Berliner Industriekultur im Überblick
- A-Z
- Best Of
- Bier und Brot
- Forschung und Innovation
- Kommunikation und Medien
- Krieg und Frieden
- Produktion damals und heute
- Sauber und Gesund
- Strom und Energie
- Transport und Verkehr
- Zentralen der Macht
- Filter
- Architektonische Highlights
- Denkmal
- Eventlocation
- Geheimtipps
- Industriekultur in Brandenburg
- Initiative
- Kulinarisches
- Lost Places
- Museum
- Schauplätze
- Unterkunft
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Adresse
Kronprinzessinnenweg 250/251
14109 Berlin-ZehlendorfIndustriekultur erleben
S-Bahnhof Wannsee
Verkehrstempel für Sonnenhungrige
Oktogon, Kuppel und spitze Arkaden! Die Schalterhalle macht den 1928 eröffneten S-Bahnhof Wannsee zu einem Verkehrstempel. Der Bahnhofsvorplatz ist zugleich öffentlicher Treffpunkt, Verkehrsknoten und Geschäftszentrum. Eine Unterführung verbindet ihn mit der Fähranlegestelle. So ist der Bahnhof auch
an heißen Sommertagen dem massenhaften Ausflugsverkehr zum Wannsee bestens gewachsen. -
Adresse
Kronprinzessinnenweg 150
14129 Berlin-ZehlendorfIndustriekultur erleben
Wissenswertes
Wasserwerk Beelitzhof
Wasseraufbereitung heute
Seit 1888 versorgt das Wasserwerk Beelitzhof die Stadt Charlottenburg mit Trinkwasser. Bis das Wasser in den Haushalten ankommt, durchläuft es einen langen Weg.
Es fließt von den Grundwasserbrunnen über riesige Rohre in die Belüftungsanlage des Wasserwerks, wo es mit Sauerstoff angereichert und dann ins Reaktionsbecken geleitet wird. Hier lösen sich Eisen- und Manganverbindungen. Die Sandfilteranlage entfernt die sich absetzenden Flocken. Das gereinigte Trinkwasser wird schließlich im Reinwasserbehälter gespeichert und von dort über ein komplexes Rohrsystem in die Haushalte gepumpt.
Ab 1981 verbessert eine zusätzliche Aufbereitungsanlage für Havelwasser die Qualität der Grunewaldseen. Das Wasserwerk Beelitzhof ist nur eins von vielen: Die Berliner Wasserbetriebe betreiben derzeit neun Wasserwerke und sechs Klärwerke im Verbund.
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Adresse
Wannseebadweg 25
14129 Berlin-ZehlendorfAnfahrt
S-Bahnhof Nikolassee (S1, S7)
Barrierefreiheit
Barrierefreie Duschen
Barrierefreie Toiletten
BehindertenparkplätzeIndustriekultur erleben
Strandbad Wannsee
Ostseestrand am Stadtrand
Während der Weimarer Republik kommt ein neues Gesundheitsideal auf. Die arbeitende Bevölkerung soll in ihrer Freizeit Licht, Luft und Sonne tanken und durch sportliche Aktivitäten fit bleiben. Berlin baut Volksparks, Sportstadien und Freibäder – wie das Strandbad Wannsee.
Wenn man vor dem 1928 im konservativen Heimatschutzstil errichteten Eingangsgebäude steht, ist die Modernität des Freibades nicht zu erahnen. Das von Martin Wagner und Richard Ermisch geplante Weltstadtprojekt ist im Stil der Neuen Sachlichkeit gehalten. Vier Hallen bieten Raum für Garderoben, Duschräume und Geschäfte. Diese in den Uferhang hineingebauten Hallen sind mit einem langen Säulengang verbunden. Die Dächer bieten Platz für Terrassen und Sportflächen.
Bis 1930 wird nur dieser Teil der Anlage realisiert. Ursprünglich waren fünf weitere Hallen, ein großer
Rundbau mit Restaurant, eine See-Brücke, ein Hafen und ein Freilichttheater geplant. Doch dafür fehlt aufgrund der Weltwirtschaftskrise das Geld. 1933 verhindert das NS-Regime den Weiterbau aufgrund des undeutschen Baustils. Dennoch ist das Strandbad Wannsee bei seiner Eröffnung das größte und modernste Binnenfreibad Europas. Der über einen Kilometer lange und 80 Meter breite Strand lädt bis heute zum Baden ein. -
Adresse
Inselstraße
14129 Berlin-NikolasseeIndustriekultur erleben
Wissenswertes
Insel Schwanenwerder
Großbürgerliche Idyllen
Im Jahr 1882 erwirbt ein Petroleumlampenfabrikant die Insel Schwanenwerder. Er lässt die Inselfläche aufschütten und für den Bau von Landhäusern als bürgerliches Arkadien parzellieren. Dank der Gewinne in Industrie und im Finanzwesen kann das neue Großbürgertum einen Lebensstil nachahmen, der
zuvor dem Adel vorbehalten war.Wegen fehlender Infrastruktur und Verkehrsanbindung geht der Verkauf nur schleppend voran. Erst mit Eröffnung des Bahnhofs Nikolassee im Jahr 1902 verbessert sich die Lage. Hinzu kommt der Bau moderner Anlagen für Wasser- und Stromversorgung. Jetzt entwickelt sich die Insel zu einem diskreten Refugium für wohlhabende Industrielle und Bankiers, die hier exklusive Landsitze errichten.
Nach 1933 vereinnahmen hochrangige Nazis die Insel. Jüdische Eigentümer müssen ihre Grundstücke verfolgungsbedingt verkaufen. Nutznießer sind u.a. Joseph Goebbels, Albert Speer und Hitlers Leibarzt Theodor Morell. Einer der Landsitze wird zur Reichsbräuteschule umgebaut. Hier werden die Verlobten von SS- und NSDAP-Funktionären ideologisch auf ihre ehelichen Pflichten vorbereitet.
Nach Kriegsende bereitetet die amerikanische Militärelite in einer der Villen die Potsdamer Konferenz vor. Später plant Lucius D. Clay von hier aus die Hilfsflüge der Berliner Luftbrücke. Im Rahmen der Restitution werden die Anwesen an die rechtmäßigen Eigentümer zurückgegeben. Die meisten von ihnen
verkaufen an das Land Berlin. Einige dieser Liegenschaften werden zu Jugenderholungsstätten. Seit den 1960er-Jahren erwerben auch Privatleute wieder Grundstücke auf Schwanenwerder. Prominentester Neuankömmling ist 1961 der Verleger Axel Springer.Von den historischen Landhäusern sind nur noch sechs erhalten. Eines davon ist der „Schwanenhof“ in der Inselstraße 37.
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Adresse
Havelchaussee 43
14193 Berlin-Steglitz-ZehlendorfAnfahrt
Für den Betrieb der heutigen Gaststätte auf der Insel verkehren eine Personen- und eine Lastfähre.
Gäste des Restaurants können die Privatfähre per Glocke rufen.Industriekultur erleben
Wissenswertes
Insel Lindwerder
Fährbetrieb auf dem Wannsee
Seit 1905 ist die Insel Lindwerder mit einer Fähre und bald darauf per Ausflugsdampfer zu erreichen. Sie entwickelt sich zu einem beliebten Ausflugsziel.
Nach 1945 wird an der Ostseite Trümmerschutt abgekippt, um die Insel zu vergrößern. Für den Betrieb der heutigen Gaststätte verkehren eine Personen- und eine Lastfähre. Gäste des Restaurants können die Privatfähre per Glocke rufen.
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Die Havel
Geschichtsträchtige Wasserstraße
Seit jeher wird Berlin über das Wasser versorgt. Schon im 17. Jahrhundert werden Flüsse wie die Havel als Wasserstraßen genutzt und mit Kanälen verbunden. So entsteht ein Verkehrsnetz von überregionaler
Bedeutung für den Transport von Gütern und Rohstoffen.Während der Berliner Luftbrücke 1948/1949 ist die Havel nicht nur Wasserstraße, sondern auch die längste Landebahn Berlins. Um die Flughäfen zu entlasten, landen hier Wasserflugzeuge der Alliierten. Sie werden wegen ihrer Korrosionsfestigkeit bevorzugt mit Salz beladen. Bis heute sind Bundeswasserstraßen wie die Havel ein wesentlicher Teil des Verkehrssystems. Neben dem Gütertransport dienen sie vorwiegend der Sport- und Freizeitschifffahrt.
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Adresse
Entlang des Havelufers
Industriekultur erleben
Grundwasserbrunnen des Wasserwerk Beelitzhof
Brunnengalerie
Das Berliner Trinkwasser kommt fast ausschließlich aus Wasserschutzgebieten innerhalb der Stadtgrenzen. Diese Schutzgebiete machen etwa ein Viertel der Stadtfläche aus. Das Trinkwasser wird zu 30% aus Grundwasser und zu 70% aus Uferfiltrat gewonnen. Bei der Uferfiltration wird Wasser, das über Monate von der Havel bzw. Spree durch viele Sandschichten hindurch ins Grundwasser gesickert ist, von Grundwasserbrunnen hochgepumpt und über riesige Rohre ins Wasserwerk geleitet.
Entlang des Havelufers erstrecken sich von hier bis zum Strandbad Wannsee über 80 Brunnen des Wasserwerks Beelitzhof. Sie erreichen eine Tiefe von 50 bis 170 Metern. Die Grundwasserbrunnen werden regelmäßig gewartet. Mit Sandablagerungen verstopfte Filter werden mittels gezielter Sprengung gereinigt.
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Adresse
Havelchaussee 107
14055 Berlin-GrunewaldIndustriekultur erleben
Wissenswertes
Restaurant-Schiff Alte Liebe
Vom Lastkahn zum Kaffeekahn
Ausgediente Kähne verwandeln sich seit 1900 zu schwimmenden Gaststätten. An dieser Stelle der Havel befindet sich seit 1950 ein Restaurant-Schiff.
Der in die Jahre gekommene Kahn wird 1970 durch eine HADAGFähre (1911) aus Hamburg ersetzt.
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Adresse
Am Postfenn 22
14055 Berlin-GrunewaldIndustriekultur erleben
Wissenswertes
Berliner Erdgasspeicher
Energie-Reserve
Der Alliierte Kontrollrat fordert in den 1980er-Jahren, dass ein Erdgasspeicher gebaut wird, damit West-Berlin unabhängiger von sowjetischen Lieferungen wird.
Der Erdgasspeicher geht 1992 in Betrieb – und damit erst nach der politischen Wende. Er wird nicht mehr gebraucht, da es jetzt auch Zugang zu anderen Gasquellen gibt. Immerhin können mittels der Speicherung Preisschwankungen umgangen werden. Steigt der Gaspreis im Winter an, kann das im Sommer preiswert eingekaufte Gas genutzt werden.
Der Erdgasspeicher liegt unter dem Wannsee und dem Grunewald auf einer Fläche von drei mal vier Kilometern in 850 Metern Tiefe. Dort befindet sich, eingeschlossen zwischen Ton- und Lehmschichten, eine Schicht aus porösem, mit Wasser gefüllten Sandstein. Das Wasser wird mit hohem Druck herausgepresst und durch Gas ersetzt.
2017 wird die Anlage stillgelegt, da sie nicht mehr rentabel ist. Seither befindet sie sich im Rückbau. Die Nutzung des Speichers für Tiefengeothermie wird geprüft.
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Adresse
Teufelsseechaussee 10
14193 Berlin-GrunewaldAnfahrt
Die S-Bahn-Station Heerstraße ist ca. 30 Gehminuten vom Gelände entfernt.
Industriekultur erleben
Wissenswertes
US-Amerikanische Abhörstation
Spionagezentrum des Kalten Kriegs
Die West-Alliierten überwachen von diesem Ort auf dem Teufelsberg aus seit den 1950er-Jahren die Kommunikation im Ostblock. 1962 wird die Abhörstation mit fünf Antennenkuppeln aus weißem Kunststoff ausgebaut. Die Kuppeln schützen vor Witterung und Gegenspionage. Im Umkreis von 500 km, bis weit in das Gebiet des Warschauer Paktes, können alle ungeschützten Funk- und Fernmeldeverbindungen erfasst, abgehört und gestört werden.
Nach Ende des Kalten Krieges wird die Abhörstation 1992 aufgegeben. Ein Investor kauft das Gelände, doch seine Pläne scheitern. Die Anlagen fallen Vandalismus zum Opfer.
Heute ist der Standort mit seinem Lost-Place-Feeling eine der größten Street Art Galerien der Welt mit vielen Events und Festivals.
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Adresse
Teufelsberg und Drachenberg
Teufelsseechaussee
14193 Berlin-GrunewaldIndustriekultur erleben
Teufelsberg und Drachenberg
Trümmerschutt mit Ausblick
Der eine Trümmerberg, der Teufelsberg, ist nach dem benachbarten Teufelssee benannt. Auf dem anderen kann man im Herbst sehr gut Drachen steigen lassen. In beiden Bergen ist Geschichte verborgen.
Das NS-Regime beginnt auf dem Gelände des heutigen Teufelsbergs die Wehrtechnische Fakultät als Teil der Welthauptstadt Germania zu errichten. Nach 1945 wird der Rohbau gesprengt und das Areal in eine Schuttdeponie verwandelt.
Ab 1950 karren Lastwagen 22 Jahre lang ein Drittel der Trümmer des zerbombten Berlins an. Dann wird Erdreich aufgeschüttet und mit Bäumen bepflanzt. 1972 ist der Schutthaufen Teufelsberg die höchste Erhebung West-Berlins und entwickelt sich zu einem beliebten Ausflugsziel. Zur Anfangszeit des Kalten Kriegs wird hier außerdem eine Abhörstation der West-Alliierten errichtet.
Bis heute bieten beide Berge einen grandiosen Panoramablick auf die Berliner Skyline.
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Adresse
Heerstraße 139
14055 Berlin-WestendIndustriekultur erleben
Wissenswertes
Sender Scholzplatz
Ersatz für den Funkturm
Der Standort soll nur vorübergehend sein, bis der West-Berliner Fernsehturm eröffnet. Der Sender Scholzplatz wird, anders als der Funkturm, als reiner Funktionsbau konzipiert. 1963 geht er für den Sender Freies Berlin (SFB) in Betrieb. Der 230 m hohe Mast löst den Funkturm ab, der bisher mit seiner 150 m hohen Antenne für die Ausstrahlung von Hörfunk und Fernsehen diente. Jetzt können die Programme bis weit in die DDR ausgestrahlt werden.
Zu einer Demontage des Senders kommt es nicht, denn ein West-Berliner Fernsehturm wird nie gebaut. Der Sender Scholzplatz strahlt bis heute Radio- und Fernsehprogramme aus.
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Adresse
Theodor-Heuss-Platz
14052 Berlin-WestendIndustriekultur erleben
Wissenswertes
Theodor-Heuss-Platz
Schmuckplatz eines neuen Wohnviertels
Der 1906 noch als Reichskanzlerplatz eröffnete Theodor-Heuss-Platz ist das Eingangstor der Siedlung Westend. Wie in dem gleichnamigen Londoner Stadtviertel entsteht hier nobler Wohnraum. In Berlin und London bringt Westwind saubere Luft, die erst über der Stadt verunreinigt wird.
Der Bauentwickler Quistorp plant die Siedlung, errichtet ein Wasserwerk und spekuliert auf hohe Gewinne. Die architektonische Planung übernimmt Martin Gropius. Der Platz wird 1933 umbenannt. Als Adolf-Hitler-Platz wird er Teil der Planungen für die Welthauptstadt Germania.
Ein von Albert Speer geplantes Heldendenkmal wird nicht errichtet. Stattdessen brennt hier seit 1955 eine Ewige Flamme für die Opfer von Flucht und Vertreibung, eingeweiht von Bundespräsident Theodor Heuss. Nach seinem Tod wird der Platz in Theodor-Heuss-Platz umbenannt.
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Adresse
Messe Berlin
Messedamm 22
14055 Berlin-WestendIndustriekultur erleben
Wissenswertes
Messegelände
Treffpunkt der Welt in Berlin
Die Berliner Messetradition reicht zurück ins Jahr 1822, als die preußische Regierung Märkte und Messen erstmalig zu einer übergreifenden Gewerbeausstellung zusammenfasst. Noch gibt es keinen festen Standort für das Messegelände. Gebäude werden auf- und wieder abgebaut.
Ab 1913 ist eine zuvor als Exerzier- und Schießplatz genutzte Fläche des Grunewalds durch einen S-Bahnhof (heute S-Bahnhof Messe-Nord/ICC) erreichbar. 1924 eröffnet auf diesem Gelände das Haus der Funkindustrie für die erste Große Deutsche Funkausstellung. 1930 erarbeiten Martin Wagner und Hans Poelzig ein architektonisches Gesamtkonzept, das nur in Teilen realisiert wird.
Unter dem NS-Regime verändert der Architekt Richard Ermisch das Konzept tiefgreifend. Davon zeugt das Eingangsgebäude samt Ehrenhalle aus dem Jahr 1936. Ab 1939 nutzt die Reichsstelle für Getreide die Hallen als Lager.
1946 beginnt der Wiederaufbau des kriegszerstörten Geländes. Ein Jahr später findet die erste Ausstellung mit dem Titel „Werte unter Trümmern“ statt. Das Messegelände wird bis heute stetig erweitert.
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Adresse
Messedamm 22
14055 Berlin-WestendIndustriekultur erleben
Wissenswertes
Internationales Congress Centrum (ICC)
Einzigartige Kongressmaschine
Ein hochtechnisiertes Kongresszentrum der Superlative ist das 1979 eröffnete Internationale Congress Centrum (ICC). Internationale Großveranstaltungen sollen die Wirtschaft des isolierten West-Berlins ankurbeln. Dem Zeitgeist der autogerechten Stadt folgend, ist das Gebäude in die Verkehrsströme Berlins eingebunden. Die Aluminium-Fassade erinnert an ein Raumschiff – inspiriert von der nur sechs Jahre zurückliegenden ersten Mondlandung. Mit dem historischen Messegelände ist das ICC über eine dreigeschossige Brücke verbunden.
Über 30 Jahre lang bleibt das vom Architektenehepaar Schüler-Witte geplante ICC das wichtigste Tagungszentrum Deutschlands. Das Kongresszentrum schließt 2014. Favorisiertes Ziel für die künftige Nutzung ist die Entwicklung eines Zentrums für Kunst und Kultur sowie Kreativ- und Innovationswirtschaft.
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Adresse
S-Bahnhof Westkreuz
14057 Berlin-CharlottenburgIndustriekultur erleben
Wissenswertes
S-Bahnhof Westkreuz
Der Messebahnhof
Der Kreuzungsbahnhof zwischen Stadt- und Ringbahn ist das Zugangstor zum geplanten Messegelände. Der Bahnhof eröffnet 1928 unter dem Namen Ausstellung und wird bereits 1932 in Westkreuz umbenannt, als Pendant zum Ostkreuz.
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Adresse
Kaskelstraße 55
10317 Berlin-LichtenbergKontakt
kontakt[at]blo-ateliers.de
Tel.: 030 55 66 93 93Bahnbetriebswerk Lichtenberg Ost / BLO Ateliers
Wo einst riesige Dampflokomotiven repariert wurden, arbeitet und produziert heute eine der größten Gemeinschaften aus Künstlerinnen und Künstlern in Berlin. Nicht nur Bildhauerei und Malerei, sondern auch Fahrradbau, Mode, Theaterausstattung und Holz- und Metallarbeiten gehören zum Repertoire der Kunstschaffenden in den BLO Ateliers. In der ehemaligen Kantine finden regelmäßig Konzerte, Aufführungen, Vorträge und Ausstellungen statt.
In den 1860er-Jahren liegt Friedrichsfelde Ost noch außerhalb der Stadtmauern Berlins. Die königliche Eisenbahndirektion plant damals auf dem bislang unerschlossenen Gelände Gleisanlagen mit angeschlossenen Betriebswerkstätten zu bauen. Sie weiht das Bahnbetriebswerk Lichtenberg Ost (BLO) am 1. April 1894 nach dreijähriger Bauzeit ein. Anfangs ist es vor allem ein Umschlagplatz für Getreide und Vieh aus den östlichen Gebieten des Deutschen Reichs. Später kommen Kohletransporte aus Polen und der Ukraine dazu.
Im Zweiten Weltkrieg wird die Ostfront vom BLO aus mit Truppen und Kriegsmaterialien versorgt. Außerdem stehen hier Züge für Transporte in östlich gelegene Konzentrationslager bereit. Am 26. Februar 1945 greifen amerikanische Bomberpiloten das Bahnbetriebswerk an und zerstören es zu großen Teilen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg baut die Deutsche Reichsbahn das Bahnbetriebswerk allerdings nur teilweise wieder auf. Die DDR nutzt das Bahnbetriebswerk nun, um Züge für den Personenverkehr bereitzustellen. In den 1980er-Jahren werden die letzten verbliebenen Dampflokomotiven der DDR hier stationiert und zusammengezogen. In der BRD gibt es zu diesem Zeitpunkt bereits keine im Dienst stehenden Dampflokomotiven mehr.
Nach der Wiedervereinigung verschrottet die Deutsche Bahn die meisten Lokomotiven. Danach nutzt die Bahn die Gebäude des Betriebswerks als Lehrräume, Büros und für Schulungszwecke. Die letzten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlassen im Juli 1999 das Gelände.
Im Februar 2003 entdecken Kunstschaffende das Gelände mit den verbliebenen Werkstatt-, Kantinen-, Büro- und Übernachtungsgebäuden und nutzen es als BLO Ateliers. Der Lockkunst e.V. als Träger des Atelierprojekts schließt 2004 einen zehnjährigen Mietvertrag mit der Bahn ab, den sie 2014 um weitere zehn Jahre verlängert. Der Mietvertrag umfasst das 12.000 qm große Gelände mit 2.300 qm an nutzbarer Atelierfläche.
Die Deutsche Bahn hat im April 2024 mitten in den Verhandlungen über eine erneute Verlängerung des Mietvertrags überraschend eine Nutzungsuntersagung für alle Räume ausgesprochen. Es gibt Spekulationen über Pläne der Deutschen Bahn, das Gelände oder Teile davon eventuell wieder selbst zu nutzen. Die Zukunft des Geländes ist daher ungewiss.
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Adresse
Schnellerstraße 141
12439 Berlin-NiederschöneweideIndustriekultur erleben
Wissenswertes
Chemie-Fabrik Kanne
In Ober- und Niederschöneweide etablieren sich im 20. Jahrhundert viele Produktionszweige. Dazu gehört beispielsweise die Produktion von Kabeln (KWO), Strom (Kraftwerk Oberspree), Autos (NAG), Traktoren (Stock Motorpflug) und ein führender Kassenblöcke- und Kinotickets-Produzent (Paragon). Ein weiterer wichtiger Zweig ist die chemische Produktion.
Die Fabrik Chemischer Produkte Kunheim & Co. Niederschöneweide legt den ersten Baustein 1871 und gehört damit zu einer der ersten und schließlich größten Firmenkomplexe in Schöneweide. Aufgrund seiner Lage am damaligen Rinnsal Kanne nennt der Volksmund das Unternehmen häufig Chemie-Fabrik Kanne. Im Adressbuch „Berlin und seine Umgebungen“ von 1899 ist Kunheim mit der Fabrikation von „Säuren und Salze, Ammoniak“ gelistet.
Die Firma stellt aus Cyanid die Farbe „Berliner Blau“ her, berühmt beispielsweise als Farbe der Militärkleidung Preußens. Die hochgiftigen Abfälle leitet das Unternehmen kurzerhand in die Spree ab, sehr zum Leidwesen der damals noch großen Naturflächen. Im Jahr 1900 erreicht daraufhin Dr. Erich Kunheim ein kaiserliches Schreiben mit Umweltauflagen, da die Bäume der Kaiserforste nahe Schöneweide leiden.
Gegenüber baut Erich Kunheim ab 1907 das Kohlensäurewerk Oberspree, das nun aus den chemischen Reststoffen der Fabrik Kanne Kohlensäure produziert. 1928 fusioniert das Unternehmen mit den Kali-Werken Sachsen-Anhalt, wonach der Name in die Kali-Chemie AG aufgeht.
Da die Erde mit Arsen, Cyanid, Quecksilber und Blausäure-Salz belastet ist, wird das Gelände 1993 als Altlast gekennzeichnet und daraufhin die Fabriken abgerissen. Das Kohlensäurewerk verschwindet 2007 nach fast 100 Jahren. Heute verwittert der Großteil des kunheimschen Geländes und ist eine Brachfläche. Überdauert hat lediglich das ehemalige Verwaltungsgebäude (im Foto nicht sichtbar). Im Verwaltungsbereich befindet sich heute wieder ein Farbhandel.
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Adresse
Wilhelminenhofstraße 83
12459 Berlin-OberschöneweideIndustriekultur erleben
Wissenswertes
Schweinemästerei in der Transformatorenfabrik
Die heutigen Rathenau-Hallen wechseln seit 1898 beständig ihren Namen. Zu dieser Zeit noch Maschinenfabrik Oberschöneweide genannt, gehören sie 20 Jahre später zur AEG und sind Teil der Transformatorenfabrik Oberschöneweide (TRO).
Ab 1945 untersteht das Werk der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD). Im Oktober 1950 schlägt ein Mitarbeiter vor, dass die Werkskantine eine eigene Schweinemästerei aufbaut. Unter anderem sollen so Küchenabfälle verwertet werden. Die Betriebszeitung des Werks für Fernsehelektronik „HF-Sender“ (Hochfrequenz-Sender) vom Oktober 1950 berichtet ausgiebig darüber. Der Vorschlag wird angenommen und die Mästerei erscheint schon im Folgejahr im Werksfotoalbum. Drei Jahre später gibt die TRO 100.000 (Ost-) Deutsche Mark für die Verbesserung des Mittagessens aus. Zu dieser Zeit beherbergt die neue Schweinemästerei 52 Tiere.
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Adresse
Wilhelminenhofstraße 75A
12459 Berlin-OberschöneweideIndustriekultur erleben
AEG Gummifabrik
Die Fabriken auf dem Gelände des Kabelwerks Oberspree stellen von 1895 bis zur Wiedervereinigung unterschiedliche Produkte her, darunter Kabel, Kabeltrommeln, Gummi, Kupferdraht und Autos. Es ist nicht nur eines der ersten und größten Gelände in Oberschöneweide, sondern auch eines der wenigen, die über fast 100 Jahre hinweg eine durchgängige Produktion aufweisen.
Das Bild zeigt einen Teil der AEG Gummifabrik vor dem 27.01.1944. Alle Industriestandorte in Schöneweide haben sich in beiden Weltkriegen an der Kriegsproduktion beteiligt und fast alle Geländekarten ab 1943 zeigen Lager für Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter.
Der Strukturwandel in Schöneweide ist auf dem Gelände sichtbar. Zerstörte Gebäude werden nach dem Zweiten Weltkrieg abgerissen. Marode Gebäude müssen wiederum in den 1990er-Jahren endgültig weichen. Schornsteine, Schienen und Kohle verschwinden. Dafür entstehen Grün- und Erholungsflächen. Das Land Berlin sucht ab den 1990er-Jahren nach neuen Möglichkeiten für das Gelände. Die riesigen Komplexe füllen sich wieder mit Leben, als am 1. Oktober 2009 die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW Berlin) einzieht. Die ehemalige AEG Gummifabrik beherbergt heute Räume der Hochschule.
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Adresse
Wilhelminenhofstraße 66–70
12459 Berlin-OberschöneweideIndustriekultur erleben
Wohlfahrtsgebäude und Kulturhaus
Das markante, jedoch heute verlassene Kulturhaus in der Wilhelminenhofstraße 66–70 zieht unwillkürlich Blicke auf sich.
1911 gibt die Akkumulatorenfabrik AG (AFA) ein Gebäude in Auftrag, das als soziale Einrichtung für die Werktätigen dienen soll. Architekt Felix Lindhorst errichtet das Wohlfahrtsgebäude 1912–1913. Im Erdgeschoss befindet sich ein Umkleide- und Waschraum, der Speisesaal ist im Obergeschoss untergebracht. Erstmalig taucht das Gebäude 1913 im Geländeplan der AFA-Festschrift auf. Zu diesem Zeitpunkt bebaut die AFA auch den Großteil des übrigen Geländes.
Ab 1950 nutzt das Werk für Fernsehelektronik das Gebäude und benennt es um in Kulturhaus. Dort finden nun verschiedene Veranstaltungen statt.
Vergleichbar mit dem Kulturhaus ist das etwas weiter südlich gelegene Klubhaus des Transformatorenwerks in der Wilhelminenhofstraße 83–85. Hiervon ist heute nur noch der Eingangsbereich erhalten, das Gebäude aber ist modernisiert und aufgestockt.
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Adresse
Wilhelminenhofstr. 78
12459 Berlin-OberschöneweideIndustriekultur erleben
Lärm- und Luftbelastung
Die Bevölkerung Schöneweides hat bis in die 1990er-Jahre mit Luft- und Lärmbelastungen zu ringen. Das geht aus Studien hervor, die sich mit dem wiedervereinigten Berlin der 1990er-Jahre und seinen Herausforderungen beschäftigen. Ober- und Niederschöneweide sind wie viele andere Stadtteile auch staatlich geförderte Sanierungsgebiete. So werden bei einer Einwohnerbefragung Mitte der 1990er-Jahre unter anderem die schweren Transporte hervorgehoben, wodurch „die Erde bebt“. Auch der Rauchausstoß und Ruß durch die Schornsteine werden als besondere Belastungen betont (Anja Stichs „Wohngebietserneuerung unter Einbindung der Bewohner“, 2003).
Im Bild zu sehen ist die Centrale Oberspree, später Kraftwerk Oberspree. Der Bau beginnt 1895, zwei Jahre später geht das Kraftwerk in Betrieb. Dieses erste Drehstromkraftwerk Europas erstreckt sich entlang der Wilhelminenhofstraße, die noch immer eine wichtige Verkehrsachse Oberschöneweides ist.
Das Kraftwerk steht heute noch am selben Ort, allerdings in neuer Funktion. Obwohl es schon 1933 die Produktion einstellt, ist das Schornsteinpanorama heute ein Symbol des Wandels: Vom einstigen Stern der Produktion zum Verschmutzer. Doch nicht nur die Industrie verschmutzt die Luft im Ort, denn 1995 heizen noch 85% der Wohnungen in Oberschöneweide mit Kohle („Wohngebietserneuerung“, S.102).
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Adresse
Schnellerstraße 135–136
12439 Berlin-SchöneweideIndustriekultur erleben
Trommelfabrik
Auf dem Gelände zwischen Treskowbrücke und Stubenrauchbrücke sind um 1900 drei Großbetriebe ansässig. Die Borussia-Brauerei (später Schultheiss-Brauerei) ab 1882, die Tuchfabrik Müller entsteht noch vor 1895, ab den 1920er-Jahren agiert sie als Vereinigte Märkische Tuchfabriken AG. Die Deutschen Messingwerke siedeln sich spätestens ab 1899 an und die Englische Gasanstalt ab 1906. Um 1929 kommen die Metallwerke Kretzer und Busse hinzu, die Gasanstalt weicht den wachsenden Messingwerken. Im Zweiten Weltkrieg werden die Metallwerke Kretzer und Busse nahezu vollständig zerstört, ebenso die Tuchfabriken sowie der Arbeiterwaschraum der Messingwerke.
Auf dem freigewordenen Platz siedeln sich nun die Kabelwerke Oberspree (KWO) direkt neben der Schultheiss-Brauerei an. Zuvor hatten sie Kabeltrommeln auf dem Werksgelände in Oberschöneweide produziert. Nach Schäden im Zweiten Weltkrieg verlegen sie die Trommelproduktion nach Niederschöneweide. Für die nächsten fast 50 Jahre entsteht hier ein dominierender Ort der Kabeltrommelproduktion.
Ab 1992 wird das riesige Gelände mit seinen verschiedenen Fabriken nach und nach abgerissen. 2006 stehen als letzte noch die Ruinen der Trommelfabrik, ehe auch diese abgerissen werden. Heute befinden sich auf dem Gelände ein Möbelhaus und ein Sporthandel. Nur das benachbarte Areal der ehemaligen Brauerei besteht noch heute und erleichtert das Verorten von historischen Fotos der Trommelfabrik.
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Adresse
Wilhelminenhofstraße 76
12459 Berlin-OberschöneweideIndustriekultur erleben
Kantine Kabelwerk Oberspree
Die AEG errichtet für ihre Belegschaft des Kabelwerks Oberspree 1899 eine Kantine. Diese tritt in historischen Dokumenten auch als Casino auf, was die Bezeichnung als allgemeiner Pausenort bestärkt, der nicht nur zum Essen da ist.
Typisch ist die Raumtrennung zwischen Werks- und Beamtenkasino. Die Raumtrennung der AEG-Kantine ist nur noch auf Architekturzeichnungen und Karten dokumentiert. Als Vergleich lohnt der Blick auf andere Betriebe in Berlin. Zum Beispiel die Borsig-Werke in Tegel: Das abgetrennte Beamtencasino etwa hat ein Billardzimmer sowie eine Bibliothek für die Beamten, also Personen in Leitungspositionen. Die übrige Belegschaft muss sich hingegen mit einem großen Speisesaal abfinden.
Die Speisesäle sind geprägt vom Stil der jeweiligen Firmenästhetik. Bei Borsig sind beispielsweise die großen runden Stahlträger unverkennbar. Im Speisesaal der AEG-KWO-Kantine hingegen steht die Galionsfigur der AEG hoch oben im Giebel und wacht über die Belegschaft.
