogar 18 Meter. Damit soll er das Gewicht des hier geplanten Triumphbogens simulieren. Bis 1944 werden Messungen am Schwerbelastungskörper vorgenommen. Doch bis Berechnungen zur Belastung des weichen Sandbodens möglich sind, ist der Krieg und damit die NS-Herrschaft schon längst vorbei. 1948 steht fest: Der Berliner Boden hält dem Gewicht nicht stand. Germania wäre ohne Verdichtung bis zu 19 Zentimeter tief im Berliner Boden versunken.
Die umliegenden Wohngebäude verhindern eine Sprengung des Kolosses. Bis Mitte der 1980er-Jahre dient er weiterhin zur Analyse des Bodens. Die Deutsche Gesellschaft für Bodenmechanik führt hier Messungen durch. 1995 erhält der Klotz den Status eines Denkmals. Er ist das letzte Zeugnis der NS-Stadtplanung zur Nord-Süd-Achse.
Als Informationsort erzählt das Bauwerk seit 2009 seine Geschichte. Zwischen April und Oktober ist der Koloss öffentlich zugänglich. Eintritt und Aufstieg zur Plattform sind ebenso wie Führungen kostenlos. Der Schwerbelastungskörper ist Teil des Geschichtsparcours Papestraße.
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Natur Park Schöneberger Südgelände Der Natur Park Schöneberger Südgelände befindet sich auf einem ehemaligen Eisenbahnareal. | © bzi, Foto: Anja Liebau, 2021 Adresse
Prellerweg 47– 49
12157 Berlin-SchönebergIndustriekultur erleben
Natur Park Schöneberger Südgelände
Vom Bahnhof zur Stadtwildnis
Heutzutage ist der Natur Park Schöneberger Südgelände ein Ort der Erholung. Ende des 19. Jahrhunderts ist das Areal jedoch geprägt von Gleisen und Zügen. 1891 errichtet die Reichsbahn den Rangierbahnhof Tempelhof, um den nahegelegenen Anhalter Güterbahnhof zu entlasten. Bis zu 130 Güterzüge werden hier täglich zusammengestellt oder aufgelöst. Teil des Rangierbahnhofs ist außerdem ein Bahnbetriebswerk von dem einzelne Bauwerke bis heute erhalten sind.
Nach dem Zweiten Weltkrieg betreibt die DDR-Reichsbahn das im Westteil der Stadt gelegene Areal. 1952 stellt sie den Betrieb am Südgelände ein. Die Natur erobert Stück für Stück das Areal zurück. Anfang der 1980er-Jahre soll ein neuer Güterbahnhof entstehen, eine Bürgerinitiative verhindert allerdings den Bau. Stattdessen entwickelt sie die Idee für einen Park. Die Bahnnutzung endet schließlich 1993. Zwei Jahre später überlässt die Deutsche Bahn AG das Gelände dem Berliner Senat.
Als Ausgleich für Eingriffe in die Stadtnatur anderenorts, ist im Südgelände ein Raum für Naturschutz entstanden. Große Teile des Parks dürfen nicht betreten werden, andere sind nur über Stege zugänglich, Radfahren ist untersagt. 70 Jahre nach der schrittweisen Stilllegung des Bahnbetriebswerks sind hier 130 Wildbienenarten, 30 Vogelarten und über 350 Pflanzenarten heimisch. Während des Bahnbetriebs reisten Samen und Insekten als blinde Passagiere per Zug an oder gelangten entlang der Bahntrassen ins Stadtzentrum. Der Natur Park Schöneberger Südgelände ist heute Teil einer Kette von Grünanlagen, die bis zum Park am Gleisdreieck führt.
Besucherinnen und Besucher finden zwischen dem Grün des Natur Parks Schöneberger Südgelände zahlreiche Spuren des einstiegen Rangierbahnhofs. Die Brückenmeisterei, die Lokschuppen und der Wasserturm erinnern bis heute an die Bahngeschichte. Sogar eine Dampflok versteckt sich im Grünen. Im südwestlichen Bereich des Parks dürfen sich Street-Art-Künstler:innen an den alten Mauern von zwei großen „Überwerfungsbauwerken“ austoben.
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Postpaketbahnhof / STATION Berlin Die Gebäude des Postpaketbahnhofs in Kreuzberg sind heute als die Eventlocation STATION bekannt. | Nasir Khan Saikat, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons, 2012 Adresse
Luckenwalder Straße 4–6
10963 Berlin-KreuzbergKontakt
www.station-berlin.de/
info@station-berlin.de
Tel.: 030 88 000 719Industriekultur erleben
Postpaketbahnhof / STATION Berlin
Drehscheibe für Pakete
Über 90 Jahre lang versorgt der Postpaketbahnhof die Hauptstadt mit Paketen und anderen Gütern aus der ganzen Welt. Um 1900 nimmt der Paketverkehr solche Ausmaße an, dass die Personenbahnhöfe, wie der Anhalter Bahnhof diesem Ansturm nicht mehr gewachsen sind. Daher baut die Oberpostdirektion Berlin 1913 den Postpaketbahnhof in günstiger Lage zwischen dem U-Bahnhof Gleisdreieck und dem Anhalter Güterbahnhof. Ein weiterer Postbahnhof entsteht zeitgleich in Friedrichshain am heutigen Ostbahnhof.
Die Architektur des neuen Bahnhofs orientiert sich an den kurz zuvor erbauten beiden Kühlhäusern direkt nebenan. Märkische Backsteingotik trifft hier auf Formen aus der Renaissance.
Die in den 1930er-Jahren installierte Paketförder- und Verteilanlage bewältigt bis zu 400.000 Sendungen pro Tag. Gut die Hälfte aller in Berlin ankommenden und abgehenden Pakete wird hier bearbeitet. Für den Betrieb auf dem großen Bahnhofsgelände setzt die Post elektrische Lokomotiven von AEG und Siemens ein. Diese rangieren die Postwagen und stellen ganze Postzüge zusammen. Einige dieser Lokomotiven sind inzwischen im Deutschen Technikmuseum ausgestellt. Eine Diesellokomotive von Orenstein & Koppel zieht im Sommer die Museumsbahn des Deutschen Technikmuseums.
Während der deutschen Teilung behält der Bahnhof seine Bedeutung, jetzt als zentrale Paketumschlagstelle für West-Berlin. Die Paketverteilung wandert 1997 vermehrt auf die Straße, die Post gibt den Bahnhof auf. Seit 2005 gehört der Postpaketbahnhof als STATION Berlin zu den festen Größen unter den Berliner Event-Locations.
Das Areal rund um das Gleisdreieck, Anhalter Bahnhof und Postbahnhof ist Thema eines Forschungsprojektes des Berliner Zentrum Industriekultur. Gleisdreieck Online verknüpft Geodaten und historisches Material zu einer umfangreichen Karte: Eine Spurensuche durch zwei Jahrhunderte Eisenbahngeschichte.
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Gleisdreieck Der Park am Gleisdreieck eröffnet 2011. | © bzi, Foto: Florian Rizek, 2016 Adresse
Luckenwalder Straße 6 b
10963 Berlin-KreuzbergIndustriekultur erleben
Gleisdreieck
Kreuzungspunkt für U-Bahnen
Der Name Gleisdreieck beschreibt die ursprüngliche Anordnung der Schienen in einem Dreieck. Verschiedene U-Bahnlinien nutzen es zum Richtungswechsel. Doch diese Anordnung der Schienen erweist sich als fatal. 1908 verunglücken hier mehr als 17 Personen, als ein Wagen der U-Bahn von der Hochbahn stürzt. Zwei Züge waren in das Dreieck aus Schienen und Weichen eingefahren und gleichzeitig abgebogen. Ein Wagen rammte den anderen und stürzte in die Tiefe.
Nach einem zweiten Unglück werden die Schienen 1912/13 auf mehrere Ebenen verlegt. So können sich die Züge der verschiedenen Linien gefahrlos kreuzen. Obwohl das eigentliche Dreieck aus Schienen nun nicht mehr befahren wird und an seiner Stelle ein Turmbahnhof steht, bleibt der Name erhalten: U-Bahnhof Gleisdreieck. Auch das benachbarte Umformerwerk führt diesen Namen, obwohl zu seinem Bau das eigentliche Dreieck aus Gleisen schon Geschichte ist.
Auf dem früheren Gelände des Anhalter und des Potsdamer Güterbahnhofs liegt inzwischen der Park am Gleisdreieck. Nach der Teilung Berlins werden die Bahnhöfe von ihren Fernverbindungen abgeschnitten. Im Westen gelegen, aber von der Reichsbahn der DDR betrieben, verfallen die Bahnanlagen. Von 2011 bis 2013 eröffnet hier Berlins modernster Park mit Freizeitangeboten und baulichen Spuren der Vergangenheit. Inzwischen durchqueren nur noch eine Fernbahn-Trasse und das Gleis der Museumsbahn des Deutschen Technikmuseums das Gelände.
Das Areal rund um das Gleisdreieck ist Thema eines Forschungsprojektes des Berliner Zentrum Industriekultur (bzi). Gleisdreieck Online verknüpft Geodaten und historisches Material zu einer umfangreichen Karte: Eine Spurensuche durch zwei Jahrhunderte Eisenbahngeschichte.
Der Storywalk Gleisdreieck führt mit 27 Hörstationen durch den Park am Gleisdreieck. Expertinnen und Experten erzählen Stories aus der Geschichte des Areals, darunter auch Industriearchäologe Nico Kupfer (bzi).
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Telefunken-Hochhaus Das Telefunken-Hochhaus teilen sich die TU Berlin und die Telekom Innovation Laboratories. | © bzi/Foto: Max Braun, 2022 Adresse
Ernst-Reuter-Platz 7
10587 Berlin-CharlottenburgIndustriekultur erleben
Telefunken-Hochhaus
Ein Hauch von New York in West-Berlin
Am Ernst-Reuter-Platz ragt das Telefunken-Hochhaus in den Berliner Himmel. Als „Haus der Elektrizität“ entwerfen Paul Schwebes und Hans Schoszberger den Firmensitz, im Jahr 1960 kann Telefunken einziehen. Das elegante Gebäude hat ein amerikanisches Vorbild – den Wolkenkratzer der ehemaligen Fluggesellschaft Pan Am in New York. Doch die Dimensionen unterscheiden sich. Während der New Yorker Wolkenkratzer 59 Stockwerke umfasst, ist die Berliner Variante nur 22 Stockwerke hoch. Dennoch ist das Telefunken-Hochhaus bis 1965 das höchste Gebäude in Berlin.
Das Berliner Traditionsunternehmen Telefunken entsteht bereits 1903 auf Drängen von Kaiser Wilhelm II. Zu dieser Zeit streiten sich die Großkonzerne AEG und Siemens & Halske um Patente. Deswegen initiiert Wilhelm II. die Gründung der Gesellschaft für drahtlose Telegraphie mbH, System Telefunken. AEG und Siemens sind zu gleichen Teilen an der neuen Firma beteiligt.
In den 1950er-Jahren ist Telefunken vor allem in der Nachrichten- und Datentechnik erfolgreich. Das Telefunken-Hochhaus soll daher modern und weltgewandt wirken. 1967 fusioniert das Unternehmen mit seiner Muttergesellschaft zur AEG-Telefunken. Nur 8 Jahre später zieht die Firmenzentrale allerdings nach Frankfurt am Main.
Der Berliner Senat kauft das Hochhaus 1975 und stellt es der Technischen Universität Berlin zur Verfügung. Inzwischen teilen sich die TU Berlin und die Telekom Innovation Laboratories das Gebäude.
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Mosse-Haus Das Mosse-Haus wurde von 1900 bis 1903 erbaut, die historische Fassade 1995 rekonstruiert. | Jörg Zägel, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons, 2009 Adresse
Schützenstraße 25
10117 Berlin-MitteIndustriekultur erleben
Mosse-Haus
Imposantes Herz der Pressemetropole
Als Pazifist, Demokrat und Kunstsammler leitet der jüdische Verleger Rudolf Mosse zwischen 1871 und 1920 sein Unternehmen. Zu Höchstzeiten bringt der Verlag 130 Druckerzeugnisse heraus. Mosse gilt als Mitbegründer des historischen Berliner Zeitungsviertels, von dem jedoch heute nur noch das Mosse-Haus steht.
Das Mosse-Haus erlebt in seiner Geschichte mehrere bauliche Veränderungen. Das Sandsteingebäude von 1903 kommt bei den Spartakusaufständen im Jahr 1919 zu Schäden. Anhänger der „Linken“ besetzten damals das Verlagshaus. Der Großstadtarchitekt Erich Mendelsohn modernisiert das Gebäude 1923 und ergänzt es im Stil der Neuen Sachlichkeit um 3 Etagen. Die baulich-dominante Straßenfront aus Eisen und Keramik symbolisiert die Dynamik der damals modernen Zeit.
Mosses linksliberale Veröffentlichungen im legendären Berliner Tageblatt, der ersten Berliner Zeitung, nehmen Einfluss auf die demokratische Meinung der Öffentlichkeit. Er ist das Sprachrohr des nicht kaisertreuen Bürgertums und setzt sich beispielsweise für Gleichberechtigung, interreligiösen Dialog, soziale und kulturelle Zwecke ein. Außerdem macht er seine künstlerische und literarische Sammlung im Mosse-Palais am Leipziger Platz öffentlich zugänglich.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 ist der Verlag das erste Großunternehmen, das arisiert und politisch gleichgeschaltet wird. Die Nationalsozialisten versteigern anschließend Mosses Sammlungen und treiben die Familie ins Exil. Der Name Mosse verschwindet aus dem Stadtbild.
Im Zweiten Weltkrieg erleidet das Gebäude erneut starke Schäden. Die verbliebene arbeitsfähige Druckerei ist anschließend der Sowjetischen Militäradministration unterstellt und bringt ab Mai 1945 die erste Nachkriegszeitung heraus.
In der DDR hat in dem sehr schlicht wiederaufgebauten Haus das Druckkombinat Berlin seinen Sitz. 1995 wird die historische Fassade rekonstruiert und das Gebäude zum heutigen Mosse-Zentrum entwickelt, in dem inzwischen verschiedene Unternehmen ihren Sitz haben.
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Rausch Schokoladenhaus Das repräsentative Haus lässt 1907 die Berlinische Bodengesellschaft errichten. Die reich verzierte Fassade ist bis heute erhalten. | © Rausch GmbH Adresse
Charlottenstraße 60
10117 Berlin-MitteIndustriekultur erleben
Rausch Schokoladenhaus
Traditionsprodukt des feinen Lebens
Seit 1890 produziert die Familie Rausch in der fünften Generation Schokolade, zunächst in der familieneigenen Konditorei. Wilhelm Rausch junior, Sohn des ersten Konditormeisters und Chocolatiers, führt die Herstellung von Pralinen, Schokoladen und Honigkuchen fort. 1918 eröffnet er die Rausch-Privat-Confiserie und betreibt sieben Geschäfte in Berlin. 1968 eröffnet Rausch in Tempelhof eine neue Schokoladenfabrik.
Rausch-Schokolade steht bis Ende der 1990er-Jahre in den Regalen von über 5.000 Süßwarenläden. Als diese immer weniger werden, richtet das Unternehmen sein Sortiment neu aus und bringt Rausch-Produkte in die Supermärkte. 2016 endet der Vertrieb im Supermarkt. Schokolade und Pralinen von Rausch gibt es fortan nur noch Online oder im Rausch Schokoladenhaus.
Das repräsentative Gebäude am Gendarmenmarkt lässt 1907 die Berlinische Bodengesellschaft errichten. Die reich verzierte Fassade ist bis heute erhalten. Das ist nur bei wenigen Bauten in Nähe des Gendarmenmarktes der Fall. Die meisten Fassaden wurden ab 1935 „entdekoriert“ und im Zuge der „Bereinigung des Berliner Stadtbildes“ im Sinne der NS-Architektur überformt.
1999 eröffnet das Rausch Schokoladenhaus als größtes der Welt mit Schokoladen-Café, Geschäft und Manufaktur. Das Café in der zweiten Etage überblickt den Gendarmenmarkt mit Konzerthaus, Deutschem und Französischem Dom.
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Kornversuchsspeicher Auf dem Gelände des Hamburg-Lehrter Güterbahnhofs in Berlin-Moabit eröffnet 1898 der Kornversuchsspeicher. | Norhei via Wikimedia Commons, 2013, CC BY-SA 3.0 Adresse
Heidestraße 20C
10557 Berlin-MoabitIndustriekultur erleben
Kornversuchsspeicher
Hygienisches Getreidelager
Ende des 19. Jahrhunderts wächst die Bevölkerung der Industriemetropole Berlin rasant. Die täglich steigende Zahl hungriger Mäuler erfordert neue Wege, um große Mengen an Lebensmitteln zu lagern. Auf dem Gelände des Hamburg-Lehrter Güterbahnhofs in Berlin-Moabit eröffnet 1898 daher der Kornversuchsspeicher. Das Gebäude entspricht damals dem modernen industriellen Speicherbau.
Mit wissenschaftlichen Methoden erprobt die Versuchsanstalt für Getreideverarbeitung neue Ideen zur Lagerung von Getreide. Ziel ist es, große Getreidemengen ohne Schädigung der Keim- und Backfähigkeit zu trocknen und zu lagern. Fünf Schüttböden und vier Silos fassen 1.130 Tonnen Getreide.
Die Versuche münden in eine neue Technik: die Schüttbodenspeicherung. Dabei wird das Getreide flach geschüttet und anschließend mit Bretterwänden separiert. 1915 ergänzt ein Erweiterungsbau den Kornversuchsspeicher. Die Anstrengungen lohnen sich. Dank der neuen Technik halbiert sich in den folgenden Jahren die Sterberate bei Menschen, die sich an schlechtem Brot vergiftet haben.
2019 beginnen Entkernungsarbeiten am Kornversuchsspeicher. Nur die äußere Hülle bleibt erhalten, um Büros, Gastronomie und Begegnungsorte einzubauen. Das Speichergebäude soll sich zum Wahrzeichen der modernen Europacity und der Wasserstadt Mitte wandeln.
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Robert Koch-Institut 1900 erhält das Robert Koch-Institut (RKI) ein eigenes Gebäude am Nordufer in Berlin-Wedding. Seit 2017 befindet sich hier ein Museum. | © Robert Koch Institut RKI Adresse
Nordufer 20
13353 Berlin-WeddingIndustriekultur erleben
Robert Koch-Institut
Forschung für menschliche Gesundheit
Robert Koch gilt gemeinsam mit Louis Pasteur als Begründer der Bakteriologie. 1876 entdeckt Koch, dass Mikroorganismen für Infektionskrankheiten verantwortlich sind. Sechs Jahre später identifiziert er den Erreger der Tuberkulose. Auf Basis von Kochs bahnbrechenden Leistungen in der medizinischen Forschung gründet die Preußische Regierung 1891 das Königliche Preußische Institut für Infektionskrankheiten. Robert Koch ist bis 1904 Leiter der Einrichtung. 1900 erhält das Institut ein eigenes Gebäude am Nordufer in Berlin-Wedding. Koch stirbt zehn Jahre später und wird in einem Mausoleum im Institut beigesetzt, das seit 1912 seinen Namen trägt: Robert-Koch-Institut.
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 müssen alle jüdischen Wissenschaftler:innen das Institut verlassen. Während des NS-Regimes ist die Einrichtung zudem an Menschenversuchen in Konzentrationslagern und Heilstätten beteiligt. Nach vielen Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg kann das Robert Koch-Institut (RKI) mit Hilfe der Alliierten seine Forschungsarbeit bereits 1945 wiederaufnehmen.
1978 bezieht das Robert Koch-Institut ein neues Laborgebäude, das ebenfalls am Nordufer liegt. Heutzutage hat das RKI mehrere Standorte, an denen Expertinnen und Experten Krankheiten erforschen, Risiken bewerten und Empfehlungen für den Gesundheitsschutz geben.
In das RKI-Gebäude von 1900 ist mittlerweile ein Museum eingezogen. Seit 2017 präsentiert das Museum nicht nur die Forschungsarbeit von Robert Koch. Als Public-Health-Besucherzentrum bietet es Einblicke in aktuelle Fragen der Gesundheits- und Präventionsforschung. Für viele überraschend: Besucherinnen und Besucher können auch einen Blick in das Mausoleum von Robert Koch werfen.
Das Robert-Koch-Institut ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 3.
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Kraftwerk Moabit Blick über den Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal auf das Kraftwerk Moabit. In der Turbinenhalle befindet sich eine Eventlocation. | © Foto: Andreas FranzXaver Süß, 2022 Adresse
Friedrich-Krause-Ufer 10-15
13353 Berlin-MoabitKontakt
turbinenhalle.berlin/
pm@turbinenhalle.berlin
Tel.: 0174 9600816Industriekultur erleben
Kraftwerk Moabit
Pionier der industriellen Stromerzeugung
Wo ist der beste Standort für ein neues Kraftwerk? Weit von der dicht bebauten Innenstadt für spätere Erweiterungen, aber zugleich gut angeschlossen: So kommt die Kohle für den Betrieb per Schiff und Bahn, das Kühlwasser aus dem Schifffahrtskanal und die Innenstadt bleibt von rauchenden Schloten verschont. Das Kraftwerk Moabit erfüllt im Jahr 1900 mit seiner Lage am Spandauer Schifffahrtskanal all diese Anforderungen.
Dank der neuen Drehstromtechnik Ende des 19. Jahrhunderts ist der Bau eines Kraftwerks außerhalb der Innenstadt möglich. Denn erstmals kann Drehstrom mit hoher Spannung verlustarm über lange Strecken in verschiedene Bezirke geleitet werden. Dort wandeln Umspannwerke den Strom in niedrigere Spannung für Haushalte und Fabriken um. Das Kraftwerk Moabit, drei Jahre nach dem Kraftwerk Oberspree in Oberschöneweide erbaut, ist damals das zweite Drehstromkraftwerk in Berlin.
Um die wachsende Bedeutung der Stromerzeugung hervorzuheben, entwirft Franz Schwechten, Hofarchitekt von Kaiser Wilhelm II, für das Kraftwerk eine repräsentative Fassade im Stil der Neo-Renaissance. 1930 erweitern die Architekten Walter Klingenberg und Werner Issel das Kraftwerk Moabit. Kurz zuvor hatten sie bereits mit dem Kraftwerk Klingenberg neue Maßstäbe im Kraftwerksbau gesetzt.
Inzwischen betreibt Vattenfall das Kraftwerk und setzt seit Ende 2013 auch Biomasse als Energieträger ein. In der denkmalgeschützten Turbinenhalle befindet sich mittlerweile eine Eventlocation.
Das Kraftwerk Moabit ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 3.
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Kraftwerk Charlottenburg Das Kraftwerk Charlottenburg liegt am Ufer der Spree. | © Foto: Andreas FranzXaver Süß, 2022 Adresse
Am Spreebord 5
10589 Berlin-CharlottenburgIndustriekultur erleben
Kraftwerk Charlottenburg
Perlenkette von Kraftwerksbauten
Das Kraftwerk Charlottenburg beansprucht heute ein großes Areal am Ufer der Spree. Seit über 120 Jahren wächst es stetig. Auftraggeber für den Bau ist 1900 die wohlhabende Stadt Charlottenburg, die mit dem benachbarten Berlin wetteifert. Das neue Kraftwerk soll die Stromversorgung der elektrischen Straßenbahn sichern. Außerdem erhofft sich die einstige Großstadt Charlottenburg den Zuzug industrieller Betriebe sowie wohlhabender Berlinerinnen und Berliner.
Konzeption und Bau des ersten Kohlekraftwerks übernimmt der damals 28-jährige Ingenieur Georg Klingenberg. Klingenberg entwickelt sich in den folgenden Jahren zum regelrechten Kraftwerksexperten. Nach seinen Plänen entstehen über 70 dieser Bauten, rund ein Drittel davon im Ausland.
Zeitgleich mit dem Kraftwerk eröffnet der Siemenssteg: Eine Brücke, die die elektrischen Leitungen über die Spree nach Charlottenburg führt und der Arbeiterschaft als Fußgängerbrücke dient.
Lastkähne versorgen das Kraftwerk über die Spree mit Kohle. Ein fahrbarer Kran entlädt ab 1911 die Schiffe. Eine Hängebahn transportiert den Brennstoff anschließend weiter zu einem Lagerplatz. Das für die Dampferzeugung benötigte Wasser kommt aus der Spree.
Mit seiner märkischen Backsteingotik demonstriert das Kraftwerk Charlottenburg das Selbstbewusstsein der Stadt. Nach der Eingemeindung Charlottenburgs nach Groß-Berlin 1920 betreiben die Berliner Städtischen Elektrizitätswerke (Bewag) das Kraftwerk weiter. Ab 1926 versorgt das Kraftwerk neben dem Rathaus beispielsweise auch die Deutsche Oper, das Schillertheater, das Stadtbad Krumme Straße und 70 weitere Gebäude mit Fernwärme.
In den folgenden Jahrzehnten kommen zahlreiche Erweiterungen hinzu. Dazu gehören ein Schalthaus im Stil der neuen Sachlichkeit (1925), ein Kesselhaus als vertikal gegliederter Kubus (1953), eine Gasturbinenhalle (1975), eine Rauchgasentschwefelung (1989) und eine Rauchgasentstickung (1994). Vattenfall betreibt die heutige Anlage des Kraftwerk Charlottenburg in einem auffälligen orangefarbenen Gebäude. Seit 2001 wird es nicht mehr mit Kohle, sondern Erdgas betrieben.
Das Kraftwerk Charlottenburg ist Teil der Digitalen Tour „Remaking Berlin“. Der Virtuelle Rundgang nimmt die kritische Infrastruktur Berlins zwischen 1920 und 2020 unter die Lupe.
Unsere Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 3 blickt näher auf Charlottenburg und Moabit, dabei nimmt sie auch das Kraftwerk in den Fokus.
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Ständige Ausstellung für Arbeiterwohlfahrt In diesen Gebäude entsteht 1903 die „Ständige Ausstellung für Arbeiterwohlfahrt“. | © Physikalisch-Technische Bundesanstalt Adresse
Fraunhoferstraße 11-12
10587 Berlin-CharlottenburgIndustriekultur erleben
Ständige Ausstellung für Arbeiterwohlfahrt
Lernort für Arbeitsschutz
Ende des 19. Jahrhunderts gründen sich erste Berufsgenossenschaften. Sie kämpfen unter anderem für Unfallverhütung und Arbeitsschutz. Im Zuge dieser Bewegung findet 1883 in Berlin eine erste Ausstellung mit dem Titel „Allgemeine Deutsche Ausstellung auf dem Gebiet der Hygiene und des Rettungswesens“ statt. Sie widmet sich den Themen Stadthygiene, Arbeitsschutz und Armenpflege.
Die Ausstellung ist ein Publikumsmagnet, in fünf Monaten kommen rund 870.000 Besucher:innen. Nach weiteren erfolgreichen Wechselausstellungen entsteht 1903 schließlich ein fester Ort für die „Ständige Ausstellung für Arbeiterwohlfahrt“. Die Dauerausstellung informiert in den folgenden Jahren mit Hilfe von Modellen, Lehrgängen, Vorträgen und sogar ersten Filmen über Arbeitsschutz. 1927 erfolgt die Umbenennung in Deutsches Arbeitsschutzmuseum.
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten folgen düstere Zeiten. Das Regime benennt das Museum um in „Reichsstelle für Arbeitsschutz“. Zwei Mitarbeiterinnen werden Anfang der 1940er-Jahre hingerichtet, weil sie einer Widerstandsgruppe angehören. Das Museum wird bei Luftangriffen 1943 schwer beschädigt, die Ausstellungsbestände verlassen die Stadt. Damit endet der Museumsbetrieb in Berlin.
1951 beginnt das neue Bundesinstitut für Arbeitsschutz in Koblenz mit dem Aufbau einer neuen Wanderausstellung. Parallel dazu entsteht in der DDR 1967 eine Dauerausstellung zu Arbeitsschutz im Dresdner Hygiene-Museum. Schließlich eröffnet 1993 die Deutsche Arbeitsschutzausstellung (DASA) in Dortmund und informiert bis heute über aktuelle Entwicklungen zum Thema.
Das historische Gebäude der „Ständigen Ausstellung für Arbeiterwohlfahrt“ in Berlin nutzt heute die Physikalisch-Technische Bundesanstalt.
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Altes Nivea-Haus Die Firma „Alfred Heyn, Parfüm und Kosmetik Großhandlung“ errichtet 1956 das Gebäude, auf dem heute das Logo von NIVEA prangt. | © Axel von Blomberg Adresse
Franklinstraße 1
10587 Berlin-CharlottenburgIndustriekultur erleben
Altes Nivea-Haus
Kosmetische Fabrik Alfred Heyn
An der Gebäudeseite prangt das weltbekannte Logo. Dunkelblau, kreisrund und in der Mitte der Schriftzug: NIVEA. Weit weniger bekannt ist der Bauherr des Gebäudes. 1956 errichtet die Firma „Alfred Heyn, Parfüm und Kosmetik Großhandlung“ das Verwaltungsgebäude an der Franklinstraße in Berlin-Charlottenburg. Direkt daneben entstehen Fabriken für Kosmetikprodukte.
1981 übernimmt die Firma Guhl die Fabrikanlage und produziert Haarpflegemittel. Kurze Zeit später zieht die Beiersdorf AG ein. Unter der Marke NIVEA produziert sie bis heute Spülungen, Shampoos und Duschbäder für den europäischen Markt. Täglich befüllt das Unternehmen am Salzufer rund eine Millionen Flaschen.
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Garten der TU Berlin Die Ruine dieser Bogenhalle war 1860 der Eingangsbereich der Borsig-Werke. | © bzi/Foto: Max Braun, 2022 Adresse
Fasanenstraße 1, Eingang D
10623 Berlin-CharlottenburgIndustriekultur erleben
Garten der TU Berlin
Begehbares Lehrbuch
Ein Garten für die praxisorientierte Lehre: Was für eine Revolution an den Universitäten um 1900. In einem kleinen Garten der TU Berlin, hinter dem Hauptgebäude, können Studierende seit mehr als 100 Jahren drei Relikte der Berliner Stadtgeschichte unter die Lupe nehmen.
Da ist zum einen die Ruine einer ehemaligen Bogenhalle. Diese ist zwischen 1860 und 1887 der Eingangsbereich zu den Borsig-Werken an der Chausseestraße. Die Bogenhalle soll den Blick auf den Hof versperren, damit Passanten sich nicht vom Anblick der unfeinen Arbeiterschaft gestört fühlen. Nach dem Abriss der gesamten Fabrik 1887 wird ein Teil der Bogenhalle 1901 im Garten der Technischen Hochschule Berlin aufgestellt.
Ein weiteres Relikt in diesem Garten der TU Berlin ist ein dorisches Säulenpaar. Es stammt von den 1907 abgerissenen Steuerhäusern an der nahe gelegenen Charlottenburger Brücke. Das dritte Relikt ist hier eine ionische Säule, die einst im Eingangsportal des Schinkel-Doms von 1821 am Lustgarten stand. Die Hohenzollern lassen den Dom 1893 für den Neubau abreißen, weil der kleine Dom für sie zu bescheiden wirkt.
Hinter der Bogen-Halle liegen zum anderen Schienen und Teile einer Signalanlage für Züge. Dieses historische Versuchsstellwerk dient als Eisenbahnlehranlage für das Fachgebiet Bahnbetrieb und Infrastruktur der TU Berlin.
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Umlauftank 2 Der Umlauftank 2 der ehemaligen Versuchsanstalt für Wasserbau und Schiffbau. | © bzi, Foto: Dorothee Haffner, 2020 Adresse
Müller-Breslau-Straße 12
10623 Berlin-TiergartenIndustriekultur erleben
Umlauftank 2
Ikone der Pop-Art-Architektur
Ein Industriedenkmal in Pink und Blau. Selbst im bunten Berlin fällt der futuristische Umlauftank 2 der ehemaligen Versuchsanstalt für Wasserbau und Schiffbau auf. Seit 1974 durchdringt das 120 Meter lange pinkfarbene Umlaufrohr die blaue Laborhalle.
Im Rohrkreislauf befindet sich eine Turbine, die den Wasserstrom in das Laborgebäude lenkt. In diesem weltweit größten Umlauftank werden bis zu neun Meter lange Schiffsmodelle der Strömung ausgesetzt und verschiedene Versuche durchgeführt. Heute ist die Versuchsanstalt mit dem Umlauftank 2 eine Zentraleinrichtung der TU Berlin. Internationale Fachleute forschen hier im Bereich der Nautik.
In unmittelbarer Nachbarschaft zur Versuchsanstalt liegt die von Albert Speer für die „Welthauptstadt Germania“ verbreiterte Straße des 17. Juni. Architekt Ludwig Leo schafft mit seiner „Rosa Röhre“ 1974 bewusst einen Kontrast zur größenwahnsinnigen Architektur der Nationalsozialisten. Sein Bau in Pop-Art-Architektur erweitert die historische Versuchsanstalt für Wasserbau und Schiffbau.
Was die wenigsten wissen: Die Geschichte der Experimentieranstalt beginnt bereits unter Kaiser Wilhelm II. 1903 eröffnet die Königliche Versuchsanstalt für Wasserbau und Schiffbau auf der kleinen Schleuseninsel. Auf Initiative des marinebegeisterten Kaisers testen Forscher in einer langen Strömungsrinne verschiedene Schiffsformen und -antriebe für damals neue Kriegsschiffe. Damit beeinflussen sie die Schiffstechnik Anfang des 20. Jahrhunderts weltweit.
Der Umlauftank 2 ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 3.
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Maggi-Haus Das Maggi-Haus mit verzierter Fassade. | © bzi, Foto: Max Braun, 2021 Adresse
Lützowstraße 102-104
10785 Berlin-TiergartenIndustriekultur erleben
Maggi-Haus
Flüssigwürze mit geheimem Rezept
1911 zieht die Maggi GmbH aus Singen in ihren neuen Firmensitz in Berlin-Tiergarten. Der Bau wirkt zu dieser Zeit riesig. Doch um in der Reichshauptstadt Präsenz zu zeigen, muss das Gebäude von Architekt R. Schubring schließlich etwas hermachen. In das repräsentative Vorderhaus zieht die Hauptverwaltung, die Lager befinden sich in vier Hinterhöfen. Das reich verzierte Maggi-Haus strahlt das Selbstverständnis einer erfolgreichen Firma aus.
Bereits 1886 erfindet Julius Maggi die flüssige Suppenwürze. Sein Ziel ist es, durch nahrhafte, schmackhafte und preiswerte Lebensmittel die schlechte Ernährung der Arbeiterschaft zu verbessern. Zu seinen Pionierleistungen in der industriellen Lebensmittelproduktion zählen beispielsweise der Brühwürfel, die Tütensuppe und natürlich das „Maggi“ in der braunen Flasche.
Das Rezept für die Flüssigwürze, die die Firma in Singen produziert und weltweit verkauft, ist streng geheim. Damit die Beschäftigten dem Unternehmen dauerhaft treu bleiben und auch aus Sorge vor Betriebsspionage, führt die Firma Sozialleistungen ein. Dazu gehören beispielsweise Wohnungen und Firmenkantinen, ab 1895 eine eigene Renten- und Krankenkasse sowie ab 1911 eine Kinderzulage für Beschäftigte.
Pioniergeist beweist das Unternehmen auch in der Vermarktung seiner Produkte. Sammelbilder, Punktesammeln mit Prämien und die Verkostung der Produkte gehören beispielsweise bereits Ende des 19. Jahrhunderts zum Marketing-Konzept des Konzerns.
Schließlich fusioniert im Jahr 1947 Maggi mit der Firma Nestlé. Der Name bleibt in den Produkten erhalten. Das Maggi-Haus in Berlin nutzen heute verschiedene Gewerbebetriebe.
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ExRotaprint Der markante Turmbau aus Betonkuben ist heute Sitz der ExRotaprint GmbH. | © Foto: Andreas Muhs, 2016 Adresse
Gottschedstraße 4, Wiesenstraße 29
13357 Berlin-MitteKontakt
www.exrotaprint.de/
info@exrotaprint.de
Tel.: 030 4404 5124ExRotaprint
Die ExRotaprint GmbH hat ihren Sitz an einem historischen Ort. 1906 stellt die „Deutsche Maschinen Vertriebsgesellschaft“ in Berlin ihre Kopiermaschine „Victoria“ vor. Das Gerät zur Vervielfältigung von Kleinserien setzt sich schnell durch. Das Unternehmen braucht nun Flächen, um Produktion und Entwicklung auszuweiten. Es findet sie im Rückraum eines Grundstücksblocks in Gesundbrunnen zwischen Gottsched- und Wiesenstraße. Der Einsatz zahlt sich aus: Eine erste elektrisch betriebene Offsetdruckmaschine für Kleinformate beginnt ab 1922 ihren Siegeszug durch Verwaltungen und Unternehmen. Mit dem Erfolg firmiert das Unternehmen 1926 in „Rotaprint“ um, die einprägsame Marke ist im In- und Ausland gut zu bewerben.
Als Lieferant „kriegswichtiger“ Maschinen produziert Rotaprint im Zweiten Weltkrieg mit Zwangsarbeiter:innen, bis Bomben der Alliierten die Fabrik in Trümmer legen. Nachdem die gründerzeitlichen Mietshäuser am Blockrand verloren sind, rückt das Unternehmen Anfang der 1950er-Jahre mit neuen Fabrikgebäuden bis an die Straße vor. Mehr als die Hälfte der Maschinen geht in den Export, die Belegschaft verdoppelt sich. Rotaprint gilt deswegen als Musterbetrieb des West-Berliner Wiederaufbaus.
Das Selbstbewusstsein ist groß, der Baugrund in Gesundbrunnen aber zusehends knapp. Beides zeigt sich in den markanten Turmbauten, die der junge Architekt Klaus Kirsten 1957 bis -59 auf dem Betriebsgelände realisiert. Zur Reinickendorfer Straße stapelt er einerseits großzügig befensterte Betonkuben zu einem fünfgeschossigen Werkstattgebäude. An der Wiesenstraße entsteht andererseits nach Plänen von Otto Block ein zweites Verwaltungsgebäude mit Montagehalle.
In den 1970er-Jahren verdrängen erste Computer und neue Kopierer die Offsetdrucker aus den Büros. Rotaprint kann mit dieser Entwicklung nicht Schritt halten. Erst versucht das Land Berlin noch Investoren für den angeschlagenen Betrieb zu finden, 1989 aber kommt der Konkurs. Die Neubauten von Klaus Kirsten und Otto Block erhalten Denkmalstatus.
Schließlich übernimmt im Jahr 2007 die gemeinnützige ExRotaprint GmbH den nördlichen Denkmalbereich von den Bodeneigentümern des Areals, zwei Stiftungen. 2009 sichert sich eine Künstlergenossenschaft den südlichen Denkmalbereich. Gemeinsam realisieren sie seitdem Nutzungskonzepte, um den Standort aus immobilienwirtschaftlichen Verwertungsmechanismen zu lösen. Die kooperativen Projekte und die sensiblen Erhaltungsarbeiten von ExRotaprint gelten heute als vorbildlich in der Weiterentwicklung des industriellen Erbes in Berlin.
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Wernerwerk-Hochbau Der Wernerwerk-Hochbau wird 1928-1930 errichtet. | © Christian Fessel | Mann mit Hut Touren Adresse
Siemensdamm 50
13629 Berlin-SiemensstadtKontakt
www.pcc-berlin.de/
office@event-plan.de
Tel.: 030 325 60 25Industriekultur erleben
Wernerwerk-Hochbau
Symbol der Elektropolis
Der Wernerwerk-Hochbau, auch Wernerwerk-Hochhaus oder Wernerwerk X genannt, steht in der Siemensstadt in Spandau. Sein Name geht zurück auf den Firmengründer des Weltkonzerns Werner von Siemens. Kaum zu glauben, aber auch Siemens hat einmal klein angefangen. Die „Telegraphen-Bauanstalt von Siemens & Halske“ startet 1847 als Zehn-Mann-Werkstatt in einem Kreuzberger Hinterhof.
Durch die dynamische Entwicklung der Elektrotechnik erweitert sich die Produktpalette ständig. Die Zahl der Beschäftigten steigt ebenso rasch wie der Bedarf an Produktionsflächen. Siemens errichtet daher neue Fabrikbauten zunehmend vor den Toren Berlins. Zuerst in Charlottenburg und ab 1897 in der eigenständigen Gemeinde Spandau, die erst 1920 Teil von Groß-Berlin wird. Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet Siemens hier mit seinen Fabrikbauten und Wohnsiedlungen einen eigenen Stadtteil: die Siemensstadt.
Um Verwechslungen zu vermeiden, beginnt Siemens in den 1920er-Jahren die Gebäude nach dem Firmengründer Werner von Siemens als „Wernerwerke“ zu nummerieren. Architekt des Wernerwerks X ist Hans Hertlein. Mit seinen sachlich-funktionalen Gebäuden in Stahlskelett-Bauweise setzt er neue Maßstäbe und kreiert außerdem den unverkennbaren Siemens-Stil.
Im Wernerwerk-Hochbau von 1930 befinden sich damals die Verwaltung von Siemens, eine Werksbibliothek und auf Höhe des 10. Stockwerks ein Vortragssaal. Inzwischen haben in diesem Hochhaus mehrere Unternehmen ihren Sitz. Das Kongress Center im 10. Stockwerk bietet einen weiten Blick über die Siemensstadt bis ins Berliner Zentrum.
Der Wernerwerk-Hochbau ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 1.
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Motorworld Manufaktur Berlin Die MOTORWORLD MANUFAKTUR BERLIN befindet sich in historischen Fabrikhallen. | © MOTORWORLD MANUFAKTUR BERLIN Adresse
Zitadellenweg 30–70
13599 Berlin-HaselhorstKontakt
motorworld.de/berlin/
gregor@motorworld.de
Tel.: 030 2658 7600Industriekultur erleben
Motorworld Manufaktur Berlin
Areal mit Autogeschichte
Die MOTORWORLD MANUFAKTUR BERLIN hat sich Autos verschrieben. Damit knüpft sie an die Geschichte des historischen Areals an. Sie befindet sich in einer alten Härterei, in der einst Getriebe produziert wurden. Diese ist an ihrem charakteristischen Sheddach mit den schrägen Flächen gut zu erkennen. Seit 2019 reiht sich hier ein Sportwagen an den nächsten.
1926 zieht Konstrukteur Dr. Rudolf Slaby in die ehemalige Munitionsfabrik des preußischen Militärs. Wenige Jahre zuvor hat er mit dem Slaby-Behringer Elektro-Kleinwagen auf sich aufmerksam gemacht. Das Konzept eines günstigen und leichten Autos für eine Person überzeugt auch Jørgen Skafte Rasmussen. Er ist Inhaber der Zschopauer Motorenwerke, die Motorräder der Marke DKW herstellen. Doch trotz Rasmussens Investitionen geht die Firma pleite und verschmilzt mit dem DKW-Konzern. In den Hallen entstehen bis 1940 Autos der Marke DKW im Zusammenschluss mit der Auto Union. Slaby kann seinen Schreibtisch in der Fabrik behalten, denn er wird Technischer Leiter der Produktion in Spandau.
Nach dem Zweiten Weltkrieg liegen alle Produktionsstätten der Auto-Union in der sowjetischen Besatzungszone – bis auf das Werk in Spandau. Erst nach der Übernahme der Auto Union durch Volkswagen schließt das DKW-Werk Spandau in den 1960er-Jahren. Neue Produzenten ziehen in die Fabrikhallen. Bis 2002 werden unter anderem Antennen gefertigt.
Seit 2019 revitalisiert die MOTORWORLD MANUFAKTUR BERLIN das Gelände und ergänzt es um Neubauten für Showrooms, Werkstätten und Handelsflächen rund um das Thema Automobilität. Geplant sind außerdem ein Containerhotel mit Blick auf die Zitadelle, Eventflächen und ein Biergarten.
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OSRAM Glaswerk Das OSRAM Glaswerk ist seit 1927 in Betrieb. | © Foto: Andreas FranzXaver Süß, 2021 Adresse
Nonnendammallee 44
13629 Berlin-SiemensstadtIndustriekultur erleben
OSRAM Glaswerk
Spandauer Glasschmelze
Feuer, Sand und Quarz: In der Glashütte mit acht Brennöfen zieht OSRAM seit 1927 rund um die Uhr Glasrohre für verschiedene Leuchten. Die Produktion erfolgt heute sowohl in den denkmalgeschützten Glaswerken von Architekt Waldemar Pattri als auch in den zahlreichen Erweiterungsbauten aus den 1970er-Jahren.
1927 ist die maschinelle Massenproduktion von Glühlampenkolben die erste ihrer Art auf dem europäischen Kontinent. Denn zur selben Zeit ist es noch üblich, dass Glasbläser die dünnwandigen Kolben mit dem Mund blasen.
1928 arbeiten in der OSRAM-Maschinenglasfabrik lediglich 130 Arbeiterinnen, Arbeiter und Angestellte. Denn jede der rund 45 Tonnen schweren Maschinen kann innerhalb von 24 Stunden rund 50.000 Glaskolben herstellen. Ohne die maschinelle Produktion hätte die Firma 500 Personen, darunter 300 Glasbläser, beschäftigen müssen.