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Adresse
Schnellerstraße 88-90
12439 Berlin-NiederschöneweideIndustriekultur erleben
Umschlagplatz Niederschöneweide
1895 eröffnet das Restaurant Kyffhäuser am Ufer der Spree in Niederschöneweide. Die beliebte Gaststätte hat sogar einen eigenen Anlegeplatz für Ausflugsdampfer. In Karten ist das Gelände östlich des Restaurants ab 1905 als Ablage markiert. Schöneweide wandelt sich zu dieser Zeit von einem Ausflugsziel zur Industriestätte. Ein „Lageplan […] der Grundrenten Gesellschaft an der Oberspree Berlin“ von 1895 zeigt zwölf Anlegestellen in Schöneweide. Ein Großteil davon dient damals den wachsenden Produktionsstandorten. Doch nicht nur Güter wie Kupfer und Kohle verkehren auf der Spree. Bis zum Bau des Kaiserstegs 1900 muss die Belegschaft der Fabriken täglich mit Fähren über den Fluss setzen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg betreibt der VEB Montagebau Berlin (MBB) den Ablageplatz. Ab nun trägt er offiziell den Namen Umschlagplatz beziehungsweise Zwischenlager. Ab den 1950er-Jahren ergänzt ein Turmdrehkran das Gelände.
Am 1. Januar 1976 fusionieren der VEB Montagebau und VEB Dynamo-Bau Berlin (DBB) zu VEB Spezialhochbau Berlin mit Zentrale in Berlin-Lichtenberg. Heute ist das Gelände des Umschlagplatzes in Niederschöneweide zur Hälfte von einem Getränkehandel und einem Discounter bebaut. Die andere Hälfte ist eine große Grün- und Brachfläche, die nur mithilfe von Fotos an die ehemalige Betriebsamkeit erinnert.
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Adresse
Steffelbauerstraße 16
12459 Berlin-SchöneweideIndustriekultur erleben
Wissenswertes
Poliklinik Oberspree
Nach dem Zweiten Weltkrieg liegt die Verwaltung des Industriegebiets Schöneweide bei der Sowjetischen Militäradministration (SMAD). Diese ordnet 1948 an, eine Betriebs-Poliklinik in Oberschöneweide einzurichten. Sie soll „zur Verbesserung der Lage und Lebensbedingungen“ der Arbeiterschaft führen. Außerdem spart die Nähe der Klinik zu den Fabriken Zeit und Wege. Die zu betreuenden Werke sind das Werk für Fernsehelektronik (WF), Progress (Film-Synchronisation), das Kabelwerk Oberspree (KWO) und die Akkumulatorenfabrik Oberschöneweide (AFA).
1949 eröffnet die Klinik in der ehemaligen Direktionsvilla des KWO und bekommt den Namen Poliklinik Oberspree. Die Versicherungsanstalt Berlin (VAB) stellt die medizinischen Instrumente. Sie richtet außerdem neun Stationen und fünf Nebeneinrichtungen ein.
Laut Werkszeitung „WF Sender“ vom 28.02.1969 soll die geografische Nähe der Klinik außerdem dabei helfen, Vorurteile und Misstrauen der Belegschaft gegenüber der Medizin zu überwinden.
1953 geht die Verantwortung für die Klinik von der Firma AFA auf das benachbarte WF über. Eine moderne Betriebspoliklinik eröffnet 1959 in der Steffelbauerstraße, nur wenige Gehminuten nördlich der Direktionsvilla, die nun wieder als Büro genutzt wird. Die Kosten für den Bau betragen damals 1.500.000 (Ost-) Deutsche Mark.
Der Abriss der Poliklinik erfolgt 2017 zugunsten neuer Wohnungen.
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Adresse
S-Bahnhof Schöneweide
Bundesstraße 96a
12439 Berlin-SchöneweideIndustriekultur erleben
Berlins erster Zebrastreifen
Zebrastreifen sind heute eine Selbstverständlichkeit und überall im Straßenverkehr verankert. 1952 sind sie jedoch ein absolutes Novum und ein grundlegender Eingriff in den Straßenverkehr.
Am Übergang vor dem Bahnhof Schöneweide tummeln sich damals breite Autostreifen, Trams, Verkehrsgüterzüge, Lkws, Fahrräder und der lokale Güterzug „Bullenbahn“. Die Überquerung der Straße birgt ein hohes Unfallpotenzial für die Tausenden, die tagtäglich mit S-Bahn und Tram zur Arbeit in die Fabriken pendeln. Es ist eine Gefahrenzone, für die die Verkehrspolizei nach Lösungen sucht.
Anfang März 1952 ist der neue Übergang zunächst durch Seitenstreifen und Beschilderung markiert. Zum „Zebrastreifen“ wird der Schutzweg erst einige Wochen nach seiner Eröffnung dank seiner noch heute üblichen weißen Streifen. Der seinerzeit revolutionäre Eingriff in den Straßenverkehr ist auf mehreren Fotos festgehalten.
Heute ist die Schnellerstraße am Bahnhof als Stadtautobahn 96A komplett neu bebaut. Die ehemalige Lage des ersten Berliner Zebrastreifens ist nur noch durch das Michael-Brückner-Haus auf dem ersten Foto zu verorten. Die Fotos 1 und 2 sind gegenüber dem Bahnhof vom Balkon des Michael-Brückner-Hauses aus aufgenommen. Einen Zebrastreifen gibt es heute an der immer noch viel befahrenen Straßensituation nicht mehr. Aktuell befindet sich das Gelände allerdings wieder im kompletten Umbau.
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Adresse
Türrschmidtstraße 24
10317 Berlin-LichtenbergKontakt
Tel.: 030 5779738811
info@museum-lichtenberg.de
museum-lichtenberg.de/Öffnungszeiten
Di-So. 11:00 bis 18:00 Uhr
Eintritt
frei
Industriekultur erleben
Wissenswertes
Museum Lichtenberg
Geschichte zum Anfassen
Wo sich heute Fabriken, Wohnungen und das Museum Lichtenberg befinden, erstrecken sich vor 150 Jahren Felder und Bauernhöfe. Bis ins 19. Jahrhundert leben die Bewohner Lichtenbergs noch in strohgedeckten Fachwerkhäusern. Wer hätte da gedacht, dass sich diese dörfliche Idylle in wenigen Jahrzehnten zu einem der wichtigsten Industriestandorte Berlins entwickeln würde?
Zu den Meilensteinen der industriellen Entwicklung Lichtenbergs gehört die Ansiedlung der Knorr-Bremse AG. Die Bremsenfabrik entwickelt sich Anfang des 20. Jahrhunderts zu einem der wichtigsten Produzenten von Bremssystemen für Schienenfahrzeugen in Deutschland. Hinter der prunkvollen Fassade des Verwaltungsgebäudes befinden sich heute die Büroräume der Deutschen Rentenversicherung.
Mehr zu diesem und anderen historischen Orten können Besucher:innen im Museum Lichtenberg entdecken. Die Dauerausstellung mit dem Thema „Was? Wo? Wie? Wer? WOW! – Made in Lichtenberg“ lädt dazu ein, Lichtenbergs vielfältige Geschichte und Gegenwart zu erkunden.
In den 1920er-Jahren entsteht in Lichtenberg Deutschlands bedeutendstes Kraftwerk – das Kraftwerk Klingenberg. Neben der Knorr-Bremse AG siedeln sich um die Jahrhundertwende zahlreiche weitere Unternehmen in Lichtenberg an. Viele alltägliche Produkte wie Kunstseide, Zement und Nagellack entstehen in Lichtenberger Fabriken. Die Besucher:innen des Museums lernen beispielsweise Willy Abel kennen, einen Tüftler und Unternehmer, der mit Haushaltshilfen wie Eierschneider und Brotschneidemaschine zu Wohlstand kam. Seine Erfindungen sind bis heute in fast jedem Haushalt zu finden.
Neben den Geschichten der großen Fabriken und dem Weg des Bezirks in die Moderne thematisiert die Ausstellung auch das alltägliche Leben der Arbeiter:innen. Dabei erleben die Besucher:innen die Geschichte des Bezirks mit allen Sinnen: Sie können vergessene Gerüche erschnuppern, die Geräuschkulisse Lichtenbergs von vor 100 Jahren wiederentdecken und Objekte ertasten.
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Adresse
Hertzstraße 63, Lessingstraße 89
13158 Berlin-WilhelmsruhBergmann Elektrizitätswerke
Was hat eine deutsche Band mit einer alten Industriehalle zu tun? 2013 übernimmt Rammstein drei Hallen der ehemaligen Bergmann Elektrizitätswerke. In den nächsten Jahren lassen sie die Hallen sanieren und moderne Einbauten aus Sichtbeton und Stahl einsetzen. Das Ergebnis kann sich nicht nur sehen lassen, sondern wird 2018 sogar mit dem Berliner Denkmalpreis ausgezeichnet. Die Rammsteinhallen dienen der Band als Lager für Bühnenequipment, aber auch als Büroräume mit Industriekultur-Flair.
Neben Siemens und AEG gehört die Bergmann Elektrizitätswerke AG um 1900 zu den großen Akteuren der Berliner Elektroindustrie. Zur breiten Produktpalette gehören Dampfturbinen, Elektrolokomotiven und LKW mit Elektroantrieb. 1906 hat das Stammwerk im Wedding seine Kapazitätsgrenze erreicht. Außerhalb der Stadtgrenze findet sich im heutigen Wilhelmsruh ein perfektes Grundstück: ausreichend Platz und ein Anschluss an die Berliner Nordbahn bieten beste Voraussetzungen.
Im Zweiten Weltkrieg unterliegen die Werke der Rüstungsproduktion und beschäftigen Hunderte Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Nach dem Krieg liegt das Werksgelände im sowjetischen Sektor. Als VEB Bergmann-Borsig nimmt die verstaatliche Firma den Betrieb auf. Der Mauerbau stellt das Unternehmen vor eine neue Herausforderung. An zwei Seiten ist das Betriebsgelände von der Mauer umschlossen und von Verkehrswegen abgeschnitten. Alle Fenster und Türöffnungen in Richtung Westen werden vermauert und gesichert.
Nach der Wiedervereinigung übernimmt die Treuhand die Firma und verkauft an Asea Brown Boveri AG (ABB). Zu den weiteren Nachbarn der Rammsteinhallen zählt heute der Schienenfahrzeugbauer Stadler, der beispielsweise die neuen Berliner S-Bahnen produziert. Das ehemalige Bergmann-Gelände ist inzwischen als Pankow-Park bekannt.
Nicht alle historischen Hallen der ehemaligen Bergmann Elektrizitätswerke sind so vorbildlich saniert wie die Rammsteinhallen. Ein Kesselhaus aus dem Jahr 1928 verfällt seit Jahren. Daher ist es auf der Roten Liste der Berliner Kulturgüter seit 2022 als gefährdet eingestuft.
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Saatwinkler Damm
13405 Berlin-TegelFlughafen Tegel
Die Geschichte des Flughafen Tegel beginnt in einer schicksalhaften Stunde der Stadt: Im Juni 1948 blockiert die Rote Armee alle Landwege nach West-Berlin. Die Westalliierten stemmen sich mit einer Luftbrücke dagegen. Sie bringen Lebensmittel, Medikamente, Heizmaterial und alles, was eine Großstadt sonst zum Überleben braucht. Doch die Kapazität an den Flughäfen Tempelhof und Gatow reichen bald nicht mehr aus. Im französischen Sektor beginnen daher die Arbeiten für ein neues Flugfeld. Rund 19.000 Berliner:innen arbeiten rund um die Uhr, um einen neuen Flughafen aus dem Boden zu stampfen. Nur drei Monate später setzt das erste Flugzeug in Tegel auf.
1960 nimmt Air France in „Tegel Nord“, wie der Flughafen Tegel nun offiziell heißt, den zivilen Luftverkehr auf. 1965 gewinnen die jungen Architekten Meinhard von Gerkan, Volkwin Marg und Klaus Nickels den Wettbewerb für einen modernen Airport „Tegel Süd“. Für Aufsehen sorgt ihr „Drive-in-Prinzip“. Die Fluggäste fahren direkt mit Bus, Auto oder Taxi an ihren Schalter zum Check-in und passieren die Sicherheitskontrollen. Vom Wartebereich dahinter geht es über eine Gangway direkt ins Flugzeug. Die sechseckige Form des Flughafens macht diese kurzen Wege möglich. Im November 1974 laufen die ersten Passagiere in weniger als 50 Metern vom Auto zum Flugzeug.
Mit der deutschen Wiedervereinigung enden 1990 die alliierten Sonderrechte für den Berliner Flugverkehr. Tegel darf nun von deutschen Fluggesellschaften angeflogen werden. Doch auch immer mehr ausländische Airlines beantragen Flugrechte für die Hauptstadt. Eigentlich soll 2011 der neue Großflughafen Berlin-Brandenburg (BER) den überlasteten Flughafen Tegel ablösen. Doch dieser kann wegen Baumängeln jahrelang nicht eröffnen. Währenddessen steigen die Passagierzahlen am Flughafen Tegel weit über die Kapazitätsgrenze hinaus. Ein drittes Terminal C, provisorisch errichtet und zweimal erweitert, rettet den Flughafen über die Zeit. Ursprünglich für zweieinhalb Millionen Passagiere geplant, fertigt Tegel letztendlich mehr als 20 Millionen Fluggäste pro Jahr ab.
Seit 2019 steht der Flughafen Tegel „Otto Lilienthal“ unter Denkmalschutz. Ein Jahr später endet schließlich der Flugverkehr. Bis 2040 soll unter dem Namen „Berlin TXL – The Urban Tech Republic“ ein Forschungs- und Industriepark auf dem Areal entstehen.
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Hugo-Cassirer-Straße 44
13587 Berlin-HakenfeldeKabelwerk Dr. Cassirer / Poelzig-Halle
Der Name der jüdischen Familie Cassirer steht für Kunst, Kultur und Philosophie. Weniger bekannt sind jedoch die Cassirers als Berliner Unternehmer: Die Brüder Louis und Julius Cassirer ziehen aus Breslau in die boomende Reichshauptstadt. 1896 gründen sie eine Fabrik zur Herstellung von Kabeln und Gummifäden. Bis 1914 entwickelt sich das Cassirer‘schen Kabelwerk zu einem weltweit führenden Hersteller elektrischer Kabel und Leitungen, insgesamt sind 630 Personen dort beschäftigt.
Mitte der 1920er-Jahre sind die Produktionskapazitäten am Standort in Charlottenburg erschöpft. Die Firma erwirbt daher in Hakenfelde ein Industrieareal mit Eisenbahnanschluss und Zugang zur Havel. Der Berliner Architekt Hans Poelzig liefert die Pläne für ein neues Kabelwerk. Dabei orientiert er sich konsequent an den Arbeitsabläufen. Ins Zentrum der Anlage stellt er einen großen Hallenkomplex, ein reiner Stahlskelettbau. Lager- und Bürotrakte schließen sich an, ebenso ein Kesselhaus. Im Februar 1930, nach zwei Jahren Bauzeit, läuft die Produktion im sogenannten Havelwerk an.
Währenddessen verschärft sich die schwelende Weltwirtschaftskrise. Im Geschäftsjahr 1932/33 sinkt der Bleikabelabsatz auf rund 20 Prozent. Die Fertigung im Havelwerk kommt daraufhin fast zum Erliegen. Im Oktober 1935 veräußern die Cassirers ihr Unternehmen schließlich an die Elektrische Licht- und Kraftanlagen AG, eine Finanzierungsgesellschaft getragen u. a. von der Deutschen Bank und Siemens. Inwieweit der innerhalb von nur einem Monat abgewickelte Verkauf durch die kurze Zeit später verabschiedeten „Nürnberger Gesetze“ beeinflusst war, lässt sich aus heutiger Perspektive nicht mit abschließender Sicherheit bewerten. Mit der Umfirmierung in Märkische Kabelwerke AG 1941 ist der Name der jüdischen Gründerfamilie getilgt.
Schon ein Jahr nach Ende des Zweiten Weltkriegs kann die Produktion im Kabelwerk wieder beginnen – sie läuft noch bis 1993. Anfang der 2000er-Jahre erhält das nun Poelzig-Halle genannte Gebäude eine denkmalgerechte Sanierung. Kurze Zeit später zieht das Zentraldepot der Stiftung Stadtmuseum Berlin ein. Der Hallenkomplex beherbergt heute mehr als 4,5 Millionen historische Objekte. Im umgebenden Park finden Besucher:innen außerdem noch das ehemalige Pförtnerhaus und Mauerreste des ehemaligen Kabelwerks Dr. Cassirer und Co.
Das Kabelwerk ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 1.
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Krachtstraße 9
10245 Berlin-Alt-StralauFlaschenkellerturm Engelhardt-Brauerei
Fast wie ein Hochbunker ragt der massive Flaschenkellerturm über die Halbinsel Stralau. Das Gebäude ist Teil der hier seit 1917 ansässigen Engelhardt-Brauerei. Es dient einerseits der Flaschenabfüllung, aber auch als Kühl- und Lagerhaus. Traditionell lagert Bier in kühlen Kellern unter der Erde. Der Flaschenkellerturm hingegen ragt in die Höhe. Er kombiniert die Funktion eines gekühlten Flaschenkellers mit einem auffälligen Turm. Ein Kühlkreislauf versorgt die mit Kork gedämmten Geschosse mit kühlen Temperaturen.
Die Pläne für das Gebäude in Stahlbetonskelettbauweise entwirft Bruno Buch, Baubeginn ist 1929. In den folgenden Jahren werden täglich 300.000 Flaschen im Turm abgefüllt. Bis 1990 ist das VEB Engelhardt Ausbildungsbrauerei und produziert auch das alkoholfreie Bier AUBI. Nach der Schließung der Fabrik steht das denkmalgeschützte Gebäude leer und zerfällt.
Ab 2009 kommt neues Leben in den Flaschenkellerturm. Er wird denkmalgerecht saniert und dient seither mit fast 100 Wohnungen, zahlreichen Familien als attraktives Zuhause. Das Bauwerk ist heute der letzte Überrest der Brauerei und eines der wenigen auf Stralau erhaltenen Industriedenkmale. Auf der anderen Seite der Glasbläserallee erinnert ein weiteres Gebäude an die Industrievergangenheit der Halbinsel: die Stralauer Glaswerke. Sie nehmen 1890 den Betrieb auf, als Flaschenbier zum neusten Trend wird und beliefern auch die nahe gelegene Brauerei. -
Adresse
An der Industriebahn 12
13088 Berlin-WeißenseeKontakt
www.motorwerk.de/
info@motorwerk.de
Tel.: 030 60987476-0Ziehl-Abegg Elektrizitäts-Gesellschaft / Motorwerk
Fahrraddynamo, Deckenventilator und der Nabenmotor, der moderne Elektrofahrzeuge direkt über die Räder antreibt: Sie alle sind Außenläufermotoren. Anders als bei normalen Elektromotoren dreht sich hier die äußere Hülse um einen festen Kern. Das erzeugt ein viel größeres Drehmoment. Die revolutionäre Idee dazu hat Ingenieur Emil Ziehl im Jahr 1897. Ziehl ist damals leitender Konstrukteur u.a. bei der AEG. Mit eigenen elektrotechnischen Patenten sammelt er nebenher Geld. Mit diesem Kapital gründen er und der Schweizer Eduard Abegg 1910 ein eigenes Unternehmen. Abegg scheidet zwar im selben Jahr schon wieder aus der „Ziehl-Abegg Elektrizitäts-Gesellschaft m.b.H.“ aus, weil aber Logo und Firmenname bereits vielfach gedruckt sind, behält Ziehl den Firmennamen bei.
Ziehl-Abegg-Elektromotoren bewegen in den folgenden Jahren beispielsweise Industriemaschinen, Unterwasserpumpen und Zeppeline. Ein Jahr nach Gründung sucht die Firma bereits größere Produktionsräume und findet sie im damals noch eigenständigen Weißensee bei Berlin. Als eines der ersten Unternehmen legt sich Ziehl-Abegg einen Gleisanschluss an die 1908 fertiggestellte Industriebahn Tegel-Friedrichsfelde. Das Unternehmen profitiert von der Kriegswirtschaft im Ersten Weltkrieg und boomt erneut mit der Berliner Elektroindustrie der 1920er-Jahre. 1921 entwirft Architekt Bruno Buch die bis heute erhaltene Produktionshalle mit dem markanten mehreckigen Kopfbau.
Das Unternehmen trotzt den wechselnden Konjunkturen dieser Jahre nicht nur wegen der anerkannten Qualität seiner Motoren und Generatoren. Industrialisierung meint damals vor allem auch die maximale Rationalisierung der betrieblichen Abläufe: Als einer der Ersten spezialisiert Emil Ziehl seine Firma ausschließlich auf kleinere Elektromotoren. Konsequent standardisieren seine Ingenieure die verbauten Teile. Sie können so einfacher gelagert, für unterschiedliche Motorvarianten eingesetzt und – vor allem – massenweise produziert werden. Die niedrigen Produktionskosten gibt „ZA“ an Abertausende kleine und mittlere Industriekunden weiter.
Emil Ziehl stirbt schließlich im Sommer 1939. In einem Bombenangriff bei Kriegsende retten seine Söhne wertvolle Konstruktionszeichnungen vor der Vernichtung und schmuggeln sie aus der sowjetischen Besatzungszone. Im baden-württembergischen Künzelsau produziert Ziehl-Abegg bis heute Ventilatoren, Motoren und Steuerungstechnik. Die historische Fertigungshalle in Berlin-Weißensee lädt seit einigen Jahren als eindrucksvoller Eventort „Motorwerk“ zu unterschiedlichsten Veranstaltungen ein.
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Flottenstraße 28-42
13407 Berlin-ReinickendorfArgus Motoren Gesellschaft mbH
Die Flottenstraße und Kopenhagener Straße sind gesäumt von alten Fabrikbauten. Die Backsteingebäude stehen dort teilweise seit 100 Jahren. Doch ihre Geschichte ist fast vergessen. Sie geht zurück auf die Pionierjahre der motorisierten Luftfahrt zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Argus Motoren Gesellschaft mbH ist inzwischen nur noch wenigen bekannt.
Im November 1906 gründet Henri Jeannin die Argus Motoren Gesellschaft mbH, Berlin. Der Fokus der jungen Firma liegt auf der Produktion von Automobil- und Bootsmotoren. Das Unternehmen bezieht die Werksanlage der ehemaligen Maschinenfabrik Ziegler in der Flottenstraße, die aus Halle, Bürogebäude und Kesselhaus besteht. Inspiriert von den Flugpionieren in Berlin, beschließt Jeannin auf den Bau von Flugmotoren umzusteigen.
Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs geraten Flugzeuge als Kriegsgeräte in den Fokus des Militärs. Das junge Unternehmen zählt deshalb schnell 300 Beschäftigte. 1916 übernimmt Moritz Straus die Geschäftsleitung. Er etabliert die industrielle Serienfertigung im nun vergrößerten Werk mit beinahe 1.000 Arbeiter:innen im Jahr 1918.
Auf die Expansion im Ersten Weltkrieg folgt die durch den Versailler Vertrag erzwungene Neuorientierung: Automobilmotoren und Fahrgestelle statt Flugzeugmotoren und Propeller. Eine großzügige Förderung der nationalsozialistischen Regierung führt 1933 zurück zur Luftfahrt und ermöglicht ein rasantes Wachstum der Firma. Doch das neue Regime stellte auch ideologische Ansprüche an den Betrieb. 1938 wird der jüdische Geschäftsführer Straus abgesetzt und ins Exil gezwungen.
Das Unternehmen konzentriert sich nun vollends auf die kriegsvorbereitende Rüstung. Zu den Produkten der Argus Motoren GmbH zählen zu dieser Zeit Motoren, Halterungen für Maschinengewehre und der Antrieb der sogenannten „Vergeltungswaffe V1“. Auf dem Areal der Firma entstehen bis 1944 nicht nur riesige Montagehallen und modernste Prüfstände sondern auch Barackenlager für tausende Zwangsarbeiter:innen.
Nach Kriegszerstörungen und der restlosen Demontage der Maschinenanlagen durch die Besatzer bleiben lediglich einige Hallen stehen. Sie werden an Moritz Straus restituiert, der 1948 bei Karlsruhe eine neue Firma gründet. Das Westberliner Werk in Reinickendorf spielt von nun an eine untergeordnete Rolle. Gewerbe mietet sich in den Hallen ein, die Erben von Straus verkaufen schließlich 2018 an die Immobiliengesellschaft GSG Berlin.
Das Berliner Zentrum Industriekultur (bzi) erforscht Industriegeschichten in der Stadt. Entsprechend beschäftigte sich 2020 eine Bachelorarbeit mit der Erforschung und Vermittlung der Geschichte der Argus Motoren Gesellschaft mbH in Reinickendorf.
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Mehringdamm 22
10961 Berlin-KreuzbergGarde-Dragoner-Kaserne / Translag
Im Sommer 1929 wird das Translag-Gelände zum Filmset: Mühsam schiebt sich Taxifahrer Erwin unter seinem Wagen hervor, Schraubenschlüssel in der Hand, Schiebermütze auf dem Kopf. Über ihm lehnt ein Kollege am Kotflügel. Die Annie sei am Telefon, ob Erwin heute Abend mit ins Kino wolle? Der berlinert zurück: „Sie soll nicht so angeben! Die Greta Jarbo läuft noch bis Dienstag!“ Telefon, Kino, Automobil – der Film „Menschen am Sonntag“ feiert die technische Moderne und inszeniert dabei seinen ikonischen Drehort, die Translag in Berlin-Kreuzberg.
Transport und Lagerhaus GmbH, kurz „Translag“, nennt der Kohlenhändler Hans Engels seine Firma. Auf dem Gelände der aufgelösten Garde-Dragoner-Kaserne in Kreuzberg bietet sie etwas völlig Neues: automobile Dienstleistungen. In den 1920er-Jahren bewegen sich die allermeisten Menschen noch in Stadtbahnen, Bussen und auf Fahrrädern durch die Stadt. Aber das ändert sich jetzt. Automobile, bisher ein elitäres Hobby, werden zum Transportmittel für Handwerker und Ärzte.
Die sogenannte Garagenwirtschaft antwortet auf die neuen Bedürfnisse. In „Heimatgaragen“ parken Bewohnerinnen und Bewohner ihre Fahrzeuge. „Zeitgaragen“ reservieren Autoreisende telefonisch, um hier auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. Für die störanfälligen Fahrzeuge baut die Translag die Kasernenställe beheizbar um. Das eigentliche Geschäft aber sind Betriebsstoffe und Dienstleistungen rund ums Tanken. Das erledigen die Fahrer:innen anfangs noch an Zapfsäulen direkt am Fahrbahnrand. 1930 errichtet der Architekt Heinrich Kosina eine Tankstelle nach amerikanischem Vorbild: Eine überdachte Tankinsel neben der Straße mit beheiztem Verkaufsraum. Die angrenzende Waschhalle reinigt 2.200 Fahrzeuge täglich. Zwei Kantinen verpflegen die Kundschaft, für Chauffeure stehen Unterkünfte bereit. Die Translag ist größter Automobilstandort Berlins.
In der früheren Reithalle der Garde-Dragoner-Kaserne entstehen 1927 Ladeanlagen für Elektrofahrzeuge. Das Rennen um den Antrieb der Zukunft ist zu diesem Zeitpunkt noch offen. Immer wieder beweist das Unternehmen seine Innovationskraft – und stellt diese bereitwillig in den Dienst der NS-Rüstungswirtschaft. Bis zu 100 Zwangsarbeiter:innen leben zum Ende des Zweiten Weltkriegs auf dem Gelände und reparieren währenddessen im größten Instandsetzungswerk der Region Militärfahrzeuge.
In West-Berlin erhält der Komplex früh Denkmalschutz, zugleich bleibt er bis ins neue Jahrtausend Automobilstandort. 2010 geht die Translag GmbH schließlich in die Insolvenz. Seit 2016 plant der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg die Umnutzung und teilweise Neubebauung des einstigen Geländes. Nach wie vor ist unklar, inwieweit die bedeutenden Bau- und Technikdenkmale der Garde-Dragoner-Kaserne sowie der Translag erhalten werden.
Ein Meilenstein der Berliner Industriegeschichte widmet sich der »Entstehung des Nahverkehrs«.
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Am Feuchten Winkel 15
13189 Berlin-PankowRundlokschuppen Pankow
2007: In Pankow rücken Abrissfahrzeuge an, um die letzten Gleisanlagen, Gebäude und Überführungen abzureißen. Von dem einstigen Güter- und Rangierbahnhofs Pankow-Heinersdorf bleibt nur wenig übrig. Einige verfallene und denkmalgeschützte Gebäude bleiben stehen. Eines von ihnen ist der Rundlokschuppen Pankow.
1893 lässt die Königliche Eisenbahndirektion den runden Lokschuppen am Bahnbetriebswerk Berlin-Pankow errichten. 24 Abstell- und Reparaturgleise reihen sich um eine Drehscheibe in der Mitte. Darüber erhebt sich eine eindrucksvolle Kuppel in filigraner Stahlkonstruktion. Gemeinsam mit dem ebenfalls verfallenden Rundlokschuppen Berlin-Rummelsburg ist er der Letzte seiner Art in ganz Deutschland. Das Ensemble aus Rundlokschuppen und halbrunden Ringlokschuppen daneben ist einzigartig.
Der Güter- und Rangierbahnhof Pankow ist bis zur Wiedervereinigung wichtiger Umschlagplatz für Lebensmittel und Baustoffe. Auch eine Müllumschlaganlage der Stadtreinigung findet hier Platz. 1997 endet der Güterverkehr mit der Stilllegung des Bahnhofs.
Investor Kurt Krieger kauft 2009 das Areal des ehemaligen Rangierbahnhofs inklusive Rundlokschuppen. Zunächst plant er den Bau eines Einkaufszentrums mit Parkgelände, mittlerweile wirbt er stattdessen für das neue Stadtviertel „Pankower Tor“ mit 2.000 Wohnungen. Der stark beschädigte Rundlokschuppen Pankow soll hierfür weichen. 2019 fordert das Verwaltungsgericht Berlin den Eigentümer des denkmalgeschützten Gebäudes zu sofortigen Erhaltungsmaßnahmen auf. Diese beginnen 2021 am maroden Dach. Mittlerweile ist der Rundlokschuppen vollständig eingerüstet. Die Restaurierungsmaßnahmen erfolgen in enger Abstimmung mit der Unteren Denkmalschutzbehörde Pankow.
Ein Meilenstein der Berliner Industriegeschichte widmet sich dem »Aufstieg zum Eisenbahnzentrum«.
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Am Zeppelinpark
13591 Berlin-StaakenFlugplatz Staaken
Ab 1915 bietet der Flugplatz Staaken Platz für Großes: Zeppeline, Riesenflugzeuge und Monumentalfilme. Den Auftakt macht die Luftschiffbau Zeppelin GmbH, die in der Nähe des damaligen Dorfes Staaken bei Spandau eine Werft errichtet.
Während des Ersten Weltkriegs wandeln sich die Zeppeline vom Passagierschiff zur Kriegsmaschine. Wirklich geeignet sind die empfindlichen Luftschiffe für den Kriegseinsatz jedoch nicht. In Staaken beginnt daher parallel die Entwicklung von „Riesenflugzeugen“ vom Typ Staaken R VI, welche die Zeppeline in ihrer Rolle als strategische Bomber ablösen sollen. Die Auflagen des Versailler Vertrags verbieten nach Kriegsende den Bau von Flugzeugen. Damit endet die Luftschiff-Produktion am Standort Staaken 1918.
Die gigantischen Hallen stehen jedoch nicht lange leer. Luftschiffhallen werden zu Großfilmstudios und ehemalige Zeppelin-Beschäftigte finden neue Jobs im Kulissenbau. 1923 gründet sich die Filmwerke Staaken AG, die Stummfilmklassiker wie „Metropolis“ von Fritz Lang aus dem Jahr 1927 produziert.
Schnell kehrt auch die zivile Luftfahrt nach Staaken zurück. Ab 1923 schmälert jedoch der neue zentrale Flughafen Tempelhof die Bedeutung des eher abgelegenen Flugplatzes Staaken. Stattdessen findet der Ort mit der Gründung der Deutsche Verkehrsfliegerschule (DVS) eine neue Rolle als Ausbildungsstätte.
Getarnt als Schule für Kunstfliegerinnen und zivile Piloten ist die DVS Teil der verdeckten Aufrüstung der Luftfahrt in der Weimarer Republik. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten nutzt die neu gegründete Luftwaffe den Flugplatz Staaken ab 1935 auch offiziell. Während des Zweiten Weltkriegs arbeiten tausende Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, darunter viele Kinder und Jugendliche, in der Lufthansa Werft in Staaken. Neben einem Barackenlager für die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter errichtet das Regime 1941 eine Bogendachhalle für die Produktion von Junkers-Flugmotoren.
Im April 1945 besetzen sowjetische Truppen den Flugplatz Staaken und nutzen ihn noch bis 1953. Danach siedeln sich Betriebe aus den Bereichen Baustoffe, Metall- und Kunststoffverarbeitung an. Eine ehemalige Kaserne auf dem Gelände ist bis zur Wiedervereinigung ein Krankenhaus. Nach langem Leerstand wird dieser Komplex 2018 für neuen Wohnraum saniert. Der Zustand weiterer denkmalgeschützter Gebäude des Flugplatzes reicht vom „lost place“ wie dem ehemaligen Gaswerk bis hin zu gut erhaltenen und weiterhin genutzten Bauten.