Die Produktion von Glühlampen steigt vor dem Ersten Weltkrieg rasant an. Die führenden deutschen Hersteller der Branche sind AEG, Siemens & Halske und die Deutsche Gasglühlicht AG (Auer-Gesellschaft). 1919 bündeln diese drei Berliner Firmen, die bereits in einer Patent-Gemeinschaft zusammenarbeiten, ihr Glühlampengeschäft in der OSRAM GmbH KG. Nun können sich die ehemaligen Konkurrenten nicht nur auf die technische Verbesserung der Glühlampe, sondern auch Herstellungswege konzentrieren. Der Name OSRAM ist eine Wortschöpfung aus Osmium und Wolfram, zwei Materialien für Glühdrähte.
Die neuen Produktionswege sind schließlich erfolgreich. Der Standort in Siemensstadt wächst stetig. In den 1930er-Jahren gehört die Firma zu den weltweit größten Leuchtmittelherstellern. Allein in Deutschland beläuft sich der Marktanteil auf 70 Prozent. Zwischen 1978 und 2013 ist OSRAM ein hundertprozentiges Tochterunternehmen von Siemens. 2020 wird die Firma mit ams zu ams OSRAM verschmolzen und bringt Technologien in den Bereichen Licht und Sensorik zusammen.
Das OSRAM Glaswerk ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 1.
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Schaltwerk-Hochhaus Das Siemens Schaltwerk-Hochhaus ist das erste Fabrik-Hochhaus der Welt. | © Siemens AG, 2011 Adresse
Nonnendammallee 104
13629 Berlin-SiemensstadtIndustriekultur erleben
Schaltwerk-Hochhaus
Europas erstes Fabrikhochhaus
Das Schaltwerk-Hochhaus von Siemens ist 1928 ein gigantischer Bau: Auf 45 Metern Höhe verteilen sich elf Etagen. Damit ist das Hochhaus doppelt so hoch wie Berliner Mietshäuser. Für diese regelt der städtebauliche „Hobrecht-Plan“ seit 1862 eine Traufhöhe von 22 Metern. Das hatte nicht nur städtebauliche Gründe, sondern diente auch der Sicherheit. Mit den damals gängigen Leitern war die Feuerwehr so in der Lage, Menschen auch aus den obersten Stockwerken zu retten.
Bei seiner Eröffnung ist das Schaltwerk-Hochhaus 1928 das erste Fabrikhochhaus Europas. Architekt Hans Hertlein setzt mit dem Bau neue Maßstäbe in der Industriearchitektur. Die reduzierte Formensprache wird das architektonische Markenzeichen von Siemens und zum Prototyp nachfolgender Industriebauten.
Der Stahlskelettbau mit einer Fassade aus Klinkerbacksteinen beeindruckt bereits von außen. Besonders spektakulär sind die 175 m langen, flexibel nutzbaren Innenräume. Sie lassen sich sowohl als Produktionsstätte, Lager oder auch als Büro nutzen. Damit diese großflächigen Räume möglich sind, befinden sich die Treppenhäuser, Aufzüge und Sanitäranlagen an den Gebäudeseiten in vier Türmen. Außerdem gibt es außen liegende Pfeiler in den unteren Geschossen, die an der Fensterfront perfekt mit Tageslicht beleuchtete Arbeitstische ermöglichen.
In diesem spektakulären Gebäude fertigt Siemens von 1928 bis 2002 Schaltanlagen. Heute beherbergt das Schaltwerk-Hochhaus Büros und ein Aus- und Fortbildungszentrum. Seit 1994 steht dieses „Symbol der Moderne“ unter Denkmalschutz. Es ist außerdem Teil des Zukunftsprojekts Siemensstadt².
Weitere Informationen zum Schaltwerk-Hochhaus finden Sie in unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 1.
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Wernerwerk II mit Uhrenturm Der Uhrenturm des Wernerwerk II gilt als Wahrzeichen der Siemensstadt. | © Foto: Andreas FranzXaver Süß, 2021 Adresse
Wohlrabedamm 32
13629 Berlin-SiemensstadtIndustriekultur erleben
Wernerwerk II mit Uhrenturm
Wahrzeichen der Siemensstadt
Der Uhrenturm des Hochhauses Wernerwerk II überblickt seit 1922 die Siemensstadt im Nordwesten Berlins. 75 Jahre zuvor gründen zwei Erfinder und Unternehmer in einem Kreuzberger Hinterhof die „Telegraphen-Bauanstalt von Siemens & Halske“. Werner von Siemens ist nicht nur Namenspate seines Unternehmens, sondern später sogar eines ganzen Ortsteils mit moderner Fabrikstadt: Das Wernerwerk in Siemensstadt.
Entwickelt und gefertigt werden nicht mehr nur Telegraphen und Signalanlagen für die Eisenbahn, sondern auch Elektromotoren, Generatoren und Starkstromanlagen. Siemens gehört um 1900 längst zu einem vorherrschenden Unternehmen der Elektroindustrie.
1914 beginnt der Bau am Wernerwerk II, das Messgeräte produziert und zeitweilig die elektromedizinische Abteilung beherbergt. Während des Ersten Weltkriegs pausieren die Arbeiten am Gebäude weitestgehend, Siemens & Halske widmet sich der Rüstungsproduktion. 1918 ist der Turm fertiggestellt, der auch als Schornstein und Wasserbehälter dient. Im Schatten seiner erleuchteten Uhr dauert es noch weitere vier Jahre bis das Wernerwerk II in Betrieb geht.
Heute ist das von Karl Janisch errichtete und von Hans Hertlein erweiterte Wernerwerk II Teil des Thelen Technoparks. Der denkmalgeschützte Uhrenturm ist inzwischen das Wahrzeichen der Siemensstadt.
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Großsiedlung Siemensstadt Der Wohnblock von Hans Scharoun ist wie die ganze Großsiedlung Siemensstadt als UNESCO Welterbe ausgezeichnet. | © Christian Fessel | Mann mit Hut Touren Adresse
Goebelstraße, Heckerdamm, Jungfernheideweg
13627 Berlin-SiemensstadtIndustriekultur erleben
Großsiedlung Siemensstadt
UNESCO-Welterbe
Siemensstadt ist nicht nur als Industriestandort weit über die Grenzen Berlins hinaus bekannt, sondern auch als Synonym für fortschrittlichen Wohnungsbau. Hier entstehen in den 1930er-Jahren drei wegweisende Werkssiedlungen: Die Großsiedlung Siemensstadt (1934), die Reichsforschungssiedlung Haselhorst (1935) und die Siedlung Siemensstadt (1930). Gemeinsam stehen sie für den Wandel im Berliner Wohnungswesen, der sich nach dem Ersten Weltkrieg vollzieht. Moderne, bezahlbare Wohnungen im Grünen treten an die Stelle der engen Mietskasernen und sind Vorbild für den sozialen Wohnungsbau.
Sechs Architekten mit sechs unterschiedlichen Baustilen, beauftragt vom Berliner Stadtbaurat Martin Wagner, verwirklichen ab 1929 in der Großsiedlung Siemensstadt ihre Ideale von modernem Städtebau: Gropius, Scharoun, Bartning, Forbát, Häring und Henning. Vier dieser Architekten gehören der innovativen Architektenvereinigung „Der Ring“ an. Deswegen trägt die Siedlung bis heute den Spitznamen „Ringsiedlung“.
Die Kleinstwohnungen sind für Siemens-Mitarbeitende mit geringem Einkommen gedacht. Licht, Luft und Sonne sind das Credo, nach dem die Siedlung errichtet ist. Die Großsiedlung Siemensstadt verfügt als eine der ersten Wohnanlagen Berlins über ein eigenes Fernheizwerk. Daher haben alle Wohnungen Zentralheizung und Warmwasser. Außerdem verfügen sie über eine Einbauküche und ein Bad mit Toilette, was zu dieser Zeit keine Selbstverständlichkeit ist. Zwischen 1929 und 1934 entstehen 1.379 Wohnungen, die von großzügigen Grünflächen umgeben sind.
In der gesamten Siedlung geben Info-Säulen Auskunft über die Bauwerke und ihre Architekten. Seit 2008 zählt die Großsiedlung Siemensstadt zum UNESCO-Welterbe.
Die Großsiedlung Siemensstadt ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 1.
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Siedlung Siemensstadt Die Architektur der Siedlung Siemensstadt orientiert sich an der Gartenstadtbewegung. | © Foto: Andreas FranzXaver Süß, 2021 Adresse
Rapsstraße, Rieppelstraße, Harriesstraße
13629 Berlin-SiemensstadtIndustriekultur erleben
Siedlung Siemensstadt
Befreiung von den Fesseln der Großstadt
Die Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg ist immens. 1919 erklärt Carl Friedrich von Siemens daher das Schaffen von Wohnraum zum Kern seiner betrieblichen Sozialpolitik. Um möglichst viele qualifizierte Arbeitskräfte fest an das Unternehmen zu binden, lässt er Werkswohnungen bauen. Siemens-Beschäftigte können diese zu vergleichsweise günstigen Konditionen mieten. Mit dem Bau der Siedlung Siemensstadt tritt Siemens ab 1921 schließlich als Bauherr, Eigentümer und Vermieter in Erscheinung. Absage an die Tristesse der Mietskasernen ist das erklärte Motto der Siedlung und all ihrer Nachfolger.
Der Siemens-Hausarchitekt Hans Hertlein errichtet hier Mietwohnungen und Reihenhäuser für höher gestellte Arbeitskräfte. Für damalige Verhältnisse durchaus Luxus: Alle Wohnungen haben ein Bad. Auch Heizung, Licht und Warmwasserversorgung entsprechen damals modernen Anforderungen.
Dass Hertlein sich an der Gartenstadtbewegung und Reformarchitektur orientiert, ist auch an der Gestaltung der Freiräume gut erkennbar. Die Straßen und Plätze der Siedlung sind übrigens nach Ingenieuren, Erfindern und Physikern benannt, auf deren Leistungen der Erfolg von Siemens gründet.
Die gut 10.000 Bewohnerinnen und Bewohner der Siedlung Siemensstadt genießen heute noch immer die vielen Grünflächen und die hohe Lebensqualität der ehemaligen Arbeiterwohnungen.
Die Siedlung Siemensstadt ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 1.
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Volkspark Jungfernheide Zwei Bärenskulpturen säumen den Weg zum Wasserturm in der Mitte des Volksparks Jungfernheide. | Rolf Dietrich Brecher, CC BY 2.0 via flickr, 2017 Adresse
Jungfernheideweg, Heckerdamm, Saatwinkler Damm
13629 Berlin-Charlottenburg-NordIndustriekultur erleben
Volkspark Jungfernheide
Ehemaliger Exerzier- und Schießplatz
Der Name Volkspark Jungfernheide erinnert bei seiner Eröffnung 1923 an die Nonnen des ehemaligen Spandauer Benediktinerinnenklosters. Die „Jungfern“ des Spandauer Klosters waren seit dem Mittelalter in Besitz des Areals. Bevor der Volkspark zum beliebten Erholungsgebiet wird, dient das Gelände vor allem militärischen Zwecken. 1824 üben sich preußische Soldaten hier im Exerzieren und Schießen. Ab 1896 ist das Waldgebiet Standort des ersten Luftschiffer-Bataillons. Doch der Versailler Friedensvertrag verbietet nach dem Ersten Weltkrieg die militärische Luftfahrt. Die Hangars der Luftschiffe werden daraufhin abgerissen.
Ein Notstandsprogramm des Deutschen Reiches finanziert 1920 auf dem frei gewordenen Areal den neuen Volkspark Jungfernheide. Die ersten Bauarbeiten führen Erwerbslose aus, die durch den Krieg ihre Beschäftigung verloren haben. Viele der heutigen Volksparks in Berlin gehen ebenfalls auf solche Arbeitsmaßnahmen zurück. Auf diese Weise entstehen dringend benötigte Erholungsräume für die wachsende Bevölkerung.
Im Volkspark Jungfernheide baut die Stadt bis 1927 Sport- und Spielplätze, ein Kinderfreizeitheim, einen Wasserturm, ein Strandbad und eine Freilichtbühne, auf deren Gelände sich heute der Kulturbiergarten befindet.
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Sogenannte Belgienhalle Die sogenannte „Belgienhalle“ war Teil der Metallfabrik der Siemens Kabelwerke. | © bzi, Foto: Max Braun, 2020 Adresse
Gartenfelder Straße 28
13599 Berlin-SiemensstadtKontakt
utb-berlin.de/belgienhalle/
belgienhalle@utb-berlin.de
Tel.: 030 4400874-166Industriekultur erleben
Sogenannte Belgienhalle
Großformatige Kriegsbeute
Während des Ersten Weltkriegs herrscht großer Eisenmangel. Um kriegswichtige Betriebe zu stärken, demontieren deutsche Streitkräfte daher in besetzten Gebieten Industriehallen und bauen sie im Deutschen Reich wieder auf. Der Architekt Hans Hertlein wählt für die Siemens-Schuckert Werke eine Eisenskeletthalle im nordfranzösischen Valenciennes aus, nahe der belgischen Grenze. Die erbeutete Halle ist ab 1918 der Kern des neuen Metallwerks für die Kabelproduktion von Siemens auf der Insel Gartenfeld. Irreführend wird die Kriegsbeute aus Frankreich als „Belgienhalle“ bezeichnet. Für Frachtschiffe ist das Werk über den Hohenzollernkanal bestens angebunden. Die Arbeitskräfte fahren ab 1930 mit der Siemensbahn bis zur Station Gartenfeld.
Bis 2002 produziert Siemens in der 1928/29 erweiterten Halle Kabel für Strom-, Nachrichten- und Hochfrequenzübertragungen. Danach dient das Gebäude als Lager und kurzzeitig als Location für die Modemesse Bread & Butter. Auf der künftig autofreien Insel Gartenfeld entstehen derzeit 3.700 Wohnungen und ein Freizeithafen. Die denkmalgeschützte „Belgienhalle“ bietet Raum für gewerbliche, soziale und kulturelle Angebote.
Die sog. Belgienhalle gehört zum Gelände des Kabelwerks Gartenfeld, das Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 1 ist.
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Reichsforschungssiedlung Haselhorst Die Reichsforschungssiedlung Haselhorst entsteht zwischen 1930 und 1935. | © bzi, Foto: Max Braun, 2020 Adresse
Museumswohnung
Burscheider Weg 21
13599 Berlin-HaselhorstIndustriekultur erleben
Reichsforschungssiedlung Haselhorst
Unterschätzte Siedlung der Moderne
„Erst die Küche – dann die Fassade!” fordert die Reichstagsabgeordnete Marie-Elisabeth Lüders 1931 in der Weimarer Republik. Denn Ende der 1920er-Jahre herrscht in Berlin große Wohnungsnot. Tausende leben in Lauben, Baracken oder abbruchreifen Altbauten. Es fehlen etwa 200.000 Wohnungen, auch in Haselhorst, Spandau.
Lüders initiiert 1928 den Bau der Siedlung Haselhorst durch die “Reichsforschungsgesellschaft für Wirtschaftlichkeit im Bau- und Wohnungswesen”. Ziel der Forschung ist es, erschwingliche Kleinwohnungen mit funktionalen Grundrissen in unterschiedlichen Gebäudetypen zu bauen. Dabei stehen effektive Baumethoden und günstige Materialien im Fokus. So entsteht die größte vom Staat in Auftrag gegebene Siedlung der Weimarer Republik.
Der preiswerte Wohnungsbau gelingt: 37 % der Mieter sind Arbeiterinnen und Arbeiter, 42 % Angestellte. Die meisten von ihnen arbeiten in den nahe gelegenen Siemens-Werken. Zwischen 1930 und 1935 entstehen rund 3.500 Wohnungen, knapp 40 Läden, ein Kino, ein modernes Waschhaus, eine Grundschule sowie eine Kirche. Die meisten Wohnungen messen rund 40 bis 55 Quadratmeter und haben ein, zwei oder zweieinhalb Zimmer inklusive Wohnküche und Badezimmer.
Die Reichsforschungsgesellschaft muss sich jedoch bereits 1931 auf politischen Druck auflösen. Die Wohnungsbaugesellschaft Gewobag kann die Siedlung dennoch bis 1935 weiterbauen. 1954 erweitert die Gewobag die Siedlung um weitere 1.000 Wohneinheiten. Sie ist bis heute Eigentümerin der denkmalgeschützten Reichsforschungssiedlung Haselhorst. Eine der Wohnungen ist im Stil der 1930er-Jahre rekonstruiert und kann als Museumswohnung Haselhorst besichtigt werden.
Die Reichsforschungssiedlung Haselhorst ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 1.
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Königliche Feuerwerkslaboratorien Die ehemalige Königliche Pulverfabrik und das Feuerwerkslaboratorium liegen auf der Insel Eiswerder in Spandau. | © bzi, Foto: Max Braun, 2020 Adresse
Eiswerderstraße 14–19
13585 Berlin-HakenfeldeIndustriekultur erleben
Königliche Feuerwerkslaboratorien
Feuerwerk und Filmzauber
Feuerwerkskörper für vergnügliche Anlässe spielen hier nur eine Nebenrolle. In den Königlichen Feuerwerkslaboratorien erforscht, erprobt und produziert das Militär ab 1870 Brand-, Granat- und Signalraketen.
Alles beginnt 1817 mit einem geheimen Brandraketen-Laboratorium auf der Zitadelle Spandau. Schnell sind die Kapazitäten vor Ort erschöpft und das Laboratorium zieht etwas nördlich auf die Insel Eiswerder. Der abgelegene, von Wasser umgebene Standort ist ideal, um explosive Rüstungsgüter unter großer Geheimhaltung herzustellen. Ab Anfang der 1870er-Jahre expandiert das Feuerwerkslaboratorium sprunghaft. Insgesamt steigt die Zahl der Bauten von 21 auf 103 Objekte in rund dreißig Jahren. Während des Ersten Weltkriegs erreicht die Rüstungsproduktion bis dahin ungekannte Ausmaße.
Die Beschäftigten sowie alle Materialien und Rohstoffe gelangen anfangs wegen der strengen Geheimhaltung nur per Fähre auf die Insel. Die industrielle Massenfertigung erfordert allerdings eine verbesserte Materialversorgung. 1898 entsteht die Kleine Eiswerderbrücke im Osten der Insel. Dank der Brücke besteht nun ein direkter Anschluss an das preußische Eisenbahnnetz. Die knapp 2.000 Beschäftigten, die um 1900 auf Eiswerder tätig sind, gelangen jedoch nach wie vor mit dem Dampfer zur Arbeit. Dies ändert sich erst 1903 mit der (Großen) Eiswerderbrücke. Die 1945 von deutschen Truppen gesprengte und 1958 wiederaufgebaute stählerne Bogenbrücke steht heute unter Denkmalschutz.
Ab 1949 nutzt der Produzent Artur Brauner einen Teil der leerstehenden Fabrikhallen der Pulverfabrik auf Eiswerder als Filmstudios für seine Produktionsfirma Central Cinema Company GmbH (CCC). In den 1960er-Jahren entstehen hier u. a. die legendären Edgar-Wallace-Filme. Im Zusammenhang mit den Plänen des Berliner Senats für eine „Wasserstadt Berlin-Oberhavel“ rückt Eiswerder in den 1990er-Jahren erneut ins Rampenlicht.
Inzwischen ist Eiswerder mit seinen denkmalgeschützten Bauten ein attraktiver Standort für Kunst, Medien und Design. Wo einst Raketen in den Feuerwerkslaboratorien produziert wurden, sind in den letzten Jahren exklusive Eigentumswohnungen entstanden.
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Garnison-Waschanstalt In der ehemaligen Garnison-Waschanstalt befindet sich heute das Brauhaus Spandau. | © bzi, Foto: Max Braun, 2020 Adresse
Neuendorfer Str. 1
13585 Berlin-HakenfeldeIndustriekultur erleben
Garnison-Waschanstalt
Von der Dampfwäscherei zur Brauerei
Die preußischen Soldaten, die Ende des 19. Jahrhunderts in Spandau wohnen, müssen mit Kleidung und Nahrung gut versorgt werden. In der Neuendorfer Straße entsteht daher 1880 die Garnison-Waschanstalt. Auf dem Gelände befindet sich neben der Heeresdampfwäscherei mit Kesselhaus und Wasserturm auch die Garnison-Bäckerei und das Heeresproviantamt.
Nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg dient das Areal noch einige Jahre als Großwäscherei. Danach ziehen verschiedene Gewerbe in die Backsteinbauten. 1993 beginnen umfangreiche Sanierungsarbeiten. Ende 1994 öffnet das Brauhaus Spandau. Ein hoher Schornstein und ein gewaltiger Dampfkessel erinnern bis heute an die Garnison-Waschanstalt. Doch statt um Dampf und Seife dreht sich heute alles um Malz und Gerste für das Spandauer Bier.
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Gaswerksiedlung Die Architektur der Gaswerksiedlung erinnert an Backsteinbauten aus Hansestädten. | © Foto: Andreas Muhs, 2014 Adresse
Köpenicker Chaussee 24–39
10317 Berlin-RummelsburgIndustriekultur erleben
Wissenswertes
Gaswerksiedlung
Hotspot für Kleinkunst und Kulturszene
Von der Größe und Bedeutung des einstigen Gaswerks Lichtenberg am Blockdammweg zeugen nur noch ein Wasserturm und die Häuser der Gaswerksiedlung. Ab 1925 entstehen die 17 Häuser der Gaswerksiedlung, die wie ein 250 Meter langes Wohngebäude wirken. Die Architekten Ernst Engelmann und Emil Fangmeyer greifen mit den Backsteinbauten den Stil der Hansestädte auf. Die Siedlung bietet sozialen Wohnraum für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der benachbarten Gaskokerei.
Im Jahr 2015 wird das Gebiet als Industriegebiet ausgewiesen. Dies erlaubt keine weitere Wohnnutzung. Für die Brachfläche hinter der Siedlung sind stattdessen der Bau eines Heizkraftwerkes und neuer Gewerbebauten geplant. Die Wohngebäude der Gaswerksiedlung sind in die Entwicklungen integriert.
Seit 2018 vermietet der Eigentümer Vattenfall die Gaswerksiedlung mit Ateliers und Workshops an rund 350 Kreative und einen Co-Working-Space. Hinter dem Gebäude ist Raum für Partys und Events. Das benachbarte Funkhaus, der in einer ehemaligen Hundekuchenfabrik gelegene Club Sisyphos und das nah gelegene Spreeufer wirken wie Magnete. Künftig soll auch das gegenüberliegende Kraftwerk Rummelsburg in das Event-Location-Konzept des Funkhaus Berlin einbezogen werden.