Der Flugplatz Staaken ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“, Band 1. Mehr zur Geschichte der Luftfahrt erfahren Sie in den Meilensteinen der Industriegeschichte Berlins.
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Segelfliegerdamm 1–45, Groß-Berliner Damm, Hermann-
Dorner-Allee, 12487 Berlin-Johannisthal und -AdlershofFlugplatz Johannisthal
Mit einem spektakulären Flugwettbewerb eröffnet am 26. September 1909 der Flugplatz Johannisthal-Adlershof. Die ersten Pioniere der deutschen und internationalen Luftfahrt erproben auf diesem Motorflugplatz ihre aufsehenerregenden neuen Erfindungen. Dank skurriler Flugzeugkonstruktionen, waghalsiger Kunststücke und oftmals spektakulärer Unfälle entwickelt sich der Flugplatz damals zu einem Besuchermagneten. Eigentlich ist der Flugplatz Johannisthal nur ein Ausweichquartier, weil die Deutsche Flugplatzgesellschaft keine Zulassung für den Motorflug auf dem Tempelhofer Feld erhalten hat. Dort hatte sich zuvor bereits die Luftschifffahrt mit Zeppelinen angesiedelt.
Mehrere Flugzeughersteller siedeln sich an dem neuen Flugplatz Johannisthal an. Dazu gehören beispielsweise die Albatros-Werke und die Rumpler-Luftfahrzeugbau GmbH. Experimente und Prüfung von Motoren führt die Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL) durch. Entwicklung, Bau und Erprobung von Flugzeugen können so gebündelt an einem Ort stattfinden. Die erste deutsche Frau, die eine Ausbildung zur Motorfliegerin absolviert, ist Melli Beese. Wider alle Vorurteile und Benachteiligungen legt sie 1911 bei den Rumpler-Werken erfolgreich die Prüfung für die Flugzeugführerlizenz ab.
Während des Ersten Weltkrieges wird der Flugplatz nur noch für militärische Zwecke genutzt. Rund ein Viertel der im Deutschen Reich genutzten Flugzeuge wird dort hergestellt. Nach Kriegsende beginnt die zivile Luftpost mit Flügen zwischen Weimar und Johannisthal. Kurze Zeit später finden erste Passagierflüge statt. Als 1923 der Zentralflughafen Tempelhof eröffnet, verliert der Flugplatz Johannisthal allerdings an Bedeutung.
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In den Produktionshallen entstehen in den 1920er-Jahren unter anderem Autos, da der Versailler Friedensvertrag den Flugzeugbau in Deutschland stark einschränkt. In andere Bereiche der Hallen ziehen sogar Tageslicht-Filmstudios ein. Die Johannisthaler Filmanstalt GmbH entwickelt sich zu einem der erfolgreichsten Filmstudios Deutschlands.
Während des Nationalsozialismus beginnen geheime Aufrüstungsprojekte auf dem Areal. Diese finden teilweise in Zusammenarbeit mit der benachbarten Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt e.V. (DVL) in Adlershof statt. Nach dem Zweiten Weltkrieg produzieren unter anderem der VEB Motorenwerk Johannisthal und der VEB Kühlautomat Berlin-Johannisthal auf dem Gelände des Flugplatzes.
1952 endet der reguläre Flugverkehr in Johannisthal. Die endgültige Schließung erfolgt allerdings erst 1995 nach einem tödlichen Unfall bei einer Flugshow mit historischen Flugzeugen.
Das ehemalige Rollfeld wird fortan der Natur überlassen und in den Landschaftspark Adlershof integriert. Die erhaltenen Gebäude und eindrucksvollen Hallen der früheren Flugzeugfabrik der Luftverkehrsgesellschaft verfallen.
Nach einem 2021 vorgelegten Bebauungsplan sollen – bezogen auf die Bruttogrundfläche – 85 % der denkmalgeschützten Gebäude zugunsten von neuen Wohnkomplexen weichen. Obwohl die Denkmalbehörden die „Bauten als bedeutende städtebauliche Erinnerungsträger“ einschätzen, halten sie eine denkmalgerechte Sanierung der jahrzehntelang vernachlässigten Hallen für nicht mehr zumutbar.
Der Flugplatz Johannisthal ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“, Band 2. Mehr zur Geschichte der Luftfahrt erfahren Sie in den Meilensteinen der Industriegeschichte Berlins.
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Königliche Pulverfabrik
Die Königliche Pulverfabrik, erbaut in den 1830er-Jahren, liegt direkt an der Havel in Spandau. Der Standort am Fluss bietet zwei Vorteile. Einerseits erzeugt die Wasserkraft den nötigen Antrieb für die Produktion. Andererseits gelangt das in Fässern gelagerte Schießpulver über die Havel gefahrenarm zu den Artilleriedepots der preußischen Monarchie.
Nicht nur der Transport der explosiven Ware spielt beim Bau der Fabrik eine Rolle. Wegen der hohen Explosionsgefahr sind die weitläufigen Fabrikanlagen von Erdwällen und Bäumen umgeben, in östlicher Richtung schützt außerdem ein Wassergraben die umliegenden Bauten.
Der Pulververbrauch der preußischen Armee steigt kontinuierlich, dafür sorgen die Deutschen Einigungskriege und die Weiterentwicklung der Wehrtechnik. Deswegen wird die Fabrik ab den 1870er-Jahren ausgebaut und erweitert. Die „Neue Pulverfabrik“ ergänzt die „Alte Pulverfabrik“ und produziert ab 1890 ein rauchschwaches Pulver. Die „Schießbaumwolle“ verdrängt nach und nach das traditionelle Schwarzpulver.
Ihren Höhepunkt erreicht die Produktion während des Ersten Weltkriegs. Sind 1914 noch 1.450 Personen beschäftigt, die jeden Monat 520 Tonnen Pulver herstellen. So steigen die Zahlen nur ein Jahr später auf 5.600 Arbeitskräfte, die monatliche 1.900 Tonnen produzieren. Ein Lageplan aus der dieser Zeit umfasst 500 Betriebsgebäude auf dem Fabrikgelände. Allerdings sind nur wenige dieser Bauten heute noch erhalten. Denn die Pulverproduktion in Spandau endet 1919 nach dem Ersten Weltkrieg.
Das älteste erhaltene Gebäude der Alten Pulverfabrik ist eine Werkhalle aus dem Jahr 1887. Inzwischen befindet sich in dem Backsteinbau eine Oldtimer-Werkstatt. Diese bildet das Zentrum des heutigen Gewerbeparks und Freizeitareals „Havelwerke“. In der Daumstraße befinden sich weitere Spuren der einstigen Pulverfabrik. Unter anderem ein zweigeschossiges Fachwerkhaus aus den 1890er-Jahren, das den Beschäftigten damals als Speisesaal dient. In unmittelbarer Nähe der Insel Eiswerder sind ebenfalls Gebäude der Neuen Pulverfabrik erhalten. Ein besonders markantes Relikt ist der Wasserturm aus den 1890er-Jahren, der damals die umliegenden Kesselhäuser der Neuen Pulverfabrik mit Wasser versorgt.
Rund um die denkmalgeschützten Bauten entstehen in den nächsten Jahren neue Wohnungen. Zur „Wasserstadt Berlin-Oberhavel“ gehört bereits das Wohnquartier zwischen Kleiner Eiswerderstraße, Daumstraße und Telegrafenweg, errichtet in den 2000er-Jahren.
Mehr zur Königlichen Pulverfabrik erfahren Sie in Band 1 der Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“.
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Möckernstraße 26
10963 Berlin-KreuzbergIndustriekultur erleben
Ladestraße des Anhalter Güterbahnhofs
Der Bauch von Berlin
Ende des 19. Jahrhunderts boomt der Verkehr auf der Schiene. Die schnelle Eisenbahn fährt nicht nur Reisende zu ihrem Ziel, sondern auch Waren und Güter von A nach B. Von A wie Anhalt nach B wie Berlin verläuft ab 1841 eine Eisenbahnlinie. Ihr nördlicher Endpunkt ist der Anhalter Bahnhof am Askanischen Platz. Bis in die 1870er-Jahre erstreckt sich das Gelände des Personen- und Güterbahnhofs bis zum Landwehrkanal. Passagiere und Post bevölkern ab 1880 die monumentalen Gebäude des Anhalter Bahnhofs. Auf dem Areal südlich des Kanals entstehen währenddessen ein zusätzlicher Güterbahnhof und ein Bahnbetriebswerk für die Wartung der Dampflokomotiven. Architekt Franz Schwechten entwirft sowohl den Personen- als auch den Güterbahnhof.
Zwei Verwaltungsgebäude umrahmen 1880 den Eingang zur Ladestraße des Anhalter Güterbahnhofs. Dahinter erstrecken sich lange Ladeschuppen entlang der Schienen. Außen verlaufen Gleise, über die die Eisenbahn Waren liefert. Arbeiter entladen die Waggons im Akkord und stapeln die Frachtkisten in die Schuppen. Auf der innen liegenden Seite fahren Pferdefuhrwerke, später auch LKWs, um die Waren schließlich zu ihrem Ziel zu kutschieren. Der linke Ladeschuppen ist für den Empfang von Waren zuständig. Vom rechten Ladeschuppen aus tritt die Berliner Fracht ihren Weg in die weite Welt an.
Eine separate Milchrampe sorgt für die tägliche reibungslose Verladung des frischen Produkts. Denn vor den Zeiten pasteurisierter Milch ist eine schnelle Abfertigung des verderblichen Lebensmittels besonders wichtig.
Nach dem Zweiten Weltkrieg verliert der Anhalter Güterbahnhof und dadurch auch die Ladestraße an Bedeutung. Obwohl auf West-Berliner Gebiet liegend, ist das Schienennetz der Reichsbahn der DDR unterstellt. Die Natur erobert sich mit der Zeit die verlassene Bahnanlage zurück, die Gebäude verfallen.
1988 zieht das Deutsche Technikmuseum in die sanierten Lokschuppen des ehemaligen Betriebswerks. Zwei Jahre später eröffnet das Science Center Spectrum im erhaltenen Verwaltungsgebäude am Eingang der Ladestraße. Inzwischen befindet sich auch in dem anschließenden Ladeschuppen eine Ausstellung des Deutschen Technikmuseums. Der gegenüberliegende Versandschuppen beherbergt außerdem den Juniorcampus des Museums und die Probebühne des Theaters Berliner Ensemble.
Das Areal rund um Anhalter Bahnhof und Gleisdreieck ist Thema eines Forschungsprojektes des Berliner Zentrum Industriekultur (bzi). Gleisdreieck Online verknüpft Geodaten und historisches Material zu einer umfangreichen Karte: Eine Spurensuche durch zwei Jahrhunderte Eisenbahngeschichte.
Der Storywalk Gleisdreieck führt mit 27 Hörstationen durch den Park am Gleisdreieck. Expertinnen und Experten erzählen Stories aus der Geschichte des Areals, darunter auch Industriearchäologe Nico Kupfer (bzi).
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Yorckstraße
10965 Berlin-KreuzbergIndustriekultur erleben
Yorckbrücken
Berlins historische Lebensadern
Berlins Entwicklung zur Metropole verläuft nicht ohne Konflikte. Ein Beispiel dafür sind die Yorckbrücken. 1862 legt Stadtplaner James Hobrecht seinen Bebauungsplan für das künftige Berlin vor. Darin enthalten ist der „Generalszug“, ein Boulevard, dessen Straßen und Plätze nach Feldherren benannt sind. Allerdings durchkreuzt eine Prachtstraße die Erweiterungspläne des Potsdamer und Anhalter Bahnhofs. Die Expansion des Schienennetzes ist wichtig, da auf diesem Weg lebensnotwendige Güter in die wachsende Stadt gelangen. Der Streit geht über mehrere Jahrzehnte.
Wie so häufig entsteht ein Kompromiss, der nur teilweise zufriedene Parteien zurücklässt. Der Generalszug wird im Bereich der Bahnhöfe nach Süden verschoben und verschmälert. Der imposante Charakter des Boulevards geht in diesem Abschnitt verloren. Die Bahngesellschaften müssen im Gegenzug für das riesige Bahngelände eine neue Ebene oberhalb der Straßen schaffen. Deswegen wird beim Neubau des Anhalter Bahnhofs das gesamte Areal um 3 bis 4 Meter aufgeschüttet. Nach und nach entstehen über 40 Eisenbahnbrücken, die über die Yorckstraße führen. Diese Lebensadern führen zum Anhalter Güterbahnhof und versorgen die Metropole mit landwirtschaftlichen Produkten und Waren aller Art.
Von den historischen Brücken sind 24 erhalten und stehen inzwischen unter Denkmalschutz. Vier Brückenneubauten sind nach 1995 dazugekommen. Die heutige Nutzung der Brücken ist vielseitig: die S-Bahn, die Fernbahn und die Museumsbahn des Deutschen Technikmuseums rollen über einige der Yorckbrücken. Eine weitere Brücke kann zu Fuß sowie per Rad überquert werden. Viele der „Kompromiss-Brücken“ liegen jedoch brach.
Der Storywalk Gleisdreieck führt mit 27 Hörstationen durch den Park am Gleisdreieck. Expertinnen und Experten erzählen Stories aus der Geschichte des Areals, darunter auch Industriearchäologe Nico Kupfer (bzi).
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Monumentenstraße 15
10965 BerlinIndustriekultur erleben
Monumentenhallen
Depot für fliegende Züge
In Berlin-Kreuzberg, am südlichen Eingang zum Park am Gleisdreieck, liegen die Monumentenhallen. Von außen ist nicht zu erahnen, welche Schätze sich im Inneren verbergen.
In den 1930er-Jahren dominieren Züge mit Dampfantrieb das deutsche Schienennetz. Doch die Welt verändert sich. Telefonie, Rundfunk und Presse beschleunigen gemeinsam mit U-Bahnen, Autos und Bussen den Takt der Gesellschaft. Auch das Reisen soll schneller werden. Ende 1932 startet ein Schnelltriebwagen auf der Strecke Berlin – Hamburg. Der sogenannte „fliegende Hamburger“ legt die Distanz mit einem Geschwindigkeitsrekord zurück. Nach nur 142 Minuten erreicht er sein Ziel. Ein Jahr später, im Regelbetrieb, schafft der Zug die Strecke sogar in 138 Minuten. Es dauert ganze 64 Jahre, bis ein ICE 1 der Deutschen Bahn diesen Rekord um 6 Minuten unterbieten kann.
Mehrere Bauarten der stromlinienförmigen Züge mit Diesel- oder Elektrotriebwagen kommen in den folgenden Jahren zum Einsatz. Wenn sie nicht über das Schienennetz der Reichsbahn „fliegen“, befinden sich die Züge in Depots. Eines davon befindet sich an der Monumentenstraße. Hier wartet und repariert das Personal der Reichsbahn die Triebwagen.
In den Monumentenhallen stehen noch immer viele Fahrzeuge, doch „fliegende Züge“ sind nicht mehr darunter. Das Deutsche Technikmuseum nutzt heutzutage die Hallen für das „Depot für Kommunalverkehr“. Großobjekte wie Omnibusse, S-Bahnen und Straßenbahnen reihen sich hier aneinander. Regelmäßig öffnen die Hallen im September an Sonntagen ihre Tore für Besucherinnen und Besucher. Die Museumsbahn und historische Busse pendeln an diesen Tagen zwischen Museum und Halle.
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Bessemerstraße 28–36
12103 Berlin-SchönebergIndustriekultur erleben
Kaufhaus des Autos / Opelhalle
Repräsentationsbau der Automobilindustrie
Im Opel auf Streife durch Berlin: Wie die meisten Berliner Behörden fährt auch die Polizei mit Autos von Opel durch die Stadt. Das Opel-Flottenzentrum mit Verkaufsraum und Werkstatt befindet sich im Kaufhaus des Autos (KADEA) in Tempelhof. Hinter der denkmalgeschützten Opel-Halle ragt ein Schornstein empor, dessen Aufschrift den Bauherren von damals verrät: Opel.
Mitten im Ersten Weltkrieg beauftragt die Adam Opel KG aus Rüsselsheim den Industriearchitekten Bruno Buch mit dem Bau einer imposanten Werkhalle in Berlin. 1917 beginnen die Bauarbeiten an der Hauptwerkstatt für Kraftfahrzeuge und Flugmotoren. Opel fertigt während des Krieges nicht nur Autos, sondern im Lizenzbau auch Flugmotoren von BMW und Argus. Im letzten Kriegsjahr 1918 nimmt Opel den Betrieb in Tempelhof auf. Seit 1919 ist die Opel-Halle eine Reparaturwerkstatt für PKWs, bis heute. Die riesige ehemals fünfschiffige Halle zeugt von einer aufstrebenden Firma in der jungen Automobilbranche.
1961 kommen ein Ausstellungs- und Verwaltungsgebäude hinzu. Ihre funktionale Architektur repräsentiert den wirtschaftlichen Aufschwung und die steigende Motorisierung der Zeit. Besonders die ovale Pförtnerloge spiegelt den Zeitgeist der 1960er-Jahre wider.
1993 übernimmt die AVAG Holding SE die Opel Niederlassung und führt sie weiter. Seit 2006 agiert sie als Kaufhaus des Autos (KADEA) mit mehreren Standorten in Berlin.
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General-Pape-Straße 1–4
12101 Berlin-SchönebergIndustriekultur erleben
Bahnhof Papestraße / Südkreuz
Verkehrsknoten und Bahnhof der Zukunft
Der Bahnhof Südkreuz liegt zwischen Tempelhof und Schöneberg, strategisch günstig für Einkäufe im Möbelhaus oder für die nächste Verbindung nach Leipzig. Große Glasflächen dominieren den modernen Bahnhof, nur ein alter Uhrenturm aus Backstein fällt auf. Er ist letztes Überbleibsel des S-Bahnhofs Papestraße, der an gleicher Stelle 1901 eröffnet.
An ihm kreuzt sich der Fernverkehr der Dresdner und Anhalter Bahn mit dem Nahverkehr der 1877 fertiggestellten Ringbahn. Der Bahnhof Papestraße soll ein praktischer Umsteigebahnhof zwischen Ringbahn und Vorortbahn sein. Doch die Gleise liegen so weit auseinander, dass die Fahrgäste umständlich mehrere Tunnel, Treppen und Brücken durchqueren müssen, um den anderen Bahnsteig zu erreichen.
Nach dem Bau der Berliner Mauer 1961 sinkt das Fahrgastaufkommen. Die West-Berliner:innen boykottieren die gelb-roten Züge. Denn die Deutsche Reichsbahn der DDR betreibt nicht nur die S-Bahn im Ostteil der Stadt, sondern auch im Westteil. Nach der deutschen Wiedervereinigung erlebt die S-Bahn ein Comeback.
Schnell wird klar, dass eine Neuordnung des Berliner Bahnnetzes nötig ist. Um die Verkehrsadern des wiedervereinten Berlins besser zu vernetzen, beschließt der Berliner Senat im Jahr 1992 ein neues Konzept für die Eisenbahn- und S-Bahnstrecken. Das sogenannte „Pilzkonzept“ ordnet den Streckenverlauf des Bahnnetzes neu. Der neue Hauptbahnhof wird zum Zentrum, das Südkreuz ist das Tor nach Süden und Gesundbrunnen das Tor nach Norden. Der Spandauer Bahnhof und der Ostbahnhof bilden schließlich die Ränder des Pilzes.
Der Bahnhof Südkreuz steigt nach seiner Eröffnung im Jahr 2006 zum zweitwichtigsten Bahnhof der Stadt auf. Die Bahnsteige verlaufen auf verschiedenen Ebenen und garantieren dadurch deutlich schnellere Umstiege als auf dem alten Bahnhof Papestraße.
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Werner-Voß-Damm 54 a
12101 Berlin-TempelhofIndustriekultur erleben
Kasernen General-Pape-Straße
Militär, Eisenbahn und Gefängnis
In der General-Pape-Straße in Berlin-Schöneberg befinden sich ehemalige Kasernen. Der Bau des Kasernenkomplexes der preußischen Eisenbahnregimenter beginnt bereits 1892, in Nähe des damaligen Militärbahnhofs Schöneberg.
Ab 1835 beschleunigt die Eisenbahn nicht nur Reisen, Handel und Nachrichten, sondern auch das Militär erkennt schnell die Bedeutung des neuen Verkehrsmittels. Entlang von Eisenbahnstrecken siedeln sich Truppen an, wie zum Beispiel die preußischen Eisenbahnregimenter in Schöneberg. Zu den Aufgaben des Regiments zählt der Bau von Feldbahnen in Kriegsgebieten, um Soldaten sowie Material zügig an die Front zu befördern. 1875 öffnet eine Militäreisenbahn, die unter anderem der Ausbildung der Eisenbahntruppen dient. Die Bahntrasse beginnt am Militärbahnhof Schöneberg und führt zum Schießplatz bei Kummersdorf und zum Flugplatz Sperenberg. Auf dem Kasernengelände an der General-Pape-Straße entstehen bis 1907 Kasernen, Mannschafts- und Wirtschaftsgebäude, ein Exerzierplatz und ein Wohnhaus für Offiziere.
Nach dem Ersten Weltkrieg führt der Versailler Vertrag schließlich zur Auflösung der Eisenbahnregimenter. Die Militäreisenbahn und die Kasernen werden fortan zivil genutzt. 1933 dient das Wirtschaftsgebäude für kurze Zeit als Gefängnis der nationalsozialistischen SA-Feldpolizei. Zwischen März und Dezember 1933 verhört und foltert die SA mindestens 500 Personen in diesem frühen Konzentrationslager.
Seit 2011 ist das Gebäude als Gedenkort SA-Gefängnis öffentlich zugänglich. Im Keller sind die Haftzellen in ihrem Zustand von 1933 erhalten. An ihren Wänden sind noch Kritzeleien, Zeichnungen und Datumsangaben zu erkennen. Die übrigen Gebäude der Kaserne beherbergen inzwischen Werkstätten, Gewerbe und Teile des Robert Koch-Institut.
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General-Pape-Straße / Loewenhardtdamm
12101 Berlin-TempelhofIndustriekultur erleben
Schwerbelastungskörper
Größenwahn in Beton gegossen
Mitte der 1930er-Jahre plant das NS-Regime den radikalen Umbau Berlins. Die „Welthauptstadt Germania“ soll den NS-Staat monumental repräsentieren. Als Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt ist Architekt Albert Speer mit dem Projekt beauftragt. Zusammen mit seinen Mitarbeitenden, beauftragten externen Architekten, den Bauämtern Berlins und sogar Unternehmen wie der Reichsbahn entwirft Speer gigantische Bauwerke. Für diese geplanten Bauten müssen auf einer neuen Nord-Süd-Achse zahlreiche bestehende Gebäude weichen. Bis zur Einstellung des Vorhabens 1943 lässt der Generalbauinspektor tausende Wohnungen abreißen. Trotz der umfangreichen Pläne und Modelle bleibt eine essenzielle Frage ungeklärt: Kann der Berliner Boden das Gewicht der riesigen Bauwerke überhaupt tragen? Um dies zu testen, lässt Speer 1942 einen Schwerbelastungskörper aufstellen.
13.000 Tonnen Beton türmen sich 14 Meter über dem Boden. In die Tiefe ragt er sogar 18 Meter. Damit soll er das Gewicht des hier geplanten Triumphbogens simulieren. Bis 1944 werden Messungen am Schwerbelastungskörper vorgenommen. Doch bis Berechnungen zur Belastung des weichen Sandbodens möglich sind, ist der Krieg und damit die NS-Herrschaft schon längst vorbei. 1948 steht fest: Der Berliner Boden hält dem Gewicht nicht stand. Germania wäre ohne Verdichtung bis zu 19 Zentimeter tief im Berliner Boden versunken.
Die umliegenden Wohngebäude verhindern eine Sprengung des Kolosses. Bis Mitte der 1980er-Jahre dient er weiterhin zur Analyse des Bodens. Die Deutsche Gesellschaft für Bodenmechanik führt hier Messungen durch. 1995 erhält der Klotz den Status eines Denkmals. Er ist das letzte Zeugnis der NS-Stadtplanung zur Nord-Süd-Achse.
Als Informationsort erzählt das Bauwerk seit 2009 seine Geschichte. Zwischen April und Oktober ist der Koloss öffentlich zugänglich. Eintritt und Aufstieg zur Plattform sind ebenso wie Führungen kostenlos. Der Schwerbelastungskörper ist Teil des Geschichtsparcours Papestraße.
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Prellerweg 47– 49
12157 Berlin-SchönebergIndustriekultur erleben
Natur Park Schöneberger Südgelände
Vom Bahnhof zur Stadtwildnis
Heutzutage ist der Natur Park Schöneberger Südgelände ein Ort der Erholung. Ende des 19. Jahrhunderts ist das Areal jedoch geprägt von Gleisen und Zügen. 1891 errichtet die Reichsbahn den Rangierbahnhof Tempelhof, um den nahegelegenen Anhalter Güterbahnhof zu entlasten. Bis zu 130 Güterzüge werden hier täglich zusammengestellt oder aufgelöst. Teil des Rangierbahnhofs ist außerdem ein Bahnbetriebswerk von dem einzelne Bauwerke bis heute erhalten sind.
Nach dem Zweiten Weltkrieg betreibt die DDR-Reichsbahn das im Westteil der Stadt gelegene Areal. 1952 stellt sie den Betrieb am Südgelände ein. Die Natur erobert Stück für Stück das Areal zurück. Anfang der 1980er-Jahre soll ein neuer Güterbahnhof entstehen, eine Bürgerinitiative verhindert allerdings den Bau. Stattdessen entwickelt sie die Idee für einen Park. Die Bahnnutzung endet schließlich 1993. Zwei Jahre später überlässt die Deutsche Bahn AG das Gelände dem Berliner Senat.
Als Ausgleich für Eingriffe in die Stadtnatur anderenorts, ist im Südgelände ein Raum für Naturschutz entstanden. Große Teile des Parks dürfen nicht betreten werden, andere sind nur über Stege zugänglich, Radfahren ist untersagt. 70 Jahre nach der schrittweisen Stilllegung des Bahnbetriebswerks sind hier 130 Wildbienenarten, 30 Vogelarten und über 350 Pflanzenarten heimisch. Während des Bahnbetriebs reisten Samen und Insekten als blinde Passagiere per Zug an oder gelangten entlang der Bahntrassen ins Stadtzentrum. Der Natur Park Schöneberger Südgelände ist heute Teil einer Kette von Grünanlagen, die bis zum Park am Gleisdreieck führt.
Besucherinnen und Besucher finden zwischen dem Grün des Natur Parks Schöneberger Südgelände zahlreiche Spuren des einstiegen Rangierbahnhofs. Die Brückenmeisterei, die Lokschuppen und der Wasserturm erinnern bis heute an die Bahngeschichte. Sogar eine Dampflok versteckt sich im Grünen. Im südwestlichen Bereich des Parks dürfen sich Street-Art-Künstler:innen an den alten Mauern von zwei großen „Überwerfungsbauwerken“ austoben.
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Luckenwalder Straße 4–6
10963 Berlin-KreuzbergKontakt
www.station-berlin.de/
info@station-berlin.de
Tel.: 030 88 000 719Industriekultur erleben
Postpaketbahnhof / STATION Berlin
Drehscheibe für Pakete
Über 90 Jahre lang versorgt der Postpaketbahnhof die Hauptstadt mit Paketen und anderen Gütern aus der ganzen Welt. Um 1900 nimmt der Paketverkehr solche Ausmaße an, dass die Personenbahnhöfe, wie der Anhalter Bahnhof diesem Ansturm nicht mehr gewachsen sind. Daher baut die Oberpostdirektion Berlin 1913 den Postpaketbahnhof in günstiger Lage zwischen dem U-Bahnhof Gleisdreieck und dem Anhalter Güterbahnhof. Ein weiterer Postbahnhof entsteht zeitgleich in Friedrichshain am heutigen Ostbahnhof.
Die Architektur des neuen Bahnhofs orientiert sich an den kurz zuvor erbauten beiden Kühlhäusern direkt nebenan. Märkische Backsteingotik trifft hier auf Formen aus der Renaissance.
Die in den 1930er-Jahren installierte Paketförder- und Verteilanlage bewältigt bis zu 400.000 Sendungen pro Tag. Gut die Hälfte aller in Berlin ankommenden und abgehenden Pakete wird hier bearbeitet. Für den Betrieb auf dem großen Bahnhofsgelände setzt die Post elektrische Lokomotiven von AEG und Siemens ein. Diese rangieren die Postwagen und stellen ganze Postzüge zusammen. Einige dieser Lokomotiven sind inzwischen im Deutschen Technikmuseum ausgestellt. Eine Diesellokomotive von Orenstein & Koppel zieht im Sommer die Museumsbahn des Deutschen Technikmuseums.
Während der deutschen Teilung behält der Bahnhof seine Bedeutung, jetzt als zentrale Paketumschlagstelle für West-Berlin. Die Paketverteilung wandert 1997 vermehrt auf die Straße, die Post gibt den Bahnhof auf. Seit 2005 gehört der Postpaketbahnhof als STATION Berlin zu den festen Größen unter den Berliner Event-Locations.
Das Areal rund um das Gleisdreieck, Anhalter Bahnhof und Postbahnhof ist Thema eines Forschungsprojektes des Berliner Zentrum Industriekultur. Gleisdreieck Online verknüpft Geodaten und historisches Material zu einer umfangreichen Karte: Eine Spurensuche durch zwei Jahrhunderte Eisenbahngeschichte.
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Luckenwalder Straße 6 b
10963 Berlin-KreuzbergIndustriekultur erleben
Gleisdreieck
Kreuzungspunkt für U-Bahnen
Der Name Gleisdreieck beschreibt die ursprüngliche Anordnung der Schienen in einem Dreieck. Verschiedene U-Bahnlinien nutzen es zum Richtungswechsel. Doch diese Anordnung der Schienen erweist sich als fatal. 1908 verunglücken hier mehr als 17 Personen, als ein Wagen der U-Bahn von der Hochbahn stürzt. Zwei Züge waren in das Dreieck aus Schienen und Weichen eingefahren und gleichzeitig abgebogen. Ein Wagen rammte den anderen und stürzte in die Tiefe.
Nach einem zweiten Unglück werden die Schienen 1912/13 auf mehrere Ebenen verlegt. So können sich die Züge der verschiedenen Linien gefahrlos kreuzen. Obwohl das eigentliche Dreieck aus Schienen nun nicht mehr befahren wird und an seiner Stelle ein Turmbahnhof steht, bleibt der Name erhalten: U-Bahnhof Gleisdreieck. Auch das benachbarte Umformerwerk führt diesen Namen, obwohl zu seinem Bau das eigentliche Dreieck aus Gleisen schon Geschichte ist.
Auf dem früheren Gelände des Anhalter und des Potsdamer Güterbahnhofs liegt inzwischen der Park am Gleisdreieck. Nach der Teilung Berlins werden die Bahnhöfe von ihren Fernverbindungen abgeschnitten. Im Westen gelegen, aber von der Reichsbahn der DDR betrieben, verfallen die Bahnanlagen. Von 2011 bis 2013 eröffnet hier Berlins modernster Park mit Freizeitangeboten und baulichen Spuren der Vergangenheit. Inzwischen durchqueren nur noch eine Fernbahn-Trasse und das Gleis der Museumsbahn des Deutschen Technikmuseums das Gelände.
Das Areal rund um das Gleisdreieck ist Thema eines Forschungsprojektes des Berliner Zentrum Industriekultur (bzi). Gleisdreieck Online verknüpft Geodaten und historisches Material zu einer umfangreichen Karte: Eine Spurensuche durch zwei Jahrhunderte Eisenbahngeschichte.
Der Storywalk Gleisdreieck führt mit 27 Hörstationen durch den Park am Gleisdreieck. Expertinnen und Experten erzählen Stories aus der Geschichte des Areals, darunter auch Industriearchäologe Nico Kupfer (bzi).
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Ernst-Reuter-Platz 7
10587 Berlin-CharlottenburgIndustriekultur erleben
Telefunken-Hochhaus
Ein Hauch von New York in West-Berlin
Am Ernst-Reuter-Platz ragt das Telefunken-Hochhaus in den Berliner Himmel. Als „Haus der Elektrizität“ entwerfen Paul Schwebes und Hans Schoszberger den Firmensitz, im Jahr 1960 kann Telefunken einziehen. Das elegante Gebäude hat ein amerikanisches Vorbild – den Wolkenkratzer der ehemaligen Fluggesellschaft Pan Am in New York. Doch die Dimensionen unterscheiden sich. Während der New Yorker Wolkenkratzer 59 Stockwerke umfasst, ist die Berliner Variante nur 22 Stockwerke hoch. Dennoch ist das Telefunken-Hochhaus bis 1965 das höchste Gebäude in Berlin.
Das Berliner Traditionsunternehmen Telefunken entsteht bereits 1903 auf Drängen von Kaiser Wilhelm II. Zu dieser Zeit streiten sich die Großkonzerne AEG und Siemens & Halske um Patente. Deswegen initiiert Wilhelm II. die Gründung der Gesellschaft für drahtlose Telegraphie mbH, System Telefunken. AEG und Siemens sind zu gleichen Teilen an der neuen Firma beteiligt.
In den 1950er-Jahren ist Telefunken vor allem in der Nachrichten- und Datentechnik erfolgreich. Das Telefunken-Hochhaus soll daher modern und weltgewandt wirken. 1967 fusioniert das Unternehmen mit seiner Muttergesellschaft zur AEG-Telefunken. Nur 8 Jahre später zieht die Firmenzentrale allerdings nach Frankfurt am Main.
Der Berliner Senat kauft das Hochhaus 1975 und stellt es der Technischen Universität Berlin zur Verfügung. Inzwischen teilen sich die TU Berlin und die Telekom Innovation Laboratories das Gebäude.
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Straße des 17. Juni 135
10623 Berlin-CharlottenburgIndustriekultur erleben
Technische Universität Berlin (TU Berlin)
Ideenschmiede der schlauen Köpfe
Die TU Berlin gehört zu den größten Hochschulen Deutschlands. Ihre Anfänge reichen zurück ans Ende des 19. Jahrhunderts. Damals entwickelt sich Berlin zu einer Industriemetropole. Die expandierenden Unternehmen brauchen nicht nur Arbeitskräfte zur Herstellung von Eisenbahnen, Telegraphen und Gaslampen, sondern auch schlaue Köpfe für die Entwicklung neuer Technologien.
1879 schließen sich die „Berliner Bauakademie“ und die „Königliche Gewerbeakademie“ zur „Königlich Technischen Hochschule zu Berlin“ zusammen. Dafür ist ein Hochschulneubau notwendig. Für das Gebäude entsteht in der eigenständigen Stadt Charlottenburg sogar ein eigenes Fernheizwerk. Als 1920 Charlottenburg ein Teil von Groß-Berlin wird, ändert sich der Name der Bildungsanstalt. Fortan heißt es schlicht: Technische Hochschule zu Berlin.
In den 1930er-Jahren richtet sich das Vorlesungsverzeichnis vermehrt auf militärisch relevante Lehrveranstaltungen aus. Im Regime der Nationalsozialisten gründet sich 1936 eine „Wehrtechnische Fakultät“. Der NS-Staat fördert Forschungsaktivitäten zu beispielsweise Rüstung, Militär und Autarkie.
Nach Kriegsende sind die Gebäude der Hochschule weitestgehend zerstört. Doch nicht nur die Gebäude müssen neu aufgebaut werden. 1946 gründen die Alliierten die neue Technische Universität Berlin. Im Sinne einer universalen Bildung sind die Geisteswissenschaften fortan integraler Bestandteil der technik- und forschungsorientierten Universität. Eine humanistische Ausbildung soll verhindern, dass Studierende der Ingenieur- und Technikwissenschaften erneut für den militaristischen Missbrauch ihrer Disziplinen empfänglich sind.
In den 1960er- und 1970er-Jahren ist die TU Berlin häufig Ausgangspunkt für Aktivitäten der damaligen Studentenbewegung. Über die Jahre entstehen weitere Standorte der TU Berlin fernab der Straße des 17. Juni. Dazu gehören der ehemalige AEG Standort Humboldthain in Berlin-Wedding, der EUREF Campus am Gasometer in Berlin-Schöneberg und der Campus in Berlin-Dahlem. Auch interessant: der Garten der TU Berlin.
Die TU Berlin ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 3.
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Schützenstraße 25
10117 Berlin-MitteIndustriekultur erleben
Mosse-Haus
Imposantes Herz der Pressemetropole
Als Pazifist, Demokrat und Kunstsammler leitet der jüdische Verleger Rudolf Mosse zwischen 1871 und 1920 sein Unternehmen. Zu Höchstzeiten bringt der Verlag 130 Druckerzeugnisse heraus. Mosse gilt als Mitbegründer des historischen Berliner Zeitungsviertels, von dem jedoch heute nur noch das Mosse-Haus steht.
Das Mosse-Haus erlebt in seiner Geschichte mehrere bauliche Veränderungen. Das Sandsteingebäude von 1903 kommt bei den Spartakusaufständen im Jahr 1919 zu Schäden. Anhänger der „Linken“ besetzten damals das Verlagshaus. Der Großstadtarchitekt Erich Mendelsohn modernisiert das Gebäude 1923 und ergänzt es im Stil der Neuen Sachlichkeit um 3 Etagen. Die baulich-dominante Straßenfront aus Eisen und Keramik symbolisiert die Dynamik der damals modernen Zeit.
Mosses linksliberale Veröffentlichungen im legendären Berliner Tageblatt, der ersten Berliner Zeitung, nehmen Einfluss auf die demokratische Meinung der Öffentlichkeit. Er ist das Sprachrohr des nicht kaisertreuen Bürgertums und setzt sich beispielsweise für Gleichberechtigung, interreligiösen Dialog, soziale und kulturelle Zwecke ein. Außerdem macht er seine künstlerische und literarische Sammlung im Mosse-Palais am Leipziger Platz öffentlich zugänglich.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 ist der Verlag das erste Großunternehmen, das arisiert und politisch gleichgeschaltet wird. Die Nationalsozialisten versteigern anschließend Mosses Sammlungen und treiben die Familie ins Exil. Der Name Mosse verschwindet aus dem Stadtbild.
Im Zweiten Weltkrieg erleidet das Gebäude erneut starke Schäden. Die verbliebene arbeitsfähige Druckerei ist anschließend der Sowjetischen Militäradministration unterstellt und bringt ab Mai 1945 die erste Nachkriegszeitung heraus.
In der DDR hat in dem sehr schlicht wiederaufgebauten Haus das Druckkombinat Berlin seinen Sitz. 1995 wird die historische Fassade rekonstruiert und das Gebäude zum heutigen Mosse-Zentrum entwickelt, in dem inzwischen verschiedene Unternehmen ihren Sitz haben.
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Charlottenstraße 60
10117 Berlin-MitteIndustriekultur erleben
Rausch Schokoladenhaus
Traditionsprodukt des feinen Lebens
Seit 1890 produziert die Familie Rausch in der fünften Generation Schokolade, zunächst in der familieneigenen Konditorei. Wilhelm Rausch junior, Sohn des ersten Konditormeisters und Chocolatiers, führt die Herstellung von Pralinen, Schokoladen und Honigkuchen fort. 1918 eröffnet er die Rausch-Privat-Confiserie und betreibt sieben Geschäfte in Berlin. 1968 eröffnet Rausch in Tempelhof eine neue Schokoladenfabrik.
Rausch-Schokolade steht bis Ende der 1990er-Jahre in den Regalen von über 5.000 Süßwarenläden. Als diese immer weniger werden, richtet das Unternehmen sein Sortiment neu aus und bringt Rausch-Produkte in die Supermärkte. 2016 endet der Vertrieb im Supermarkt. Schokolade und Pralinen von Rausch gibt es fortan nur noch Online oder im Rausch Schokoladenhaus.
Das repräsentative Gebäude am Gendarmenmarkt lässt 1907 die Berlinische Bodengesellschaft errichten. Die reich verzierte Fassade ist bis heute erhalten. Das ist nur bei wenigen Bauten in Nähe des Gendarmenmarktes der Fall. Die meisten Fassaden wurden ab 1935 „entdekoriert“ und im Zuge der „Bereinigung des Berliner Stadtbildes“ im Sinne der NS-Architektur überformt.
1999 eröffnet das Rausch Schokoladenhaus als größtes der Welt mit Schokoladen-Café, Geschäft und Manufaktur. Das Café in der zweiten Etage überblickt den Gendarmenmarkt mit Konzerthaus, Deutschem und Französischem Dom.
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Humboldthafen
Hilda-Geiringer-Weg 4
10557 Berlin-Moabit
Berlin Hauptbahnhof
Europaplatz 1
10557 Berlin-MoabitIndustriekultur erleben
Humboldthafen und Hauptbahnhof
Repräsentativer Verkehrsknotenpunkt
Der Humboldthafen entsteht 1848 nach Plänen von Peter Joseph Lenné, der als Landschaftsarchitekt nicht nur die Gartenkunst in Preußen, sondern auch viele Berliner Stadträume prägt. Benannt nach dem Naturforscher Alexander von Humboldt nimmt der Hafen 1850 für fast 100 Jahre seinen Betrieb auf. Er verbindet die Spree mit dem ebenfalls von Lenné entworfenen Spandauer Schifffahrtskanal.
Obwohl das Hafenbecken technischen Anforderungen entspricht, ist es wie ein Schmuckbassin gestaltet, das bis heute den städtischen Raum aufwertet. Das Hafenbecken liegt in direkter Nachbarschaft zweier Bahnhöfe, dem Hamburger und Lehrter Bahnhof. Sowohl Güter als auch Reisende können hier vom Wasser auf die Schiene wechseln.
Als 1913 der Osthafen und 1923 der Westhafen eröffnen, lösen sie den Humboldthafen ab. Nach dem Zweiten Weltkrieg liegt der Hafen im Schatten der nahe gelegenen Berliner Mauer und fällt für Jahre in einen Dornröschenschlaf.
Erst mit dem neuen Berliner Hauptbahnhof erwacht die Gegend zu neuem Leben. Der Neubau des Hauptbahnhofs zu Beginn des neuen Jahrtausends benötigt Platz. Dafür muss der historische Lehrter Stadtbahnhof von 1882 weichen. Das monumentale Gebäude des Lehrter Fernbahnhofs wird bereits 1958 abgerissen.
Die Architekten des Flughafens Tegel – Gerkan, Marg & Partner – entwerfen auch den lichtdurchfluteten Berliner Hauptbahnhof. Auf mehreren Gleisebenen kreuzen sich S-Bahn, U-Bahn sowie Regional- und Fernverkehrszüge. Rund um das Becken des Humboldthafens und den Hauptbahnhof entsteht mit der Europacity ein neues Stadtviertel.
Hauptbahnhof und Humboldthafen sind Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 3.
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Heidestraße 20C
10557 Berlin-MoabitIndustriekultur erleben
Kornversuchsspeicher
Hygienisches Getreidelager
Ende des 19. Jahrhunderts wächst die Bevölkerung der Industriemetropole Berlin rasant. Die täglich steigende Zahl hungriger Mäuler erfordert neue Wege, um große Mengen an Lebensmitteln zu lagern. Auf dem Gelände des Hamburg-Lehrter Güterbahnhofs in Berlin-Moabit eröffnet 1898 daher der Kornversuchsspeicher. Das Gebäude entspricht damals dem modernen industriellen Speicherbau.
Mit wissenschaftlichen Methoden erprobt die Versuchsanstalt für Getreideverarbeitung neue Ideen zur Lagerung von Getreide. Ziel ist es, große Getreidemengen ohne Schädigung der Keim- und Backfähigkeit zu trocknen und zu lagern. Fünf Schüttböden und vier Silos fassen 1.130 Tonnen Getreide.
Die Versuche münden in eine neue Technik: die Schüttbodenspeicherung. Dabei wird das Getreide flach geschüttet und anschließend mit Bretterwänden separiert. 1915 ergänzt ein Erweiterungsbau den Kornversuchsspeicher. Die Anstrengungen lohnen sich. Dank der neuen Technik halbiert sich in den folgenden Jahren die Sterberate bei Menschen, die sich an schlechtem Brot vergiftet haben.
2019 beginnen Entkernungsarbeiten am Kornversuchsspeicher. Nur die äußere Hülle bleibt erhalten, um Büros, Gastronomie und Begegnungsorte einzubauen. Das Speichergebäude soll sich zum Wahrzeichen der modernen Europacity und der Wasserstadt Mitte wandeln.
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Nordufer 20
13353 Berlin-WeddingIndustriekultur erleben
Robert Koch-Institut
Forschung für menschliche Gesundheit
Robert Koch gilt gemeinsam mit Louis Pasteur als Begründer der Bakteriologie. 1876 entdeckt Koch, dass Mikroorganismen für Infektionskrankheiten verantwortlich sind. Sechs Jahre später identifiziert er den Erreger der Tuberkulose. Auf Basis von Kochs bahnbrechenden Leistungen in der medizinischen Forschung gründet die Preußische Regierung 1891 das Königliche Preußische Institut für Infektionskrankheiten. Robert Koch ist bis 1904 Leiter der Einrichtung. 1900 erhält das Institut ein eigenes Gebäude am Nordufer in Berlin-Wedding. Koch stirbt zehn Jahre später und wird in einem Mausoleum im Institut beigesetzt, das seit 1912 seinen Namen trägt: Robert-Koch-Institut.
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 müssen alle jüdischen Wissenschaftler:innen das Institut verlassen. Während des NS-Regimes ist die Einrichtung zudem an Menschenversuchen in Konzentrationslagern und Heilstätten beteiligt. Nach vielen Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg kann das Robert Koch-Institut (RKI) mit Hilfe der Alliierten seine Forschungsarbeit bereits 1945 wiederaufnehmen.
1978 bezieht das Robert Koch-Institut ein neues Laborgebäude, das ebenfalls am Nordufer liegt. Heutzutage hat das RKI mehrere Standorte, an denen Expertinnen und Experten Krankheiten erforschen, Risiken bewerten und Empfehlungen für den Gesundheitsschutz geben.
In das RKI-Gebäude von 1900 ist mittlerweile ein Museum eingezogen. Seit 2017 präsentiert das Museum nicht nur die Forschungsarbeit von Robert Koch. Als Public-Health-Besucherzentrum bietet es Einblicke in aktuelle Fragen der Gesundheits- und Präventionsforschung. Für viele überraschend: Besucherinnen und Besucher können auch einen Blick in das Mausoleum von Robert Koch werfen.
Das Robert-Koch-Institut ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 3.
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Friedrich-Krause-Ufer 10-15
13353 Berlin-MoabitKontakt
turbinenhalle.berlin/
pm@turbinenhalle.berlin
Tel.: 0174 9600816Industriekultur erleben
Kraftwerk Moabit
Pionier der industriellen Stromerzeugung
Wo ist der beste Standort für ein neues Kraftwerk? Weit von der dicht bebauten Innenstadt für spätere Erweiterungen, aber zugleich gut angeschlossen: So kommt die Kohle für den Betrieb per Schiff und Bahn, das Kühlwasser aus dem Schifffahrtskanal und die Innenstadt bleibt von rauchenden Schloten verschont. Das Kraftwerk Moabit erfüllt im Jahr 1900 mit seiner Lage am Spandauer Schifffahrtskanal all diese Anforderungen.
Dank der neuen Drehstromtechnik Ende des 19. Jahrhunderts ist der Bau eines Kraftwerks außerhalb der Innenstadt möglich. Denn erstmals kann Drehstrom mit hoher Spannung verlustarm über lange Strecken in verschiedene Bezirke geleitet werden. Dort wandeln Umspannwerke den Strom in niedrigere Spannung für Haushalte und Fabriken um. Das Kraftwerk Moabit, drei Jahre nach dem Kraftwerk Oberspree in Oberschöneweide erbaut, ist damals das zweite Drehstromkraftwerk in Berlin.
Um die wachsende Bedeutung der Stromerzeugung hervorzuheben, entwirft Franz Schwechten, Hofarchitekt von Kaiser Wilhelm II, für das Kraftwerk eine repräsentative Fassade im Stil der Neo-Renaissance. 1930 erweitern die Architekten Walter Klingenberg und Werner Issel das Kraftwerk Moabit. Kurz zuvor hatten sie bereits mit dem Kraftwerk Klingenberg neue Maßstäbe im Kraftwerksbau gesetzt.
Inzwischen betreibt Vattenfall das Kraftwerk und setzt seit Ende 2013 auch Biomasse als Energieträger ein. In der denkmalgeschützten Turbinenhalle befindet sich mittlerweile eine Eventlocation.
Das Kraftwerk Moabit ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 3.
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Am Spreebord 5
10589 Berlin-CharlottenburgIndustriekultur erleben
Kraftwerk Charlottenburg
Perlenkette von Kraftwerksbauten
Das Kraftwerk Charlottenburg beansprucht heute ein großes Areal am Ufer der Spree. Seit über 120 Jahren wächst es stetig. Auftraggeber für den Bau ist 1900 die wohlhabende Stadt Charlottenburg, die mit dem benachbarten Berlin wetteifert. Das neue Kraftwerk soll die Stromversorgung der elektrischen Straßenbahn sichern. Außerdem erhofft sich die einstige Großstadt Charlottenburg den Zuzug industrieller Betriebe sowie wohlhabender Berlinerinnen und Berliner.
Konzeption und Bau des ersten Kohlekraftwerks übernimmt der damals 28-jährige Ingenieur Georg Klingenberg. Klingenberg entwickelt sich in den folgenden Jahren zum regelrechten Kraftwerksexperten. Nach seinen Plänen entstehen über 70 dieser Bauten, rund ein Drittel davon im Ausland.
Zeitgleich mit dem Kraftwerk eröffnet der Siemenssteg: Eine Brücke, die die elektrischen Leitungen über die Spree nach Charlottenburg führt und der Arbeiterschaft als Fußgängerbrücke dient.
Lastkähne versorgen das Kraftwerk über die Spree mit Kohle. Ein fahrbarer Kran entlädt ab 1911 die Schiffe. Eine Hängebahn transportiert den Brennstoff anschließend weiter zu einem Lagerplatz. Das für die Dampferzeugung benötigte Wasser kommt aus der Spree.
Mit seiner märkischen Backsteingotik demonstriert das Kraftwerk Charlottenburg das Selbstbewusstsein der Stadt. Nach der Eingemeindung Charlottenburgs nach Groß-Berlin 1920 betreiben die Berliner Städtischen Elektrizitätswerke (Bewag) das Kraftwerk weiter. Ab 1926 versorgt das Kraftwerk neben dem Rathaus beispielsweise auch die Deutsche Oper, das Schillertheater, das Stadtbad Krumme Straße und 70 weitere Gebäude mit Fernwärme.
In den folgenden Jahrzehnten kommen zahlreiche Erweiterungen hinzu. Dazu gehören ein Schalthaus im Stil der neuen Sachlichkeit (1925), ein Kesselhaus als vertikal gegliederter Kubus (1953), eine Gasturbinenhalle (1975), eine Rauchgasentschwefelung (1989) und eine Rauchgasentstickung (1994). Vattenfall betreibt die heutige Anlage des Kraftwerk Charlottenburg in einem auffälligen orangefarbenen Gebäude. Seit 2001 wird es nicht mehr mit Kohle, sondern Erdgas betrieben.
Das Kraftwerk Charlottenburg ist Teil der Digitalen Tour „Remaking Berlin“. Der Virtuelle Rundgang nimmt die kritische Infrastruktur Berlins zwischen 1920 und 2020 unter die Lupe.
Unsere Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 3 blickt näher auf Charlottenburg und Moabit, dabei nimmt sie auch das Kraftwerk in den Fokus.
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Fraunhoferstraße 11-12
10587 Berlin-CharlottenburgIndustriekultur erleben
Ständige Ausstellung für Arbeiterwohlfahrt
Lernort für Arbeitsschutz
Ende des 19. Jahrhunderts gründen sich erste Berufsgenossenschaften. Sie kämpfen unter anderem für Unfallverhütung und Arbeitsschutz. Im Zuge dieser Bewegung findet 1883 in Berlin eine erste Ausstellung mit dem Titel „Allgemeine Deutsche Ausstellung auf dem Gebiet der Hygiene und des Rettungswesens“ statt. Sie widmet sich den Themen Stadthygiene, Arbeitsschutz und Armenpflege.
Die Ausstellung ist ein Publikumsmagnet, in fünf Monaten kommen rund 870.000 Besucher:innen. Nach weiteren erfolgreichen Wechselausstellungen entsteht 1903 schließlich ein fester Ort für die „Ständige Ausstellung für Arbeiterwohlfahrt“. Die Dauerausstellung informiert in den folgenden Jahren mit Hilfe von Modellen, Lehrgängen, Vorträgen und sogar ersten Filmen über Arbeitsschutz. 1927 erfolgt die Umbenennung in Deutsches Arbeitsschutzmuseum.
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten folgen düstere Zeiten. Das Regime benennt das Museum um in „Reichsstelle für Arbeitsschutz“. Zwei Mitarbeiterinnen werden Anfang der 1940er-Jahre hingerichtet, weil sie einer Widerstandsgruppe angehören. Das Museum wird bei Luftangriffen 1943 schwer beschädigt, die Ausstellungsbestände verlassen die Stadt. Damit endet der Museumsbetrieb in Berlin.
1951 beginnt das neue Bundesinstitut für Arbeitsschutz in Koblenz mit dem Aufbau einer neuen Wanderausstellung. Parallel dazu entsteht in der DDR 1967 eine Dauerausstellung zu Arbeitsschutz im Dresdner Hygiene-Museum. Schließlich eröffnet 1993 die Deutsche Arbeitsschutzausstellung (DASA) in Dortmund und informiert bis heute über aktuelle Entwicklungen zum Thema.
Das historische Gebäude der „Ständigen Ausstellung für Arbeiterwohlfahrt“ in Berlin nutzt heute die Physikalisch-Technische Bundesanstalt.
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Franklinstraße 1
10587 Berlin-CharlottenburgIndustriekultur erleben
Altes Nivea-Haus
Kosmetische Fabrik Alfred Heyn
An der Gebäudeseite prangt das weltbekannte Logo. Dunkelblau, kreisrund und in der Mitte der Schriftzug: NIVEA. Weit weniger bekannt ist der Bauherr des Gebäudes. 1956 errichtet die Firma „Alfred Heyn, Parfüm und Kosmetik Großhandlung“ das Verwaltungsgebäude an der Franklinstraße in Berlin-Charlottenburg. Direkt daneben entstehen Fabriken für Kosmetikprodukte.
1981 übernimmt die Firma Guhl die Fabrikanlage und produziert Haarpflegemittel. Kurze Zeit später zieht die Beiersdorf AG ein. Unter der Marke NIVEA produziert sie bis heute Spülungen, Shampoos und Duschbäder für den europäischen Markt. Täglich befüllt das Unternehmen am Salzufer rund eine Millionen Flaschen.
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Fasanenstraße 1, Eingang D
10623 Berlin-CharlottenburgIndustriekultur erleben
Garten der TU Berlin
Begehbares Lehrbuch
Ein Garten für die praxisorientierte Lehre: Was für eine Revolution an den Universitäten um 1900. In einem kleinen Garten der TU Berlin, hinter dem Hauptgebäude, können Studierende seit mehr als 100 Jahren drei Relikte der Berliner Stadtgeschichte unter die Lupe nehmen.
Da ist zum einen die Ruine einer ehemaligen Bogenhalle. Diese ist zwischen 1860 und 1887 der Eingangsbereich zu den Borsig-Werken an der Chausseestraße. Die Bogenhalle soll den Blick auf den Hof versperren, damit Passanten sich nicht vom Anblick der unfeinen Arbeiterschaft gestört fühlen. Nach dem Abriss der gesamten Fabrik 1887 wird ein Teil der Bogenhalle 1901 im Garten der Technischen Hochschule Berlin aufgestellt.
Ein weiteres Relikt in diesem Garten der TU Berlin ist ein dorisches Säulenpaar. Es stammt von den 1907 abgerissenen Steuerhäusern an der nahe gelegenen Charlottenburger Brücke. Das dritte Relikt ist hier eine ionische Säule, die einst im Eingangsportal des Schinkel-Doms von 1821 am Lustgarten stand. Die Hohenzollern lassen den Dom 1893 für den Neubau abreißen, weil der kleine Dom für sie zu bescheiden wirkt.
Hinter der Bogen-Halle liegen zum anderen Schienen und Teile einer Signalanlage für Züge. Dieses historische Versuchsstellwerk dient als Eisenbahnlehranlage für das Fachgebiet Bahnbetrieb und Infrastruktur der TU Berlin.
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Müller-Breslau-Straße 12
10623 Berlin-TiergartenIndustriekultur erleben
Umlauftank 2
Ikone der Pop-Art-Architektur
Ein Industriedenkmal in Pink und Blau. Selbst im bunten Berlin fällt der futuristische Umlauftank 2 der ehemaligen Versuchsanstalt für Wasserbau und Schiffbau auf. Seit 1974 durchdringt das 120 Meter lange pinkfarbene Umlaufrohr die blaue Laborhalle.
Im Rohrkreislauf befindet sich eine Turbine, die den Wasserstrom in das Laborgebäude lenkt. In diesem weltweit größten Umlauftank werden bis zu neun Meter lange Schiffsmodelle der Strömung ausgesetzt und verschiedene Versuche durchgeführt. Heute ist die Versuchsanstalt mit dem Umlauftank 2 eine Zentraleinrichtung der TU Berlin. Internationale Fachleute forschen hier im Bereich der Nautik.
In unmittelbarer Nachbarschaft zur Versuchsanstalt liegt die von Albert Speer für die „Welthauptstadt Germania“ verbreiterte Straße des 17. Juni. Architekt Ludwig Leo schafft mit seiner „Rosa Röhre“ 1974 bewusst einen Kontrast zur größenwahnsinnigen Architektur der Nationalsozialisten. Sein Bau in Pop-Art-Architektur erweitert die historische Versuchsanstalt für Wasserbau und Schiffbau.
Was die wenigsten wissen: Die Geschichte der Experimentieranstalt beginnt bereits unter Kaiser Wilhelm II. 1903 eröffnet die Königliche Versuchsanstalt für Wasserbau und Schiffbau auf der kleinen Schleuseninsel. Auf Initiative des marinebegeisterten Kaisers testen Forscher in einer langen Strömungsrinne verschiedene Schiffsformen und -antriebe für damals neue Kriegsschiffe. Damit beeinflussen sie die Schiffstechnik Anfang des 20. Jahrhunderts weltweit.
Der Umlauftank 2 ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 3.
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Lützowstraße 102-104
10785 Berlin-TiergartenIndustriekultur erleben
Maggi-Haus
Flüssigwürze mit geheimem Rezept
1911 zieht die Maggi GmbH aus Singen in ihren neuen Firmensitz in Berlin-Tiergarten. Der Bau wirkt zu dieser Zeit riesig. Doch um in der Reichshauptstadt Präsenz zu zeigen, muss das Gebäude von Architekt R. Schubring schließlich etwas hermachen. In das repräsentative Vorderhaus zieht die Hauptverwaltung, die Lager befinden sich in vier Hinterhöfen. Das reich verzierte Maggi-Haus strahlt das Selbstverständnis einer erfolgreichen Firma aus.
Bereits 1886 erfindet Julius Maggi die flüssige Suppenwürze. Sein Ziel ist es, durch nahrhafte, schmackhafte und preiswerte Lebensmittel die schlechte Ernährung der Arbeiterschaft zu verbessern. Zu seinen Pionierleistungen in der industriellen Lebensmittelproduktion zählen beispielsweise der Brühwürfel, die Tütensuppe und natürlich das „Maggi“ in der braunen Flasche.
Das Rezept für die Flüssigwürze, die die Firma in Singen produziert und weltweit verkauft, ist streng geheim. Damit die Beschäftigten dem Unternehmen dauerhaft treu bleiben und auch aus Sorge vor Betriebsspionage, führt die Firma Sozialleistungen ein. Dazu gehören beispielsweise Wohnungen und Firmenkantinen, ab 1895 eine eigene Renten- und Krankenkasse sowie ab 1911 eine Kinderzulage für Beschäftigte.
Pioniergeist beweist das Unternehmen auch in der Vermarktung seiner Produkte. Sammelbilder, Punktesammeln mit Prämien und die Verkostung der Produkte gehören beispielsweise bereits Ende des 19. Jahrhunderts zum Marketing-Konzept des Konzerns.
Schließlich fusioniert im Jahr 1947 Maggi mit der Firma Nestlé. Der Name bleibt in den Produkten erhalten. Das Maggi-Haus in Berlin nutzen heute verschiedene Gewerbebetriebe.
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Gottschedstraße 4, Wiesenstraße 29
13357 Berlin-MitteKontakt
www.exrotaprint.de/
info@exrotaprint.de
Tel.: 030 4404 5124ExRotaprint
Die ExRotaprint GmbH hat ihren Sitz an einem historischen Ort. 1906 stellt die „Deutsche Maschinen Vertriebsgesellschaft“ in Berlin ihre Kopiermaschine „Victoria“ vor. Das Gerät zur Vervielfältigung von Kleinserien setzt sich schnell durch. Das Unternehmen braucht nun Flächen, um Produktion und Entwicklung auszuweiten. Es findet sie im Rückraum eines Grundstücksblocks in Gesundbrunnen zwischen Gottsched- und Wiesenstraße. Der Einsatz zahlt sich aus: Eine erste elektrisch betriebene Offsetdruckmaschine für Kleinformate beginnt ab 1922 ihren Siegeszug durch Verwaltungen und Unternehmen. Mit dem Erfolg firmiert das Unternehmen 1926 in „Rotaprint“ um, die einprägsame Marke ist im In- und Ausland gut zu bewerben.
Als Lieferant „kriegswichtiger“ Maschinen produziert Rotaprint im Zweiten Weltkrieg mit Zwangsarbeiter:innen, bis Bomben der Alliierten die Fabrik in Trümmer legen. Nachdem die gründerzeitlichen Mietshäuser am Blockrand verloren sind, rückt das Unternehmen Anfang der 1950er-Jahre mit neuen Fabrikgebäuden bis an die Straße vor. Mehr als die Hälfte der Maschinen geht in den Export, die Belegschaft verdoppelt sich. Rotaprint gilt deswegen als Musterbetrieb des West-Berliner Wiederaufbaus.
Das Selbstbewusstsein ist groß, der Baugrund in Gesundbrunnen aber zusehends knapp. Beides zeigt sich in den markanten Turmbauten, die der junge Architekt Klaus Kirsten 1957 bis -59 auf dem Betriebsgelände realisiert. Zur Reinickendorfer Straße stapelt er einerseits großzügig befensterte Betonkuben zu einem fünfgeschossigen Werkstattgebäude. An der Wiesenstraße entsteht andererseits nach Plänen von Otto Block ein zweites Verwaltungsgebäude mit Montagehalle.
In den 1970er-Jahren verdrängen erste Computer und neue Kopierer die Offsetdrucker aus den Büros. Rotaprint kann mit dieser Entwicklung nicht Schritt halten. Erst versucht das Land Berlin noch Investoren für den angeschlagenen Betrieb zu finden, 1989 aber kommt der Konkurs. Die Neubauten von Klaus Kirsten und Otto Block erhalten Denkmalstatus.
Schließlich übernimmt im Jahr 2007 die gemeinnützige ExRotaprint GmbH den nördlichen Denkmalbereich von den Bodeneigentümern des Areals, zwei Stiftungen. 2009 sichert sich eine Künstlergenossenschaft den südlichen Denkmalbereich. Gemeinsam realisieren sie seitdem Nutzungskonzepte, um den Standort aus immobilienwirtschaftlichen Verwertungsmechanismen zu lösen. Die kooperativen Projekte und die sensiblen Erhaltungsarbeiten von ExRotaprint gelten heute als vorbildlich in der Weiterentwicklung des industriellen Erbes in Berlin.
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Siemensdamm 50
13629 Berlin-SiemensstadtKontakt
www.pcc-berlin.de/
office@event-plan.de
Tel.: 030 325 60 25Industriekultur erleben
Wernerwerk-Hochbau
Symbol der Elektropolis
Der Wernerwerk-Hochbau, auch Wernerwerk-Hochhaus oder Wernerwerk X genannt, steht in der Siemensstadt in Spandau. Sein Name geht zurück auf den Firmengründer des Weltkonzerns Werner von Siemens. Kaum zu glauben, aber auch Siemens hat einmal klein angefangen. Die „Telegraphen-Bauanstalt von Siemens & Halske“ startet 1847 als Zehn-Mann-Werkstatt in einem Kreuzberger Hinterhof.
Durch die dynamische Entwicklung der Elektrotechnik erweitert sich die Produktpalette ständig. Die Zahl der Beschäftigten steigt ebenso rasch wie der Bedarf an Produktionsflächen. Siemens errichtet daher neue Fabrikbauten zunehmend vor den Toren Berlins. Zuerst in Charlottenburg und ab 1897 in der eigenständigen Gemeinde Spandau, die erst 1920 Teil von Groß-Berlin wird. Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet Siemens hier mit seinen Fabrikbauten und Wohnsiedlungen einen eigenen Stadtteil: die Siemensstadt.
Um Verwechslungen zu vermeiden, beginnt Siemens in den 1920er-Jahren die Gebäude nach dem Firmengründer Werner von Siemens als „Wernerwerke“ zu nummerieren. Architekt des Wernerwerks X ist Hans Hertlein. Mit seinen sachlich-funktionalen Gebäuden in Stahlskelett-Bauweise setzt er neue Maßstäbe und kreiert außerdem den unverkennbaren Siemens-Stil.
Im Wernerwerk-Hochbau von 1930 befinden sich damals die Verwaltung von Siemens, eine Werksbibliothek und auf Höhe des 10. Stockwerks ein Vortragssaal. Inzwischen haben in diesem Hochhaus mehrere Unternehmen ihren Sitz. Das Kongress Center im 10. Stockwerk bietet einen weiten Blick über die Siemensstadt bis ins Berliner Zentrum.
Der Wernerwerk-Hochbau ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 1.
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Großer Spreering
13599 Berlin-SiemensstadtIndustriekultur erleben
Heizkraftwerk Reuter-West
Autarke Stromversorgung West-Berlins
Die politische Teilung der Stadt trennt 1952 auch das städtische Stromnetz. Ost-Berlin bezieht Strom und Wärme aus dem Netz der DDR. West-Berlin ist vom Versorgungsnetz abgeschnitten und muss sich als „Strom-Insel“ autark machen. Etwa die Hälfte der Stromversorgung West-Berlins beruht auf dem Kraftwerk West von 1931/49, das später in Heizkraftwerk Reuter umbenannt wird. Ständige Erweiterungen des Kraftwerks sichern die Strom- und die Wärmeversorgung der West-Berliner Bevölkerung.