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Palmkernölspeicher Der Palmkernölspeicher liegt an der Rummelsburger Bucht auf der Halbinsel Stralau. | © bzi, Foto: Max Braun, 2020 Adresse
Am Speicher 11–15
10245 Berlin-FriedrichshainIndustriekultur erleben
Palmkernölspeicher
Repräsentant der Kolonialzeit
„Maisonette Lofts in beeindruckenden Raumgrößen, hochwertig ausgebaut mit Fahrstuhl, Fußbodenheizung und Designerbad, alle Einheiten mit Balkon, Wasserterrasse und Bootsanleger“. Seit der denkmalgerechten Sanierung 2016 ist der frühere Palmkernölspeicher auf der Stralauer Halbinsel eine ausgesprochen exklusive Immobilie. Heute wie auch zur Erbauung des Speichers im Jahr 1881 ist es die Wasserlage, die das Grundstück so wertvoll macht: Für den Rohstoff- und Warentransport per Schiff eignet sich die Stralauer Halbinsel am Ende des 19. Jahrhunderts bestens.
Hier, in der Rummelsburger Bucht, wo die Loft-Bewohner:innen von heute ihre Sportboote festmachen, löschen vor 138 Jahren Transportschiffe ihre Ladung aus den deutschen Kolonien in Westafrika. Es sind Palm- sowie andere Ölkerne, aus denen die Arbeiterinnen und Arbeiter in der Palmkernöl- und Schwefelkohlenstoff-Fabrik Rengert und Co. Pflanzenöle gewinnen. Als Margarine landen sie dann auf den Butterbroten und in den Kochtöpfen des Kaiserreichs. Das kombinierte Geschäftsmodell ist zweckmäßig: Was die Firma vom selbst produzierten Schwefelkohlenstoff nicht zur Ausscheidung der Öle braucht, verkauft sie an den Handel.
In der Gestaltung des Speichers folgt der Architekt Albert Biebendt 1881 ganz dem damals beliebten Stil des Historismus. Im Inneren trägt ein modernes Stahlskelett die sechs Geschosse, die hohlen Stahlstützen dienen zugleich als Leitungsschächte. Außen aber formen unterschiedliche Gesimse, Pilaster und Zwerchgiebel an den Längsseiten eine Fassade im Stil der Neorenaissance.
Nur 19 Jahre nach der Errichtung machen neue Verfahren die Produktion auf Stralau unrentabel. 1899 meldet Rengert und Co. schließlich Konkurs an. Nach mehrfachem Eigentümerwechsel gehört das Werk ab 1921 zur Viktoriamühle.
Der Speicher übersteht den Zweiten Weltkrieg als einziges Gebäude des Werks. 1945 fällt er an die Berliner Osthafenmühlen. Bis 1989/90 lagern hier Getreide und Tierfutter. Anschließend steht das Gebäude 17 Jahre leer. Seit der Sanierung 2016 zeigt der Palmkernölspeicher wieder sein historisches Äußeres. Lediglich die Fassade zur Wasserseite ist um einige Balkone ergänzt.
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Kraftwerk Klingenberg Das Kraftwerk Klingenberg wurde 1925-1926 in Rummelsburg errichtet. | © bzi, Foto: Max Braun, 2020 Adresse
Köpenicker Chaussee 42
10317 Berlin-RummelsburgIndustriekultur erleben
Kraftwerk Klingenberg
Symbol für Modernität und Wirtschaftskraft
Entlang der Köpenicker Chaussee im Bezirk Lichtenberg türmen sich dunkle Backsteine zu einem expressionistischen Klinkerbau. Das Kraftwerk Klingenberg beeindruckt heute wie zu seiner Eröffnung im Jahr 1927. Damals ist es der modernste Stromlieferant Europas und Modell einer neuen Generation von Kraftwerken. Dieses erste Berliner Großkraftwerk deckt in den 1920er-Jahren 65% des Berliner Strombedarfs. Brandneu ist, dass die Kohle vor der Verfeuerung staubfein zermahlen wird. Drei große Dampfturbinen produzieren den Strom.
Das 190 Meter lange Schalthaus ist über eine Kabelbrücke mit dem 11-geschossigen Verwaltungsbau verbunden. Schiffe liefern die Kohle von der Spree über einen Stichkanal direkt ans Kraftwerk. Das für die Dampferzeugung benötigte Wasser kommt direkt aus der Spree. Beliebt ist das Kraftwerk Klingenberg außerdem als Lieferant von Warmwasser für das nahegelegene Flussbad.
Als letztes Werk des bekannten Kraftwerksplaners Georg Klingenberg trägt es den Namen des Ingenieurs, der für die AEG damals weltweit Kraftwerke konzipiert. Sein Bruder Walter übernimmt mit Werner Issel die architektonische Gestaltung. Auf der Weltausstellung 1929 in Barcelona präsentieren sie das hochmoderne Kraftwerk, das in den 1930er-Jahren sogar Teil der Berliner Stadtwerbung wird.
Im Zweiten Weltkrieg bleibt das monumentale Gebäude beinahe unzerstört. Die 1945 geplante Sprengung durch die SS kann ebenso wie eine spätere Demontage verhindert werden. In DDR-Zeiten gilt das Kraftwerk als Rückgrat der Strom- und Wärmeversorgung im Ostteil der Stadt.
Im Mai 2017 endet die Braunkohleverfeuerung. Der Energieträger im Kraftwerk ist jetzt Erdgas, das mit rund der Hälfte des CO2-Ausstoßes von Braunkohle das Klima schont. Um das Ziel einer klimaneutralen Stadt bis 2050 zu erreichen, soll ab 2026 ein Mix aus fossilfreien Energieträgern den Brennstoff Gas zumindest teilweise ersetzen.
Das Kraftwerk Klingenberg ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 2.
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Siedlung Oberschöneweide Ein Teil der Siedlung Oberschöneweide ist von Peter Behrens gestaltet, dem Chef-Designer der AEG. | © Foto: Andreas Muhs, 2013 Adresse
Zeppelinstraße, Fontanestraße, Roedernstraße
12459 Berlin-OberschöneweideIndustriekultur erleben
Siedlung Oberschöneweide
Wohnen mit kurzen Wegen
Mit der Industrie kommen die Menschen. Zwischen den Industrieflächen entlang der Spree und dem Grün der Wuhlheide entstehen auf der ehemaligen „Schönen Weyde“ ab Mitte der 1890er-Jahre groß angelegte Siedlungen. Zusammen mit der Industrie wächst die Siedlung Oberschöneweide bis in die 1980er-Jahre hinein weiter. Von anfangs nur 159 Einwohnerinnen und Einwohnern im Jahr 1890 erhöht sich die Zahl innerhalb von nur zehn Jahren um mehr als das 30-fache. 1920 leben bereits 25.600 Menschen in Oberschöneweide.
Die AEG beauftragt Ende des 19. Jahrhunderts renommierte Architekten mit dem Bau der Wohnsiedlungen. Die älteste Siedlung aus dem Jahr 1919 ist geplant von Peter Behrens und Gemeindebaurat J. Th. Hamacher. Küche, Bad und Innentoilette sorgen in jedem Haus für eine moderne Ausstattung. Angeschlossene Nutzgärten sollen zur Erholung und Selbstversorgung beitragen.
Mit dem Abbau der Arbeitsplätze an der Oberspree in den 1990er-Jahren steht damals auch die Zukunft des Wohnquartiers infrage. Inzwischen ist die geschichtsreiche Siedlung zu großen Teilen vorbildlich saniert und wieder gefragt: bei jungen Familien und Hochschulangehörigen der HTW Berlin. Wer mit offenen Augen durch die Siedlung läuft, erkennt heute noch die unterschiedlichen Wohnkonzepte und architektonischen Details: Ein- und Mehrfamilienhäuser, farbige Fensterläden und verzierte Türen. In ganz Oberschöneweide leben inzwischen wieder knapp 24.000 Menschen.
Die Siedlung Oberschöneweide ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 2.
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Grabstätte Familie Rathenau Die Grabstätte der Familie Rathenau liegt im Waldfriedhof Oberschöneweide. | © bzi, Foto: Max Braun, 2020 Adresse
An der Wuhlheide 131a
12459 Berlin-OberschöneweideIndustriekultur erleben
Grabstätte Familie Rathenau
Zeugnis der Verbundenheit
Der wachsende Industriestandort Oberschöneweide wird um 1900 zur Heimat vieler Menschen. Der Gründer der AEG, Emil Rathenau, stiftet der jungen Gemeinde einen Waldfriedhof mitten in der Wuhlheide. Statt wie für jüdische Familien typisch, lassen sich die Rathenaus nicht auf einem jüdischen Friedhof beerdigen, sondern wählen genau diesen Waldfriedhof als ihre letzte Ruhestätte. Das Grab der Familie Rathenau ist bereits vom Eingangstor sichtbar. Gestaltet hat die Grabstätte 1903 ein Architekt mit sozialer Ader: Alfred Messel. Er errichtet damals unter anderem vorbildliche Wohnanlagen für „kleine Leute“. Der Bau des Wertheim-Warenhauses unweit des Potsdamer Platzes macht ihn 1897 berühmt.
Beerdigt sind in der Grabstätte: Emil Rathenau (†1915), seine Frau Mathilde (†1926) und ihr Sohn Erich (†1903). Erich, der schon in jungen Jahren das AEG-Kabelwerk leitet, ist die große Hoffnung des Vaters. Jedoch verstirbt er auf einer Reise nach Ägypten und wird als einer der ersten auf dem Friedhof beerdigt. Auch Sohn Walther Rathenau (†1922), der deutsche Außenminister, ist hier begraben. Er stirbt durch ein Attentat vor seiner Villa in Berlin-Grunewald, nachdem die nationalistische Presse mehr oder weniger unverblümt zum Mord an dem jüdischen Politiker aufruft.
Nachdem die Grabanlage lange vernachlässigt wurde, startet 2011 eine umfangreiche Restaurierung. Die schweren Beschädigungen an der Mauer aus weißem Muschelkalkstein und an den Särgen der Familie sind inzwischen behoben.
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Kraftwerk Oberspree Das Kraftwerk Oberspree ist das erste Drehstromkraftwerk Europas. | © Foto: Andreas Muhs, 2013 Adresse
Wilhelminenhofstraße 78
12459 Berlin-OberschöneweideFührungen
Industriesalon Schöneweide
Fr. 14:00, So. 12:00 Uhr
und auf Anfrage.
Bitte Website beachten
(Anmeldung erbeten)!Industriekultur erleben
Kraftwerk Oberspree
Palast der Energie
Ende des 19. Jahrhunderts errichtet die AEG am neuen Industriestandort im Südosten Berlins zunächst das Kraftwerk Oberspree. 1897 ist das erste Drehstromkraftwerk Europas eine technische Sensation. Dank der modernen Technik kann Strom verlustarm über längere Distanzen übertragen werden. Architekt Paul Tropp lässt sich für die Gestaltung des Kraftwerks vom Palais des Beaux Arts inspirieren. Dieser Palast der Schönen Künste ist 1855 auf der Pariser Weltausstellung zu sehen.
Das Kraftwerk macht Oberschöneweide unter Ingenieuren und Stadtplanern bekannt. Von nah und fern reisen sie an, um das Wunderwerk der „Elektropolis“ zu bestaunen. Die Kraft der Elektrizität ist schon von außen zu sehen: Die Fassade der Turbinenhalle schmücken Ornamente mit Blitzen, Zahnrädern sowie Überlandleitungen. Das Kühlwasser kommt übrigens direkt aus der Spree.
Das Kraftwerk Oberspree versorgt die Vororte Berlins mit Strom und erleuchtet damit die Stadt über ihre Grenzen hinaus. Außerdem hat es eine Sogwirkung für die Ansiedlung neuer Betriebe. Erster Großabnehmer sind die nahe gelegenen AEG-Kabelwerke. Rund 35 Jahre danach geht 1933 das Kraftwerk vom Netz. Mit dieser Entscheidung wird allerdings der Bau eines neuen Umspannwerks für Oberschöneweide nötig, um den hochgespannten Strom vor Ort auf niedrige Voltzahlen umzuspannen.
In das Umspannwerk von 1933 zieht 2013 die renommierte Skulpturengießerei Knaak ein. Das Kraftwerk Oberspree steht jedoch lange Zeit weitgehend leer. Im Frühjahr 2022 eröffnet in der Turbinen- und Maschinenhalle die „MaHalla“, ein riesiger internationaler Kreativ-Freiraum.
Das Kraftwerk Oberspree ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 2.
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Evangelische Friedenskirche Die Architektur der Evangelischen Friedenskirche in Niederschöneweide erinnert an ein Industriegebäude. | © bzi, Foto: Max Braun, 2021 Adresse
Britzer Straße 3
12439 Berlin-NiederschöneweideIndustriekultur erleben
Evangelische Friedenskirche
Kirche im Industriedesign
Neben der vielbefahrenen Schnellerstraße in Niederschöneweide liegt die Evangelische Friedenskirche. Ihr Westturm erinnert an den Förderturm eines Bergwerks und weniger an einen klassischen Kirchturm. Tatsächlich haben die Architekten Fritz Schupp und Martin Kremmer 1930 auch die berühmte Schachtanlage der Zeche Zollverein in Essen gestaltet. Dieses technische und ästhetische Meisterwerk der Moderne gilt heute als das Wahrzeichen des Ruhrgebiets.
Pläne für eine evangelische Kirche gab es im wachsenden Industriestandort Niederschöneweide bereits vor dem Ersten Weltkrieg. Doch die finanziellen Mittel erlauben erst 1929 den Bau der Friedenskirche. Das Gebäude aus dunklen Klinkern vereint Industrie- und Kirchenarchitektur der Moderne. Im Inneren sind das Gebäude und der Altar aus hellem Kalkstein im Stil der Neuen Sachlichkeit gestaltet. 1944 brennt nach einem Kurzschluss das Dach der Kirche inklusive der Orgel aus. Der Wiederaufbau erfolgt 1952.
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Lampenfabrik Frister Die Lampenfabrik Frister liegt an der Ecke Wilhelminenhofstraße und Edisonstraße. | © bzi, Foto: Max Braun, 2020 Adresse
Wilhelminenhofstraße 87
12459 Berlin-OberschöneweideKontakt
leuchtenfabrik-berlin.de/
Vermietung: julius.koenig@simmoag.deIndustriekultur erleben
Lampenfabrik Frister
Von der Lampenfabrik zur Leuchtenfabrik
Zwei beeindruckende gelbe Klinkerbauten markieren die Ortseinfahrt nach Oberschöneweide: die Rathenau-Hallen und die Lampenfabrik Frister. Heutzutage kommen hier täglich Tausende Autos, Dutzende Trams und Hunderte Menschen zu Fuß oder per Rad vorbei. Vor mehr als 120 Jahren ist die Lampenfabrik eines der ersten Gebäude am damaligen Industriestandort Schöneweide.
Die Frister AG gründet 1897 die Fabrik direkt an der Spree. Bis 1916 füllt die größte Lampenfabrik Europas das Areal zwischen Wilhelminenhofstraße und Spree. Die verschiedenen Bauabschnitte sind an der Fassade sichtbar. Zur Straße hin sind die Fenster abgerundet, die Backsteine farbig gestaltet. Zum Fluss hingegen ist die geradlinige Architektur der Moderne um 1916 erkennbar.
In den 1920er-Jahren arbeiten 900 Beschäftigte bei Frister. Elektrisch betriebene Beleuchtungskörper sowie Kronleuchter und Tischlampen verlassen täglich die Fabrik. Das Unternehmen ist erfolgreich und nach dem Ersten Weltkrieg einer der größten Lampenhersteller Europas. Die Weltwirtschaftskrise setzt Frister allerdings schwer zu. 1933 übernimmt nach dem Konkurs der Lampenfabrik die Wärmegeräte GmbH das Gebäude.
Nach dem Zweiten Weltkrieg zieht das Institut für Nachrichtentechnik ein, eine Forschungseinrichtung der DDR. Eingeweihte sprechen von einem Stasi-Betrieb, der für das Ministerium für Staatssicherheit arbeitet. Für den gesamten Ostblock produziert das Institut Nachrichtensysteme.
Künstlerinnen und Künstler erobern nach dem Fall der Mauer den Gebäudekomplex. In den Jahren danach wechselt das Areal mehrfach den Eigentümer. Inzwischen heißt das Gelände Leuchtenfabrik in Anlehnung an den historischen Ursprung. Zusammen mit dem angrenzenden Gelände der ehemaligen Gasanstalt, heute Spreehöfe, ist das Areal Heimat für verschiedene Gewerbe-, Freizeit- sowie Kultureinrichtungen.
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Siemens-Hauptverwaltung Die Architektur der Siemens-Hauptverwaltung stammt von Karl Janisch. | © Siemens AG Adresse
Nonnendammallee 101
13629 Berlin-SiemensstadtIndustriekultur erleben
Siemens-Hauptverwaltung
Strategiezentrale des Weltkonzerns
Auch Siemens hat einmal klein angefangen. Die „Telegraphenbauanstalt Siemens & Halske“ gründet sich 1847 in Kreuzberg, in einer kleinen Hinterhof-Werkstatt nahe des Potsdamer Platzes. Die Zahl der Beschäftigten steigt ebenso rasch wie der Bedarf an Produktionsflächen. Ende des Jahrhunderts ist Siemens & Halske ein weltweit erfolgreiches Unternehmen im Bereich der Elektroindustrie mit Produktionsflächen in Charlottenburg, damals noch eine selbstständige Stadt.
Unweit des Gründungsorts entsteht 1901 der Verwaltungssitz der Firma in direkter Nachbarschaft zu Reichstag, Botschaften und Anhalter Bahnhof. Die eigenen Fabriken rücken allerdings immer weiter in die Ferne. Ende des 19. Jahrhunderts verlagert sich die Produktion von Charlottenburg nach Spandau. Und die Hauptverwaltung?
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1910 beginnt der Bau eines neuen Verwaltungsbaus in Spandau. Die eigenständige Stadt Spandau legt großen Wert darauf, die Zentrale eines so bedeutenden Unternehmens und Steuerzahlers auf ihrem Gebiet zu wissen. 1914 benennt Spandau den Ortsteil „Nonnendamm“ offiziell in „Siemensstadt“ um.
Das neue Gebäude im Zentrum der Siemensstadt ist größer als jedes Berliner Rathaus. Entlang der fünf Kilometer langen Korridore haben 5.000 Mitarbeitende in der Siemens-Hauptverwaltung Platz. Die meisten von ihnen arbeiten in sogenannten Bürosälen für maximal 100 Personen. Komfort und Einzelzimmer bleiben Aufsichtsrat und Vorstand sowie den wichtigsten Führungskräften im Ostflügel des Gebäudes vorbehalten.
Im Ersten Weltkrieg dienen Teile des kurz zuvor fertiggestellten Gebäudes als Lazarett. Erst danach ziehen die Zentralabteilungen des Konzerns ein. „Konstruktions- und Rechnungsbureaus“ befinden sich im Westflügel des schlossähnlichen Gebäudes. Der Bau mit Mosaikhalle, Vortragssaal und Bibliothek stellt den architektonischen Wandel der Siemensarchitektur dar. Außen ist er von Karl Janisch im Stil des Historismus gestaltet. Die Architektur der Innenräume übernimmt hingegen Hans Hertlein in den 1920er-Jahren.
Im Regime der Nationalsozialisten verschiebt sich der Fokus des Siemens-Konzerns auf Rüstungsproduktion. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939 verstärkt Rohstoffengpässe und Arbeitskräftemangel. Um genug Rüstungsgüter zu liefern, errichtet Siemens bis 1945 beinahe 400 Fabriken in besetzten Gebieten. Sowohl in den Fabriken auf besetztem Boden als auch in Siemensstadt müssen Frauen und Männer Zwangsarbeit leisten. Davon sind bis Kriegsende insgesamt über 80.000 Menschen betroffen.
Die unmittelbare Nachkriegszeit bringt dem Gründungsort einschneidende Veränderungen: Angesichts der Teilung Deutschlands und der politisch heiklen Lage verlegt der Konzern seinen Firmensitz zum 1. April 1949 von Berlin nach München. Berlin bleibt jedoch zweiter Firmensitz. Trotz enormer Schäden im Krieg verläuft die Produktion ab 1951 wieder in geregelten Bahnen. Bis Mitte der 1950er-Jahre hat sich das Unternehmen weitgehend von den Nachkriegsjahren erholt.
In der ehemaligen Siemens-Hauptverwaltung sind heute noch Siemens- Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter beschäftigt. Seit 2016 befindet sich das Siemens Historical Institute in dem Gebäude, das über einen Personentunnel mit dem gegenüberliegenden Dynamowerk verbunden ist. Hier produziert das Unternehmen bis heute Dynamos, einst erfunden von Werner von Siemens.
Seit März 2019 gibt es in einer umgebauten Lagerhalle auf dem Gelände des Dynamowerks einen Event- und Co-Working Space. Bis 2030 soll sich die neue Siemensstadt² zu einem Ort entwickeln, der Arbeiten, Forschen, Wohnen und Lernen neu denkt.
Die Siemens-Hauptverwaltung ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 1.
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VAUBEKA Portalkran Der Vaubeka-Kran wurde von den Vereinigten Berliner Kohlenhändlern (VAUBEKA) genutzt. | © bzi, Foto: Max Braun, 2020 Adresse
Teilestraße 3-8
12099 Berlin-Tempelhof
Industriekultur erleben
VAUBEKA Portalkran
Größte historische Krananlage in Berlin
Schmucklose Hallen, Betriebshöfe, kleine Bürocontainer: Hier am Teltowkanal wächst der VAUBEKA Portalkran als monumentale Eisenfachwerk-Konstruktion in die Höhe. Nichts an der heutigen Szenerie lässt erahnen, welche Rolle die größte historische Krananlage Berlins einmal in der Geschichte der Stadt gespielt hat.
Im Winter 1948/49 wird hier fieberhaft Kohle umgeschlagen. Denn ohne Kohle wird die West-Berliner Bevölkerung diesen Nachkriegswinter nicht überstehen. Der Brennstoff kommt vom nahe gelegenen Tempelhofer Feld. Dort landen Flugzeuge der Alliierten im Minutentakt und fliegen über die sogenannte „Berliner Luftbrücke“ alles ein, was der Westen der geteilten Stadt während der „Berlin-Blockade“ zum Überleben braucht. Bereits im Juni 1948 hat die Rote Armee die Enklave West-Berlin von der Versorgung auf dem Land- und Wasserweg abgeriegelt. West-Berlin soll dadurch in die sowjetische Besatzungszone gezwungen werden.
Der Portalkran am Teltowkanal kann in acht Stunden 500 Tonnen Kohle auf Kanalschiffe, Güterwaggons und Lkws verladen. Er steht in dieser Zeit nur selten still. Die Hälfte der über die Luftbrücke eingeflogenen Kohlenmenge wird hier schnell und effizient in der Stadt verteilt. Der Portalkran ist somit ein wichtiges Scharnier der Berliner Luftbrücke. Er trägt mit dazu bei, dass die Sowjets die Berlin-Blockade im Mai 1949 ergebnislos abbrechen müssen.
1935 hatten die Vereinigten Berliner Kohlenhändler (VAUBEKA) den Verladekran errichten lassen. Die filigrane Ingenieurskonstruktion verbindet eine 122 Meter lange Verladebrücke mit zwei 22 Meter hohen Portalrahmen. Auf Schienen kann sich das gesamte Bauwerk 233 Meter parallel zum Kanal bewegen. Auf diese Weise gelangt sein Greifer an jede Stelle des Umschlagplatzes. Noch bis 1991 ist der VAUBEKA Portalkran im Dienst. Inzwischen ist er ein Denkmal für die frühe wirtschaftliche Bedeutung des Teltowkanals als Wasserstraße – und erinnert gleichzeitig an den schicksalhaften Berliner Winter 1948/49.
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BEHALA Viktoriaspeicher Das Gelände des Viktoriaspeichers liegt direkt an der Spree. | © bzi, Foto: Max Braun, 2020 Adresse
Köpenicker Str. 22
10997 Berlin-KreuzbergBEHALA Viktoriaspeicher
„BEHALA Viktoriaspeicher“ verkünden große Lettern an dem sechsgeschossigen Lagergebäude am Kreuzberger Spreeufer und verweisen damit auf seine wechselvolle Geschichte. 1878/80 entstehen dort mehrere Lagergebäude für die Victoria-Speicher Actien-Gesellschaft. 1905 zieht die ABOAG, die Allgemeine Berliner Omnibus-Aktien-Gesellschaft, mit ihrem Omnibusdepot auf das Gelände. Der Berliner Nahverkehr ist damals noch großenteils pferdegetrieben. Der Speicher wird also zu Garagen und Stallungen für über 500 Pferde umgebaut. Doch nur zwei Jahre später vernichtet ein Feuer die Gebäude fast vollständig.
Die Katastrophe prägt den Wiederaufbau des Architekten Franz Ahrens 1910-11. Ein moderner Skelettbau aus Eisenbetonteilen soll den Neubau brandsicher machen. Dort lagern nun wieder loses Getreide und Hülsenfrüchte in Säcken. Im Jahr 1928 übernimmt die städtische BEHALA als Eigentümerin. Sie vermietet den Speicher bis heute als Lagerfläche an Gemüsehändler und Altpapierverwerter.
Zuletzt scheiterte 2014 der Versuch, das Areal durch Verkauf an Investoren grundlegend neu zu entwickeln. So kann man bis heute an dem Fassadenraster aus Eisenbetonelementen und ausgemauerten Segmenten ablesen, wo im Inneren früher Getreidesilos und Sacklager untergebracht waren. Auch die typischen Lamellenfenster zur Dauerbelüftung sind bis heute erhalten. Ein anderes, dunkles Kapitel Geschichte hat jedoch keine Spuren am Gebäude hinterlassen: Von 1937-39 nutzt die nationalsozialistische Aktion „entartete Kunst“ das Areal um den BEHALA Viktoriaspeicher als Depot.
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Berliner Velvet AG In der ehemaligen Textilfabrik ist heute unter anderem ein Möbelgeschäft angesiedelt. | © bzi, Foto: Max Braun, 2020 Adresse
Köpenicker Str. 20
10997 Berlin-KreuzbergKontakt
sageberlin.com/event-booking.html
reservierung@sage-restaurant.de
Tel.: 030 921001660Berliner Velvet AG
Am 31. Juli 1883 muss die Berliner Feuerwehr zu einem Brand in die Köpenicker Straße 18 in Berlin-Kreuzberg ausrücken. Hier steht die Textilfabrik „Berliner Velvet-Fabrik, Mengers & Söhne“ lichterloh in Flammen. Die Löscharbeiten enden schließlich tragisch: Zwei Feuerwehrmänner sterben beim Sprung aus dem brennenden Gebäude. Ein herabstürzendes Gesims tötet anschließend einen dritten Kameraden.
Kattunfabriken, Bleichen und Färbereien belegen damals weite Flächen entlang der Köpenicker Straße. Die Textilindustrie floriert in Europa. 1873 übernimmt Martin Mengers die existierende Färberei am Standort für seine neu gegründete Berliner Velvet-Fabrik AG. Mengers bringt ein erfolgreiches Geschäftsfeld mit nach Berlin: Mit weiterentwickelten Webstühlen lässt sich nun auch aus Baumwollfäden Samtstoff produzieren – Baumwollsamt. Samte und Plüsche, bisher Luxusartikel, werden allgemeine Bedarfsartikel.
Noch im Jahr des Brandes ist das Fabrikgebäude wiederaufgebaut. Rote Ziegelbänder schmücken inzwischen wieder die gelbe Klinkerfassade wie im Originalentwurf von Maurermeister Carl Lüdecke. Auch das ungewöhnlich über dem Erdgeschoss platzierte Zwischengeschoss entsteht wieder original, bis heute außen zu erkennen an den kleinen Schmuckarkaden. Seit dem Brand kommen neue Gebäude zur Berliner Velvet Fabrik hinzu: eine Färberei, Schererei, Bürsterei und Stopferei. Mit durchschnittlich 1400 Arbeitern produziert die Fabrik hier bis in die 1920er Jahre weiter Baumwollsamt. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist die ehemalige Velvet-Fabrik Sitz unterschiedlicher Firmen. Seit 2009 teilen sich ein Möbelkontor, ein Bekleidungs-Outlet sowie ein Restaurant die sanierten und denkmalgeschützten Bauten.
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Museumspark Rüdersdorf Ein Highlight im Museumspark Rüdersdorf ist die Schachtofenbatterie. | © bzi, Foto: Max Braun, 2021 Adresse
Heinitzstraße 9
15562 Rüdersdorf bei BerlinKontakt
www.museumspark.de/
events@museumspark.de
Tel.: 033638 48 99 29ERIH-Mitglied
Museumspark Rüdersdorf
Düster und etwas unheimlich ragen die merkwürdig geformten Schornsteine der „Kathedrale des Kalks“ in den Himmel. Was aussieht wie eine Filmkulisse, wird auch oft als solche genutzt. In erster Linie ist es aber ein bedeutendes Industriedenkmal im Herzen eines Freilichtmuseums. Der Museumspark Rüdersdorf ist ein historisches Kalk- und Bergwerk mit beeindruckenden Baudenkmälern.
Kalkstein aus Rüdersdorf gehörte jahrhundertelang zu den Grundbaustoffen Berlins. Das Brandenburger Tor, das Olympiastadion und die Berliner Mauer bestehen aus Rüdersdorfer Kalkstein. Bereits vor über 750 Jahren begannen Mönche des Zisterzienserordens den 240 Millionen Jahre alten Kalkstein zu brechen. Im 16. Jahrhundert entstanden die ersten Kalkbrennöfen. Ab 1885 wurde Zement hergestellt. Ende des 19. Jahrhunderts war der Hunger der boomenden Metropole nach Kalkstein so groß, dass eine riesige Schachtofenbatterie mit 18 Öfen hinzukam.
1967 ging die betagte Anlage außer Dienst. Heute erhalten Besucherinnen und Besucher im Museumspark Rüdersdorf Einblicke in eine Vielzahl historischer Bauwerke. Neben Führungen werden auch geologische Exkursionen mit Fossiliensuche sowie Land-Rover-Touren in den aktiven Tagebau angeboten.
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AEG-Turbinenhalle Die AEG-Turbinenhalle ist im Corporate Design der AEG von Peter Behrens gestaltet. | © Foto: Andreas FranzXaver Süß, 2022 Adresse
Huttenstr. 12-16
10553 Berlin-MoabitIndustriekultur erleben
AEG-Turbinenhalle
Die Berliner Architektur-Ikone
Die AEG-Turbinenhalle von 1909 ist eine Ikone der Berliner Architektur und fehlt in keinem Architekturlexikon. Architekt Peter Behrens und Bauingenieur Karl Bernhard konzipieren dieses lichtdurchflutete Industriegebäude aus Stahl, Beton und Glas. Erstmals ist die Konstruktion einer Halle an der Fassade ablesbar: Stahlbinder und ihre Gelenke sind von außen zu sehen. Die lange Fensterfront nennt ein Zeitzeuge „ein einziges riesiges Glasfenster“. Auch das Dach ist fast vollkommen aus Glas. Von allen Seiten kann dadurch Licht in die Halle dringen.
Lediglich der mächtige Giebel zeugt vom damaligen Zeitgeschmack der Kaiserzeit. Die Betonelemente erinnern hingegen an einen ägyptischen Tempel. Obwohl wuchtig ausgeprägt, haben sie keine tragende Funktion. Sie sind pure Außenverkleidung und damit nur ein Schmuckelement. Mitten im Giebel prangt das Logo des Auftraggebers: AEG.
Die AEG baut damals leistungsstarke Dampfturbinen, die sich um 1900 gegen die klassischen Dampfmaschinen durchsetzen. Die Produktion der immer größer und schwerer werdenden Turbinen erfordert Platz sowie Kranbahnen, die enorme Lasten transportieren können. Beides erfüllt die zweckmäßige Montagehalle damals wie heute.
In den 1930er-Jahren lässt das Unternehmen die AEG-Turbinenhalle nach Norden hin erweitern. Den Zweiten Weltkrieg übersteht die Halle unbeschadet und seit 1956 steht sie als erster Industriebau Berlins unter Denkmalschutz.
1977 übernimmt die Siemens AG das Gelände, die hier bis heute Gasturbinen produziert. Über eine spezielle Rampe gelangen die Turbinen auf den Charlottenburger Verbindungskanal und treten schließlich per Schiff ihren Weg in die weite Welt an.
Die AEG-Turbinenhalle ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 3.
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Deutsche Waffen- u. Munitionsfabrik Die charakteristische Hauptfront der DWM-Fabriken enstand 1912. | © Foto: Andreas Muhs Adresse
Eichborndamm 105-177,
Miraustraße 10-42
13403 Berlin-ReinickendorfIndustriekultur erleben
Deutsche Waffen- u. Munitionsfabrik
Der ausgedehnte Industriestandort in Borsigwalde ist in seiner Entwicklung und Nutzung eng mit der deutschen Militär- und Politikgeschichte verbunden. In beiden Weltkriegen versorgten die hier angesiedelte Munitionsfabrik deutsche Soldaten mit Waffen und Munition. Für die Kriegsproduktion im zweiten Weltkrieg enstehen um das Gelände herum mehrere Zwangsarbeiterlager.
Jeweils nach Kriegsende müssen die Betriebe ihre Produktion auf zivile Güter umzustellen.
Heute wird ein Teil der unter Denkmalschutz stehenden Gebäude der Munitionsfabrik von Archiven wie dem Berlin-Brandenburgischen Wirtschaftsarchiv genutzt, die der Geschichte und der Erinnerung verpflichtet sind. Im Zentrum des Areals ist die aktive industrielle Produktion mit einem Hersteller von Messingstangen, Profilen und Drähten weiter vertreten.
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BAE Batterien GmbH (ehem. AFA) Seit 1899 produziert die AFA, später BAE in Oberschöneweide Batterien. | © bzi, Foto: Max Braun, 2020 Adresse
Wilhelminenhofstraße 69-70
12459 Berlin-OberschöneweideIndustriekultur erleben
BAE Batterien GmbH (ehem. AFA)
Traditionsbetrieb der Elektroindustrie
Die BAE Batterien GmbH gehört zusammen mit der nahegelegenen Berliner Glasfaserkabel GmbH zu den letzten Traditionsbetrieben in Oberschöneweide. Seit mehr als 100 Jahren entstehen hier Akkumulatoren und Batterien.
Nur zwei Jahre nachdem das Kraftwerk Oberspree und das AEG-Kabelwerk in Betrieb gehen, beginnt um 1899 der Bau der Akkumulatoren-Werke Oberspree AG. Seitdem findet hier eine Massenfabrikation transportabler Batterien statt. Ab 1904 tragen sie den international bekannten Markennamen VARTA (Vertrieb, Aufladung, Reparatur transportabler Akkumulatoren). 1905 übernimmt die Akkumulatorenfabrik AG (AFA) das Werk in der Wilhelminenhofstraße, das über ihr Stammwerk in Hagen bereits mit der AEG und Siemens verbunden ist. Das Firmenimperium der Familie Quandt kauft das Werk 1922 und entwickelt es zum europaweit führenden Anbieter von Bleibatterien für Elektrofahrzeuge und Flugzeuge.
Den Geschäftseinbruch nach dem Ersten Weltkrieg gleicht AFA sowohl durch die Übernahme neuer Produktionstechniken aus den USA als auch die Fusion mit dem Unternehmen Pertrix aus. Entlang der Ostendstraße entwirft der Architekt Jean Krämer die große Produktionshalle mit einer neuartigen Fließbandfertigung. Im Zweiten Weltkrieg lässt die Firma Akkumulatoren für U-Boote und „V2“-Raketen von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern produzieren. 1945 folgt schließlich die Enteignung der AFA. Das Werk wird in die Akkumulatorenfabrik Oberschöneweide (AFO) umgewandelt.
Im Jahr 1958 schließt die DDR mehrere Betriebe zur VEB Berliner Akkumulatoren- und Elementefabrik (VEB BAE) zusammen. Die Produktion fokussiert sich anschließend auf ein breites Spektrum an Batterien für verschiedene Anwendungen, vor allem für den Schienenverkehr. Ende der 1980er-Jahre hat sich die BAE zu einem der führenden Lieferanten für Schienenfahrzeug-Batterien für die sozialistischen Staaten entwickelt. In der Umbruchzeit nach 1989 kann sich das Unternehmen behaupten und wird 1993 als BAE Batterien GmbH privatisiert.
Die BAE Batterien GmbH ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 2.
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Umspannwerk Scharnhorst Das Umspannwerk Scharnhorst, heute bekannt als „Vattenfall-Haus”. | © Foto: Stefan Joseph Müller Adresse
Sellerstraße 16–26
13353 Berlin-WeddingIndustriekultur erleben
Umspannwerk Scharnhorst
Beobachtungsposten für Straßenbeleuchtung
Dieses Umspannwerk hat eine Besonderheit: Seit 1927 lässt sich in 25 Metern Höhe von der verglasten Lichtwarte aus die Straßenbeleuchtung überwachen. Allabendlich entscheidet bis in die 1940er-Jahre ein Mitarbeiter über den richtigen Zeitpunkt zum Einschalten der Straßenlaternen. Mit einem Knopfdruck schaltet sich das Licht in den umliegenden Bezirken ein.
Der Hausarchitekt des ehemaligen Berliner Stromversorgers „Bewag“, Hans Heinrich Müller, entwickelt die moderne Architektur des Umspannwerks. Seine Gebäude verehren die Elektrizität fast wie ein Heiligtum. Seine „Kathedralen der Elektrizität“ repräsentieren dadurch die Bedeutung der Umspannwerke für die rasante Stadt- und Industrieentwicklung Berlins. Inzwischen ist das Umspannwerk nach seinem derzeitigen Nutzer benannt: „Vattenfall-Haus”. Es beherbergt Verwaltung und Kundenservice des Stromkonzerns.
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Umspannwerk Ost Das Umspannwerk Ost beherbergt heute ein Theater und ein Restaurant. | © bzi, Foto: Florian Rizek, 2015 Adresse
Palisadenstraße 48
10243 Berlin-FriedrichshainKontakt
www.umspannwerk-ost.de/
info@umspannwerk-ost.de
Tel.: 030 42 08 93 23Umspannwerk Ost
Das 1900 fertiggestellte Umspannwerk Ost in Friedrichshain gehört zur ersten Generation der Berliner Umspannwerke. Im großzügigen Erdgeschoss formten die Transformatoren den vom Kraftwerk kommenden Strom um. Dadurch bekam er die benötigte Spannung für diverse Abnehmer. Mit der Gestaltung des Baukörpers und seiner Fassade fügte er sich gut in die umgebende gründerzeitliche Wohnbebauung ein. Sein ehemals technischer Zweck bleibt daher dem normalen Passanten bis heute zumeist verborgen.
Nach der Zerstörung großer Teile der Anlage im Zweiten Weltkrieg nutzte eine Fabrik das Gebäude des Umspannwerk Ost als Produktionsstätte. Seit einigen Jahren bespielt das Berliner Kriminal Theater die denkmalgeschützten Räume, die zum Teil auch als Restaurant dienen.
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Umspannwerk Oberspree Im Osten grenzt das Kraftwerk Oberspree an das Umspannwerk. | © bzi, Foto: Nathalie Scholl, 2021 Adresse
Wilhelminenhofstraße 78
12459 Berlin-OberschöneweideUmspannwerk Oberspree
Neben dem ehemaligen Kraftwerk Oberspree entstanden im Laufe der Jahrzehnte drei Umspannwerke. Das erste Werk verteilte seit 1912 den Strom aus dem benachbarten Kraftwerk an die Umgebung. Als das Kraftwerk gut 20 Jahre später außer Betrieb ging, übernahm ein neues Umspannwerk ab 1933 die Versorgung der Industrie an der Oberspree. Der bekannte Architekt Hans Heinrich Müller plante das elegante und lichtdurchflutete Umspannwerk Oberspree mit auffällig geschwungenen Formen.
Dank neuester Technik kam der Bau mit einem viel geringeren Gebäudevolumen aus als bis dahin üblich. Inzwischen nutzt die Skulpturengießerei Knaak die Räumlichkeiten. Die Stromversorgung übernimmt seit 1995 ein noch kleinerer Neubau.
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Umspannwerk Humboldt Das Eingangsportal des Umspannwerks Humboldt in Berlin-Prenzlauer Berg. | © tic, Foto: Friedel Kantaut etc. Adresse
Kopenhagener Straße 58 – 63
10437 Berlin-Prenzlauer BergIndustriekultur erleben
Umspannwerk Humboldt
Eine Marienburg für Berlin
1925 begeistert sich der Hausarchitekt der „Bewag“, Hans Heinrich Müller für die Marienburg, den größten gotischen Backsteinbau Europas in der inzwischen polnischen Stadt Malbork. Müller greift architektonische Stilmittel dieser mittelalterlichen Burg im Umspannwerk Humboldt auf. Das Eingangsportal des Umspannwerks in Berlin-Prenzlauer Berg zieren Spitzbögen. Zwei Brücken verbinden die mittig im Innenhof liegende Warte mit den Werkshallen. Ein Türmchen befindet sich im Innenhof des Umspannwerks.
Viele Bauten von Müller, die ebenfalls in den 1920er-Jahren entstanden sind, greifen diese Detailverliebtheit auf. Inzwischen sind die großflächigen Räume des ehemaligen Umspannwerks in gewerblicher Nutzung.
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OSRAM-Höfe Die Osram-Höfe sind seit den 1990ern ein Geschäfts- und Gewerbezentrum. | © visitBerlin, visumate Adresse
Oudenarder Straße 18–20
13347 Berlin–WeddingIndustriekultur erleben
OSRAM-Höfe
1935 übernahm die OSRAM GmbH KG den Standort an der Oudenarder Straße von der Bergmann Elektricitäts-Werke AG und verlegte anschließend einen großen Teil der Produktion in ihr neues „Werk B“, die heutigen „OSRAM-Höfe“. Das Unternehmen erweiterte den Baubestand um ein modernes Fabrikgebäude mit zwei Flügeln.
Das Bauwerk wurde von Waldemar Pattri als Stahlskelettbau im Stil der funktionalistischen Architektur gestaltet. Die beiden unteren, mit Klinkern verkleideten Geschosse bilden einen massiven Sockel, über dem sich ein gläserner kubischer Baukörper erhebt. Auf der Hofseite sind kubische Treppen- und Aufzugtürme angesetzt. Besonders heraus sticht jedoch der wuchtige, 33 Meter hohe Turmblock. Das „Werk B“ soll seinerzeit das größte Glühlampenwerk Europas gewesen sein.
Nachdem OSRAM nach 1990 die Produktion von diesem Standort abgezogen hatte, entstand hier unter dem Namen „OSRAM-Höfe“ ein Geschäfts- und Gewerbezentrum. Im historischen OSRAM-Glaswerk in Spandau entstehen aber auch heute noch täglich tausende Glasröhren für Leuchtmittel aller Art.
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Kraftwerk West / Heizkraftwerk Reuter Ein Teil des 1932 errichteten Kraftwerk Reuter ist heute denkmalgeschützt. | © Foto: Andreas FranzXaver Süß, 2021 Adresse
Otternbuchtstraße 11–27
13599 Berlin–SiemensstadtIndustriekultur erleben
Kraftwerk West / Heizkraftwerk Reuter
Kraftwerksbau aus der Luft
1931 übergibt die Siemens-Bauunion ein modernes Steinkohlekraftwerk an die Berliner Städtische Elektrizitätswerke Aktiengesellschaft (Bewag). Zusammen mit dem an der Rummelsburger Bucht gelegenen Kraftwerk Klingenberg deckt das neue Kraftwerk West den Großteil des Stromverbrauchs der wachsenden Metropole Berlin. Das Ziel der beiden Großprojekte ist die Unabhängigkeit von Fremdstrom aus den mitteldeutschen Braunkohlerevieren. Als die Anlage 1931 ans Netz geht, ist sie mit einer Leistung von 228 Megawatt das technisch modernste Kraftwerk Berlins.
Nach dem Zweiten Weltkrieg demontiert das sowjetische Militär funktionsnotwendige Teile des weitgehend unbeschädigten Kraftwerk West. Im April 1948 beginnt der dringend benötigte Wiederaufbau, ab Juni 1948 erschwert durch die Berlin-Blockade. Über die Luftbrücke werden daher großformatige Bauteile und Materialien mit 580 Flügen eingeflogen. Diese spektakuläre Aktion macht die Aussichtslosigkeit der Berlin-Blockade deutlich und trägt schließlich zu ihrem Ende im Mai 1949 bei. Ein halbes Jahr später nimmt Oberbürgermeister Ernst Reuter das Kraftwerk in Betrieb, das später nach ihm benannt wird: Kraftwerk Reuter. Seit 1987 versorgt auch der Neubau des Heizkraftwerk Reuter-West die Hauptstadt.
Heute steht die in den 1960er-Jahren zu einem Heizkraftwerk umgebaute Anlage unter Denkmalschutz. Die drei markanten, allerdings baufälligen Schornsteine werden 2009 zurückgebaut. Mit Stilllegung des Kraftwerksblocks „Reuter C“ geht 2019 schließlich der letzte Steinkohleblock vom Netz.