Ende der 1960er-Jahre steigt der Energiebedarf der Stadt so stark an, dass die Bewag eine Erweiterung zum historischen Heizkraftwerk Reuter beschließt. 1982 beginnt der Bau des neuen Heizkraftwerk Reuter-West. Zwei baugleiche Kraftwerksblöcke gehen 1987 und 1989 in Betrieb. Nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung erzeugen sie gleichzeitig Strom und Wärme. Steinkohle befeuert die Dampfkessel, ausgestattet sind sie mit Anlagen zur Rauchgasreinigung.
Nach dem Fall der Mauer gelingt 1994 die Anbindung West-Berlins an das überregionale Hochspannungsverbundnetz. Und das moderne Heizkraftwerk Reuter-West ersetzt sukzessive das historische Heizkraftwerk Reuter von 1931/1949.
Mehr zur Teilung Berlins und zur Strominsel West-Berlin erzählen unsere Meilensteine.
Das Heizkraftwerk Reuter-West ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 1.
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Zitadellenweg 30–70
13599 Berlin-HaselhorstKontakt
motorworld.de/berlin/
gregor@motorworld.de
Tel.: 030 2658 7600Industriekultur erleben
Motorworld Manufaktur Berlin
Areal mit Autogeschichte
Die MOTORWORLD MANUFAKTUR BERLIN hat sich Autos verschrieben. Damit knüpft sie an die Geschichte des historischen Areals an. Sie befindet sich in einer alten Härterei, in der einst Getriebe produziert wurden. Diese ist an ihrem charakteristischen Sheddach mit den schrägen Flächen gut zu erkennen. Seit 2019 reiht sich hier ein Sportwagen an den nächsten.
1926 zieht Konstrukteur Dr. Rudolf Slaby in die ehemalige Munitionsfabrik des preußischen Militärs. Wenige Jahre zuvor hat er mit dem Slaby-Behringer Elektro-Kleinwagen auf sich aufmerksam gemacht. Das Konzept eines günstigen und leichten Autos für eine Person überzeugt auch Jørgen Skafte Rasmussen. Er ist Inhaber der Zschopauer Motorenwerke, die Motorräder der Marke DKW herstellen. Doch trotz Rasmussens Investitionen geht die Firma pleite und verschmilzt mit dem DKW-Konzern. In den Hallen entstehen bis 1940 Autos der Marke DKW im Zusammenschluss mit der Auto Union. Slaby kann seinen Schreibtisch in der Fabrik behalten, denn er wird Technischer Leiter der Produktion in Spandau.
Nach dem Zweiten Weltkrieg liegen alle Produktionsstätten der Auto-Union in der sowjetischen Besatzungszone – bis auf das Werk in Spandau. Erst nach der Übernahme der Auto Union durch Volkswagen schließt das DKW-Werk Spandau in den 1960er-Jahren. Neue Produzenten ziehen in die Fabrikhallen. Bis 2002 werden unter anderem Antennen gefertigt.
Seit 2019 revitalisiert die MOTORWORLD MANUFAKTUR BERLIN das Gelände und ergänzt es um Neubauten für Showrooms, Werkstätten und Handelsflächen rund um das Thema Automobilität. Geplant sind außerdem ein Containerhotel mit Blick auf die Zitadelle, Eventflächen und ein Biergarten.
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Nonnendammallee 44
13629 Berlin-SiemensstadtIndustriekultur erleben
OSRAM Glaswerk
Spandauer Glasschmelze
Feuer, Sand und Quarz: In der Glashütte mit acht Brennöfen zieht OSRAM seit 1927 rund um die Uhr Glasrohre für verschiedene Leuchten. Die Produktion erfolgt heute sowohl in den denkmalgeschützten Glaswerken von Architekt Waldemar Pattri als auch in den zahlreichen Erweiterungsbauten aus den 1970er-Jahren.
1927 ist die maschinelle Massenproduktion von Glühlampenkolben die erste ihrer Art auf dem europäischen Kontinent. Denn zur selben Zeit ist es noch üblich, dass Glasbläser die dünnwandigen Kolben mit dem Mund blasen.
1928 arbeiten in der OSRAM-Maschinenglasfabrik lediglich 130 Arbeiterinnen, Arbeiter und Angestellte. Denn jede der rund 45 Tonnen schweren Maschinen kann innerhalb von 24 Stunden rund 50.000 Glaskolben herstellen. Ohne die maschinelle Produktion hätte die Firma 500 Personen, darunter 300 Glasbläser, beschäftigen müssen.
Die Produktion von Glühlampen steigt vor dem Ersten Weltkrieg rasant an. Die führenden deutschen Hersteller der Branche sind AEG, Siemens & Halske und die Deutsche Gasglühlicht AG (Auer-Gesellschaft). 1919 bündeln diese drei Berliner Firmen, die bereits in einer Patent-Gemeinschaft zusammenarbeiten, ihr Glühlampengeschäft in der OSRAM GmbH KG. Nun können sich die ehemaligen Konkurrenten nicht nur auf die technische Verbesserung der Glühlampe, sondern auch Herstellungswege konzentrieren. Der Name OSRAM ist eine Wortschöpfung aus Osmium und Wolfram, zwei Materialien für Glühdrähte.
Die neuen Produktionswege sind schließlich erfolgreich. Der Standort in Siemensstadt wächst stetig. In den 1930er-Jahren gehört die Firma zu den weltweit größten Leuchtmittelherstellern. Allein in Deutschland beläuft sich der Marktanteil auf 70 Prozent. Zwischen 1978 und 2013 ist OSRAM ein hundertprozentiges Tochterunternehmen von Siemens. 2020 wird die Firma mit ams zu ams OSRAM verschmolzen und bringt Technologien in den Bereichen Licht und Sensorik zusammen.
Das OSRAM Glaswerk ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 1.
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Nonnendammallee 104
13629 Berlin-SiemensstadtIndustriekultur erleben
Schaltwerk-Hochhaus
Europas erstes Fabrikhochhaus
Das Schaltwerk-Hochhaus von Siemens ist 1928 ein gigantischer Bau: Auf 45 Metern Höhe verteilen sich elf Etagen. Damit ist das Hochhaus doppelt so hoch wie Berliner Mietshäuser. Für diese regelt der städtebauliche „Hobrecht-Plan“ seit 1862 eine Traufhöhe von 22 Metern. Das hatte nicht nur städtebauliche Gründe, sondern diente auch der Sicherheit. Mit den damals gängigen Leitern war die Feuerwehr so in der Lage, Menschen auch aus den obersten Stockwerken zu retten.
Bei seiner Eröffnung ist das Schaltwerk-Hochhaus 1928 das erste Fabrikhochhaus Europas. Architekt Hans Hertlein setzt mit dem Bau neue Maßstäbe in der Industriearchitektur. Die reduzierte Formensprache wird das architektonische Markenzeichen von Siemens und zum Prototyp nachfolgender Industriebauten.
Der Stahlskelettbau mit einer Fassade aus Klinkerbacksteinen beeindruckt bereits von außen. Besonders spektakulär sind die 175 m langen, flexibel nutzbaren Innenräume. Sie lassen sich sowohl als Produktionsstätte, Lager oder auch als Büro nutzen. Damit diese großflächigen Räume möglich sind, befinden sich die Treppenhäuser, Aufzüge und Sanitäranlagen an den Gebäudeseiten in vier Türmen. Außerdem gibt es außen liegende Pfeiler in den unteren Geschossen, die an der Fensterfront perfekt mit Tageslicht beleuchtete Arbeitstische ermöglichen.
In diesem spektakulären Gebäude fertigt Siemens von 1928 bis 2002 Schaltanlagen. Heute beherbergt das Schaltwerk-Hochhaus Büros und ein Aus- und Fortbildungszentrum. Seit 1994 steht dieses „Symbol der Moderne“ unter Denkmalschutz. Es ist außerdem Teil des Zukunftsprojekts Siemensstadt².
Weitere Informationen zum Schaltwerk-Hochhaus finden Sie in unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 1.
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Wohlrabedamm 32
13629 Berlin-SiemensstadtIndustriekultur erleben
Wernerwerk II mit Uhrenturm
Wahrzeichen der Siemensstadt
Der Uhrenturm des Hochhauses Wernerwerk II überblickt seit 1922 die Siemensstadt im Nordwesten Berlins. 75 Jahre zuvor gründen zwei Erfinder und Unternehmer in einem Kreuzberger Hinterhof die „Telegraphen-Bauanstalt von Siemens & Halske“. Werner von Siemens ist nicht nur Namenspate seines Unternehmens, sondern später sogar eines ganzen Ortsteils mit moderner Fabrikstadt: Das Wernerwerk in Siemensstadt.
Entwickelt und gefertigt werden nicht mehr nur Telegraphen und Signalanlagen für die Eisenbahn, sondern auch Elektromotoren, Generatoren und Starkstromanlagen. Siemens gehört um 1900 längst zu einem vorherrschenden Unternehmen der Elektroindustrie.
1914 beginnt der Bau am Wernerwerk II, das Messgeräte produziert und zeitweilig die elektromedizinische Abteilung beherbergt. Während des Ersten Weltkriegs pausieren die Arbeiten am Gebäude weitestgehend, Siemens & Halske widmet sich der Rüstungsproduktion. 1918 ist der Turm fertiggestellt, der auch als Schornstein und Wasserbehälter dient. Im Schatten seiner erleuchteten Uhr dauert es noch weitere vier Jahre bis das Wernerwerk II in Betrieb geht.
Heute ist das von Karl Janisch errichtete und von Hans Hertlein erweiterte Wernerwerk II Teil des Thelen Technoparks. Der denkmalgeschützte Uhrenturm ist inzwischen das Wahrzeichen der Siemensstadt.
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Goebelstraße, Heckerdamm, Jungfernheideweg
13627 Berlin-SiemensstadtIndustriekultur erleben
Großsiedlung Siemensstadt
UNESCO-Welterbe
Siemensstadt ist nicht nur als Industriestandort weit über die Grenzen Berlins hinaus bekannt, sondern auch als Synonym für fortschrittlichen Wohnungsbau. Hier entstehen in den 1930er-Jahren drei wegweisende Werkssiedlungen: Die Großsiedlung Siemensstadt (1934), die Reichsforschungssiedlung Haselhorst (1935) und die Siedlung Siemensstadt (1930). Gemeinsam stehen sie für den Wandel im Berliner Wohnungswesen, der sich nach dem Ersten Weltkrieg vollzieht. Moderne, bezahlbare Wohnungen im Grünen treten an die Stelle der engen Mietskasernen und sind Vorbild für den sozialen Wohnungsbau.
Sechs Architekten mit sechs unterschiedlichen Baustilen, beauftragt vom Berliner Stadtbaurat Martin Wagner, verwirklichen ab 1929 in der Großsiedlung Siemensstadt ihre Ideale von modernem Städtebau: Gropius, Scharoun, Bartning, Forbát, Häring und Henning. Vier dieser Architekten gehören der innovativen Architektenvereinigung „Der Ring“ an. Deswegen trägt die Siedlung bis heute den Spitznamen „Ringsiedlung“.
Die Kleinstwohnungen sind für Siemens-Mitarbeitende mit geringem Einkommen gedacht. Licht, Luft und Sonne sind das Credo, nach dem die Siedlung errichtet ist. Die Großsiedlung Siemensstadt verfügt als eine der ersten Wohnanlagen Berlins über ein eigenes Fernheizwerk. Daher haben alle Wohnungen Zentralheizung und Warmwasser. Außerdem verfügen sie über eine Einbauküche und ein Bad mit Toilette, was zu dieser Zeit keine Selbstverständlichkeit ist. Zwischen 1929 und 1934 entstehen 1.379 Wohnungen, die von großzügigen Grünflächen umgeben sind.
In der gesamten Siedlung geben Info-Säulen Auskunft über die Bauwerke und ihre Architekten. Seit 2008 zählt die Großsiedlung Siemensstadt zum UNESCO-Welterbe.
Die Großsiedlung Siemensstadt ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 1.
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Rapsstraße, Rieppelstraße, Harriesstraße
13629 Berlin-SiemensstadtIndustriekultur erleben
Siedlung Siemensstadt
Befreiung von den Fesseln der Großstadt
Die Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg ist immens. 1919 erklärt Carl Friedrich von Siemens daher das Schaffen von Wohnraum zum Kern seiner betrieblichen Sozialpolitik. Um möglichst viele qualifizierte Arbeitskräfte fest an das Unternehmen zu binden, lässt er Werkswohnungen bauen. Siemens-Beschäftigte können diese zu vergleichsweise günstigen Konditionen mieten. Mit dem Bau der Siedlung Siemensstadt tritt Siemens ab 1921 schließlich als Bauherr, Eigentümer und Vermieter in Erscheinung. Absage an die Tristesse der Mietskasernen ist das erklärte Motto der Siedlung und all ihrer Nachfolger.
Der Siemens-Hausarchitekt Hans Hertlein errichtet hier Mietwohnungen und Reihenhäuser für höher gestellte Arbeitskräfte. Für damalige Verhältnisse durchaus Luxus: Alle Wohnungen haben ein Bad. Auch Heizung, Licht und Warmwasserversorgung entsprechen damals modernen Anforderungen.
Dass Hertlein sich an der Gartenstadtbewegung und Reformarchitektur orientiert, ist auch an der Gestaltung der Freiräume gut erkennbar. Die Straßen und Plätze der Siedlung sind übrigens nach Ingenieuren, Erfindern und Physikern benannt, auf deren Leistungen der Erfolg von Siemens gründet.
Die gut 10.000 Bewohnerinnen und Bewohner der Siedlung Siemensstadt genießen heute noch immer die vielen Grünflächen und die hohe Lebensqualität der ehemaligen Arbeiterwohnungen.
Die Siedlung Siemensstadt ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 1.
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Jungfernheideweg, Heckerdamm, Saatwinkler Damm
13629 Berlin-Charlottenburg-NordIndustriekultur erleben
Volkspark Jungfernheide
Ehemaliger Exerzier- und Schießplatz
Der Name Volkspark Jungfernheide erinnert bei seiner Eröffnung 1923 an die Nonnen des ehemaligen Spandauer Benediktinerinnenklosters. Die „Jungfern“ des Spandauer Klosters waren seit dem Mittelalter in Besitz des Areals. Bevor der Volkspark zum beliebten Erholungsgebiet wird, dient das Gelände vor allem militärischen Zwecken. 1824 üben sich preußische Soldaten hier im Exerzieren und Schießen. Ab 1896 ist das Waldgebiet Standort des ersten Luftschiffer-Bataillons. Doch der Versailler Friedensvertrag verbietet nach dem Ersten Weltkrieg die militärische Luftfahrt. Die Hangars der Luftschiffe werden daraufhin abgerissen.
Ein Notstandsprogramm des Deutschen Reiches finanziert 1920 auf dem frei gewordenen Areal den neuen Volkspark Jungfernheide. Die ersten Bauarbeiten führen Erwerbslose aus, die durch den Krieg ihre Beschäftigung verloren haben. Viele der heutigen Volksparks in Berlin gehen ebenfalls auf solche Arbeitsmaßnahmen zurück. Auf diese Weise entstehen dringend benötigte Erholungsräume für die wachsende Bevölkerung.
Im Volkspark Jungfernheide baut die Stadt bis 1927 Sport- und Spielplätze, ein Kinderfreizeitheim, einen Wasserturm, ein Strandbad und eine Freilichtbühne, auf deren Gelände sich heute der Kulturbiergarten befindet.
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Gartenfelder Straße 28
13599 Berlin-SiemensstadtKontakt
utb-berlin.de/belgienhalle/
belgienhalle@utb-berlin.de
Tel.: 030 4400874-166Industriekultur erleben
Sogenannte Belgienhalle
Großformatige Kriegsbeute
Während des Ersten Weltkriegs herrscht großer Eisenmangel. Um kriegswichtige Betriebe zu stärken, demontieren deutsche Streitkräfte daher in besetzten Gebieten Industriehallen und bauen sie im Deutschen Reich wieder auf. Der Architekt Hans Hertlein wählt für die Siemens-Schuckert Werke eine Eisenskeletthalle im nordfranzösischen Valenciennes aus, nahe der belgischen Grenze. Die erbeutete Halle ist ab 1918 der Kern des neuen Metallwerks für die Kabelproduktion von Siemens auf der Insel Gartenfeld. Irreführend wird die Kriegsbeute aus Frankreich als „Belgienhalle“ bezeichnet. Für Frachtschiffe ist das Werk über den Hohenzollernkanal bestens angebunden. Die Arbeitskräfte fahren ab 1930 mit der Siemensbahn bis zur Station Gartenfeld.
Bis 2002 produziert Siemens in der 1928/29 erweiterten Halle Kabel für Strom-, Nachrichten- und Hochfrequenzübertragungen. Danach dient das Gebäude als Lager und kurzzeitig als Location für die Modemesse Bread & Butter. Auf der künftig autofreien Insel Gartenfeld entstehen derzeit 3.700 Wohnungen und ein Freizeithafen. Die denkmalgeschützte „Belgienhalle“ bietet Raum für gewerbliche, soziale und kulturelle Angebote.
Die sog. Belgienhalle gehört zum Gelände des Kabelwerks Gartenfeld, das Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 1 ist.
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Museumswohnung
Burscheider Weg 21
13599 Berlin-HaselhorstIndustriekultur erleben
Reichsforschungssiedlung Haselhorst
Unterschätzte Siedlung der Moderne
„Erst die Küche – dann die Fassade!” fordert die Reichstagsabgeordnete Marie-Elisabeth Lüders 1931 in der Weimarer Republik. Denn Ende der 1920er-Jahre herrscht in Berlin große Wohnungsnot. Tausende leben in Lauben, Baracken oder abbruchreifen Altbauten. Es fehlen etwa 200.000 Wohnungen, auch in Haselhorst, Spandau.
Lüders initiiert 1928 den Bau der Siedlung Haselhorst durch die “Reichsforschungsgesellschaft für Wirtschaftlichkeit im Bau- und Wohnungswesen”. Ziel der Forschung ist es, erschwingliche Kleinwohnungen mit funktionalen Grundrissen in unterschiedlichen Gebäudetypen zu bauen. Dabei stehen effektive Baumethoden und günstige Materialien im Fokus. So entsteht die größte vom Staat in Auftrag gegebene Siedlung der Weimarer Republik.
Der preiswerte Wohnungsbau gelingt: 37 % der Mieter sind Arbeiterinnen und Arbeiter, 42 % Angestellte. Die meisten von ihnen arbeiten in den nahe gelegenen Siemens-Werken. Zwischen 1930 und 1935 entstehen rund 3.500 Wohnungen, knapp 40 Läden, ein Kino, ein modernes Waschhaus, eine Grundschule sowie eine Kirche. Die meisten Wohnungen messen rund 40 bis 55 Quadratmeter und haben ein, zwei oder zweieinhalb Zimmer inklusive Wohnküche und Badezimmer.
Die Reichsforschungsgesellschaft muss sich jedoch bereits 1931 auf politischen Druck auflösen. Die Wohnungsbaugesellschaft Gewobag kann die Siedlung dennoch bis 1935 weiterbauen. 1954 erweitert die Gewobag die Siedlung um weitere 1.000 Wohneinheiten. Sie ist bis heute Eigentümerin der denkmalgeschützten Reichsforschungssiedlung Haselhorst. Eine der Wohnungen ist im Stil der 1930er-Jahre rekonstruiert und kann als Museumswohnung Haselhorst besichtigt werden.
Die Reichsforschungssiedlung Haselhorst ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 1.
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Eiswerderstraße 14–19
13585 Berlin-HakenfeldeIndustriekultur erleben
Königliche Feuerwerkslaboratorien
Feuerwerk und Filmzauber
Feuerwerkskörper für vergnügliche Anlässe spielen hier nur eine Nebenrolle. In den Königlichen Feuerwerkslaboratorien erforscht, erprobt und produziert das Militär ab 1870 Brand-, Granat- und Signalraketen.
Alles beginnt 1817 mit einem geheimen Brandraketen-Laboratorium auf der Zitadelle Spandau. Schnell sind die Kapazitäten vor Ort erschöpft und das Laboratorium zieht etwas nördlich auf die Insel Eiswerder. Der abgelegene, von Wasser umgebene Standort ist ideal, um explosive Rüstungsgüter unter großer Geheimhaltung herzustellen. Ab Anfang der 1870er-Jahre expandiert das Feuerwerkslaboratorium sprunghaft. Insgesamt steigt die Zahl der Bauten von 21 auf 103 Objekte in rund dreißig Jahren. Während des Ersten Weltkriegs erreicht die Rüstungsproduktion bis dahin ungekannte Ausmaße.
Die Beschäftigten sowie alle Materialien und Rohstoffe gelangen anfangs wegen der strengen Geheimhaltung nur per Fähre auf die Insel. Die industrielle Massenfertigung erfordert allerdings eine verbesserte Materialversorgung. 1898 entsteht die Kleine Eiswerderbrücke im Osten der Insel. Dank der Brücke besteht nun ein direkter Anschluss an das preußische Eisenbahnnetz. Die knapp 2.000 Beschäftigten, die um 1900 auf Eiswerder tätig sind, gelangen jedoch nach wie vor mit dem Dampfer zur Arbeit. Dies ändert sich erst 1903 mit der (Großen) Eiswerderbrücke. Die 1945 von deutschen Truppen gesprengte und 1958 wiederaufgebaute stählerne Bogenbrücke steht heute unter Denkmalschutz.
Ab 1949 nutzt der Produzent Artur Brauner einen Teil der leerstehenden Fabrikhallen der Pulverfabrik auf Eiswerder als Filmstudios für seine Produktionsfirma Central Cinema Company GmbH (CCC). In den 1960er-Jahren entstehen hier u. a. die legendären Edgar-Wallace-Filme. Im Zusammenhang mit den Plänen des Berliner Senats für eine „Wasserstadt Berlin-Oberhavel“ rückt Eiswerder in den 1990er-Jahren erneut ins Rampenlicht.
Inzwischen ist Eiswerder mit seinen denkmalgeschützten Bauten ein attraktiver Standort für Kunst, Medien und Design. Wo einst Raketen in den Feuerwerkslaboratorien produziert wurden, sind in den letzten Jahren exklusive Eigentumswohnungen entstanden.
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Neuendorfer Str. 1
13585 Berlin-HakenfeldeIndustriekultur erleben
Garnison-Waschanstalt
Von der Dampfwäscherei zur Brauerei
Die preußischen Soldaten, die Ende des 19. Jahrhunderts in Spandau wohnen, müssen mit Kleidung und Nahrung gut versorgt werden. In der Neuendorfer Straße entsteht daher 1880 die Garnison-Waschanstalt. Auf dem Gelände befindet sich neben der Heeresdampfwäscherei mit Kesselhaus und Wasserturm auch die Garnison-Bäckerei und das Heeresproviantamt.
Nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg dient das Areal noch einige Jahre als Großwäscherei. Danach ziehen verschiedene Gewerbe in die Backsteinbauten. 1993 beginnen umfangreiche Sanierungsarbeiten. Ende 1994 öffnet das Brauhaus Spandau. Ein hoher Schornstein und ein gewaltiger Dampfkessel erinnern bis heute an die Garnison-Waschanstalt. Doch statt um Dampf und Seife dreht sich heute alles um Malz und Gerste für das Spandauer Bier.
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Köpenicker Chaussee 24–39
10317 Berlin-RummelsburgIndustriekultur erleben
Wissenswertes
Gaswerksiedlung
Hotspot für Kleinkunst und Kulturszene
Von der Größe und Bedeutung des einstigen Gaswerks Lichtenberg am Blockdammweg zeugen nur noch ein Wasserturm und die Häuser der Gaswerksiedlung. Ab 1925 entstehen die 17 Häuser der Gaswerksiedlung, die wie ein 250 Meter langes Wohngebäude wirken. Die Architekten Ernst Engelmann und Emil Fangmeyer greifen mit den Backsteinbauten den Stil der Hansestädte auf. Die Siedlung bietet sozialen Wohnraum für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der benachbarten Gaskokerei.
Im Jahr 2015 wird das Gebiet als Industriegebiet ausgewiesen. Dies erlaubt keine weitere Wohnnutzung. Für die Brachfläche hinter der Siedlung sind stattdessen der Bau eines Heizkraftwerkes und neuer Gewerbebauten geplant. Die Wohngebäude der Gaswerksiedlung sind in die Entwicklungen integriert.
Seit 2018 vermietet der Eigentümer Vattenfall die Gaswerksiedlung mit Ateliers und Workshops an rund 350 Kreative und einen Co-Working-Space. Hinter dem Gebäude ist Raum für Partys und Events. Das benachbarte Funkhaus, der in einer ehemaligen Hundekuchenfabrik gelegene Club Sisyphos und das nah gelegene Spreeufer wirken wie Magnete. Künftig soll auch das gegenüberliegende Kraftwerk Rummelsburg in das Event-Location-Konzept des Funkhaus Berlin einbezogen werden.
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Am Speicher 11–15
10245 Berlin-FriedrichshainIndustriekultur erleben
Palmkernölspeicher
Repräsentant der Kolonialzeit
„Maisonette Lofts in beeindruckenden Raumgrößen, hochwertig ausgebaut mit Fahrstuhl, Fußbodenheizung und Designerbad, alle Einheiten mit Balkon, Wasserterrasse und Bootsanleger“. Seit der denkmalgerechten Sanierung 2016 ist der frühere Palmkernölspeicher auf der Stralauer Halbinsel eine ausgesprochen exklusive Immobilie. Heute wie auch zur Erbauung des Speichers im Jahr 1881 ist es die Wasserlage, die das Grundstück so wertvoll macht: Für den Rohstoff- und Warentransport per Schiff eignet sich die Stralauer Halbinsel am Ende des 19. Jahrhunderts bestens.
Hier, in der Rummelsburger Bucht, wo die Loft-Bewohner:innen von heute ihre Sportboote festmachen, löschen vor 138 Jahren Transportschiffe ihre Ladung aus den deutschen Kolonien in Westafrika. Es sind Palm- sowie andere Ölkerne, aus denen die Arbeiterinnen und Arbeiter in der Palmkernöl- und Schwefelkohlenstoff-Fabrik Rengert und Co. Pflanzenöle gewinnen. Als Margarine landen sie dann auf den Butterbroten und in den Kochtöpfen des Kaiserreichs. Das kombinierte Geschäftsmodell ist zweckmäßig: Was die Firma vom selbst produzierten Schwefelkohlenstoff nicht zur Ausscheidung der Öle braucht, verkauft sie an den Handel.
In der Gestaltung des Speichers folgt der Architekt Albert Biebendt 1881 ganz dem damals beliebten Stil des Historismus. Im Inneren trägt ein modernes Stahlskelett die sechs Geschosse, die hohlen Stahlstützen dienen zugleich als Leitungsschächte. Außen aber formen unterschiedliche Gesimse, Pilaster und Zwerchgiebel an den Längsseiten eine Fassade im Stil der Neorenaissance.
Nur 19 Jahre nach der Errichtung machen neue Verfahren die Produktion auf Stralau unrentabel. 1899 meldet Rengert und Co. schließlich Konkurs an. Nach mehrfachem Eigentümerwechsel gehört das Werk ab 1921 zur Viktoriamühle.
Der Speicher übersteht den Zweiten Weltkrieg als einziges Gebäude des Werks. 1945 fällt er an die Berliner Osthafenmühlen. Bis 1989/90 lagern hier Getreide und Tierfutter. Anschließend steht das Gebäude 17 Jahre leer. Seit der Sanierung 2016 zeigt der Palmkernölspeicher wieder sein historisches Äußeres. Lediglich die Fassade zur Wasserseite ist um einige Balkone ergänzt.
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Köpenicker Chaussee 42
10317 Berlin-RummelsburgIndustriekultur erleben
Kraftwerk Klingenberg
Symbol für Modernität und Wirtschaftskraft
Entlang der Köpenicker Chaussee im Bezirk Lichtenberg türmen sich dunkle Backsteine zu einem expressionistischen Klinkerbau. Das Kraftwerk Klingenberg beeindruckt heute wie zu seiner Eröffnung im Jahr 1927. Damals ist es der modernste Stromlieferant Europas und Modell einer neuen Generation von Kraftwerken. Dieses erste Berliner Großkraftwerk deckt in den 1920er-Jahren 65% des Berliner Strombedarfs. Brandneu ist, dass die Kohle vor der Verfeuerung staubfein zermahlen wird. Drei große Dampfturbinen produzieren den Strom.
Das 190 Meter lange Schalthaus ist über eine Kabelbrücke mit dem 11-geschossigen Verwaltungsbau verbunden. Schiffe liefern die Kohle von der Spree über einen Stichkanal direkt ans Kraftwerk. Das für die Dampferzeugung benötigte Wasser kommt direkt aus der Spree. Beliebt ist das Kraftwerk Klingenberg außerdem als Lieferant von Warmwasser für das nahegelegene Flussbad.
Als letztes Werk des bekannten Kraftwerksplaners Georg Klingenberg trägt es den Namen des Ingenieurs, der für die AEG damals weltweit Kraftwerke konzipiert. Sein Bruder Walter übernimmt mit Werner Issel die architektonische Gestaltung. Auf der Weltausstellung 1929 in Barcelona präsentieren sie das hochmoderne Kraftwerk, das in den 1930er-Jahren sogar Teil der Berliner Stadtwerbung wird.
Im Zweiten Weltkrieg bleibt das monumentale Gebäude beinahe unzerstört. Die 1945 geplante Sprengung durch die SS kann ebenso wie eine spätere Demontage verhindert werden. In DDR-Zeiten gilt das Kraftwerk als Rückgrat der Strom- und Wärmeversorgung im Ostteil der Stadt.
Im Mai 2017 endet die Braunkohleverfeuerung. Der Energieträger im Kraftwerk ist jetzt Erdgas, das mit rund der Hälfte des CO2-Ausstoßes von Braunkohle das Klima schont. Um das Ziel einer klimaneutralen Stadt bis 2050 zu erreichen, soll ab 2026 ein Mix aus fossilfreien Energieträgern den Brennstoff Gas zumindest teilweise ersetzen.
Das Kraftwerk Klingenberg ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 2.
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Zeppelinstraße, Fontanestraße, Roedernstraße
12459 Berlin-OberschöneweideIndustriekultur erleben
Siedlung Oberschöneweide
Wohnen mit kurzen Wegen
Mit der Industrie kommen die Menschen. Zwischen den Industrieflächen entlang der Spree und dem Grün der Wuhlheide entstehen auf der ehemaligen „Schönen Weyde“ ab Mitte der 1890er-Jahre groß angelegte Siedlungen. Zusammen mit der Industrie wächst die Siedlung Oberschöneweide bis in die 1980er-Jahre hinein weiter. Von anfangs nur 159 Einwohnerinnen und Einwohnern im Jahr 1890 erhöht sich die Zahl innerhalb von nur zehn Jahren um mehr als das 30-fache. 1920 leben bereits 25.600 Menschen in Oberschöneweide.
Die AEG beauftragt Ende des 19. Jahrhunderts renommierte Architekten mit dem Bau der Wohnsiedlungen. Die älteste Siedlung aus dem Jahr 1919 ist geplant von Peter Behrens und Gemeindebaurat J. Th. Hamacher. Küche, Bad und Innentoilette sorgen in jedem Haus für eine moderne Ausstattung. Angeschlossene Nutzgärten sollen zur Erholung und Selbstversorgung beitragen.
Mit dem Abbau der Arbeitsplätze an der Oberspree in den 1990er-Jahren steht damals auch die Zukunft des Wohnquartiers infrage. Inzwischen ist die geschichtsreiche Siedlung zu großen Teilen vorbildlich saniert und wieder gefragt: bei jungen Familien und Hochschulangehörigen der HTW Berlin. Wer mit offenen Augen durch die Siedlung läuft, erkennt heute noch die unterschiedlichen Wohnkonzepte und architektonischen Details: Ein- und Mehrfamilienhäuser, farbige Fensterläden und verzierte Türen. In ganz Oberschöneweide leben inzwischen wieder knapp 24.000 Menschen.
Die Siedlung Oberschöneweide ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 2.
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An der Wuhlheide 131a
12459 Berlin-OberschöneweideIndustriekultur erleben
Grabstätte Familie Rathenau
Zeugnis der Verbundenheit
Der wachsende Industriestandort Oberschöneweide wird um 1900 zur Heimat vieler Menschen. Der Gründer der AEG, Emil Rathenau, stiftet der jungen Gemeinde einen Waldfriedhof mitten in der Wuhlheide. Statt wie für jüdische Familien typisch, lassen sich die Rathenaus nicht auf einem jüdischen Friedhof beerdigen, sondern wählen genau diesen Waldfriedhof als ihre letzte Ruhestätte. Das Grab der Familie Rathenau ist bereits vom Eingangstor sichtbar. Gestaltet hat die Grabstätte 1903 ein Architekt mit sozialer Ader: Alfred Messel. Er errichtet damals unter anderem vorbildliche Wohnanlagen für „kleine Leute“. Der Bau des Wertheim-Warenhauses unweit des Potsdamer Platzes macht ihn 1897 berühmt.