Im September 2019 endet die Ära der Kohle am Standort Reuter, dennoch spielt das Kraftwerk weiterhin eine wichtige Rolle beim geplanten Kohleausstieg Berlins bis 2030. Für die Umsetzung gibt es bereits Ideen und einige Entwicklungen befinden sich im Testbetrieb. Fast 100 Millionen Euro investiert Vattenfall Wärme Berlin in das Gesamtprojekt, um den steinkohlegefeuerten Block Reuter C zu ersetzen. Eine benachbarte Müllverbrennungsanlage betreibt die Dampfturbine.
Mehr zur Teilung Berlins und zur Strominsel West-Berlin erzählen unsere Meilensteine.
Das Kraftwerk West, heute Heizkraftwerk Reuter, ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 1, Spandau/Siemensstadt.
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Gasometer Schöneberg Der ehemalige Gasometer ist heute Teil des EUREF Campus. | © visitBerlin, Foto: Andreas Schwarz Adresse
Torgauer Straße 12-15
10829 Berlin-SchönebergKontakt
euref.de/
info@euref.de
Tel.: 030 264 767 20Gasometer Schöneberg
Der 1910 fertiggestellte Gasometer Schöneberg ist inzwischen ein Wahrzeichen des gleichnamigen Stadtteils und ein markanter Teil der Berliner Stadtsilhouette. Bis zur Stilllegung des Teleskopgasbehälters 1995 fürchteten viele Anwohnerinnen und Anwohner die riesige gespeicherte Gasmenge, die der Gasometer beinhaltete. Denn je nach Füllstand befanden sich zur Versorgung Berlins bis zu 160 000 Kubikmeter Gas in der Metallglocke.
Der Architekt Alfred Messel entwarf den Gasometer Schöneberg mit dem dazugehörigem Retorten- und Kesselhaus. Inzwischen ist das denkmalgeschützte Ensemble Teil des EUREF Campus, einem 5,5 Hektar großen Stadtquartier. Hier ist neben Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus den Bereichen Energie und Mobilität auch ein Campus der Technischen Universität Berlin ansässig. In das Stahlgerüst des Gasometers ist eine Kuppel integriert, die als Kulisse für Veranstaltungen und vor allem Fernsehaufzeichnungen dient.
Im Juni 2021 wurde in der Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg ein umstrittener Bebauungsplan beschlossen, der die Innenbebauung des Gasometers bis 7 Meter unter seiner Oberkante ermöglicht. Auf den geplanten 35.000 m² Bürofläche sollen 2.000 Arbeitsplätze für die Sparte „Digitale Schiene“ der Deutschen Bahn entstehen.
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ewerk Berlin Der heute als ewerk bekannte Gebäudekomplex hat schon einige Nutzungs- und Umbauphasen erlebt. | © Foto: Andreas Muhs Adresse
Mauerstr. 78-80
10117 Berlin-MitteKontakt
ewerk.net/
event@ewerk.net
Tel.: 030 200 756 56Industriekultur erleben
ewerk Berlin
Umspannwerk und Techno-Club
Das heute als ewerk bekannte Gebäude hat in seiner über 100-jährigen Geschichte einige Nutzungs- und Umbauphasen erlebt. Bereits kurz nach dem Bau platzt das Kraftwerk aus allen Nähten. 1885 an der Mauerstraße in Mitte erbaut ist es das Zweite seiner Art in Berlin. Das erste Kraftwerk entsteht nur ein Jahr zuvor am Gendarmenmarkt.
Berlin ist Ende des 19. Jahrhunderts eine wachsende Stadt. Der stetig steigende Stromverbrauch erfordert neue Lösungen. Um Strom speichern zu können, kommt 1898 ein fünfgeschossiges Speichergebäude dazu. Erst die neue Drehstromtechnik erlaubt es, Strom am Stadtrand zu erzeugen und fast verlustfrei in die Stadt zu leiten. Das Kraftwerk in der Mauerstraße wird um ein Umspannwerk ergänzt. Dieses spannt den hochgespannten Strom aus den Fernleitungen auf niedrigere Voltzahlen um. Der Architekt Hans Heinrich Müller verbindet beim Umbau des Werkes zwischen 1924 und 1928 Funktionalität und Ästhetik. Die neue zentrale Schaltwarte im Hof ist stilprägend. Sie ist rund und in der Höhe gestaffelt.
Das Mitte der 1980er-Jahre stillgelegte Gelände erlebt nach der Wende seine Wiederentdeckung. Der Ort ist unter dem Namen „E-Werk“ als Techno-Club weit über Berlins Grenzen bekannt. Nach jahrelanger Sanierung öffnet das Gelände 2006 wieder. Heute dient das ewerk zum Beispiel als Eventlocation, Wohn- und Arbeitsstätte. Eine kleine Gleichrichterstation übernimmt auch heute noch teilweise die Stromversorgung der U-Bahn.
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Berghain (ehem. Heizkraftwerk Rüdersdorfer Straße) Vor seiner Karriere als international bekannter Techno-Club war das Berghain ein Heizkraftwerk. | © bzi, Foto: Florian Rizek, 2016 Adresse
Am Wriezener Bahnhof
10243 Berlin-FriedrichshainBerghain (ehem. Heizkraftwerk Rüdersdorfer Straße)
Das Berghain gehört zu den beliebtesten Clubs in Berlin und ist international bekannt. Seit 2004 werden die Räumlichkeiten des ehemaligen Heizkraftwerks Rüdersdorfer Straße zum Feiern und Tanzen genutzt. Das Gebäude gehört mit seinem neoklassizistischen Zuckerbäckerstil zum Ensemble der DDR-Bauten, die Mitte der 1950er Jahre entlang der Karl-Marx-Allee entstanden. Im Inneren erinnert jedoch nur noch wenig an die einstmalige Nutzung. Moderne Architektur und Kunst ergänzen die großzügigen Räumlichkeiten.
Immer öfter steht das Berghain auch außerhalb von Clubnächten offen. Verschiedene Konzerte und teilweise auch Ausstellungen ergänzen das kulturelle Programm und machen den alten Industriebau inzwischen auch für andere Zielgruppen interessant.
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Werksanlage Borsig 1898 weiht das Maschinenbau-Unternehmen Borsig sein neues Werk in Tegel ein. | © Foto: Andreas FranzXaver Süß Adresse
Am Borsigturm
13507 Berlin-TegelWerksanlage Borsig
Das Werksgelände von Borsig in Tegel ist heute vor allem für das Einkaufszentrum in einigen der umgebauten Industriehallen bekannt und weniger für seine Architektur und Geschichte. Allerdings entstand hier mit dem 65 Meter hohen Borsigturm 1922 das erste Hochhaus Berlins.
Der Ausbau des Werksgeländes in Tegel begann bereits 1894 nachdem das ursprüngliche Firmengelände in Mitte zu klein wurde. Damals war August Borsig mit dem, nur wenige Jahrzehnte zuvor gegründeten Familienunternehmen zum größten europäischen Produzenten von Lokomotiven aufgestiegen. Das Geschäft florierte bis zur Weltwirtschaftskrise 1929, danach kam es zu zahlreichen Fusionen und Umgestaltungen in der Firma. Die BORSIG GmbH nutzt Teile des Geländes in Tegel jedoch noch immer.
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Villa Rathenau Walter Rathenau entwarf seine Villa gemeinsam mit dem AEG-Architekten Johannes Kraaz. | Jochen Teufel, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons, 2008 Adresse
Koenigsallee 65
14193 Berlin-GrunewaldVilla Rathenau
Die symmetrisch aufgebaute Villa Rathenau wirkt von außen erstaunlich schlicht. Das Haus in der Koenigsallee ist unter Mitwirkung seines Bauherren Walther Rathenau entstanden. Der berühmte Industrielle, Literat und Politiker entwarf das Haus 1910 gemeinsam mit Johannes Kraaz. Dieser war damals Architekt bei der Allgemeinen Elektricitäts Gesellschaft, AEG. Rathenau hingegen war in leitender Funktion bei der AEG und diversen anderen Firmen tätig. Er stieg später sogar zum Präsidenten der AEG auf und war deutscher Reichsaußenminister.
Unweit seines Hauses fiel der Polikter 1922 einem rechtsradikalen Attentat zum Opfer. Inzwischen erinnert ein Gedenkstein vor der Villa-Rathenau an sein tragisches Schicksal.
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Rathenau-Hallen Die Rathenau-Hallen waren einst Maschinen- und Montagehallen des AEG Transformatorenwerks. | © Foto: Andreas Muhs, 2013 Adresse
Wilhelminenhofstraße 83
12459 Berlin-OberschöneweideKontakt
Eigentümer der Rathenau Hallen ist
Urban Banks Berlin
urbanbanksberlin.com/
dialog@basecampstudent.comIndustriekultur erleben
Rathenau-Hallen
ehem. AEG Transformatorenfabrik Oberschöneweide
Der heute als Rathenau-Hallen bekannte riesige Hallenkomplex liegt in den 1920er-Jahren im Zentrum der ehemaligen Transformatorenfabrik Oberschöneweide (TRO). Heute definieren die Rathenau-Hallen zusammen mit der Lampenfabrik Frister den Ortseingang von Oberschöneweide. An der Treskowbrücke gelegen, bildet der markante Giebel der Rathenau-Hallen den Auftakt des großen Industrieareals entlang der Wilhelminenhofstraße.
Die Industriegebäude entstehen zwischen 1898 und 1941. Anfangs siedelt sich hier die Deutsche Niles-Werkzeugmaschinen-Fabrik an, ein Maschinenbau-Unternehmen unter Beteiligung der AEG. Nach dem Ersten Weltkrieg übernimmt die AEG das Gelände vollständig. Der Konzern errichtet ab 1921 neue Gebäude und benennt den Standort in Transformatorenfabrik Oberschöneweide, kurz AEG-TRO um. Nach und nach entstehen weitere Gebäude: Produktionshallen, Werkstätten, Verwaltung sowie eine Kantine.
1951 wird das Werk als VEB Transformatorenwerk Karl Liebknecht zum Lieferant der DDR-Energiewirtschaft. 1992 übernimmt die AEG wieder einen Teil der Produktion, bis sich das Unternehmen 1996 schließlich auflöst und aus dem Handelsregister verschwindet. Ein irischer Investor kauft 2007 das Gelände, findet aber nur temporär Mieter für die großen und teilweise verfallenen Hallen.
Danach siedeln sich Kunst und Kultur an. Die großen Flächen der Rathenau-Hallen bieten Platz für Modeschauen und Video-Drehs. 2019 kauft das Unternehmen BaseCamp das Areal. Es will die Hallen denkmalgerecht sanieren und anschließend als offenen Ort für Gewerbe, Kultur und Freizeit entwickeln.
Das Museum und Besucherzentrum „Industriesalon Schöneweide“ bietet Führungen durch die Rathenau-Hallen an. Direkt daneben bietet die „Spreehalle Berlin“ einen Raum für außergewöhnliche Klang- und Theaterproduktionen. Hier beginnt außerdem der Soundwalk21, der an fünf Stationen über das Areal führt.
Die Rathenau-Hallen sind Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 2.
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Telefunken-Werke Das ehemalige Telefunken-Werk war bis in die 1990er Jahre Kaserne der USA. | Mib18, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons, 2008 Adresse
Billy-Wilder-Promenade, Harry-S.-Truman-Allee, Platz des 4. Juli
14167 Berlin-LichterfeldeTelefunken-Werke
Die Telefunken-Werke in Zehlendorf entstanden ab 1937 nach den Plänen von Hans Hertlein, der für seine Industriearchitektur bekannt ist. Telefunken entwickelte und produzierte in Zehlendorf bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 vor allem Rüstungsgüter wie Elektronenröhren und Funkanlagen. Danach nutzten die Amerikaner das Gelände als US-Hauptquartier und bis 1994 als Kaserne McNair-Barracks. Die gut erhaltenen Gebäude der alten Telefunken-Werke beherbergten unter anderem eine Schule und Wohnungen.
Das Unternehmen Telefunken entstand aus einer Kooperation zwischen den Konkurrenten Siemens und AEG. Die Bündelung der Kräfte in der Erforschung neuer Kommunikationstechniken erwies sich schließlich als äußerst vorteilhaft. Telefunken war oft führend in der Herstellung neuer Produkte aus dem Bereich Funk- und Nachrichtentechnik sowohl für den militärischen als auch für den zivilen Markt.
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Pfefferberg-Brauerei iErbaut
1842 - 1914, UmbautenArchitekt
A. Rohmer, Carl Koeppen u.a.Früher
BrauereigeländeHeute
Brauerei, Hostel, Theater, GalerieDie Christinenstraße bietet den besten Blick auf die moderne Architektur neben historischen Brauereigebäuden. | © bzi, Foto: Anja Liebau Adresse
Schönhauser Allee 176
Christinenstr. 18/19
10119 Berlin-Prenzlauer BergKontakt
info@stiftung-pfefferwerk.org
Tel.: 030 44383 376
stiftung-pfefferwerk.org
Anfahrt
U-Bahn: U2 (Haltestelle Senefelderplatz)
Öffnungszeiten
Areal frei zugänglich | Anlieger siehe Website
Führungen
Auf Anfrage
Barrierefreiheit
eingeschränkt
ERIH-Mitglied
Industriekultur erleben
Schauplätze
Fahrradroute: Warmes Licht und kühles Bier
JuniorRoute: FamilienPfefferberg-Brauerei
Braukunst vor den Toren der Stadt
An der Schönhauser Allee in Prenzlauer Berg liegt der Pfefferberg. Das Plateau mit Biergarten und Terrassencafé unter Bäumen überrascht viele Besucherinnen und Besucher. Niedrige Grundstückspreise und die erhöhte Lage im Norden der Stadt bieten Mitte des 19. Jahrhunderts beste Voraussetzungen für den Bau von Brauereien mit großen Kühlkellern. So beginnt auch die industrielle Karriere des Pfefferbergs. Namensgeber für das Areal an der Schönhauser Allee ist Joseph Pfeffer. Der bayerische Braumeister ist einer der ersten, der die untergärige Brauart nach Berlin bringt und ab 1841 an dem damals noch vor den Stadtgrenzen gelegenen Ort eine eigene Brauerei errichtet. Das so gebraute Bier ist länger lagerfähig und eignet sich deshalb besonders gut für die industrielle Produktion. Bis 1921 bestimmen deshalb Hopfen, Malz und Hefe das Geschehen der Pfefferberg-Brauerei.
Nach dem Ersten Weltkrieg übernimmt die Schultheiss-Brauerei den Braubetrieb auf dem Pfefferberg, stellt ihn aber bald ein. Danach ziehen die unterschiedlichsten Betriebe in die Gebäude. Mal duftet es auch nach Schokolade, mal nach Brot. Nach dem Zweiten Weltkrieg finden Druckerei und Verlag „Neues Deutschland“ auf dem Pfefferberg ihren Platz. Zeitweilig wird auch die gleichnamige Zeitung, damals Organ des Zentralkomitees der SED, hier gedruckt. Lager-, Büro- und Werkstatträume, Poliklinik und Großküche – die vielen folgenden Nutzungen hinterlassen Spuren.
Die Wege auf dem Gelände der ehemaligen Pfefferberg-Brauerei sind heute verschlungen und die Architektur ist vielfältig. Roter und gelber Backstein wechseln sich mit modernen Fassaden ab. In dieser kreativen Umgebung arbeiten viele Künstlerinnen und Künstler. Orte wie das Aedes Architekturforum, das Museum für Architekturzeichnung oder das Pfefferberg Theater laden zum Besuch ein. Gelegenheit zum Verweilen bieten hingegen Restaurants, Hausbrauerei, Hostel, ein schattiger Biergarten. Eigentümerin des Areals ist inzwischen die Stiftung Pfefferwerk, die in Berlin Projekte für mehr Chancengerechtigkeit von Benachteiligten fördert.
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Shell-Haus Das Shell-Haus ist mit dem porösen Kalkstein Travertin verkleidet. | © bzi, Foto: Nathalie Scholl, 2019 Adresse
Reichpietschufer 60
10785 Berlin-TiergartenShell-Haus
Mit sanft geschwungener Fassade und lang gezogenen Fensterbändern steht das Shell-Haus am Ufer des Landwehrkanals. Ende der 1920er Jahre gewann der Architekt Emil Fahrenkamp den Wettbewerb für das 5- bis 10-geschossige Bürogebäude. Dank einer umfassenden Sanierung vor wenigen Jahren erstrahlt das Gebäude inzwischen wieder im selben weißlichen Glanz wie damals. Dieser ist dem Travertin an der Fassade geschuldet, im Inneren besteht der Bau jedoch aus einer leichten Stahlkonstruktion.
Das Shell-Haus hat eine abwechslungsreiche Geschichte hinter sich. Die namensgebende Ölfirma Shell konnte hier nur ein paar Jahre bis zur Enteignung durch die Nationalsozialisten bleiben. Das im Krieg teilweise beschädigte Haus war später lange Zeit Hauptsitz der BEWAG. Seit 2012 ist es ein Dienstsitz des Bundesministeriums der Verteidigung.
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Peter-Behrens-Bau Der Peter-Behrens-Bau war bei seiner Fertigstellung 1917 eines der höchsten Gebäude Deutschlands. | © Foto: Andreas Muhs, 2013 Adresse
Ostendstraße 1
12459 Berlin-OberschöneweideIndustriekultur erleben
Peter-Behrens-Bau
Autofabrik im Geschossbau
Viele beeindruckende Industriebauten prägen die Architektur in Oberschöneweide, doch ein Gebäude dominiert das Industrieband an der Spree: der Peter-Behrens-Bau. Mitten im Ersten Weltkrieg entwirft Peter Behrens im Auftrag der AEG dieses Gebäude für eine hochmoderne Automobilfabrik. Die Nationale Automobil Gesellschaft (NAG) stellt hier ab 1901 als Tochter der AEG Autos mit Elektro- und Verbrennungsmotoren her.
Die aufwendige Ausstattung der neuen Fabrik soll die „ungebrochene Leistungskraft der deutschen Industrie“ bekunden. Gleichzeitig will Behrens ein Symbol für die soziale Integration aller Akteure der Industriegesellschaft schaffen. Die Produktion erstreckt sich über mehrere Stockwerke. Im Mittelpunkt der Fabrik liegt ein mit Arkaden gesäumter Lichthof. Hier laufen Arbeiterinnen und Arbeiter den Direktoren der Firma über den Weg.
Im obersten Stockwerk beginnt der Karosseriebau. Über 18 Lastenaufzüge sind die Produktionsebenen verbunden, unten angekommen wird schließlich das fertige Automobil aus einem Benzintank im Keller betankt. Zunächst liefert das Werk Lkws für das deutsche Heer und bis zur Stilllegung im Jahr 1934 auch Pkws sowie Omnibusse.
Im Jahr 1936 entwickelt Telefunken am Standort die Fernsehtechnik zur Übertragung der Olympischen Spiele. Nach dem Zweiten Weltkrieg zieht das Werk für Fernsehelektronik (WF) ein, das zu DDR-Zeiten für den internationalen Markt Bildröhren für Fernsehgeräte herstellt. Noch bis 2005 produziert Samsung Fernsehtechnik im Peter-Behrens-Bau. Der Lichthof ist inzwischen eine beliebte Kulisse für Film und Fernsehen. Hier wurden beispielsweise Szenen der Serie „Babylon Berlin“ gedreht.
Heute bieten der Peter-Behrens-Bau und das große Areal zwischen Ostendstraße und Spree Potenziale für ein neues Stadtquartier. Im Mai 2019 übernimmt die DIE Deutsche Immobilien Entwicklungs AG (DIEAG) das Gelände und entwickelt das „Behrens-Ufer“. Die denkmalgeschützten Gebäude bleiben dabei erhalten. Auf dem restlichen Gelände entstehen Neubauten für Gewerbe sowie soziale und kulturelle Nutzungen.
Der Peter-Behrens-Bau ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 2.
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Reichspostzentralamt Das ehemalige Reichspostzentralamt ist mit einer Fassade aus Klinkern verziert. | © Foto: Rafael Kölmel, 2014 Adresse
Ringbahnstraße 126-134
12103 Berlin-TempelhofReichspostzentralamt
Das Reichspostzentralamt ist ein monumentaler Komplex in der Ringbahnstraße. Der expressionistische Klinkerbau ist eng mit der Entstehung des Fernsehens in Deutschland verbunden. Darüber hinaus war er stets ein Ort für die Entwicklung von neuen Technologien. Postbaurat Edmund Beisel entwarf den 1930 fertiggestellten Bau gemeinsam mit Karl Pfuhl. Auf dem ursprünglich vom Militär genutzten Gelände befanden sich bereits mehrere Backsteinbauten. Also verbanden die Architekten den Neubau mittels einer Brücke mit einem ehemaligen Lagergebäude. Diese nahm danach ebenfalls Räume der Reichspost auf. Im Inneren des Reichspostzentralamts finden sich teils prachtvolle Art-Deco-Verzierungen.
Nach umfangreichen Sanierungen ziehen in den nächsten Jahren etwa 1200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landeskriminalamts Berlin in das ehemalige Reichspostzentralamt.
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Pelikan-Haus Verzierung und Name des Pelikan-Hauses haben sich trotz wandelender Nutzung gehalten. | © bzi, Foto: Florian Rizek, 2016 Adresse
Ritterstraße 9-10
10969 Berlin-KreuzbergPelikan-Haus
Georg Salomonsohn, Bankier und Besitzer der Metallwarenfabrik Hompesch & Co, ließ zwischen 1901 und 1905 das heutige Pelikan-Haus errichten. Der Architekt Kurt Berndt, der mehrere herausragende Gewerbehöfe in Berlin entwarf, konzipierte das fünfgeschossige Gebäude im neoklassizistischen Stil. Architektonische Highlights bilden die großen Fensterflächen, die klassizistische Säulengestaltung und der auffallende Bauschmuck in der fünften Etage, der überlebensgroße Atlanten darstellt.
Ansässig waren hier nicht nur die Metallwarenfabrik Hompesch, sondern auch eine Tapisseriefabrik und die Zigarettenfabrik Massary. Das Viertel im Umfeld der Ritterstraße erlangte Bekanntheit durch seine anliegenden Geschäfte und die vielen repräsentativen Bauten, in denen Handelsvertreter und Exporteure Luxusprodukte für den Handel erworben.
Ab 1933 übernahm schließlich die Firma Günther Wagner den Komplex, die unter dem Markenzeichen „pelikan“ Schreibgeräte und Tinte produzierten. Die Fassade ziert noch heute die Aufschrift „Pelikan-Haus“ und ein Relief mit Pelikan-Motiv. Seit Herbst 2014 ist hier die Brillenmanufaktur MYKITA ansässig.