Beerdigt sind in der Grabstätte: Emil Rathenau (†1915), seine Frau Mathilde (†1926) und ihr Sohn Erich (†1903). Erich, der schon in jungen Jahren das AEG-Kabelwerk leitet, ist die große Hoffnung des Vaters. Jedoch verstirbt er auf einer Reise nach Ägypten und wird als einer der ersten auf dem Friedhof beerdigt. Auch Sohn Walther Rathenau (†1922), der deutsche Außenminister, ist hier begraben. Er stirbt durch ein Attentat vor seiner Villa in Berlin-Grunewald, nachdem die nationalistische Presse mehr oder weniger unverblümt zum Mord an dem jüdischen Politiker aufruft.
Nachdem die Grabanlage lange vernachlässigt wurde, startet 2011 eine umfangreiche Restaurierung. Die schweren Beschädigungen an der Mauer aus weißem Muschelkalkstein und an den Särgen der Familie sind inzwischen behoben.
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Wilhelminenhofstraße 78
12459 Berlin-OberschöneweideFührungen
Industriesalon Schöneweide
Fr. 14:00, So. 12:00 Uhr
und auf Anfrage.
Bitte Website beachten
(Anmeldung erbeten)!Industriekultur erleben
Kraftwerk Oberspree
Palast der Energie
Ende des 19. Jahrhunderts errichtet die AEG am neuen Industriestandort im Südosten Berlins zunächst das Kraftwerk Oberspree. 1897 ist das erste Drehstromkraftwerk Europas eine technische Sensation. Dank der modernen Technik kann Strom verlustarm über längere Distanzen übertragen werden. Architekt Paul Tropp lässt sich für die Gestaltung des Kraftwerks vom Palais des Beaux Arts inspirieren. Dieser Palast der Schönen Künste ist 1855 auf der Pariser Weltausstellung zu sehen.
Das Kraftwerk macht Oberschöneweide unter Ingenieuren und Stadtplanern bekannt. Von nah und fern reisen sie an, um das Wunderwerk der „Elektropolis“ zu bestaunen. Die Kraft der Elektrizität ist schon von außen zu sehen: Die Fassade der Turbinenhalle schmücken Ornamente mit Blitzen, Zahnrädern sowie Überlandleitungen. Das Kühlwasser kommt übrigens direkt aus der Spree.
Das Kraftwerk Oberspree versorgt die Vororte Berlins mit Strom und erleuchtet damit die Stadt über ihre Grenzen hinaus. Außerdem hat es eine Sogwirkung für die Ansiedlung neuer Betriebe. Erster Großabnehmer sind die nahe gelegenen AEG-Kabelwerke. Rund 35 Jahre danach geht 1933 das Kraftwerk vom Netz. Mit dieser Entscheidung wird allerdings der Bau eines neuen Umspannwerks für Oberschöneweide nötig, um den hochgespannten Strom vor Ort auf niedrige Voltzahlen umzuspannen.
In das Umspannwerk von 1933 zieht 2013 die renommierte Skulpturengießerei Knaak ein. Das Kraftwerk Oberspree steht jedoch lange Zeit weitgehend leer. Im Frühjahr 2022 eröffnet in der Turbinen- und Maschinenhalle die „MaHalla“, ein riesiger internationaler Kreativ-Freiraum.
Das Kraftwerk Oberspree ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 2.
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Britzer Straße 3
12439 Berlin-NiederschöneweideIndustriekultur erleben
Evangelische Friedenskirche
Kirche im Industriedesign
Neben der vielbefahrenen Schnellerstraße in Niederschöneweide liegt die Evangelische Friedenskirche. Ihr Westturm erinnert an den Förderturm eines Bergwerks und weniger an einen klassischen Kirchturm. Tatsächlich haben die Architekten Fritz Schupp und Martin Kremmer 1930 auch die berühmte Schachtanlage der Zeche Zollverein in Essen gestaltet. Dieses technische und ästhetische Meisterwerk der Moderne gilt heute als das Wahrzeichen des Ruhrgebiets.
Pläne für eine evangelische Kirche gab es im wachsenden Industriestandort Niederschöneweide bereits vor dem Ersten Weltkrieg. Doch die finanziellen Mittel erlauben erst 1929 den Bau der Friedenskirche. Das Gebäude aus dunklen Klinkern vereint Industrie- und Kirchenarchitektur der Moderne. Im Inneren sind das Gebäude und der Altar aus hellem Kalkstein im Stil der Neuen Sachlichkeit gestaltet. 1944 brennt nach einem Kurzschluss das Dach der Kirche inklusive der Orgel aus. Der Wiederaufbau erfolgt 1952.
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Wilhelminenhofstraße 87
12459 Berlin-OberschöneweideKontakt
leuchtenfabrik-berlin.de/
Vermietung: julius.koenig@simmoag.deIndustriekultur erleben
Lampenfabrik Frister
Von der Lampenfabrik zur Leuchtenfabrik
Zwei beeindruckende gelbe Klinkerbauten markieren die Ortseinfahrt nach Oberschöneweide: die Rathenau-Hallen und die Lampenfabrik Frister. Heutzutage kommen hier täglich Tausende Autos, Dutzende Trams und Hunderte Menschen zu Fuß oder per Rad vorbei. Vor mehr als 120 Jahren ist die Lampenfabrik eines der ersten Gebäude am damaligen Industriestandort Schöneweide.
Die Frister AG gründet 1897 die Fabrik direkt an der Spree. Bis 1916 füllt die größte Lampenfabrik Europas das Areal zwischen Wilhelminenhofstraße und Spree. Die verschiedenen Bauabschnitte sind an der Fassade sichtbar. Zur Straße hin sind die Fenster abgerundet, die Backsteine farbig gestaltet. Zum Fluss hingegen ist die geradlinige Architektur der Moderne um 1916 erkennbar.
In den 1920er-Jahren arbeiten 900 Beschäftigte bei Frister. Elektrisch betriebene Beleuchtungskörper sowie Kronleuchter und Tischlampen verlassen täglich die Fabrik. Das Unternehmen ist erfolgreich und nach dem Ersten Weltkrieg einer der größten Lampenhersteller Europas. Die Weltwirtschaftskrise setzt Frister allerdings schwer zu. 1933 übernimmt nach dem Konkurs der Lampenfabrik die Wärmegeräte GmbH das Gebäude.
Nach dem Zweiten Weltkrieg zieht das Institut für Nachrichtentechnik ein, eine Forschungseinrichtung der DDR. Eingeweihte sprechen von einem Stasi-Betrieb, der für das Ministerium für Staatssicherheit arbeitet. Für den gesamten Ostblock produziert das Institut Nachrichtensysteme.
Künstlerinnen und Künstler erobern nach dem Fall der Mauer den Gebäudekomplex. In den Jahren danach wechselt das Areal mehrfach den Eigentümer. Inzwischen heißt das Gelände Leuchtenfabrik in Anlehnung an den historischen Ursprung. Zusammen mit dem angrenzenden Gelände der ehemaligen Gasanstalt, heute Spreehöfe, ist das Areal Heimat für verschiedene Gewerbe-, Freizeit- sowie Kultureinrichtungen.
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Nalepastraße 215–223
12459 Berlin-OberschöneweideIndustriekultur erleben
Bullenbahn Oberschöneweide
Depot der Industriebahn
Achtung: Der Bulle kommt! Von 1890 bis 1996 rumpeln Güterzüge langsam durch die geschäftige Wilhelminenhofstraße und weiter über das weit verzweigte Gleisnetz der Bullenbahn. Die Güterbahn bedient die unzähligen Fabriken entlang der Spree. Von Niederschöneweide bis nach Rummelsburg reichen die Gleise. 1957 verbindet die 13 Kilometer lange Bahn etwa 30 Unternehmen.
Ab 1901 wird die Bahn standesgemäß für die Elektropolis elektrisch betrieben. Woher die Bullenbahn ihren Namen hat, ist nicht ganz sicher. Entweder weil zunächst Pferde und Ochsen die Güterwagen ziehen oder weil Bulle der Spitzname der schweren AEG Elektrolokomotiven ist. Der einstige Betriebsbahnhof der Bullenbahn wird heute von der Straßenbahn genutzt.
Wo einst die massigen Güterwagen ratterten, verläuft heute ein gut ausgebauter Radweg durch die Wilhelminenhofstraße.
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Nonnendammallee 101
13629 Berlin-SiemensstadtIndustriekultur erleben
Siemens-Hauptverwaltung
Strategiezentrale des Weltkonzerns
Auch Siemens hat einmal klein angefangen. Die „Telegraphenbauanstalt Siemens & Halske“ gründet sich 1847 in Kreuzberg, in einer kleinen Hinterhof-Werkstatt nahe des Potsdamer Platzes. Die Zahl der Beschäftigten steigt ebenso rasch wie der Bedarf an Produktionsflächen. Ende des Jahrhunderts ist Siemens & Halske ein weltweit erfolgreiches Unternehmen im Bereich der Elektroindustrie mit Produktionsflächen in Charlottenburg, damals noch eine selbstständige Stadt.
Unweit des Gründungsorts entsteht 1901 der Verwaltungssitz der Firma in direkter Nachbarschaft zu Reichstag, Botschaften und Anhalter Bahnhof. Die eigenen Fabriken rücken allerdings immer weiter in die Ferne. Ende des 19. Jahrhunderts verlagert sich die Produktion von Charlottenburg nach Spandau. Und die Hauptverwaltung?
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1910 beginnt der Bau eines neuen Verwaltungsbaus in Spandau. Die eigenständige Stadt Spandau legt großen Wert darauf, die Zentrale eines so bedeutenden Unternehmens und Steuerzahlers auf ihrem Gebiet zu wissen. 1914 benennt Spandau den Ortsteil „Nonnendamm“ offiziell in „Siemensstadt“ um.
Das neue Gebäude im Zentrum der Siemensstadt ist größer als jedes Berliner Rathaus. Entlang der fünf Kilometer langen Korridore haben 5.000 Mitarbeitende in der Siemens-Hauptverwaltung Platz. Die meisten von ihnen arbeiten in sogenannten Bürosälen für maximal 100 Personen. Komfort und Einzelzimmer bleiben Aufsichtsrat und Vorstand sowie den wichtigsten Führungskräften im Ostflügel des Gebäudes vorbehalten.
Im Ersten Weltkrieg dienen Teile des kurz zuvor fertiggestellten Gebäudes als Lazarett. Erst danach ziehen die Zentralabteilungen des Konzerns ein. „Konstruktions- und Rechnungsbureaus“ befinden sich im Westflügel des schlossähnlichen Gebäudes. Der Bau mit Mosaikhalle, Vortragssaal und Bibliothek stellt den architektonischen Wandel der Siemensarchitektur dar. Außen ist er von Karl Janisch im Stil des Historismus gestaltet. Die Architektur der Innenräume übernimmt hingegen Hans Hertlein in den 1920er-Jahren.
Im Regime der Nationalsozialisten verschiebt sich der Fokus des Siemens-Konzerns auf Rüstungsproduktion. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939 verstärkt Rohstoffengpässe und Arbeitskräftemangel. Um genug Rüstungsgüter zu liefern, errichtet Siemens bis 1945 beinahe 400 Fabriken in besetzten Gebieten. Sowohl in den Fabriken auf besetztem Boden als auch in Siemensstadt müssen Frauen und Männer Zwangsarbeit leisten. Davon sind bis Kriegsende insgesamt über 80.000 Menschen betroffen.
Die unmittelbare Nachkriegszeit bringt dem Gründungsort einschneidende Veränderungen: Angesichts der Teilung Deutschlands und der politisch heiklen Lage verlegt der Konzern seinen Firmensitz zum 1. April 1949 von Berlin nach München. Berlin bleibt jedoch zweiter Firmensitz. Trotz enormer Schäden im Krieg verläuft die Produktion ab 1951 wieder in geregelten Bahnen. Bis Mitte der 1950er-Jahre hat sich das Unternehmen weitgehend von den Nachkriegsjahren erholt.
In der ehemaligen Siemens-Hauptverwaltung sind heute noch Siemens- Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter beschäftigt. Seit 2016 befindet sich das Siemens Historical Institute in dem Gebäude, das über einen Personentunnel mit dem gegenüberliegenden Dynamowerk verbunden ist. Hier produziert das Unternehmen bis heute Dynamos, einst erfunden von Werner von Siemens.
Seit März 2019 gibt es in einer umgebauten Lagerhalle auf dem Gelände des Dynamowerks einen Event- und Co-Working Space. Bis 2030 soll sich die neue Siemensstadt² zu einem Ort entwickeln, der Arbeiten, Forschen, Wohnen und Lernen neu denkt.
Die Siemens-Hauptverwaltung ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 1.
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Kiehnwerderallee 1-3
12437 Berlin-PlänterwaldSpreepark Plänterwald
Eine wilde Tierfratze, einst die Einfahrt in einen Achterbahntunnel, verschwindet in dem Blätterdschungel, aus dem sie zu stammen scheint. Dinosauriermodelle aus Kunststoff zerfallen zwischen hohem Wiesengras. Ein rostiges Riesenrad knirscht im Wind. Der stillgelegte Spreepark im Plänterwald ist Berlins wohl bekanntester Lost Place. Immer neue Geschichten scheint dieser versunkene Ort an der Spree zu produzieren. Zigfach porträtiert in DDR-Fernsehserien oder investigativen Dokumentationen, selbst in Theaterproduktionen. Auch zwanzig Jahre nach Stilllegung noch vermarktet in Büchern, DVDs und Fanartikeln.
Zum 20. Jahrestag der Gründung der DDR 1969 soll es etwas Besonderes sein. In weniger als einem Jahr entsteht daher der erste und einzige Freizeitpark im sozialistischen Deutschland. Allerdings gibt es keine inländische Produktion von Fahrgeschäften. Deshalb kauft ein niederländischer Zwischenhändler die Anlagen für den VEB Kulturpark Berlin auf der ganzen Welt ein. Das Team vor Ort gestaltet sie anschließend „systemkonform“ um: BMW-Motorräder verlieren ihre Logos, Sputnik-Darstellungen ersetzen NASA-Raketen, der Astrojet wird zum Kosmosjäger.
1991 übernimmt der westdeutsche Schausteller Norbert Witte den Park und modernisiert ihn nach dem Muster westlicher Themenparks. Die ehrgeizigen Pläne der Spreepark Berlin GmbH scheinen aufzugehen, Ende der 1990er Jahre aber brechen die Besucherzahlen ein. Im November 2001 dreht sich das Riesenrad zum letzten Mal. Betreiber Witte schifft sich anschließend mit einem Großteil der Fahrgeschäfte nach Peru ein, verwickelt sich in Drogenschäfte, wird verurteilt. Der Spreepark versinkt im Dornröschenschlaf und lockt Abenteurer magisch an. Dutzende Internetvideos dokumentieren ihre Streifzüge durch die einsturzgefährdeten Anlagen. 2014, nach einem gelegten Großbrand, kauft schließlich das Land Berlin den Park lastenfrei zurück.
Inzwischen entwickelt die landeseigene Grün Berlin GmbH einen Freizeitpark neuer Art, in dem Kunst, Kultur und Natur zusammenkommen sollen. Das Konzept bezieht einige historische Anlagen mit ein, das alte Riesenrad soll sich schon 2024 wieder drehen. Es scheint, als sei die Geschichte des Spreeparks im Plänterwald noch lange nicht zu Ende erzählt.
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Teilestraße 3-8
12099 Berlin-Tempelhof
Industriekultur erleben
VAUBEKA Portalkran
Größte historische Krananlage in Berlin
Schmucklose Hallen, Betriebshöfe, kleine Bürocontainer: Hier am Teltowkanal wächst der VAUBEKA Portalkran als monumentale Eisenfachwerk-Konstruktion in die Höhe. Nichts an der heutigen Szenerie lässt erahnen, welche Rolle die größte historische Krananlage Berlins einmal in der Geschichte der Stadt gespielt hat.
Im Winter 1948/49 wird hier fieberhaft Kohle umgeschlagen. Denn ohne Kohle wird die West-Berliner Bevölkerung diesen Nachkriegswinter nicht überstehen. Der Brennstoff kommt vom nahe gelegenen Tempelhofer Feld. Dort landen Flugzeuge der Alliierten im Minutentakt und fliegen über die sogenannte „Berliner Luftbrücke“ alles ein, was der Westen der geteilten Stadt während der „Berlin-Blockade“ zum Überleben braucht. Bereits im Juni 1948 hat die Rote Armee die Enklave West-Berlin von der Versorgung auf dem Land- und Wasserweg abgeriegelt. West-Berlin soll dadurch in die sowjetische Besatzungszone gezwungen werden.
Der Portalkran am Teltowkanal kann in acht Stunden 500 Tonnen Kohle auf Kanalschiffe, Güterwaggons und Lkws verladen. Er steht in dieser Zeit nur selten still. Die Hälfte der über die Luftbrücke eingeflogenen Kohlenmenge wird hier schnell und effizient in der Stadt verteilt. Der Portalkran ist somit ein wichtiges Scharnier der Berliner Luftbrücke. Er trägt mit dazu bei, dass die Sowjets die Berlin-Blockade im Mai 1949 ergebnislos abbrechen müssen.
1935 hatten die Vereinigten Berliner Kohlenhändler (VAUBEKA) den Verladekran errichten lassen. Die filigrane Ingenieurskonstruktion verbindet eine 122 Meter lange Verladebrücke mit zwei 22 Meter hohen Portalrahmen. Auf Schienen kann sich das gesamte Bauwerk 233 Meter parallel zum Kanal bewegen. Auf diese Weise gelangt sein Greifer an jede Stelle des Umschlagplatzes. Noch bis 1991 ist der VAUBEKA Portalkran im Dienst. Inzwischen ist er ein Denkmal für die frühe wirtschaftliche Bedeutung des Teltowkanals als Wasserstraße – und erinnert gleichzeitig an den schicksalhaften Berliner Winter 1948/49.
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Köpenicker Str. 22
10997 Berlin-KreuzbergBEHALA Viktoriaspeicher
„BEHALA Viktoriaspeicher“ verkünden große Lettern an dem sechsgeschossigen Lagergebäude am Kreuzberger Spreeufer und verweisen damit auf seine wechselvolle Geschichte. 1878/80 entstehen dort mehrere Lagergebäude für die Victoria-Speicher Actien-Gesellschaft. 1905 zieht die ABOAG, die Allgemeine Berliner Omnibus-Aktien-Gesellschaft, mit ihrem Omnibusdepot auf das Gelände. Der Berliner Nahverkehr ist damals noch großenteils pferdegetrieben. Der Speicher wird also zu Garagen und Stallungen für über 500 Pferde umgebaut. Doch nur zwei Jahre später vernichtet ein Feuer die Gebäude fast vollständig.
Die Katastrophe prägt den Wiederaufbau des Architekten Franz Ahrens 1910-11. Ein moderner Skelettbau aus Eisenbetonteilen soll den Neubau brandsicher machen. Dort lagern nun wieder loses Getreide und Hülsenfrüchte in Säcken. Im Jahr 1928 übernimmt die städtische BEHALA als Eigentümerin. Sie vermietet den Speicher bis heute als Lagerfläche an Gemüsehändler und Altpapierverwerter.
Zuletzt scheiterte 2014 der Versuch, das Areal durch Verkauf an Investoren grundlegend neu zu entwickeln. So kann man bis heute an dem Fassadenraster aus Eisenbetonelementen und ausgemauerten Segmenten ablesen, wo im Inneren früher Getreidesilos und Sacklager untergebracht waren. Auch die typischen Lamellenfenster zur Dauerbelüftung sind bis heute erhalten. Ein anderes, dunkles Kapitel Geschichte hat jedoch keine Spuren am Gebäude hinterlassen: Von 1937-39 nutzt die nationalsozialistische Aktion „entartete Kunst“ das Areal um den BEHALA Viktoriaspeicher als Depot.
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Köpenicker Str. 20
10997 Berlin-KreuzbergKontakt
sageberlin.com/event-booking.html
reservierung@sage-restaurant.de
Tel.: 030 921001660Berliner Velvet AG
Am 31. Juli 1883 muss die Berliner Feuerwehr zu einem Brand in die Köpenicker Straße 18 in Berlin-Kreuzberg ausrücken. Hier steht die Textilfabrik „Berliner Velvet-Fabrik, Mengers & Söhne“ lichterloh in Flammen. Die Löscharbeiten enden schließlich tragisch: Zwei Feuerwehrmänner sterben beim Sprung aus dem brennenden Gebäude. Ein herabstürzendes Gesims tötet anschließend einen dritten Kameraden.
Kattunfabriken, Bleichen und Färbereien belegen damals weite Flächen entlang der Köpenicker Straße. Die Textilindustrie floriert in Europa. 1873 übernimmt Martin Mengers die existierende Färberei am Standort für seine neu gegründete Berliner Velvet-Fabrik AG. Mengers bringt ein erfolgreiches Geschäftsfeld mit nach Berlin: Mit weiterentwickelten Webstühlen lässt sich nun auch aus Baumwollfäden Samtstoff produzieren – Baumwollsamt. Samte und Plüsche, bisher Luxusartikel, werden allgemeine Bedarfsartikel.
Noch im Jahr des Brandes ist das Fabrikgebäude wiederaufgebaut. Rote Ziegelbänder schmücken inzwischen wieder die gelbe Klinkerfassade wie im Originalentwurf von Maurermeister Carl Lüdecke. Auch das ungewöhnlich über dem Erdgeschoss platzierte Zwischengeschoss entsteht wieder original, bis heute außen zu erkennen an den kleinen Schmuckarkaden. Seit dem Brand kommen neue Gebäude zur Berliner Velvet Fabrik hinzu: eine Färberei, Schererei, Bürsterei und Stopferei. Mit durchschnittlich 1400 Arbeitern produziert die Fabrik hier bis in die 1920er Jahre weiter Baumwollsamt. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist die ehemalige Velvet-Fabrik Sitz unterschiedlicher Firmen. Seit 2009 teilen sich ein Möbelkontor, ein Bekleidungs-Outlet sowie ein Restaurant die sanierten und denkmalgeschützten Bauten.
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Heinitzstraße 9
15562 Rüdersdorf bei BerlinKontakt
www.museumspark.de/
events@museumspark.de
Tel.: 033638 48 99 29ERIH-Mitglied
Museumspark Rüdersdorf
Düster und etwas unheimlich ragen die merkwürdig geformten Schornsteine der „Kathedrale des Kalks“ in den Himmel. Was aussieht wie eine Filmkulisse, wird auch oft als solche genutzt. In erster Linie ist es aber ein bedeutendes Industriedenkmal im Herzen eines Freilichtmuseums. Der Museumspark Rüdersdorf ist ein historisches Kalk- und Bergwerk mit beeindruckenden Baudenkmälern.
Kalkstein aus Rüdersdorf gehörte jahrhundertelang zu den Grundbaustoffen Berlins. Das Brandenburger Tor, das Olympiastadion und die Berliner Mauer bestehen aus Rüdersdorfer Kalkstein. Bereits vor über 750 Jahren begannen Mönche des Zisterzienserordens den 240 Millionen Jahre alten Kalkstein zu brechen. Im 16. Jahrhundert entstanden die ersten Kalkbrennöfen. Ab 1885 wurde Zement hergestellt. Ende des 19. Jahrhunderts war der Hunger der boomenden Metropole nach Kalkstein so groß, dass eine riesige Schachtofenbatterie mit 18 Öfen hinzukam.
1967 ging die betagte Anlage außer Dienst. Heute erhalten Besucherinnen und Besucher im Museumspark Rüdersdorf Einblicke in eine Vielzahl historischer Bauwerke. Neben Führungen werden auch geologische Exkursionen mit Fossiliensuche sowie Land-Rover-Touren in den aktiven Tagebau angeboten.
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Adresse
Eichborndamm 167, Haus 42
13403 Berlin-BorsigwaldeKontakt
Tel. 030 411 90 698
mail@bbwa.de
www.bb-wa.de/
Führungen
nach Vereinbarung
Industriekultur erleben
Wissenswertes
Berlin-Brandenburgisches Wirtschaftsarchiv (BBWA)
Akten in historischen Fabrikgebäuden
Im Stadtteil Reinickendorf kann man „Hinter die Fassade“ blicken und die großen Themen der Berliner Wirtschaftsgeschichte und Industriekultur entdecken – neben Industrialisierung und Randwanderung sind dies kriegsbedingte Sonderkonjunkturen, Zwangsarbeit und Kriegszerstörung, Folgen der Teilung und kulturelle Nachnutzung ehemals industrieller Objekte. In einem ehemaligen Werksgebäude der Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken hat heute das Berlin-Brandenburgische Wirtschaftsarchiv (BBWA) seinen Sitz.
Akten, Fotos, Karten und Pläne von Unternehmen, aber auch Verbänden, werden hier als historische Quellen bewahrt. Ausstellungen, Archivführungen und geführte Spaziergänge laden zur vertiefenden Auseinandersetzung mit Berliner Wirtschaftsgeschichte ein. Für eine spannende Spurensuche bietet das BBWA fünf thematische Industriespaziergänge zur Selbsterkundung an. Dazu stehen Faltblätter, mobile Angebote oder für die ersten drei Touren auch Audioguides zur Verfügung.
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Adresse
Lützowstraße 42
10785 Berlin-TiergartenKontakt
www.pumpeberlin.de/
vermietung@pumpeberlin.de
Tel.: 030 26 39 17 00Industriekultur erleben
Pumpstation VII des Radialsystems
Hygienische Höchstleistungen
Inmitten eines berlintypischen, eng bebauten Blocks aus Mietskasernen und Gewerbehöfen geht 1883 die Pumpstation VII in Betrieb. Sie ist Teil eines innovativen Systems von Radialsystemen, die der Stadtplaner James Hobrecht zur Verbesserung der Stadtentwässerung konzipiert hat.
Zwischen 1873 und 1909 entstehen in ganz Berlin zwölf Radialsysteme mit Pumpwerken. Sie reinigen Regen- und Abwässer. Anschließend pumpen sie das Wasser über Druckrohre auf die Rieselfelder an den Stadtrand, beispielsweise nach Hobrechtsfelde. Hier versickert das Wasser im Boden, wird gefiltert und gelangt zurück ins Grundwasser. Das Berliner Radialsystem verbessert die Hygieneverhältnisse der damals rasant wachsenden Stadt. Zusammen mit einer modernen Trinkwasserversorgung trägt dieses Entwässerungssystem Ende des 19. Jahrhunderts zur Senkung der Sterblichkeit in der Bevölkerung bei.
Nach knapp 100 Jahren im Dienst und einigen Jahren Stillstand folgt die Umnutzung. Die technisch gestalteten Bauten bleiben dabei äußerlich fast unverändert. 1989 eröffnet in der ehemaligen Pumpstation VII das Jugendzentrum „Die Pumpe“ mit kulturellen Einrichtungen und einer Event-Gastronomie. In den historischen Betriebsgebäuden erinnert heute noch eine Doppelkolbenpumpe an die Geschichte der Radialsysteme.
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Huttenstr. 12-16
10553 Berlin-MoabitIndustriekultur erleben
AEG-Turbinenhalle
Die Berliner Architektur-Ikone
Die AEG-Turbinenhalle von 1909 ist eine Ikone der Berliner Architektur und fehlt in keinem Architekturlexikon. Architekt Peter Behrens und Bauingenieur Karl Bernhard konzipieren dieses lichtdurchflutete Industriegebäude aus Stahl, Beton und Glas. Erstmals ist die Konstruktion einer Halle an der Fassade ablesbar: Stahlbinder und ihre Gelenke sind von außen zu sehen. Die lange Fensterfront nennt ein Zeitzeuge „ein einziges riesiges Glasfenster“. Auch das Dach ist fast vollkommen aus Glas. Von allen Seiten kann dadurch Licht in die Halle dringen.
Lediglich der mächtige Giebel zeugt vom damaligen Zeitgeschmack der Kaiserzeit. Die Betonelemente erinnern hingegen an einen ägyptischen Tempel. Obwohl wuchtig ausgeprägt, haben sie keine tragende Funktion. Sie sind pure Außenverkleidung und damit nur ein Schmuckelement. Mitten im Giebel prangt das Logo des Auftraggebers: AEG.
Die AEG baut damals leistungsstarke Dampfturbinen, die sich um 1900 gegen die klassischen Dampfmaschinen durchsetzen. Die Produktion der immer größer und schwerer werdenden Turbinen erfordert Platz sowie Kranbahnen, die enorme Lasten transportieren können. Beides erfüllt die zweckmäßige Montagehalle damals wie heute.
In den 1930er-Jahren lässt das Unternehmen die AEG-Turbinenhalle nach Norden hin erweitern. Den Zweiten Weltkrieg übersteht die Halle unbeschadet und seit 1956 steht sie als erster Industriebau Berlins unter Denkmalschutz.
1977 übernimmt die Siemens AG das Gelände, die hier bis heute Gasturbinen produziert. Über eine spezielle Rampe gelangen die Turbinen auf den Charlottenburger Verbindungskanal und treten schließlich per Schiff ihren Weg in die weite Welt an.
Die AEG-Turbinenhalle ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 3.
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HTW Berlin
Wilhelminenhofstraße 75A
Raum C 610
12459 Berlin-OberschöneweideKontakt
Tel.: 030/50 19 32 19
Frank.Burghardt@HTW-Berlin.de
computermuseum.htw-berlin.deIndustriekultur erleben
Computermuseum
Als die Monitore noch Grün waren
Die Geschichte des Rechnens ist so alt wie die Menschheit selbst. Seit jeher ist der Mensch versucht, sich die Arbeit mit Zahlen und Daten durch Hilfsmittel zu vereinfachen. Im Computermuseum der HTW Berlin können Besucherinnen und Besucher Rechenhelfer und Rechner ansehen, anfassen und ausprobieren. Ein Besuch bei Atari, Commodore und Kleincomputer (KC) ist nach Anmeldung möglich.
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Adresse
Eichborndamm 105-177,
Miraustraße 10-42
13403 Berlin-ReinickendorfIndustriekultur erleben
Deutsche Waffen- u. Munitionsfabrik
Der ausgedehnte Industriestandort in Borsigwalde ist in seiner Entwicklung und Nutzung eng mit der deutschen Militär- und Politikgeschichte verbunden. In beiden Weltkriegen versorgten die hier angesiedelte Munitionsfabrik deutsche Soldaten mit Waffen und Munition. Für die Kriegsproduktion im zweiten Weltkrieg enstehen um das Gelände herum mehrere Zwangsarbeiterlager.
Jeweils nach Kriegsende müssen die Betriebe ihre Produktion auf zivile Güter umzustellen.
Heute wird ein Teil der unter Denkmalschutz stehenden Gebäude der Munitionsfabrik von Archiven wie dem Berlin-Brandenburgischen Wirtschaftsarchiv genutzt, die der Geschichte und der Erinnerung verpflichtet sind. Im Zentrum des Areals ist die aktive industrielle Produktion mit einem Hersteller von Messingstangen, Profilen und Drähten weiter vertreten.
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Ackerstraße 76
13355 Berlin-GesundbrunnenIndustriekultur erleben
AEG-Apparatefabrik
Ausgangspunkt der Elektroindustrie
Emil Rathenau gründet 1883 die spätere „Allgemeine Elektricitäts Gesellschaft (AEG)“. In den folgenden Jahrzehnten steigt die AEG zu einem Weltkonzern der Elektrotechnik auf. Ab 1888 produziert das Unternehmen in der neuen AEG-Apparatefabrik zukunftsweisende Haushaltsgeräte und elektrotechnisches Material. Die Fassade des damaligen Neubaus an der Ackerstraße gestaltet Franz Schwechten, „Hofarchitekt“ von Kaiser Wilhelm II. Florale Verzierungen schmücken die Außenseite des Gebäudes. Eine aufgehende Sonne steht dabei symbolhaft für die aufstrebende Elektroenergie.
Die Produktionsfläche reicht jedoch bald nicht mehr aus. Bereits 1894 kauft die AEG deswegen einen Teil des benachbarten Schlachthofgeländes. Hier am Humboldthain entsteht in den folgenden Jahren eine regelrechte Fabrikstadt der AEG. Ein Tunnel verbindet beide Standorte.
Im Gebäude der AEG-Apparatefabrik in der Ackerstraße befindet sich inzwischen das Institut für Lebensmitteltechnologie der TU Berlin.
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Wilhelminenhofstraße 69-70
12459 Berlin-OberschöneweideIndustriekultur erleben
BAE Batterien GmbH (ehem. AFA)
Traditionsbetrieb der Elektroindustrie
Die BAE Batterien GmbH gehört zusammen mit der nahegelegenen Berliner Glasfaserkabel GmbH zu den letzten Traditionsbetrieben in Oberschöneweide. Seit mehr als 100 Jahren entstehen hier Akkumulatoren und Batterien.
Nur zwei Jahre nachdem das Kraftwerk Oberspree und das AEG-Kabelwerk in Betrieb gehen, beginnt um 1899 der Bau der Akkumulatoren-Werke Oberspree AG. Seitdem findet hier eine Massenfabrikation transportabler Batterien statt. Ab 1904 tragen sie den international bekannten Markennamen VARTA (Vertrieb, Aufladung, Reparatur transportabler Akkumulatoren). 1905 übernimmt die Akkumulatorenfabrik AG (AFA) das Werk in der Wilhelminenhofstraße, das über ihr Stammwerk in Hagen bereits mit der AEG und Siemens verbunden ist. Das Firmenimperium der Familie Quandt kauft das Werk 1922 und entwickelt es zum europaweit führenden Anbieter von Bleibatterien für Elektrofahrzeuge und Flugzeuge.
Den Geschäftseinbruch nach dem Ersten Weltkrieg gleicht AFA sowohl durch die Übernahme neuer Produktionstechniken aus den USA als auch die Fusion mit dem Unternehmen Pertrix aus. Entlang der Ostendstraße entwirft der Architekt Jean Krämer die große Produktionshalle mit einer neuartigen Fließbandfertigung. Im Zweiten Weltkrieg lässt die Firma Akkumulatoren für U-Boote und „V2“-Raketen von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern produzieren. 1945 folgt schließlich die Enteignung der AFA. Das Werk wird in die Akkumulatorenfabrik Oberschöneweide (AFO) umgewandelt.
Im Jahr 1958 schließt die DDR mehrere Betriebe zur VEB Berliner Akkumulatoren- und Elementefabrik (VEB BAE) zusammen. Die Produktion fokussiert sich anschließend auf ein breites Spektrum an Batterien für verschiedene Anwendungen, vor allem für den Schienenverkehr. Ende der 1980er-Jahre hat sich die BAE zu einem der führenden Lieferanten für Schienenfahrzeug-Batterien für die sozialistischen Staaten entwickelt. In der Umbruchzeit nach 1989 kann sich das Unternehmen behaupten und wird 1993 als BAE Batterien GmbH privatisiert.
Die BAE Batterien GmbH ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 2.
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Sellerstraße 16–26
13353 Berlin-WeddingIndustriekultur erleben
Umspannwerk Scharnhorst
Beobachtungsposten für Straßenbeleuchtung
Dieses Umspannwerk hat eine Besonderheit: Seit 1927 lässt sich in 25 Metern Höhe von der verglasten Lichtwarte aus die Straßenbeleuchtung überwachen. Allabendlich entscheidet bis in die 1940er-Jahre ein Mitarbeiter über den richtigen Zeitpunkt zum Einschalten der Straßenlaternen. Mit einem Knopfdruck schaltet sich das Licht in den umliegenden Bezirken ein.
Der Hausarchitekt des ehemaligen Berliner Stromversorgers „Bewag“, Hans Heinrich Müller, entwickelt die moderne Architektur des Umspannwerks. Seine Gebäude verehren die Elektrizität fast wie ein Heiligtum. Seine „Kathedralen der Elektrizität“ repräsentieren dadurch die Bedeutung der Umspannwerke für die rasante Stadt- und Industrieentwicklung Berlins. Inzwischen ist das Umspannwerk nach seinem derzeitigen Nutzer benannt: „Vattenfall-Haus”. Es beherbergt Verwaltung und Kundenservice des Stromkonzerns.
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Palisadenstraße 48
10243 Berlin-FriedrichshainKontakt
www.umspannwerk-ost.de/
info@umspannwerk-ost.de
Tel.: 030 42 08 93 23Umspannwerk Ost
Das 1900 fertiggestellte Umspannwerk Ost in Friedrichshain gehört zur ersten Generation der Berliner Umspannwerke. Im großzügigen Erdgeschoss formten die Transformatoren den vom Kraftwerk kommenden Strom um. Dadurch bekam er die benötigte Spannung für diverse Abnehmer. Mit der Gestaltung des Baukörpers und seiner Fassade fügte er sich gut in die umgebende gründerzeitliche Wohnbebauung ein. Sein ehemals technischer Zweck bleibt daher dem normalen Passanten bis heute zumeist verborgen.
Nach der Zerstörung großer Teile der Anlage im Zweiten Weltkrieg nutzte eine Fabrik das Gebäude des Umspannwerk Ost als Produktionsstätte. Seit einigen Jahren bespielt das Berliner Kriminal Theater die denkmalgeschützten Räume, die zum Teil auch als Restaurant dienen.
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Wilhelminenhofstraße 78
12459 Berlin-OberschöneweideUmspannwerk Oberspree
Neben dem ehemaligen Kraftwerk Oberspree entstanden im Laufe der Jahrzehnte drei Umspannwerke. Das erste Werk verteilte seit 1912 den Strom aus dem benachbarten Kraftwerk an die Umgebung. Als das Kraftwerk gut 20 Jahre später außer Betrieb ging, übernahm ein neues Umspannwerk ab 1933 die Versorgung der Industrie an der Oberspree. Der bekannte Architekt Hans Heinrich Müller plante das elegante und lichtdurchflutete Umspannwerk Oberspree mit auffällig geschwungenen Formen.
Dank neuester Technik kam der Bau mit einem viel geringeren Gebäudevolumen aus als bis dahin üblich. Inzwischen nutzt die Skulpturengießerei Knaak die Räumlichkeiten. Die Stromversorgung übernimmt seit 1995 ein noch kleinerer Neubau.
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Kopenhagener Straße 58 – 63
10437 Berlin-Prenzlauer BergIndustriekultur erleben
Umspannwerk Humboldt
Eine Marienburg für Berlin
1925 begeistert sich der Hausarchitekt der „Bewag“, Hans Heinrich Müller für die Marienburg, den größten gotischen Backsteinbau Europas in der inzwischen polnischen Stadt Malbork. Müller greift architektonische Stilmittel dieser mittelalterlichen Burg im Umspannwerk Humboldt auf. Das Eingangsportal des Umspannwerks in Berlin-Prenzlauer Berg zieren Spitzbögen. Zwei Brücken verbinden die mittig im Innenhof liegende Warte mit den Werkshallen. Ein Türmchen befindet sich im Innenhof des Umspannwerks.
Viele Bauten von Müller, die ebenfalls in den 1920er-Jahren entstanden sind, greifen diese Detailverliebtheit auf. Inzwischen sind die großflächigen Räume des ehemaligen Umspannwerks in gewerblicher Nutzung.
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Oudenarder Straße 18–20
13347 Berlin–WeddingIndustriekultur erleben
OSRAM-Höfe
1935 übernahm die OSRAM GmbH KG den Standort an der Oudenarder Straße von der Bergmann Elektricitäts-Werke AG und verlegte anschließend einen großen Teil der Produktion in ihr neues „Werk B“, die heutigen „OSRAM-Höfe“. Das Unternehmen erweiterte den Baubestand um ein modernes Fabrikgebäude mit zwei Flügeln.
Das Bauwerk wurde von Waldemar Pattri als Stahlskelettbau im Stil der funktionalistischen Architektur gestaltet. Die beiden unteren, mit Klinkern verkleideten Geschosse bilden einen massiven Sockel, über dem sich ein gläserner kubischer Baukörper erhebt. Auf der Hofseite sind kubische Treppen- und Aufzugtürme angesetzt. Besonders heraus sticht jedoch der wuchtige, 33 Meter hohe Turmblock. Das „Werk B“ soll seinerzeit das größte Glühlampenwerk Europas gewesen sein.
Nachdem OSRAM nach 1990 die Produktion von diesem Standort abgezogen hatte, entstand hier unter dem Namen „OSRAM-Höfe“ ein Geschäfts- und Gewerbezentrum. Im historischen OSRAM-Glaswerk in Spandau entstehen aber auch heute noch täglich tausende Glasröhren für Leuchtmittel aller Art.
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Otternbuchtstraße 11–27
13599 Berlin–SiemensstadtIndustriekultur erleben
Kraftwerk West / Heizkraftwerk Reuter
Kraftwerksbau aus der Luft
1931 übergibt die Siemens-Bauunion ein modernes Steinkohlekraftwerk an die Berliner Städtische Elektrizitätswerke Aktiengesellschaft (Bewag). Zusammen mit dem an der Rummelsburger Bucht gelegenen Kraftwerk Klingenberg deckt das neue Kraftwerk West den Großteil des Stromverbrauchs der wachsenden Metropole Berlin. Das Ziel der beiden Großprojekte ist die Unabhängigkeit von Fremdstrom aus den mitteldeutschen Braunkohlerevieren. Als die Anlage 1931 ans Netz geht, ist sie mit einer Leistung von 228 Megawatt das technisch modernste Kraftwerk Berlins.
Nach dem Zweiten Weltkrieg demontiert das sowjetische Militär funktionsnotwendige Teile des weitgehend unbeschädigten Kraftwerk West. Im April 1948 beginnt der dringend benötigte Wiederaufbau, ab Juni 1948 erschwert durch die Berlin-Blockade. Über die Luftbrücke werden daher großformatige Bauteile und Materialien mit 580 Flügen eingeflogen. Diese spektakuläre Aktion macht die Aussichtslosigkeit der Berlin-Blockade deutlich und trägt schließlich zu ihrem Ende im Mai 1949 bei. Ein halbes Jahr später nimmt Oberbürgermeister Ernst Reuter das Kraftwerk in Betrieb, das später nach ihm benannt wird: Kraftwerk Reuter. Seit 1987 versorgt auch der Neubau des Heizkraftwerk Reuter-West die Hauptstadt.
Heute steht die in den 1960er-Jahren zu einem Heizkraftwerk umgebaute Anlage unter Denkmalschutz. Die drei markanten, allerdings baufälligen Schornsteine werden 2009 zurückgebaut. Mit Stilllegung des Kraftwerksblocks „Reuter C“ geht 2019 schließlich der letzte Steinkohleblock vom Netz.
Im September 2019 endet die Ära der Kohle am Standort Reuter, dennoch spielt das Kraftwerk weiterhin eine wichtige Rolle beim geplanten Kohleausstieg Berlins bis 2030. Für die Umsetzung gibt es bereits Ideen und einige Entwicklungen befinden sich im Testbetrieb. Fast 100 Millionen Euro investiert Vattenfall Wärme Berlin in das Gesamtprojekt, um den steinkohlegefeuerten Block Reuter C zu ersetzen. Eine benachbarte Müllverbrennungsanlage betreibt die Dampfturbine.
Mehr zur Teilung Berlins und zur Strominsel West-Berlin erzählen unsere Meilensteine.
Das Kraftwerk West, heute Heizkraftwerk Reuter, ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 1, Spandau/Siemensstadt.
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Adresse
Köpenicker Straße 70
10179 Berlin-MitteKontakt
www.kraftwerkberlin.de
contact@kraftwerkberlin.de
Tel.: 030 2300 5100Industriekultur erleben
Kraftwerk Berlin und Heizkraftwerk Mitte
Energieversorgung im Wohngebiet
Mit dem Bau der Berliner Mauer 1961 benötigt die Hauptstadt der DDR eine eigene, gesicherte Energieversorgung. Das Heizkraftwerk Berlin-Mitte geht noch im gleichen Jahr in Betrieb und ist lange Zeit das wichtigste Kraftwerk Ostberlins. Neben den umliegenden Wohnungen erhalten auch der Alexanderplatz, die Charité und das Staatsratsgebäude der DDR Wärme und Elektrizität. 1996 löst ein benachbarter Neubau das alte Kraftwerk ab. Anschließend steht es einige Jahre lang leer. 2006 zieht im südlichen Trakt der legendäre Techno-Club „Tresor“ ein. Der Club befand sich zuvor im Tresorraum des ehemaligen Kaufhauses Wertheim am Leipziger Platz.
Der riesige Komplex mit zahlreichen Erweiterungsbauten dient heute noch zum Teil der Energieerzeugung. Seit 2010 bietet das „Kraftwerk Berlin“ mit seiner 100 Meter langen Turbinenhalle Raum für Ausstellungen und Veranstaltungen. Mit ihrer mächtigen Erscheinung prägen das alte und neue Kraftwerk Mitte noch heute die umgebende Stadtlandschaft an der Spree.
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Adresse
Torgauer Straße 12-15
10829 Berlin-SchönebergKontakt
euref.de/
info@euref.de
Tel.: 030 264 767 20Gasometer Schöneberg
Der 1910 fertiggestellte Gasometer Schöneberg ist inzwischen ein Wahrzeichen des gleichnamigen Stadtteils und ein markanter Teil der Berliner Stadtsilhouette. Bis zur Stilllegung des Teleskopgasbehälters 1995 fürchteten viele Anwohnerinnen und Anwohner die riesige gespeicherte Gasmenge, die der Gasometer beinhaltete. Denn je nach Füllstand befanden sich zur Versorgung Berlins bis zu 160 000 Kubikmeter Gas in der Metallglocke.
Der Architekt Alfred Messel entwarf den Gasometer Schöneberg mit dem dazugehörigem Retorten- und Kesselhaus. Inzwischen ist das denkmalgeschützte Ensemble Teil des EUREF Campus, einem 5,5 Hektar großen Stadtquartier. Hier ist neben Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus den Bereichen Energie und Mobilität auch ein Campus der Technischen Universität Berlin ansässig. In das Stahlgerüst des Gasometers ist eine Kuppel integriert, die als Kulisse für Veranstaltungen und vor allem Fernsehaufzeichnungen dient.
Im Juni 2021 wurde in der Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg ein umstrittener Bebauungsplan beschlossen, der die Innenbebauung des Gasometers bis 7 Meter unter seiner Oberkante ermöglicht. Auf den geplanten 35.000 m² Bürofläche sollen 2.000 Arbeitsplätze für die Sparte „Digitale Schiene“ der Deutschen Bahn entstehen.
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Adresse
Mauerstr. 78-80
10117 Berlin-MitteKontakt
ewerk.net/
event@ewerk.net
Tel.: 030 200 756 56Industriekultur erleben
ewerk Berlin
Umspannwerk und Techno-Club
Das heute als ewerk bekannte Gebäude hat in seiner über 100-jährigen Geschichte einige Nutzungs- und Umbauphasen erlebt. Bereits kurz nach dem Bau platzt das Kraftwerk aus allen Nähten. 1885 an der Mauerstraße in Mitte erbaut ist es das Zweite seiner Art in Berlin. Das erste Kraftwerk entsteht nur ein Jahr zuvor am Gendarmenmarkt.
Berlin ist Ende des 19. Jahrhunderts eine wachsende Stadt. Der stetig steigende Stromverbrauch erfordert neue Lösungen. Um Strom speichern zu können, kommt 1898 ein fünfgeschossiges Speichergebäude dazu. Erst die neue Drehstromtechnik erlaubt es, Strom am Stadtrand zu erzeugen und fast verlustfrei in die Stadt zu leiten. Das Kraftwerk in der Mauerstraße wird um ein Umspannwerk ergänzt. Dieses spannt den hochgespannten Strom aus den Fernleitungen auf niedrigere Voltzahlen um. Der Architekt Hans Heinrich Müller verbindet beim Umbau des Werkes zwischen 1924 und 1928 Funktionalität und Ästhetik. Die neue zentrale Schaltwarte im Hof ist stilprägend. Sie ist rund und in der Höhe gestaffelt.
Das Mitte der 1980er-Jahre stillgelegte Gelände erlebt nach der Wende seine Wiederentdeckung. Der Ort ist unter dem Namen „E-Werk“ als Techno-Club weit über Berlins Grenzen bekannt. Nach jahrelanger Sanierung öffnet das Gelände 2006 wieder. Heute dient das ewerk zum Beispiel als Eventlocation, Wohn- und Arbeitsstätte. Eine kleine Gleichrichterstation übernimmt auch heute noch teilweise die Stromversorgung der U-Bahn.
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Am Wriezener Bahnhof
10243 Berlin-FriedrichshainBerghain (ehem. Heizkraftwerk Rüdersdorfer Straße)
Das Berghain gehört zu den beliebtesten Clubs in Berlin und ist international bekannt. Seit 2004 werden die Räumlichkeiten des ehemaligen Heizkraftwerks Rüdersdorfer Straße zum Feiern und Tanzen genutzt. Das Gebäude gehört mit seinem neoklassizistischen Zuckerbäckerstil zum Ensemble der DDR-Bauten, die Mitte der 1950er Jahre entlang der Karl-Marx-Allee entstanden. Im Inneren erinnert jedoch nur noch wenig an die einstmalige Nutzung. Moderne Architektur und Kunst ergänzen die großzügigen Räumlichkeiten.
Immer öfter steht das Berghain auch außerhalb von Clubnächten offen. Verschiedene Konzerte und teilweise auch Ausstellungen ergänzen das kulturelle Programm und machen den alten Industriebau inzwischen auch für andere Zielgruppen interessant.
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Am Borsigturm
13507 Berlin-TegelWerksanlage Borsig
Das Werksgelände von Borsig in Tegel ist heute vor allem für das Einkaufszentrum in einigen der umgebauten Industriehallen bekannt und weniger für seine Architektur und Geschichte. Allerdings entstand hier mit dem 65 Meter hohen Borsigturm 1922 das erste Hochhaus Berlins.
Der Ausbau des Werksgeländes in Tegel begann bereits 1894 nachdem das ursprüngliche Firmengelände in Mitte zu klein wurde. Damals war August Borsig mit dem, nur wenige Jahrzehnte zuvor gegründeten Familienunternehmen zum größten europäischen Produzenten von Lokomotiven aufgestiegen. Das Geschäft florierte bis zur Weltwirtschaftskrise 1929, danach kam es zu zahlreichen Fusionen und Umgestaltungen in der Firma. Die BORSIG GmbH nutzt Teile des Geländes in Tegel jedoch noch immer.
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Koenigsallee 65
14193 Berlin-GrunewaldVilla Rathenau
Die symmetrisch aufgebaute Villa Rathenau wirkt von außen erstaunlich schlicht. Das Haus in der Koenigsallee ist unter Mitwirkung seines Bauherren Walther Rathenau entstanden. Der berühmte Industrielle, Literat und Politiker entwarf das Haus 1910 gemeinsam mit Johannes Kraaz. Dieser war damals Architekt bei der Allgemeinen Elektricitäts Gesellschaft, AEG. Rathenau hingegen war in leitender Funktion bei der AEG und diversen anderen Firmen tätig. Er stieg später sogar zum Präsidenten der AEG auf und war deutscher Reichsaußenminister.
Unweit seines Hauses fiel der Polikter 1922 einem rechtsradikalen Attentat zum Opfer. Inzwischen erinnert ein Gedenkstein vor der Villa-Rathenau an sein tragisches Schicksal.
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Wilhelminenhofstraße 83
12459 Berlin-OberschöneweideKontakt
Eigentümer der Rathenau Hallen ist
Urban Banks Berlin
urbanbanksberlin.com/
dialog@basecampstudent.comIndustriekultur erleben
Rathenau-Hallen
ehem. AEG Transformatorenfabrik Oberschöneweide
Der heute als Rathenau-Hallen bekannte riesige Hallenkomplex liegt in den 1920er-Jahren im Zentrum der ehemaligen Transformatorenfabrik Oberschöneweide (TRO). Heute definieren die Rathenau-Hallen zusammen mit der Lampenfabrik Frister den Ortseingang von Oberschöneweide. An der Treskowbrücke gelegen, bildet der markante Giebel der Rathenau-Hallen den Auftakt des großen Industrieareals entlang der Wilhelminenhofstraße.
Die Industriegebäude entstehen zwischen 1898 und 1941. Anfangs siedelt sich hier die Deutsche Niles-Werkzeugmaschinen-Fabrik an, ein Maschinenbau-Unternehmen unter Beteiligung der AEG. Nach dem Ersten Weltkrieg übernimmt die AEG das Gelände vollständig. Der Konzern errichtet ab 1921 neue Gebäude und benennt den Standort in Transformatorenfabrik Oberschöneweide, kurz AEG-TRO um. Nach und nach entstehen weitere Gebäude: Produktionshallen, Werkstätten, Verwaltung sowie eine Kantine.
1951 wird das Werk als VEB Transformatorenwerk Karl Liebknecht zum Lieferant der DDR-Energiewirtschaft. 1992 übernimmt die AEG wieder einen Teil der Produktion, bis sich das Unternehmen 1996 schließlich auflöst und aus dem Handelsregister verschwindet. Ein irischer Investor kauft 2007 das Gelände, findet aber nur temporär Mieter für die großen und teilweise verfallenen Hallen.
Danach siedeln sich Kunst und Kultur an. Die großen Flächen der Rathenau-Hallen bieten Platz für Modeschauen und Video-Drehs. 2019 kauft das Unternehmen BaseCamp das Areal. Es will die Hallen denkmalgerecht sanieren und anschließend als offenen Ort für Gewerbe, Kultur und Freizeit entwickeln.
Das Museum und Besucherzentrum „Industriesalon Schöneweide“ bietet Führungen durch die Rathenau-Hallen an. Direkt daneben bietet die „Spreehalle Berlin“ einen Raum für außergewöhnliche Klang- und Theaterproduktionen. Hier beginnt außerdem der Soundwalk21, der an fünf Stationen über das Areal führt.
Die Rathenau-Hallen sind Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 2.
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Billy-Wilder-Promenade, Harry-S.-Truman-Allee, Platz des 4. Juli
14167 Berlin-LichterfeldeTelefunken-Werke
Die Telefunken-Werke in Zehlendorf entstanden ab 1937 nach den Plänen von Hans Hertlein, der für seine Industriearchitektur bekannt ist. Telefunken entwickelte und produzierte in Zehlendorf bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 vor allem Rüstungsgüter wie Elektronenröhren und Funkanlagen. Danach nutzten die Amerikaner das Gelände als US-Hauptquartier und bis 1994 als Kaserne McNair-Barracks. Die gut erhaltenen Gebäude der alten Telefunken-Werke beherbergten unter anderem eine Schule und Wohnungen.
Das Unternehmen Telefunken entstand aus einer Kooperation zwischen den Konkurrenten Siemens und AEG. Die Bündelung der Kräfte in der Erforschung neuer Kommunikationstechniken erwies sich schließlich als äußerst vorteilhaft. Telefunken war oft führend in der Herstellung neuer Produkte aus dem Bereich Funk- und Nachrichtentechnik sowohl für den militärischen als auch für den zivilen Markt.
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Schönhauser Allee 176
Christinenstr. 18/19
10119 Berlin-Prenzlauer BergKontakt
info@stiftung-pfefferwerk.org
Tel.: 030 44383 376
stiftung-pfefferwerk.org
Anfahrt
U-Bahn: U2 (Haltestelle Senefelderplatz)
Öffnungszeiten
Areal frei zugänglich | Anlieger siehe Website
Führungen
Auf Anfrage
Barrierefreiheit
eingeschränkt
ERIH-Mitglied
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Pfefferberg-Brauerei
Braukunst vor den Toren der Stadt
An der Schönhauser Allee in Prenzlauer Berg liegt der Pfefferberg. Das Plateau mit Biergarten und Terrassencafé unter Bäumen überrascht viele Besucherinnen und Besucher. Niedrige Grundstückspreise und die erhöhte Lage im Norden der Stadt bieten Mitte des 19. Jahrhunderts beste Voraussetzungen für den Bau von Brauereien mit großen Kühlkellern. So beginnt auch die industrielle Karriere des Pfefferbergs. Namensgeber für das Areal an der Schönhauser Allee ist Joseph Pfeffer. Der bayerische Braumeister ist einer der ersten, der die untergärige Brauart nach Berlin bringt und ab 1841 an dem damals noch vor den Stadtgrenzen gelegenen Ort eine eigene Brauerei errichtet. Das so gebraute Bier ist länger lagerfähig und eignet sich deshalb besonders gut für die industrielle Produktion. Bis 1921 bestimmen deshalb Hopfen, Malz und Hefe das Geschehen der Pfefferberg-Brauerei.
Nach dem Ersten Weltkrieg übernimmt die Schultheiss-Brauerei den Braubetrieb auf dem Pfefferberg, stellt ihn aber bald ein. Danach ziehen die unterschiedlichsten Betriebe in die Gebäude. Mal duftet es auch nach Schokolade, mal nach Brot. Nach dem Zweiten Weltkrieg finden Druckerei und Verlag „Neues Deutschland“ auf dem Pfefferberg ihren Platz. Zeitweilig wird auch die gleichnamige Zeitung, damals Organ des Zentralkomitees der SED, hier gedruckt. Lager-, Büro- und Werkstatträume, Poliklinik und Großküche – die vielen folgenden Nutzungen hinterlassen Spuren.
Die Wege auf dem Gelände der ehemaligen Pfefferberg-Brauerei sind heute verschlungen und die Architektur ist vielfältig. Roter und gelber Backstein wechseln sich mit modernen Fassaden ab. In dieser kreativen Umgebung arbeiten viele Künstlerinnen und Künstler. Orte wie das Aedes Architekturforum, das Museum für Architekturzeichnung oder das Pfefferberg Theater laden zum Besuch ein. Gelegenheit zum Verweilen bieten hingegen Restaurants, Hausbrauerei, Hostel, ein schattiger Biergarten. Eigentümerin des Areals ist inzwischen die Stiftung Pfefferwerk, die in Berlin Projekte für mehr Chancengerechtigkeit von Benachteiligten fördert.
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Adresse
Reichpietschufer 60
10785 Berlin-TiergartenShell-Haus
Mit sanft geschwungener Fassade und lang gezogenen Fensterbändern steht das Shell-Haus am Ufer des Landwehrkanals. Ende der 1920er Jahre gewann der Architekt Emil Fahrenkamp den Wettbewerb für das 5- bis 10-geschossige Bürogebäude. Dank einer umfassenden Sanierung vor wenigen Jahren erstrahlt das Gebäude inzwischen wieder im selben weißlichen Glanz wie damals. Dieser ist dem Travertin an der Fassade geschuldet, im Inneren besteht der Bau jedoch aus einer leichten Stahlkonstruktion.
Das Shell-Haus hat eine abwechslungsreiche Geschichte hinter sich. Die namensgebende Ölfirma Shell konnte hier nur ein paar Jahre bis zur Enteignung durch die Nationalsozialisten bleiben. Das im Krieg teilweise beschädigte Haus war später lange Zeit Hauptsitz der BEWAG. Seit 2012 ist es ein Dienstsitz des Bundesministeriums der Verteidigung.
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Adresse
Ostendstraße 1
12459 Berlin-OberschöneweideIndustriekultur erleben
Peter-Behrens-Bau
Autofabrik im Geschossbau
Viele beeindruckende Industriebauten prägen die Architektur in Oberschöneweide, doch ein Gebäude dominiert das Industrieband an der Spree: der Peter-Behrens-Bau. Mitten im Ersten Weltkrieg entwirft Peter Behrens im Auftrag der AEG dieses Gebäude für eine hochmoderne Automobilfabrik. Die Nationale Automobil Gesellschaft (NAG) stellt hier ab 1901 als Tochter der AEG Autos mit Elektro- und Verbrennungsmotoren her.
Die aufwendige Ausstattung der neuen Fabrik soll die „ungebrochene Leistungskraft der deutschen Industrie“ bekunden. Gleichzeitig will Behrens ein Symbol für die soziale Integration aller Akteure der Industriegesellschaft schaffen. Die Produktion erstreckt sich über mehrere Stockwerke. Im Mittelpunkt der Fabrik liegt ein mit Arkaden gesäumter Lichthof. Hier laufen Arbeiterinnen und Arbeiter den Direktoren der Firma über den Weg.
Im obersten Stockwerk beginnt der Karosseriebau. Über 18 Lastenaufzüge sind die Produktionsebenen verbunden, unten angekommen wird schließlich das fertige Automobil aus einem Benzintank im Keller betankt. Zunächst liefert das Werk Lkws für das deutsche Heer und bis zur Stilllegung im Jahr 1934 auch Pkws sowie Omnibusse.
Im Jahr 1936 entwickelt Telefunken am Standort die Fernsehtechnik zur Übertragung der Olympischen Spiele. Nach dem Zweiten Weltkrieg zieht das Werk für Fernsehelektronik (WF) ein, das zu DDR-Zeiten für den internationalen Markt Bildröhren für Fernsehgeräte herstellt. Noch bis 2005 produziert Samsung Fernsehtechnik im Peter-Behrens-Bau. Der Lichthof ist inzwischen eine beliebte Kulisse für Film und Fernsehen. Hier wurden beispielsweise Szenen der Serie „Babylon Berlin“ gedreht.
Heute bieten der Peter-Behrens-Bau und das große Areal zwischen Ostendstraße und Spree Potenziale für ein neues Stadtquartier. Im Mai 2019 übernimmt die DIE Deutsche Immobilien Entwicklungs AG (DIEAG) das Gelände und entwickelt das „Behrens-Ufer“. Die denkmalgeschützten Gebäude bleiben dabei erhalten. Auf dem restlichen Gelände entstehen Neubauten für Gewerbe sowie soziale und kulturelle Nutzungen.
Der Peter-Behrens-Bau ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 2.
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Ringbahnstraße 126-134
12103 Berlin-TempelhofReichspostzentralamt
Das Reichspostzentralamt ist ein monumentaler Komplex in der Ringbahnstraße. Der expressionistische Klinkerbau ist eng mit der Entstehung des Fernsehens in Deutschland verbunden. Darüber hinaus war er stets ein Ort für die Entwicklung von neuen Technologien. Postbaurat Edmund Beisel entwarf den 1930 fertiggestellten Bau gemeinsam mit Karl Pfuhl. Auf dem ursprünglich vom Militär genutzten Gelände befanden sich bereits mehrere Backsteinbauten. Also verbanden die Architekten den Neubau mittels einer Brücke mit einem ehemaligen Lagergebäude. Diese nahm danach ebenfalls Räume der Reichspost auf. Im Inneren des Reichspostzentralamts finden sich teils prachtvolle Art-Deco-Verzierungen.
Nach umfangreichen Sanierungen ziehen in den nächsten Jahren etwa 1200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landeskriminalamts Berlin in das ehemalige Reichspostzentralamt.
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Frank-Zappa-Str. 19
12681 Berlin-LichtenbergKontakt
www.orwohaus.de/
vermietung@orwohaus.de
Tel.: 030 32 533 414/190Wissenswertes
ORWOhaus
Das ORWOhaus erinnert mit seinem Namen an die industrielle Vergangenheit des siebengeschossigen Plattenbaus. Bis zur deutschen Wiedervereinigung 1989/90 produzierte hier der Filmhersteller ORWO (Akronym aus ORiginal WOlfen). Heute ist das Haus vor allem als Probe- und Spielstätte für junge und alte Bands bekannt.
Seit 1988 zogen in das damals leer stehende ORWOhaus zwischen Eisenbahnschienen und Landsberger Allee immer mehr Bands ein. Denn das Gebäude eignete sich aufgrund seiner Lage und preiswerten Räume ideal als Probestätte. 2004 wehrten sich die Nutzerinnen und Nutzer erfolgreich gegen die geplante Schließung wegen baulicher Mängel. Sie gründeten einen gemeinnützigen Verein, sanierten die Räumlichkeiten und bespielen diese heute wieder.
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Ritterstraße 9-10
10969 Berlin-KreuzbergPelikan-Haus
Georg Salomonsohn, Bankier und Besitzer der Metallwarenfabrik Hompesch & Co, ließ zwischen 1901 und 1905 das heutige Pelikan-Haus errichten. Der Architekt Kurt Berndt, der mehrere herausragende Gewerbehöfe in Berlin entwarf, konzipierte das fünfgeschossige Gebäude im neoklassizistischen Stil. Architektonische Highlights bilden die großen Fensterflächen, die klassizistische Säulengestaltung und der auffallende Bauschmuck in der fünften Etage, der überlebensgroße Atlanten darstellt.
Ansässig waren hier nicht nur die Metallwarenfabrik Hompesch, sondern auch eine Tapisseriefabrik und die Zigarettenfabrik Massary. Das Viertel im Umfeld der Ritterstraße erlangte Bekanntheit durch seine anliegenden Geschäfte und die vielen repräsentativen Bauten, in denen Handelsvertreter und Exporteure Luxusprodukte für den Handel erworben.
Ab 1933 übernahm schließlich die Firma Günther Wagner den Komplex, die unter dem Markenzeichen „pelikan“ Schreibgeräte und Tinte produzierten. Die Fassade ziert noch heute die Aufschrift „Pelikan-Haus“ und ein Relief mit Pelikan-Motiv. Seit Herbst 2014 ist hier die Brillenmanufaktur MYKITA ansässig.
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Brunsbütteler Damm 144-208
13581 Berlin-SpandauOrenstein & Koppel AG
Orenstein & Koppel wurde 1876 als Handelsunternehmen für Eisenbahnbedarf, wie Schienen und Loren, gegründet. Seit 1890 stieg das Unternehmen mit einem ersten Werk in Dortmund selbst in die Produktion ein. Neben zahlreichen Standorten in Berlin und der ganzen Welt wurde auch in Spandau um die Jahrhundertwende die Waggon- und Weichen-Bauanstalt gegründet, die später auch Bagger produzierte.
In den 1930er Jahren arbeiteten knapp 20.000 Mitarbeiter in dem weltweiten Produktions- und Vertriebsnetz. Der von der jüdischen Familie Orenstein geleitete Betrieb fiel zu Zeiten des Nationalsozialismus der Arisierung zum Opfer. Der Name blieb bei der Wiederaufnahme der Produktion nach dem zweiten Weltkrieg jedoch erhalten. Bis 2006 produzierte Orenstein & Koppel in Spandau. Die reich dekorierten Backsteingebäude am Brunsbütteler Damm nutzen inzwischen verschiedene Gewerbebetriebe.
Die Werkstatthallen von Orenstein & Koppel sind Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 1.
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Daimlerstraße 143
12277 Berlin-MarienfeldeMercedes-Benz Werk Marienfelde
Das Mercedes-Benz Werk in Marienfelde mit etwa 2.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist das inzwischen älteste noch produzierende Werk des Automobil-Konzerns. 1899 gründet sich die Motorfahrzeug- und Motorenfabrik Berlin AG (MMB). Sie übernimmt die Kleinmotorenfabrik Adof Altmann, die 20 Jahre zuvor ihre Produktion begonnen hatte . Die MMB produziert in Marienfelde Fahrzeuge nach Daimler-Lizenzen.