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Orenstein & Koppel AG 1900 eröffnete Orenstein & Koppel in Spandau eine „Waggon- und Weichen-Bauanstalt“. | © Foto: Andreas FranzXaver Süß, 2021 Adresse
Brunsbütteler Damm 144-208
13581 Berlin-SpandauOrenstein & Koppel AG
Orenstein & Koppel wurde 1876 als Handelsunternehmen für Eisenbahnbedarf, wie Schienen und Loren, gegründet. Seit 1890 stieg das Unternehmen mit einem ersten Werk in Dortmund selbst in die Produktion ein. Neben zahlreichen Standorten in Berlin und der ganzen Welt wurde auch in Spandau um die Jahrhundertwende die Waggon- und Weichen-Bauanstalt gegründet, die später auch Bagger produzierte.
In den 1930er Jahren arbeiteten knapp 20.000 Mitarbeiter in dem weltweiten Produktions- und Vertriebsnetz. Der von der jüdischen Familie Orenstein geleitete Betrieb fiel zu Zeiten des Nationalsozialismus der Arisierung zum Opfer. Der Name blieb bei der Wiederaufnahme der Produktion nach dem zweiten Weltkrieg jedoch erhalten. Bis 2006 produzierte Orenstein & Koppel in Spandau. Die reich dekorierten Backsteingebäude am Brunsbütteler Damm nutzen inzwischen verschiedene Gewerbebetriebe.
Die Werkstatthallen von Orenstein & Koppel sind Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 1.
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Grenanderhaus Das Grenanderhaus war gleichzeitig ein Gleichrichterwerk für die U-Bahn und Verwaltungssitz der BGV. | Jörg Zägel, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons, 2010 Adresse
Rosa-Luxemburg-Straße 2
10178 Berlin-MitteWissenswertes
Grenanderhaus
Das Grenanderhaus ist nach seinem Architekten Afred Grenander benannt. Während des Ausbaus der U-Bahn entstand 1929/30 am Verkehrsknotenpunkt Alexanderplatz ein Gleichrichterwerk für die Energieversorgung der U-Bahn. Gleichzeitig plante Architekt Grenander auf demselben Grundstück ein kombiniertes Büro- und Dienstgebäude für die Berliner Verkehrs Aktiengesellschaft (BVG). Im unteren Stockwerk bot es Platz für Geschäftsräume.
Das Gebäude ist eine Stahlskelettkonstruktion mit Verblendung aus Muschelkalkplatten und Klinkern an den Brüstungen. Das im Hof gelegene Gleichrichterwerk ist als Querbau zwischen den beiden Flügeln des Büro- und Dienstgebäudes angelegt. Von der Straße aus ist es jedoch nicht sichtbar.
Mit dem Umzug der BVG-Verwaltung in die Nähe der Jannowitzbrücke 2008 findet das Haus an der Rosa-Luxemburg-Straße einen neuen Besitzer. Zu den Mietern im Grenanderhaus zählen inzwischen das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. und ein Car-Sharing Unternehmen.
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Haus am Werderschen Markt, Reichsbank Die Reichsbank errichtete ab 1934 einen riesigen Komplex am Werderschen Markt. | © Foto: Andreas Muhs, 2014 Adresse
Werderscher Markt 1
10117 Berlin-MitteHaus am Werderschen Markt, Reichsbank
Das inzwischen als Haus am Werderschen Markt bekannte ehemalige Reichsbank-Gebäude westlich der Spree zählt auch heute noch zu den größten Gebäuden Berlins. Ende der 1930er Jahre errichtete die Reichsbank einen Erweiterungsbau auf der gegenüberliegenden Straßenseite ihres Stammhauses. Das Bauwerk am ehemaligen Werderschen Markt durchlebte im Laufe der Jahrzehnte verschiedenste Nutzungen. Es war unter anderem von 1945 bis 1990 Sitz des Zentralkomitees der SED. Das Haus am Werderschen Markt beherbergt seit 1999 Teile des Auswärtigen Amtes.
Die 1876 gegründete Reichsbank leitete als staatliches Finanzinstitut maßgeblich die Geldpolitik des Deutschen Kaiserreiches. Mit dem Wechsel der verschiedenen politischen Systeme in den darauffolgenden Jahrzehnten änderte sich auch der Name der Reichsbank immer wieder. Die Rolle als zentrale Notenbank blieb ihr jedoch bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs erhalten.
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Knorr-Bremse AG Hauptwerk Das ehemalige Knorr-Bremse Hauptwerk liegt an der Grenze zwischen Friedrichshain und Lichtenberg. | © Foto: Andreas Muhs, 2014 Adresse
Hirschberger Straße 4
10317 Berlin-LichtenbergKnorr-Bremse AG Hauptwerk
Die Knorr-Bremse AG stieg um 1900 mit der Erfindung einer neuartigen Bremsentechnologie zu einem der wichtigsten Bremsenproduzenten Deutschlands auf. Die Fabrik in Friedrichshain wuchs ab 1903 zu einem riesigen Komplex mit 160 Metern Länge an.
Mit dem Anstieg der Produktion insbesondere für die Eisenbahnindustrie, brauchte die Firma mehr Platz. Daher errichtete der Architekt Alfred Grenander 1922 auf einem Nachbargrundstück östlich der Ringbahn ein neues Hauptwerk. Dieses war durch eine Unterführung mit den Bestandsgebäuden verbunden. Das Knorr-Bremse Hauptwerk mit seinen vier markanten Türmen lief nach dem Krieg unter dem Namen VEB Bremsenwerk weiter. Nach der Wende war es kurzzeitig wieder in Besitz der Knorr-Bremse AG, heute nutzt die Deutsche Rentenversicherung es als Bürohaus.
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Knorr-Bremse AG Verwaltung Das alte Fabrik- und Verwaltungsgebäude von 1906 wurde in den Neubau integriert. | © Knorr-Bremse AG, um 1913 Adresse
Neue Bahnhofstraße 9-17
10245 Berlin-FriedrichshainKnorr-Bremse AG Verwaltung
Das zwischen 1913 und 1916 erbaute repräsentative Verwaltungsgebäude der Knorr-Bremse AG in der Neuen Bahnhofstraße ist ein Projekt des Architekten Alfred Grenander. Das ältere Verwaltungs- und Produktionsgebäude von 1906 wurde schrittweise auf die Nachbargrundstücke erweitert. Das Unternehmen produzierte seit 1899 hauptsächlich Bremssysteme für Schienenfahrzeuge. In den 1920er Jahren stieg Knorr zum größten Bremsenproduzent Europas auf. 1922 baute Grenander das angrenzende Knorr-Bremse Hauptwerk. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges zählte das Unternehmen zu den drei größten Metallbetrieben Berlins. Währenddessen waren über 1000 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in der Rüstungsproduktion der Firma tätig.
Nach der Übernahme durch die Knorr-Bremse AG München wurde das Werk 1992 schließlich stillgelegt. Zeitweise zog Zalando in die Gebäude und ließ für seine Eigenmarken Kleidung designen. Inzwischen ist „das größte Modeatelier Berlins“ jedoch wieder ausgezogen.
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Deutsche Bank Die Alt- und Neubauten der Deutschen Bank sind über Brücken miteinander verbunden. | © bzi, Foto: Florian Rizek, 2015 Adresse
Französische Straße 1-7, 63-68
10117 Berlin-MitteDeutsche Bank
Die 1870 gegründete Deutsche Bank beauftragte die Architekten Hermann Ende und Wilhelm Böckmann mit der Planung ihrer eigenen Niederlassung. Dafür erwarb sie ein großes Grundstück an der Französischen Straße. In den Jahren zwischen 1871 und 1910 expandierte das Bankhaus stark. Die Um- und Erweiterungsbauten waren zum Teil mit Brücken untereinander verbunden. Um 1914 verteilte sich der Gebäudekomplex der Deutschen Bank schließlich auf drei Straßenblöcke.
Die von namhaften Bankiers und Industriellen gegründete Bank sollte von Anfang an als wichtige Stütze des deutschen Exports dienen. Sie war eng verbunden mit der Industrie und unterstützte deutsche Firmen bei der Ausführung von Projekten in der ganzen Welt. Die eigens gegründete Deutsche Überseeische Bank war vor allem im Lateinamerikageschäft ein wichtiger Geldgeber der deutschen Industrie.
Im Zweiten Weltkrieg trugen die Bankgebäude starke Schäden davon. Sanierungen und Neubauten prägten daher die 1950er Jahre. Bis 1990 befand sich in den Komplexen an der Mauerstraße das Ministerium des Inneren der DDR. Nach der Wiedervereinigung ziehen verschiedene Bundesministerien ein.
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Berliner Handels-Gesellschaft 1994 zieht die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) in das Gebäude am Gendarmenmarkt. | © Foto: Andreas Muhs, 2013 Adresse
Behrenstraße 32/33
Französische Straße 42-44
Charlottenstraße 33
10117 Berlin-MitteBerliner Handels-Gesellschaft
Schon bei der Eröffnung des Hauptsitzes der Berliner Handels-Gesellschaft im Jahr 1900 war diese ein wichtiger Partner der Industrie in Berlin. 1856 gegründet, finanzierte die Bank in den ersten Jahren vor allem den Bau von Eisenbahnen. Bankier Carl Fürstenberg übernahm 1883 die Gesellschaft und richtete sie auf die Finanzierung von Industrie aus. Er schaffte es, große Betriebe langfristig an die Bank zu binden. Zum Beispiel hatte der Vorstandsvorsitzende der AEG automatisch den Vorsitz im Verwaltungsrat der Berliner Handels-Gesellschaft inne.
1933 mussten drei der vier Geschäftsinhaber der Bank ihre Posten aufgeben. Die diskriminierende Politik der Nationalsozialisten zwang die jüdischen Bankiers dazu, das Land zu verlassen. Nach dem Zweiten Weltkrieg tätigte die Bank ihre Geschäfte hauptsächlich im neuen westdeutschen Bankenzentrum Frankfurt am Main. Das Gebäude in der Behrenstraße blieb jedoch bis heute als Bankhaus erhalten. Erst zog die Staatsbank der DDR in die eindrucksvollen Räumlichkeiten ein, die einen ganzen Block beanspruchen. 1994 übernahm dann schließlich die Kreditanstalt für Wiederaufbau das Gebäude.
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Ullsteinhaus Tempelhof Das Ullstein-Haus liegt am Temeplhofer Hafen direkt am Teltow-Kanal. | K. H. Reichert, 2015 via flickr, CC BY-NC Adresse
Mariendorfer Damm 1-3
12099 Berlin-TempelhofIndustriekultur erleben
Ullsteinhaus Tempelhof
Das modernste Druckhaus Europas
Das Ullsteinhaus ragt am Teltow Kanal empor. Mit seinem imposanten Turm prägt es die Gegend um den Tempelhofer Hafen. Der Ullstein-Verlag und sein Druckhaus stehen für die Höhen und Tiefen deutscher Pressegeschichte.
1877 gründet Leopold Ullstein einen Verlag. Dieser wächst schnell und gibt die Berliner Zeitung sowie die Berliner Abend- und Morgenpost heraus. Um 1900 gehört Ullstein ein ganzer Gebäudeblock im Zeitungsviertel an der Kochstraße in Berlin-Mitte. Bald erscheinen auch Bücher bei Ullstein. Später gehört sogar eine eigene Nachrichten- und Bildagentur zum Unternehmen.
Der Platz im Zeitungsviertel wird in den 1920er-Jahren knapp. Architekt Eugen Schmohl ist daher mit den Plänen für ein neues Druckhaus beauftragt. 1927 eröffnet das imposante Ullsteinhaus in Tempelhof, das nicht nur die Größe, sondern auch die Modernität des Verlags widerspiegelt. Bis 1957 ist es das höchste Hochhaus Deutschlands. Über die Stockwerke verteilen sich nicht nur Redaktionsräume mit zahllosen Schreibmaschinen, sondern auch die Druckplattenherstellung, Drucksäle und Buchbindereien. Eine Kantine mit Terrasse bietet beste Aussicht auf den Hafen.
Bereits sieben Jahre später ist die jüdische Familie Ullstein allerdings gezwungen, ihr Unternehmen zu verkaufen. 1937 verdrängt das NS-Regime den Namen Ullstein aus der Öffentlichkeit. Fortan sitzt der Deutsche Verlag im Deutschen Haus in Tempelhof. Nach dem Zweiten Weltkrieg erhalten die Ullsteins ihren Verlag zurück. 1956 erwirbt Axel Springer Anteile am Verlag und übernimmt drei Jahre später die Aktienmehrheit. Das Ullsteinhaus geht an den Stuttgarter Verleger Weitpert. Er führt es bis zu seiner Insolvenz 1985 als Druckhaus Tempelhof. Das einstige Zentrum für Presse und Medien ist inzwischen ein Geschäftshaus.
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Uferhallen Gesundbrunnen Die in den Uferhallen angesiedelten Uferstudios sind ein Kultur- und Veranstaltungsort für zeitgenössischen Tanz. | © visitBerlin, Foto: Uferstudios Adresse
Uferstraße 8-11
13357 Berlin-GesundbrunnenUferhallen Gesundbrunnen
In der Uferstraße entstand ab 1892 eine große Werkstatt zur Wartung von öffentlichen Verkehrsmitteln. Inzwischen ist das Gelände als Uferhallen bekannt. In den Anfangsjahren reparierte die Werkstatt vor allem die Wagen der Pferdestraßenbahnlinien. Später kamen vermehrt elektrisch betriebene Straßenbahnlinien hinzu.
Im Jahr 1929 schlossen sich diverse Betreiber von öffentlichen Verkehrsmitteln zu den Berliner Verkehrsbetrieben, kurz BVG, zusammen. Bereits drei Jahre zuvor hatte der Architekt Jean Krämer das Gelände neben der Panke komplett umgeplant. Für seine Straßenbahn-Infrastrukturbauten bekannt, errichtete er auch hier zahlreiche Neubauten. Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzt die BVG die Hallen als Omnibusbetriebshof. Die gut erhaltenen Uferhallen werden seit der Stilllegung der Hauptwerkstatt 2006 größtenteils von Kunstschaffenden als Ateliers verwendet. 2017 erwarben private Investoren das Areal. Zwei Jahre später schließen sich die ansässigen Künstler:innen zum Uferhallen e.V. zusammen, um das denkmalgeschützte Ensemble zu erhalten und auch zukünftig als Kulturstandort zu sichern.
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Glockenturm Sacrower Heilandskirche Der Glockenturm ist nach Vorbild der italienischen Campanile erbaut. | © visitBerlin, Wirtschaftsförderung Steglitz-Zehlendorf, Foto: Steven Ritzer Adresse
Fährstraße
14469 PotsdamGlockenturm Sacrower Heilandskirche
Südlich des Potsdamer Ortsteils Sacrow entstand 1844 eine Kirche mit freistehendem Glockenturm nach italienischem Vorbild erbaut. 1897 errichteten die Physiker Adolf Slaby und Georg Graf von Arco im Glockenturm die erste deutsche Antennenanlage für drahtlose Telegraphie. Von der Station auf dem Glockenturm glückte die Übertragung zu der 1,6 km entfernten Empfängerstelle auf der Matrosenstation Kongsnæs am gegenüberliegenden Ufer des Jungfernsees. Im Herbst 1897 gelang schließlich eine Funkverbindung von Schöneberg nach Rangsdorf. Ein Jahr später überbrückte die Verbindung bereits über 60 km nach Jüterbog.
Seit 1928 erinnert ein Gedenkstein an den geglückten Versuch von 1897. Nachdem in den 1990er Jahren eine Kopie eingesetzt wurde, ist das Original inzwischen im Technikmuseum zu sehen.
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KulturBrauerei iErbaut
ab 1887Bauherr
Schultheiss Brauerei AGArchitekt
Franz H. SchwechtenFrüher
BrauereigeländeHeute
Kulturzentrum, Gastronomie, Museum, GewerbeflächenDie Schrift an den Gebäuden verrät, wo einst Garage, Ställe und Umkleidekabinen untergebracht waren. | © bzi, Foto: Katharina Hornscheidt Adresse
Schönhauser Allee 36
10435 Berlin-Prenzlauer Berg
Kontakt
Tel.: 030/44 35 21 70
info@tic-berlin.de
www.kulturbrauerei.deAnfahrt
U-Bahn: U2 (Haltestelle Eberswalder Straße o. Senefelderplatz)
Tram: M1, M10, M12 (Haltestelle Eberswalder Straße)
Nachtbus: N52 (Haltestelle Eberswalder Straße)Öffnungszeiten
Gelände rund um die Uhr zugänglich
Touristeninfo (Sudhaus, Haus 2):
Di. bis So. 12:00 bis 17:30 Uhr (Öffnungszeiten können saisonal abweichen)Eintritt
Gelände frei zugänglich
Kultureinrichtungen siehe Website
Führungen
Kostenloses Guidesystem für mobile Endgeräte
Führungen auf Anfrage, kostenpflichtig
berlinonbike.de/alle-touren/kulturbrauerei-fuhrung/Barrierefreiheit
Eingeschränkt
ERIH-Mitglied
Industriekultur erleben
Schauplätze
Fahrradroute: Warmes Licht und kühles Bier
JuniorRoute: Sek 1
JuniorRoute: Sek 2KulturBrauerei
Kühles Bier aus tiefen Kellern
Von der U-Bahnstation Eberswalder Straße in Prenzlauer Berg strömen Nachtschwärmer in die KulturBrauerei. Schon von weitem tönen tiefe Bässe aus den verschiedenen Clubs auf dem 25.000 m² Areal. In der Nacht und auch am Tag ist die KulturBrauerei ein Ort zum Essen, Trinken und Tanzen. Das Museum zum Alltag in der DDR, ein Kino und ein Fahrradverleih runden das kulturelle Angebot ab.
1853 übernimmt Jobst Schultheiss eine bayrische Bierbrauerei und den dazugehörigen Lagerkeller in der Schönhauser Allee. Er gibt dem Unternehmen seinen Namen und wird schließlich zu einem der erfolgreichsten Bierbrauer in Berlin. Als Richard Roesicke die Brauerei 1864 übernimmt, behält er nicht nur den Braumeister, sondern auch den eingeführten Namen der Brauerei bei. Durch den Zusammenschluss mit weiteren Unternehmen entwickelt sich die Schultheiss-Brauerei schließlich zur größten Brauerei Deutschlands.
In der Schönhauser Allee schafft der renommierte Berliner Architekt Franz Schwechten ab 1878 einen modernen Produktionsstandort mit einem repräsentativen Ausschank. Sudhaus, Lagerhalle, Böttcherei – noch heute sind die früheren Nutzungen an den Gebäuden ablesbar. Der Brauereibesitzer Richard Roesicke setzt sich außerdem für gute Arbeitsbedingungen ein. Es entstehen beispielsweise Invalidenwerkstätten, Kindereinrichtungen und eine Bäderabteilung.
Im Nationalsozialismus gilt die Schultheiss-Brauerei als „Nationalsozialistischer Musterbetrieb“. Kriegsgefangene müssen Transport- und Hilfsarbeiten übernehmen. In den Tiefkellern produzieren ukrainische Zwangsarbeiterinnen für die Rüstungsproduktion der Telefunken AG. Nach Gründung der DDR geht die Bierproduktion staatlich organisiert als Volkseigener Betrieb (VEB) weiter. Das letzte Bier am Standort Schönhauser Allee wird 1967 abgefüllt. Mit dem Jugendclub Franz-Club beginnt 1970 die kulturelle Nutzung des Areals. Der ganze Brauerei-Komplex erhält 1974 Denkmalstatus. Dennoch ist das Gelände 1990 vom Verfall bedroht. Mit dem Konzept, das in den folgenden Jahren entsteht, etabliert sich eine bis heute tragfähige Mischung aus kommerzieller und kultureller Nutzung.
Der Sozialisierung der Arbeitswelt ist ein Abschnitt innerhalb der Meilensteine der Berliner Industriegeschichte gewidmet.
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Museum für Kommunikation Berlin iErbaut
1871 - 1874, 1898, UmbautenBauherr
ReichspostamtArchitekt
Carl Schwatlo u.a.Früher
Kaiserliches Generalpostamt, ReichspostmuseumHeute
MuseumIm Museum finden verschiedene Workshops u.a. für Kinder und Familien statt. | © Museum für Kommunikation Berlin, Foto: Michael Ehrhart Adresse
Leipziger Straße 16
10117 Berlin-MitteKontakt
Tel.: 030-20 29 40
mfk-berlin@mspt.de
www.mfk-berlin.deAnfahrt
U-Bahn: U2 (Haltestelle Mohrenstraße o. Stadtmitte), U6 (Haltestelle Stadtmitte)
Bus: M48, 265 (Haltestelle U Stadtmitte/Leipziger Straße), 200 (Haltestelle Mohrenstraße)Öffnungszeiten
Di. bis Fr.: 9:00 bis 17:00 Uhr
Sa./So./Feiertag: 10:00 bis 18:00 Uhr
Jeder 3. Mi. im Monat: 9:00 bis 20:00 Uhr
Geschl. am 01.01., Ostermontag, Pfingstmontag, 24., 25. u. 31.12.Eintritt
Erwachsene 8 €, ermäßigt 4 €,
Eintritt frei unter 18 Jahren.Führungen
Führungen mit verschiedenen Schwerpunkten siehe Website, Anmeldung meist direkt vor Ort.
Barrierefreiheit
eingeschränkt
ERIH-Mitglied
Industriekultur erleben
Museum für Kommunikation Berlin
Von Rauchzeichen, Rohrpost und Robotern
Die Begrüßung im Museum für Kommunikation Berlin fällt überraschend aus: In der imposanten Eingangshalle heißen freundliche Roboter die Besucherinnen und Besucher willkommen. Dieses Museum ist ein Ort, an dem sich Menschen (und Roboter) begegnen, austauschen und unterhalten. Der Name des Museums ist dabei Programm. Schließlich geht es um bedeutende Fragen unserer Zeit:
- Wie hat sich der Umgang mit Zeichen, Codes und Medien im Laufe der Zeit verändert?
- Wie prägen neue Formen der Kommunikation unser privates und öffentliches Leben?
- Welche Zukunftsperspektiven gibt es für unsere Informationsgesellschaft?
Kommunikation prägt schließlich schon immer das Leben der Menschen. Beginnend beim Rauchzeichen bis hin zum heutigen Smartphone – die umfangreiche Sammlung des Museums spiegelt unsere vielfältigen Formen von Kommunikation wieder. 1872 eröffnet das Museum als erstes Postmuseum der Welt. In der Schatzkammer befinden sich besondere Raritäten und kostbarste Exponate. Dazu gehören das erste „Telephon“ von Johann Philipp Reis und die wohl berühmtesten Briefmarken: die Blaue und die Rote Mauritius.
Interaktion ist im Museum für Kommunikation Berlin ausdrücklich erwünscht. So laden beispielsweise eine funktionsfähige Rohrpostanlage und ein Green-Screen-Studio zum Ausprobieren ein.
Der Rundfunkgeschichte ist ein Meilenstein der Berliner Industriekultur gewidmet.
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Generaltelegrafenamt Der Architekt Carl Schwatlo orientierte sich an italienischen Renaissance-Palazzi. | Beek100, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons, 2008 Adresse
Jägerstraße 42–44,
Oberwallstraße 4a–5
10117 Berlin-MitteGeneraltelegrafenamt
Ab 1862 wurde das Generaltelegrafenamt in der Jägerstraße in Mitte errichtet. Das erste Gebäude weltweit, das ausschließlich der Telegrafie diente. 1876 begann der Ausbau eines unterirdischen Telegrafenkabelnetzes mit Zentrum in Berlin. Sie sollte schnelle Kommunikation garantieren. Der wachsende Telegrafenverkehr und die neue Fernsprechvermittlung führten schließlich zu einem weiteren Neubau an der Oranienburger Straße. Das Gebäude in der Jägerstraße blieb vor Zerstörungen im Ersten und Zweiten Weltkrieg verschont. Deshalb kann man heute noch das ehemalige Generaltelegrafenamt mit seiner eindrucksvollen Sandsteinfassade betrachten. Skulpturen an der Fassade stellen die verschiedene Abläufe der Telegrafie und Telefonie dar.
Der zentrale Telegrafensaal im Erdgeschoss beherbergte auf einer Grundfläche von 860 m² 100 Typendruck-Telegrafenapparate. 250 Morseapparate waren im ersten Obergeschoss untergebracht. Das zweite Obergeschoss umfasste nicht nur zahlreiche Büroräume, sondern auch die Dienstwohnung des Amtsvorstehers. Noch heute dient das imposante Gebäude „fernmeldetechnischen“ Zwecken und ist inzwischen Sitz der Deutschen Telekom AG.
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Funkturm Der Funkturm ist heute ein Wahrzeichen Berlins. | © Foto: Andreas FranzXaver Süß, 2016 Adresse
Hammarskjöldplatz
14055 Berlin-CharlottenburgIndustriekultur erleben
Funkturm
Pionierort der Radiogeschichte
Der Rundfunk boomt. Der hölzerne Sendemast soll in den 1920er-Jahren durch einen Stahlturm ersetzt werden. Weil der Verband der Radioindustrie seit 1924 auf dem Messegelände seine neuesten Geräte zeigt und 1926 eine Sonderschau samt Sendebetrieb plant, wird der Turm hier errichtet. Der Funkturm ist bei seiner Fertigstellung 1926 das Highlight der damals stattfindenden 3. Deutschen Funkausstellung. Mit seiner Höhe von 147 Metern ist er ein weithin sichtbares Wahrzeichen Berlins und dient sogar Flugzeugen als Orientierungshilfe.
Die Konstruktion des Funkturms samt Restaurant und Aussichtsplattform ist vom Eiffelturm inspiriert. Die eigentliche Funktion des Turms, das Funken, übernimmt die Antenne an der Spitze. Die zwei Plattformen mit Restaurant und Aussichtspunkt führen zu einer etwas längeren Bauzeit. Der Funkturm entwickelt sich dadurch jedoch zu einem beliebten Ausflugsziel.
Ab Mitte der 1930er Jahre verliert der Turm als Funkstandort kontinuierlich an Bedeutung, während er als Wahrzeichen auch heute noch beliebt ist. 1963 löst der Sender Scholzplatz den Funkturm ab. Heute dient er nur noch dem regionalen Polizei- und Mobilfunk als Sendemast.
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Fernsprechamt 2 Der große Vermittlungssaal befand sich hinter den großen Fenstern im Obergeschoss. | © Foto: Norbert Gilson, 2016 Adresse
Lübecker Straße 1-2
10559 Berlin-MoabitWissenswertes
Fernsprechamt 2
Um 1910 breitete sich das Telefon rasend schnell aus. Als Folge platzte das Fernsprechamt 2 in Moabit in den erst 1894 errichteten Bauten aus allen Nähten. An deren Stelle errichtete die Deutsche Reichspost nach Plänen von Louis Ratzeburg und Otto Spalding einen 1912 fertiggestellten Neubau. Der durch hohe Fenster und Dachgauben besonders gut belichtete Vermittlungssaal lag im Obergeschoss. Das Erdgeschoss beherbergte hingegen den Bereich der Paketpost. Dazwischen lagen Verwaltung und Fernsprechtechnik.
1934 wurde das Fernsprechamt 2 umgebaut, um die bisherige Handvermittlungsstelle in ein Selbstanschlussamt umzuwandeln. In dem inzwischen leer stehenden Vermittlungssaal entstand 1936 eine öffentliche „Fernseh-Großbildstelle”, die bis zu 230 Zuschauerinnen und Zuschauern die Verfolgung der Olympischen Spiele ermöglichte. Eine frühe Form des heute beliebten Public Viewings.
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Fernsehturm Alexanderplatz Der Fernsehturm überragt alle Gebäude in Berlin und ist von fast überall zu sehen. | Axel Mauruszat, CC BY 4.0 via Wikimedia Commons, 2017 Adresse
Karl-Liebknecht-Straße / Gontardstraße
10178 Berlin-MitteFernsehturm Alexanderplatz
Die bis 1952 zurückreichenden Planungen für einen Fernsehturm in Ostberlin fanden erst ab 1965 ihre Umsetzung, nachdem der Standort westlich des Alexanderplatzes festlag. Als Basis entstand ein 250 m hoher Stahlbetonschaft in Form einer sich verjüngenden Röhre. Darauf setzte man den aus 120 Edelstahlsegmenten geformten, kugelförmigen Turmkopf auf. Über diesem ragt der 118 m hohe stählerne Antennenmast auf. Außer den Technikräumen befinden sich im Turmkopf auch ein Café und eine Aussichtsplattform. Mit 368 m Höhe ist der Fernsehturm das höchste Bauwerk Deutschlands.
Ende der 1990er Jahre finden umfangreiche Sanierungen an den Antennen und deren Tragwerk statt. Seitdem trägt der Antennenmast Abstrahleinrichtungen für den UKW-Rundfunk sowie für Digitalrundfunk und Digitalfernsehen.
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Fernamt Berlin iErbaut
1922 - 1929Architekt
Otto SpaldingFrüher
FernamtHeute
Telekom Inovation ArenaDie Fassade des Fernamts ist mit Klinkern verkleidet. | © bzi, Foto: Max Braun, 2022 Adresse
Winterfeldtstraße 19–23
10781 Berlin-SchönebergFernamt Berlin
Das Fernamt Berlin ist ein Zeugnis der Geschichte des Telefonierens. Die Berliner:innen möchten in den 1920-Jahren mehr und mehr auch überregional telefonieren. Das wirkt sich auf die Kapazitäten des Berliner Fernsprechverkehr aus. Die Selbstwähltechnik setzt sich zwar allmählich durch, doch das gelingt zunächst nur im lokalen Rahmen – für den Fernverkehr bleibt das „Fräulein vom Amt” unerlässlich.
Zur Bewältigung des Gesprächsaufkommens lässt die Deutsche Reichspost in den 1920er-Jahren in der Winterfeldstraße in Berlin-Schöneberg einen gewaltigen Neubau errichten. Die damals größte Fernsprecheinrichtung Europas bietet Platz für bis zu 8.000 Beschäftigte. Der siebengeschossige Stahlskelettbau ist mit roten Klinkern verkleidet. Die Fassade weist expressionistische Stilelemente auf. Über dem mittig hervorgehobenen Treppenhaus des Fernmeldeamts prangt die Plastik des Reichsadlers.
Nachdem die Fernvermittlungsstelle in den 1980er Jahren in einen Neubau umgezogen war, erhält das ehemalige Fernamt eine neue Bestimmung. Heute sind hier Büros und Seminarräume der Deutschen Telekom AG sowie das Gründerzentrum “hubraum”.
Mehr zu Medien und Kommunikation erzählen wir in unseren Meilensteinen der Berliner Industriegeschichte.
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Colosseum Das Colosseum war Premierenkino der DDR. | © bpk, Foto: Max Ittenbach, 1957 Adresse
Schönhauser Allee 123
10437 Berlin-Prenzlauer BergKontakt
www.colosseumberlin.com/
leon@colosseumberlin.com
Tel.: 030 921095624Colosseum
Das berühmte Kolosseum in Rom ist nicht zu verwechseln mit dem Berliner Kino Colosseum. 1924 eröffnet das Colosseum als Kino mit 1200 Plätzen. Zuvor war das Gebäude eine Wagenhalle der Pferde-Eisenbahn und bis 1918 ein Omnibusdepot. Das neue Kino bot neben Filmen auch Vorstellungen mit orchestraler Begleitung an. Während des Zweiten Weltkrieges dienten die Räumlichkeiten als Lazarett. Vorübergehend beherbergte das Bauwerk das Metropol-Theater und fungierte bis 1963 als Premierenkino der DDR.
Seit 1992 gehörte das denkmalgeschützte Filmtheater zur Sputnik-Gruppe und später zur UCI Gruppe. Während der COVID-19-Pandemie schloss das Kino im März 2020. Seither kämpfte die Initiative „Rettet das Colosseum e.V.“ für den Erhalt des Kinos. 2023 öffnete das Colosseum mit einem neuen Betreiber wieder seine Türen für Kino-Besuchende.
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Naturschutzzentrum Ökowerk iErbaut
1872 - 1873, 1892Bauherr
Charlottenburger Wasserwerke GmbHArchitekt
Martin Gropius, Hanshent und F. SchmetzerFrüher
Wasserwerk TeufelsseeHeute
NaturschutzzentrumDas historische Wasserwerk Teufelssee, heute Ökowerk, liegt mitten im Grunewald. | © Naturschutzzentrum Ökowerk, Foto: Andreas Schmidt Adresse
Teufelsseechaussee 22
14193 Berlin-Grunewald
Kontakt
Tel.: 030/3 00 00 50
info@oekowerk.de
www.oekowerk.deAnfahrt
S-Bahn: S3, S9 (Haltestelle Heerstraße), S7 (Haltestelle Grunewald).
Bus: M19, 186, 349 (Haltestelle Grunewald).
Achtung: von dort je 20 Minuten FußwegÖffnungszeiten
Sommer:
Mi. bis Fr.: 10.00 bis 18.00 Uhr
Sa., So., Feiertag: 12:00 bis 18:00 Uhr
Winter:
Mi. bis Fr.: 10.00 bis 16.00 Uhr
Sa., So., Feiertag: 11:00 bis 16:00 UhrEintritt
Gelände frei zugänglich
Führungen
Zum Wasserwerk und weiteren Themen, Termine siehe Website und nach Vereinbarung
Barrierefreiheit
Eingeschränkt
Industriekultur erleben
Schauplätze
Fahrradroute: Natur und Infrastruktur
JuniorRoute: Grundschule
JuniorRoute: Sek 1
JuniorRoute: Sek 2Naturschutzzentrum Ökowerk
Ein Wasserwerk im Grunewald
Mitten im Grunewald liegt das älteste erhaltene Wasserwerk Berlins. Das idyllisch am Teufelssee gelegene Industriedenkmal ist heute das Zuhause des Naturschutzzentrum Ökowerk. Die Bedeutung von sauberem Wasser ist ein zentrales Thema der vielfältigen Bildungsangebote.
Mitte des 19. Jahrhunderts ist die westlich von Berlin gelegene und finanzstärkste Stadt Charlottenburg Sommerresidenz des Königs von Preußen und zudem Ausflugsziel für viele Berlinerinnen und Berliner. Mehr und mehr wohlhabende Bürger lassen ihre Villen hier errichten, wozu 1866 Johannes Werckmeister, Johannes Quistorp und Martin Gropius die Baugesellschaft Westend & Co AG gründen. Der Anschluss an eine zentrale Wasserversorgung ist ein wichtiges Verkaufsargument. Werkmeister beginnt mit der Planung und dem Bau eines Wasserwerkes am Teufelssee. Doch 1868 geht die Baugesellschaft in die Insolvenz. Quistorp steigt aus und sein Bruder Heinrich übernimmt als Großinvestor das Management der neuen Westend-Gesellschaft Quistorp & Co. Fertiggestellt wird das Wasserwerk 1872. Im Laufe der Zeit werden von hier aus weitere Haushalte außerhalb Berlins bis nach Rixdorf mit Wasser versorgt.
1920 wird Charlottenburg Teil der neu gegründeten Stadtgemeinde Groß-Berlin. Das Wasserwerk am Teufelssee wird deshalb fortan durch die neu gegründete Berliner Städtischen Wasserwerke AG verwaltet. Rund 100 Jahren ist es in Betrieb. Dann genügt es den hygienischen und technischen Ansprüchen nicht mehr. 1969 droht schließlich der Abriss, den öffentlicher Protest verhindert. Naturschutzvereine und Einzelpersonen schließen sich Anfang der 1980er-Jahre zusammen und gründen den Verein Naturschutzzentrum Ökowerk Berlin. , Der anerkannte Naturschutzverband ist seitdem hier im Bereich Umweltbildung aktiv. Das Gebäudeensemble wurde restauriert und enthält noch heute wesentliche Teile der historischen Technik.
Zwischen Teufelssee, Streuobstwiesen und Erlebnisgärten bietet das Ökowerk ein vielfältiges Programm. Geheimnisvolle Orte wie den unterirdischen Reinwasserspeicher erleben Besucherinnen und Besucher bei einer Führung. Eine GPS-Rallye lädt kleine Gruppen dazu ein, dass Gelände auf eigene Faust zu erkunden.
Der Wasserversorgung Berlins ist ein Meilenstein der Berliner Industriegeschichte gewidmet.
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Altes Wasserwerk Friedrichshagen iErbaut
1889 - 1925Bauherr
Magistrat BerlinArchitekt
Henry Gill, Richard SchultzeFrüher
TrinkwasserversorgungDie Bauten des Wasserwerks Friedrichshagen bestehen zum Großteil aus Backstein. | © bzi, Foto: Katharina Hornscheidt Adresse
Müggelseedamm 307
12587 Berlin-Friedrichshagen
Kontakt
Tel.: 030/86 44 63 93
fuehrungen@bwb.de
www.bwb.de/fuehrungenAnfahrt
Tram: 60 (Haltestelle Altes Wasserwerk)
Führungen
dienstags 9 Uhr, freitags 13 Uhr sowie jeden ersten Samstag im Monat 10 Uhr
Industriekultur erleben
Altes Wasserwerk Friedrichshagen
Sauberes Wasser für die Stadt
Ende des 19. Jahrhunderts hat Berlin ein Wasserproblem. Wegen der zunehmenden Industrialisierung verschmutzt die Spree immer mehr. Auch aus den Rinnsteinen fließt das Abwasser ungereinigt in den Fluss ab. Im Wasserwerk am Stralauer Tor wird mit modernen Sandfilteranlagen Spreewasser aufbereitet. Doch die bestehenden Wasserwerke am Stralauer Tor und am Tegeler See können den Trinkwasserbedarf nicht mehr decken.
Der Müggelsee liegt weit genug vor der Stadt und bietet sauberes Wasser. Im Luftkurort Friedrichshagen entsteht deshalb ab 1889 eine gigantische Baustelle für ein hochmodernes Wasserwerk zur Trinkwasserversorgung Berlins. Es umfasst vier Schöpfanlagen mit je drei dampfbetriebenen Kolbenpumpen sowie drei Dampfkesseln. Hinzu kommen außerdem Filteranlagen, Reinwasserbehälter, Werkstätten und Wohnhäuser. Fördermaschinen pumpen das hier aufbereitete Wasser in die Stadt. Über ein System aus Pumpstationen und Wassertürmen gelangt das Wasser auch in höher gelegene Stadtviertel wie das Gebiet vor dem Prenzlauer Tor – dem heutigen Stadtbezirk Prenzlauer Berg.
Ungewöhnlich für ein solches Großprojekt: Ein Teil der Anlage geht im Sommer 1893 vorzeitig in Betrieb. Die Eröffnung des modernsten Wasserwerks in Europa ist ein Großereignis. Unter den 500 geladenen Gästen sind neben Stadträten und Staatsministern auch die Berliner Pioniere der Stadthygiene Rudolf Virchow, Robert Koch und James Hobrecht. Der Ingenieur und erste Direktor der Anlage Henry Gill jedoch stirbt kurz vor der Eröffnung. Er hat die Planung und Umsetzung der modernen Berliner Wasserversorgung maßgeblich gestaltet.
Mit der Zeit lösen moderne Grundwasserwerke das historische Wasserwerk ab, schrittweise entsteht so eine neue Anlage. Die letzte Dampfmaschine arbeitet bis 1979. Seit 1987 wird die historische Anlage museal genutzt. Die Berliner Wasserbetriebe bieten mehrmals wöchentlich kostenlose Führungen an. Im Schaubetrieb zeigt die Dampfmaschine, welche enormen Kräfte zur Trinkwassergewinnung nötig waren.
Der Wasserversorgung Berlins ist ein Meilenstein der Berliner Industriegeschichte gewidmet. Das Wasserwerk Friedrichshagen ist außerdem Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 2.
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Funkhaus Nalepastraße Zwischen 1956 und 1990 sitzt der Rundfunk der DDR im Funkhaus Nalepastraße. | © bzi, Foto: Max Braun, 2020 Adresse
Nalepastraße 18-50
12459 Berlin-OberschöneweideKontakt
www.funkhaus-berlin.net/
info@funkhaus-berlin.net
Tel.: 030 1208 5416Industriekultur erleben
Funkhaus Nalepastraße
Zentrum für Musik und Kunst
Als im Dezember 1951 das neue Funkhaus der DDR die erste Sendung ausstrahlt, gelten die Radioprogramme im Osten wie im Westen als wichtige Instrumente im Wettstreit der politischen Systeme. Mitten im Kalten Krieg ist 1951 das Verhältnis der beiden Berliner Stadthälften nicht zuletzt durch die Berlin-Blockade und die Gründungen der BRD und der DDR merklich angespannt. Bis dahin sendet die Sowjetische Besatzungszone ihre Programme aus dem im britischen Sektor gelegenen Haus des Rundfunks. Die Sowjetarmee besetzt im Mai 1945 das Sendezentrum in West-Berlin und gibt es erst 1952 wieder frei.
Die Planung für das neue Funkhaus im Osten der Stadt an der Nalepastraße übernimmt Architekt Franz Ehrlich. Der Bauhausschüler entwickelt ab 1951 in Zusammenarbeit mit dem Toningenieur Gerhard Probst das neue Rundfunkzentrum der DDR. Auf dem Grundstück stehen bereits Bauten einer Holzverarbeitungs- und Furnierfabrik der 1930er-Jahre. Statt sie abzureißen, integriert Architekt Ehrlich sie in den ersten Komplex des Sendehauses. Bis 1956 entstehen modern-funktionale Neubauten, die eindrucksvoll die Aufbruchsstimmung der Nachkriegszeit widerspiegeln.Bis in die 1980er-Jahre entwickelt sich eine „Funkstadt“ mit Werkstätten, Geschäften und Freizeiteinrichtungen für mehrere Tausend Beschäftigte. 1991 endet mit der Einstellung des staatlichen Rundfunks der DDR auch der Sendebetrieb in der Nalepastraße – nach fast vierzig Jahren Tag- und Nachtbetrieb.
Das Areal wird anschließend in mehrere Stücke geteilt, die inzwischen unterschiedliche Eigentümer haben. Im Funkhaus Nalepastraße lebt inzwischen ein vielfältiger Mix aus Kunst, Kultur und Eventlocation. Perspektivisch soll sich das Areal durch Neubauten verschiedener Investoren wie das Projekt „Nalepaland“ zum Kreativquartier entwickeln.
Die Aufnahmeräume sind wegen ihrer ausgezeichneten Tonqualität, dem sogenannten „Nalepa-Sound“, nach wie vor hochgeschätzt. Noch heute werden die Anlagen für Studioaufnahmen und Konzerte genutzt. Im Funkhaus spielten unter anderem das Filmorchester Babelsberg, Rammstein, Depeche Mode oder Paul Kalkbrenner.
Das Funkhaus Nalepastraße ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 2.
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Haus des Rundfunks des rbb iErbaut
1929 - 1931Bauherr
Reichsrundfunk-GmbHArchitekt
Hans PoelzigFrüher
Produktions- und SendehausHeute
MedienzentrumDer beeindruckende Lichthof im Haus des Rundfunks verbindet die Sendesäle miteinander. | © rbb, Foto: Hanna Lippmann Adresse
Masurenallee 8-14
14057 Berlin-Charlottenburg
Kontakt
Tel.: 030/9 79 93-0
besucherservice@rbb-online.de
www.rbb-online.de/besucherserviceAnfahrt
U-Bahn: U2 (Haltestelle Theodor-Heuss-Platz)
S-Bahn: S41, S42
(Haltestelle Messe Nord/ZOB)
Bus: M49 (Haltestelle Haus des Rundfunks)Öffnungszeiten
Nur im Rahmen einer Führung zugänglich
Eintritt
Führung kostenfrei
Führungen
Termine virtuell und vor Ort, Anmeldung online über die Website
Barrierefreiheit
Ja, mit Anmeldung
Industriekultur erleben
Haus des Rundfunks des rbb
Vollkommener Klang in moderner Architektur
Mattbrauner Klinker außen, vollkommener Klang im Inneren. Das Haus des Rundfunks des rbb in Berlin-Charlottenburg gehört zu Europas ältesten Rundfunkhäusern. Architekt Hans Poelzig plant 1929/30 erstmals ein Gebäude, das speziell auf die Bedürfnisse des neuen Mediums Rundfunk zugeschnitten ist. Der ungewöhnliche dreieckige Grundriss sorgt für eine optimale Schallisolierung in den Sendesälen. Diese befinden sich im Inneren des Hofes und somit weit entfernt vom Lärm der Straße.
Das NS-Regime erkennt schnell die Möglichkeiten des Rundfunks. Das Programm: Musik, Anleitungen zum Sport und nationalsozialistische Propaganda. Der „Reichssender Berlin“ sendet bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs aus dem Haus in Charlottenburg. Ab Mai 1945 kontrollieren die sowjetischen Alliierten das Haus des Rundfunks, das jedoch im britischen Sektor liegt. Nach und nach berauben sie das Haus seiner technischen Anlagen und statten damit das neue Funkhaus an der Nalepastraße im sowjetischen Sektor aus. Die Briten finden 1952 schließlich ein weitgehend leeres Gebäude vor. Nach aufw