1902 übernimmt Daimler schließlich den Betrieb und die MMB meldet Konkurs an. In den nächsten 100 Jahren stellt die Zweigstelle in Marienfelde vor allem Motoren und einzelne Komponenten für ihre Fahrzeuge her. Durch Fusionierung entsteht 1926 die Daimler-Benz AG, später Daimler AG (1998). Ihre Tochtergesellschaft, die Mercedes-Benz AG nutzt heute noch immer das Werk in Marienfelde.
In den letzten Jahren fokussierte das Unternehmen die Entwicklung und den Bau umweltschonender Antriebstechniken. Mit dem Bau von Hybrid- und Elektromotoren spannt sich ein Bogen zum Ende des 19. Jahrhunderts, als Berlin mit dem Namen „Elektropolis“ bekannt war. Denn vor ihrer Übernahme stellte die Motorfahrzeug- und Motorenfabrik Berlin in der Fabrik ebenfalls Elektrofahrzeuge her.
Das Werk in Marienfelde widmet sich als Mercedes-Benz Digital Factory Campus der Digitalisierung der Automobilproduktion.
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Gneisenaustr. 2a
10961 Berlin-KreuzbergKontakt
www.mehringhof.de/
Tel.: 030 691 80 21MehringHof
Der Mehringhof in Berlin-Kreuzberg geriet vor allem während den 1980er Jahren immer wieder in die Schlagzeilen. Als alternatives Zentrum mit zahlreichen Mietern aus dem linken Milieu stand es bei der Polizei stets schnell in Verdacht. Dabei hatten die Mieter das ehemalige Fabrikgrundstück der Firma Berthold 1979 als GmbH rechtmäßig erworben. Neben der Schule für Erwachsenenbildung finden sich im MehringHof heute auch ein Theater, ein Café, Handwerks- und Gewerbebetriebe, sowie zahlreiche soziale und politische Initiativen.
Auch die lange und abwechslungsreiche Geschichte der 1858 gegründeten Berthold AG ist mittlerweile gut aufgearbeitet. Das einstige Weltunternehmen war bis zum Konkurs 1993 einer der größten Anbieter von Schriften.
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Rosa-Luxemburg-Straße 2
10178 Berlin-MitteWissenswertes
Grenanderhaus
Das Grenanderhaus ist nach seinem Architekten Afred Grenander benannt. Während des Ausbaus der U-Bahn entstand 1929/30 am Verkehrsknotenpunkt Alexanderplatz ein Gleichrichterwerk für die Energieversorgung der U-Bahn. Gleichzeitig plante Architekt Grenander auf demselben Grundstück ein kombiniertes Büro- und Dienstgebäude für die Berliner Verkehrs Aktiengesellschaft (BVG). Im unteren Stockwerk bot es Platz für Geschäftsräume.
Das Gebäude ist eine Stahlskelettkonstruktion mit Verblendung aus Muschelkalkplatten und Klinkern an den Brüstungen. Das im Hof gelegene Gleichrichterwerk ist als Querbau zwischen den beiden Flügeln des Büro- und Dienstgebäudes angelegt. Von der Straße aus ist es jedoch nicht sichtbar.
Mit dem Umzug der BVG-Verwaltung in die Nähe der Jannowitzbrücke 2008 findet das Haus an der Rosa-Luxemburg-Straße einen neuen Besitzer. Zu den Mietern im Grenanderhaus zählen inzwischen das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. und ein Car-Sharing Unternehmen.
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Werderscher Markt 1
10117 Berlin-MitteHaus am Werderschen Markt, Reichsbank
Das inzwischen als Haus am Werderschen Markt bekannte ehemalige Reichsbank-Gebäude westlich der Spree zählt auch heute noch zu den größten Gebäuden Berlins. Ende der 1930er Jahre errichtete die Reichsbank einen Erweiterungsbau auf der gegenüberliegenden Straßenseite ihres Stammhauses. Das Bauwerk am ehemaligen Werderschen Markt durchlebte im Laufe der Jahrzehnte verschiedenste Nutzungen. Es war unter anderem von 1945 bis 1990 Sitz des Zentralkomitees der SED. Das Haus am Werderschen Markt beherbergt seit 1999 Teile des Auswärtigen Amtes.
Die 1876 gegründete Reichsbank leitete als staatliches Finanzinstitut maßgeblich die Geldpolitik des Deutschen Kaiserreiches. Mit dem Wechsel der verschiedenen politischen Systeme in den darauffolgenden Jahrzehnten änderte sich auch der Name der Reichsbank immer wieder. Die Rolle als zentrale Notenbank blieb ihr jedoch bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs erhalten.
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Hirschberger Straße 4
10317 Berlin-LichtenbergKnorr-Bremse AG Hauptwerk
Die Knorr-Bremse AG stieg um 1900 mit der Erfindung einer neuartigen Bremsentechnologie zu einem der wichtigsten Bremsenproduzenten Deutschlands auf. Die Fabrik in Friedrichshain wuchs ab 1903 zu einem riesigen Komplex mit 160 Metern Länge an.
Mit dem Anstieg der Produktion insbesondere für die Eisenbahnindustrie, brauchte die Firma mehr Platz. Daher errichtete der Architekt Alfred Grenander 1922 auf einem Nachbargrundstück östlich der Ringbahn ein neues Hauptwerk. Dieses war durch eine Unterführung mit den Bestandsgebäuden verbunden. Das Knorr-Bremse Hauptwerk mit seinen vier markanten Türmen lief nach dem Krieg unter dem Namen VEB Bremsenwerk weiter. Nach der Wende war es kurzzeitig wieder in Besitz der Knorr-Bremse AG, heute nutzt die Deutsche Rentenversicherung es als Bürohaus.
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Neue Bahnhofstraße 9-17
10245 Berlin-FriedrichshainKnorr-Bremse AG Verwaltung
Das zwischen 1913 und 1916 erbaute repräsentative Verwaltungsgebäude der Knorr-Bremse AG in der Neuen Bahnhofstraße ist ein Projekt des Architekten Alfred Grenander. Das ältere Verwaltungs- und Produktionsgebäude von 1906 wurde schrittweise auf die Nachbargrundstücke erweitert. Das Unternehmen produzierte seit 1899 hauptsächlich Bremssysteme für Schienenfahrzeuge. In den 1920er Jahren stieg Knorr zum größten Bremsenproduzent Europas auf. 1922 baute Grenander das angrenzende Knorr-Bremse Hauptwerk. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges zählte das Unternehmen zu den drei größten Metallbetrieben Berlins. Währenddessen waren über 1000 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in der Rüstungsproduktion der Firma tätig.
Nach der Übernahme durch die Knorr-Bremse AG München wurde das Werk 1992 schließlich stillgelegt. Zeitweise zog Zalando in die Gebäude und ließ für seine Eigenmarken Kleidung designen. Inzwischen ist „das größte Modeatelier Berlins“ jedoch wieder ausgezogen.
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Französische Straße 1-7, 63-68
10117 Berlin-MitteDeutsche Bank
Die 1870 gegründete Deutsche Bank beauftragte die Architekten Hermann Ende und Wilhelm Böckmann mit der Planung ihrer eigenen Niederlassung. Dafür erwarb sie ein großes Grundstück an der Französischen Straße. In den Jahren zwischen 1871 und 1910 expandierte das Bankhaus stark. Die Um- und Erweiterungsbauten waren zum Teil mit Brücken untereinander verbunden. Um 1914 verteilte sich der Gebäudekomplex der Deutschen Bank schließlich auf drei Straßenblöcke.
Die von namhaften Bankiers und Industriellen gegründete Bank sollte von Anfang an als wichtige Stütze des deutschen Exports dienen. Sie war eng verbunden mit der Industrie und unterstützte deutsche Firmen bei der Ausführung von Projekten in der ganzen Welt. Die eigens gegründete Deutsche Überseeische Bank war vor allem im Lateinamerikageschäft ein wichtiger Geldgeber der deutschen Industrie.
Im Zweiten Weltkrieg trugen die Bankgebäude starke Schäden davon. Sanierungen und Neubauten prägten daher die 1950er Jahre. Bis 1990 befand sich in den Komplexen an der Mauerstraße das Ministerium des Inneren der DDR. Nach der Wiedervereinigung ziehen verschiedene Bundesministerien ein.
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Behrenstraße 32/33
Französische Straße 42-44
Charlottenstraße 33
10117 Berlin-MitteBerliner Handels-Gesellschaft
Schon bei der Eröffnung des Hauptsitzes der Berliner Handels-Gesellschaft im Jahr 1900 war diese ein wichtiger Partner der Industrie in Berlin. 1856 gegründet, finanzierte die Bank in den ersten Jahren vor allem den Bau von Eisenbahnen. Bankier Carl Fürstenberg übernahm 1883 die Gesellschaft und richtete sie auf die Finanzierung von Industrie aus. Er schaffte es, große Betriebe langfristig an die Bank zu binden. Zum Beispiel hatte der Vorstandsvorsitzende der AEG automatisch den Vorsitz im Verwaltungsrat der Berliner Handels-Gesellschaft inne.
1933 mussten drei der vier Geschäftsinhaber der Bank ihre Posten aufgeben. Die diskriminierende Politik der Nationalsozialisten zwang die jüdischen Bankiers dazu, das Land zu verlassen. Nach dem Zweiten Weltkrieg tätigte die Bank ihre Geschäfte hauptsächlich im neuen westdeutschen Bankenzentrum Frankfurt am Main. Das Gebäude in der Behrenstraße blieb jedoch bis heute als Bankhaus erhalten. Erst zog die Staatsbank der DDR in die eindrucksvollen Räumlichkeiten ein, die einen ganzen Block beanspruchen. 1994 übernahm dann schließlich die Kreditanstalt für Wiederaufbau das Gebäude.
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Mariendorfer Damm 1-3
12099 Berlin-TempelhofIndustriekultur erleben
Ullsteinhaus Tempelhof
Das modernste Druckhaus Europas
Das Ullsteinhaus ragt am Teltow Kanal empor. Mit seinem imposanten Turm prägt es die Gegend um den Tempelhofer Hafen. Der Ullstein-Verlag und sein Druckhaus stehen für die Höhen und Tiefen deutscher Pressegeschichte.
1877 gründet Leopold Ullstein einen Verlag. Dieser wächst schnell und gibt die Berliner Zeitung sowie die Berliner Abend- und Morgenpost heraus. Um 1900 gehört Ullstein ein ganzer Gebäudeblock im Zeitungsviertel an der Kochstraße in Berlin-Mitte. Bald erscheinen auch Bücher bei Ullstein. Später gehört sogar eine eigene Nachrichten- und Bildagentur zum Unternehmen.
Der Platz im Zeitungsviertel wird in den 1920er-Jahren knapp. Architekt Eugen Schmohl ist daher mit den Plänen für ein neues Druckhaus beauftragt. 1927 eröffnet das imposante Ullsteinhaus in Tempelhof, das nicht nur die Größe, sondern auch die Modernität des Verlags widerspiegelt. Bis 1957 ist es das höchste Hochhaus Deutschlands. Über die Stockwerke verteilen sich nicht nur Redaktionsräume mit zahllosen Schreibmaschinen, sondern auch die Druckplattenherstellung, Drucksäle und Buchbindereien. Eine Kantine mit Terrasse bietet beste Aussicht auf den Hafen.
Bereits sieben Jahre später ist die jüdische Familie Ullstein allerdings gezwungen, ihr Unternehmen zu verkaufen. 1937 verdrängt das NS-Regime den Namen Ullstein aus der Öffentlichkeit. Fortan sitzt der Deutsche Verlag im Deutschen Haus in Tempelhof. Nach dem Zweiten Weltkrieg erhalten die Ullsteins ihren Verlag zurück. 1956 erwirbt Axel Springer Anteile am Verlag und übernimmt drei Jahre später die Aktienmehrheit. Das Ullsteinhaus geht an den Stuttgarter Verleger Weitpert. Er führt es bis zu seiner Insolvenz 1985 als Druckhaus Tempelhof. Das einstige Zentrum für Presse und Medien ist inzwischen ein Geschäftshaus.
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Uferstraße 8-11
13357 Berlin-GesundbrunnenUferhallen Gesundbrunnen
In der Uferstraße entstand ab 1892 eine große Werkstatt zur Wartung von öffentlichen Verkehrsmitteln. Inzwischen ist das Gelände als Uferhallen bekannt. In den Anfangsjahren reparierte die Werkstatt vor allem die Wagen der Pferdestraßenbahnlinien. Später kamen vermehrt elektrisch betriebene Straßenbahnlinien hinzu.
Im Jahr 1929 schlossen sich diverse Betreiber von öffentlichen Verkehrsmitteln zu den Berliner Verkehrsbetrieben, kurz BVG, zusammen. Bereits drei Jahre zuvor hatte der Architekt Jean Krämer das Gelände neben der Panke komplett umgeplant. Für seine Straßenbahn-Infrastrukturbauten bekannt, errichtete er auch hier zahlreiche Neubauten. Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzt die BVG die Hallen als Omnibusbetriebshof. Die gut erhaltenen Uferhallen werden seit der Stilllegung der Hauptwerkstatt 2006 größtenteils von Kunstschaffenden als Ateliers verwendet. 2017 erwarben private Investoren das Areal. Zwei Jahre später schließen sich die ansässigen Künstler:innen zum Uferhallen e.V. zusammen, um das denkmalgeschützte Ensemble zu erhalten und auch zukünftig als Kulturstandort zu sichern.
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Adresse
Fährstraße
14469 PotsdamGlockenturm Sacrower Heilandskirche
Südlich des Potsdamer Ortsteils Sacrow entstand 1844 eine Kirche mit freistehendem Glockenturm nach italienischem Vorbild erbaut. 1897 errichteten die Physiker Adolf Slaby und Georg Graf von Arco im Glockenturm die erste deutsche Antennenanlage für drahtlose Telegraphie. Von der Station auf dem Glockenturm glückte die Übertragung zu der 1,6 km entfernten Empfängerstelle auf der Matrosenstation Kongsnæs am gegenüberliegenden Ufer des Jungfernsees. Im Herbst 1897 gelang schließlich eine Funkverbindung von Schöneberg nach Rangsdorf. Ein Jahr später überbrückte die Verbindung bereits über 60 km nach Jüterbog.
Seit 1928 erinnert ein Gedenkstein an den geglückten Versuch von 1897. Nachdem in den 1990er Jahren eine Kopie eingesetzt wurde, ist das Original inzwischen im Technikmuseum zu sehen.
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Adresse
Schönhauser Allee 36
10435 Berlin-Prenzlauer Berg
Kontakt
Tel.: 030/44 35 21 70
info@tic-berlin.de
www.kulturbrauerei.deAnfahrt
U-Bahn: U2 (Haltestelle Eberswalder Straße o. Senefelderplatz)
Tram: M1, M10, M12 (Haltestelle Eberswalder Straße)
Nachtbus: N52 (Haltestelle Eberswalder Straße)Öffnungszeiten
Gelände rund um die Uhr zugänglich
Touristeninfo:
Mo. bis So. 12:00 bis 18:00 UhrEintritt
Gelände frei zugänglich
Kultureinrichtungen siehe Website
Führungen
Kostenloses Guidesystem für mobile Endgeräte
Führungen auf Anfrage, kostenpflichtig
berlinonbike.de/alle-touren/kulturbrauerei-fuhrung/Barrierefreiheit
Eingeschränkt
ERIH-Mitglied
Industriekultur erleben
Schauplätze
Fahrradroute: Warmes Licht und kühles Bier
JuniorRoute: Sek 1
JuniorRoute: Sek 2KulturBrauerei
Kühles Bier aus tiefen Kellern
Von der U-Bahnstation Eberswalder Straße in Prenzlauer Berg strömen Nachtschwärmer in die KulturBrauerei. Schon von weitem tönen tiefe Bässe aus den verschiedenen Clubs auf dem 25.000 m² Areal. In der Nacht und auch am Tag ist die KulturBrauerei ein Ort zum Essen, Trinken und Tanzen. Das Museum zum Alltag in der DDR, ein Kino und ein Fahrradverleih runden das kulturelle Angebot ab.
1853 übernimmt Jobst Schultheiss eine bayrische Bierbrauerei und den dazugehörigen Lagerkeller in der Schönhauser Allee. Er gibt dem Unternehmen seinen Namen und wird schließlich zu einem der erfolgreichsten Bierbrauer in Berlin. Als Richard Roesicke die Brauerei 1864 übernimmt, behält er nicht nur den Braumeister, sondern auch den eingeführten Namen der Brauerei bei. Durch den Zusammenschluss mit weiteren Unternehmen entwickelt sich die Schultheiss-Brauerei schließlich zur größten Brauerei Deutschlands.
In der Schönhauser Allee schafft der renommierte Berliner Architekt Franz Schwechten ab 1878 einen modernen Produktionsstandort mit einem repräsentativen Ausschank. Sudhaus, Lagerhalle, Böttcherei – noch heute sind die früheren Nutzungen an den Gebäuden ablesbar. Der Brauereibesitzer Richard Roesicke setzt sich außerdem für gute Arbeitsbedingungen ein. Es entstehen beispielsweise Invalidenwerkstätten, Kindereinrichtungen und eine Bäderabteilung.
Im Nationalsozialismus gilt die Schultheiss-Brauerei als „Nationalsozialistischer Musterbetrieb“. Kriegsgefangene müssen Transport- und Hilfsarbeiten übernehmen. In den Tiefkellern produzieren ukrainische Zwangsarbeiterinnen für die Rüstungsproduktion der Telefunken AG. Nach Gründung der DDR geht die Bierproduktion staatlich organisiert als Volkseigener Betrieb (VEB) weiter. Das letzte Bier am Standort Schönhauser Allee wird 1967 abgefüllt. Mit dem Jugendclub Franz-Club beginnt 1970 die kulturelle Nutzung des Areals. Der ganze Brauerei-Komplex erhält 1974 Denkmalstatus. Dennoch ist das Gelände 1990 vom Verfall bedroht. Mit dem Konzept, das in den folgenden Jahren entsteht, etabliert sich eine bis heute tragfähige Mischung aus kommerzieller und kultureller Nutzung.
Der Sozialisierung der Arbeitswelt ist ein Abschnitt innerhalb der Meilensteine der Berliner Industriegeschichte gewidmet.
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Adresse
Leipziger Straße 16
10117 Berlin-MitteKontakt
Tel.: 030/20 29 40
mfk-berlin@mspt.de
www.mfk-berlin.deAnfahrt
U-Bahn: U2 (Haltestelle Mohrenstraße o. Stadtmitte), U6 (Haltestelle Stadtmitte)
Bus: M48, 265 (Haltestelle U Stadtmitte/Leipziger Straße), 200 (Haltestelle Mohrenstraße)Öffnungszeiten
Öffnungszeiten werktags:
Di. 9:00 bis 20:00 Uhr
Mi. bis Fr. 9:00 bis 17:00 Uhr
Öffnungszeiten Sa./So./Feiertag:
10:00 bis 18:00, geschl. am 24., 25. u. 31.12.Eintritt
Erwachsene 8 €, Ermäßigungen,
bis einschl. 17 Jahre freiFührungen
jeden Sonntag und mit Anmeldung
Barrierefreiheit
eingeschränkt
ERIH-Mitglied
Industriekultur erleben
Museum für Kommunikation Berlin
Von Rauchzeichen, Rohrpost und Robotern
Die Begrüßung im Museum für Kommunikation Berlin fällt überraschend aus: In der imposanten Eingangshalle heißen freundliche Roboter die Besucherinnen und Besucher willkommen. Dieses Museum ist ein Ort, an dem sich Menschen (und Roboter) begegnen, austauschen und unterhalten. Der Name des Museums ist dabei Programm. Schließlich geht es um bedeutende Fragen unserer Zeit:
- Wie hat sich der Umgang mit Zeichen, Codes und Medien im Laufe der Zeit verändert?
- Wie prägen neue Formen der Kommunikation unser privates und öffentliches Leben?
- Welche Zukunftsperspektiven gibt es für unsere Informationsgesellschaft?
Kommunikation prägt schließlich schon immer das Leben der Menschen. Beginnend beim Rauchzeichen bis hin zum heutigen Smartphone – die umfangreiche Sammlung des Museums spiegelt unsere vielfältigen Formen von Kommunikation wieder. 1872 eröffnet das Museum als erstes Postmuseum der Welt. In der Schatzkammer befinden sich besondere Raritäten und kostbarste Exponate. Dazu gehören das erste „Telephon“ von Johann Philipp Reis und die wohl berühmtesten Briefmarken: die Blaue und die Rote Mauritius.
Interaktion ist im Museum für Kommunikation Berlin ausdrücklich erwünscht. So laden beispielsweise eine funktionsfähige Rohrpostanlage und ein Green-Screen-Studio zum Ausprobieren ein.
Der Rundfunkgeschichte ist ein Meilenstein der Berliner Industriekultur gewidmet.
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Adresse
Reinbeckstraße 10
12459 Berlin-Oberschöneweide
Kontakt
Tel.: 030/53 00 70 42
info@industriesalon.de
www.industriesalon.deAnfahrt
Tram: 27, 60, 67 (Haltestelle Firlstraße),
M17, 21, 27, 37 (Haltestelle Wilhelminenhofstraße/Edisonstraße)Öffnungszeiten
Mi. bis So. 14:00 bis 18:00 Uhr
Eintritt
Spende erbeten
Stadtführungen kostenpflichtigFührungen
u.a. Fr. 14:00, So. 12:00 Uhr
und auf Anfrage.
Bitte Website beachten
(Anmeldung erbeten)Barrierefreiheit
eingeschränkt
Industriekultur erleben
Schauplätze
Fahrradroute: Wasser und Strom
JuniorRoute: Familien
JuniorRoute: Grundschule
JuniorRoute: Sek 1
JuniorRoute: Sek 2Wissenswertes
Industriesalon Schöneweide
Das Tor zur Elektropolis
Eine schnaufende Lokomotive zieht schwer beladene Güterwagen durch die Straßen. Die „Bullenbahn“ verbindet Industriestandorte in Oberschöneweide mit den Rangierbahnhöfen Niederschöneweide und Rummelsburg. Es ist laut und betriebsam Ende der 1980er Jahre in Schöneweide. Tausende Arbeiterinnen und Arbeiter strömen zum Schichtwechsel durch die Fabriktore – hier im größten innerstädtischen Industriegebiet der DDR.
Doch diese Zeiten sind längst vergangen. Über hundert Jahre industrielle Entwicklung haben Schöneweide geprägt und bis heute sichtbare Spuren hinterlassen. Die Wasserlage und die Nähe zur Eisenbahn begünstigen Ende des 19. Jahrhunderts die Ansiedlung von neuen Fabriken. Maßgeblich für die Entwicklung von Oberschöneweide wird die Allgemeine Electricitäts-Gesellschaft (AEG) unter Emil Rathenau. In rascher Folge entstehen ab 1897 neue Anlagen, wie beispielsweise das erste Drehstromkraftwerk Europas und ein hochmodernes Kabelwerk. Außerdem entstehen Versorgungseinrichtungen, Verwaltungs- und Wohnsiedlungen – aus Oberschöneweide wird eine Industriestadt mit Modellcharakter.
Krananlagen, Bahngleise, die die Straßen durchziehen und Fabrikhallen mit großen Fensterfassaden dominieren bis heute das Stadtbild. Nach dem abrupten Aus für die DDR-Großbetriebe Anfang der 1990er-Jahre stehen viele Gebäude leer. Große Teile der Industrieanlagen unterliegen mittlerweile dem Denkmalschutz – doch das rettet sie nicht in jedem Fall vor dem Abriss.
Aus einer nachbarschaftlichen Initiative heraus und mit Unterstützung lokaler Unternehmen entsteht 2009 der Industriesalon Schöneweide. Das Besucherzentrum und Museum ist inzwischen als Startpunkt für die Erkundung der „Elektropolis Berlin“ etabliert. Über Führungen und Sonderausstellungen hinaus engagiert sich der Industriesalon mit vielfältigen Veranstaltungen wie beispielsweise Podiumsgesprächen und der Organisation von Architekturwettbewerben für den Erhalt des industriellen Erbes.
Die Meilensteine der Berliner Industriegeschichte widmen sich auch der »Elektropolis Berlin« und den Themen »Repräsentieren und Produzieren in Ost-Berlin«.
Der Industriesalon Schöneweide ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 2.
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Adresse
Jägerstraße 42–44,
Oberwallstraße 4a–5
10117 Berlin-MitteGeneraltelegrafenamt
Ab 1862 wurde das Generaltelegrafenamt in der Jägerstraße in Mitte errichtet. Das erste Gebäude weltweit, das ausschließlich der Telegrafie diente. 1876 begann der Ausbau eines unterirdischen Telegrafenkabelnetzes mit Zentrum in Berlin. Sie sollte schnelle Kommunikation garantieren. Der wachsende Telegrafenverkehr und die neue Fernsprechvermittlung führten schließlich zu einem weiteren Neubau an der Oranienburger Straße. Das Gebäude in der Jägerstraße blieb vor Zerstörungen im Ersten und Zweiten Weltkrieg verschont. Deshalb kann man heute noch das ehemalige Generaltelegrafenamt mit seiner eindrucksvollen Sandsteinfassade betrachten. Skulpturen an der Fassade stellen die verschiedene Abläufe der Telegrafie und Telefonie dar.
Der zentrale Telegrafensaal im Erdgeschoss beherbergte auf einer Grundfläche von 860 m² 100 Typendruck-Telegrafenapparate. 250 Morseapparate waren im ersten Obergeschoss untergebracht. Das zweite Obergeschoss umfasste nicht nur zahlreiche Büroräume, sondern auch die Dienstwohnung des Amtsvorstehers. Noch heute dient das imposante Gebäude „fernmeldetechnischen“ Zwecken und ist inzwischen Sitz der Deutschen Telekom AG.
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Hammarskjöldplatz
14055 Berlin-CharlottenburgIndustriekultur erleben
Funkturm
Pionierort der Radiogeschichte
Der Rundfunk boomt. Der hölzerne Sendemast soll in den 1920er-Jahren durch einen Stahlturm ersetzt werden. Weil der Verband der Radioindustrie seit 1924 auf dem Messegelände seine neuesten Geräte zeigt und 1926 eine Sonderschau samt Sendebetrieb plant, wird der Turm hier errichtet. Der Funkturm ist bei seiner Fertigstellung 1926 das Highlight der damals stattfindenden 3. Deutschen Funkausstellung. Mit seiner Höhe von 147 Metern ist er ein weithin sichtbares Wahrzeichen Berlins und dient sogar Flugzeugen als Orientierungshilfe.
Die Konstruktion des Funkturms samt Restaurant und Aussichtsplattform ist vom Eiffelturm inspiriert. Die eigentliche Funktion des Turms, das Funken, übernimmt die Antenne an der Spitze. Die zwei Plattformen mit Restaurant und Aussichtspunkt führen zu einer etwas längeren Bauzeit. Der Funkturm entwickelt sich dadurch jedoch zu einem beliebten Ausflugsziel.
Ab Mitte der 1930er Jahre verliert der Turm als Funkstandort kontinuierlich an Bedeutung, während er als Wahrzeichen auch heute noch beliebt ist. 1963 löst der Sender Scholzplatz den Funkturm ab. Heute dient er nur noch dem regionalen Polizei- und Mobilfunk als Sendemast.
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Lübecker Straße 1-2
10559 Berlin-MoabitWissenswertes
Fernsprechamt 2
Um 1910 breitete sich das Telefon rasend schnell aus. Als Folge platzte das Fernsprechamt 2 in Moabit in den erst 1894 errichteten Bauten aus allen Nähten. An deren Stelle errichtete die Deutsche Reichspost nach Plänen von Louis Ratzeburg und Otto Spalding einen 1912 fertiggestellten Neubau. Der durch hohe Fenster und Dachgauben besonders gut belichtete Vermittlungssaal lag im Obergeschoss. Das Erdgeschoss beherbergte hingegen den Bereich der Paketpost. Dazwischen lagen Verwaltung und Fernsprechtechnik.
1934 wurde das Fernsprechamt 2 umgebaut, um die bisherige Handvermittlungsstelle in ein Selbstanschlussamt umzuwandeln. In dem inzwischen leer stehenden Vermittlungssaal entstand 1936 eine öffentliche „Fernseh-Großbildstelle”, die bis zu 230 Zuschauerinnen und Zuschauern die Verfolgung der Olympischen Spiele ermöglichte. Eine frühe Form des heute beliebten Public Viewings.
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Adresse
Karl-Liebknecht-Straße / Gontardstraße
10178 Berlin-MitteFernsehturm Alexanderplatz
Die bis 1952 zurückreichenden Planungen für einen Fernsehturm in Ostberlin fanden erst ab 1965 ihre Umsetzung, nachdem der Standort westlich des Alexanderplatzes festlag. Als Basis entstand ein 250 m hoher Stahlbetonschaft in Form einer sich verjüngenden Röhre. Darauf setzte man den aus 120 Edelstahlsegmenten geformten, kugelförmigen Turmkopf auf. Über diesem ragt der 118 m hohe stählerne Antennenmast auf. Außer den Technikräumen befinden sich im Turmkopf auch ein Café und eine Aussichtsplattform. Mit 368 m Höhe ist der Fernsehturm das höchste Bauwerk Deutschlands.
Ende der 1990er Jahre finden umfangreiche Sanierungen an den Antennen und deren Tragwerk statt. Seitdem trägt der Antennenmast Abstrahleinrichtungen für den UKW-Rundfunk sowie für Digitalrundfunk und Digitalfernsehen.
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Winterfeldtstraße 19–23
10781 Berlin-SchönebergFernamt Berlin
Das Fernamt Berlin ist ein Zeugnis der Geschichte des Telefonierens. Die Berliner:innen möchten in den 1920-Jahren mehr und mehr auch überregional telefonieren. Das wirkt sich auf die Kapazitäten des Berliner Fernsprechverkehr aus. Die Selbstwähltechnik setzt sich zwar allmählich durch, doch das gelingt zunächst nur im lokalen Rahmen – für den Fernverkehr bleibt das „Fräulein vom Amt” unerlässlich.
Zur Bewältigung des Gesprächsaufkommens lässt die Deutsche Reichspost in den 1920er-Jahren in der Winterfeldstraße in Berlin-Schöneberg einen gewaltigen Neubau errichten. Die damals größte Fernsprecheinrichtung Europas bietet Platz für bis zu 8.000 Beschäftigte. Der siebengeschossige Stahlskelettbau ist mit roten Klinkern verkleidet. Die Fassade weist expressionistische Stilelemente auf. Über dem mittig hervorgehobenen Treppenhaus des Fernmeldeamts prangt die Plastik des Reichsadlers.
Nachdem die Fernvermittlungsstelle in den 1980er Jahren in einen Neubau umgezogen war, erhält das ehemalige Fernamt eine neue Bestimmung. Heute sind hier Büros und Seminarräume der Deutschen Telekom AG sowie das Gründerzentrum “hubraum”.
Mehr zu Medien und Kommunikation erzählen wir in unseren Meilensteinen der Berliner Industriegeschichte.
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Adresse
Schönhauser Allee 123
10437 Berlin-Prenzlauer BergKontakt
www.colosseumberlin.com/
leon@colosseumberlin.com
Tel.: 030 921095624Colosseum
Das berühmte Kolosseum in Rom ist nicht zu verwechseln mit dem Berliner Kino Colosseum. 1924 eröffnet das Colosseum als Kino mit 1200 Plätzen. Zuvor war das Gebäude eine Wagenhalle der Pferde-Eisenbahn und bis 1918 ein Omnibusdepot. Das neue Kino bot neben Filmen auch Vorstellungen mit orchestraler Begleitung an. Während des Zweiten Weltkrieges dienten die Räumlichkeiten als Lazarett. Vorübergehend beherbergte das Bauwerk das Metropol-Theater und fungierte bis 1963 als Premierenkino der DDR.
Seit 1992 gehörte das denkmalgeschützte Filmtheater zur Sputnik-Gruppe und später zur UCI Gruppe. Während der COVID-19-Pandemie schloss das Kino im März 2020. Seither kämpfte die Initiative „Rettet das Colosseum e.V.“ für den Erhalt des Kinos. 2023 öffnete das Colosseum mit einem neuen Betreiber wieder seine Türen für Kino-Besuchende.
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Adresse
Märkisches Ufer
10179 Berlin-MitteAnfahrt
U-Bahn: U2 (Haltestelle Märkisches Museum)
S-Bahn: S3, S5, S7, S9 (Haltestelle Jannowitzbrücke)Öffnungszeiten
während der Umbauarbeiten 2023/24 nach Absprache
Eintritt
Eintritt frei, Spenden willkommen
Führungen
Nach Vereinbarung
Barrierefreiheit
Nein
ERIH-Mitglied
ja
Industriekultur erleben
Schauplätze
Fahrradroute: Warmes Licht und kühles Bier
JuniorRoute: Grundschule
JuniorRoute: Sek 1Historischer Hafen Berlin
Berlin ist aus dem Kahn gebaut
Während eines Spaziergangs entlang der Fischerinsel in Berlin-Mitte stoßen Flaneure auf ein maritimes Kleinod. Zwischen der Mühlendammschleuse und dem Märkischen Museum befindet sich der Historische Hafen Berlin. Alte Dampfschlepper, historische Maßkähne und typische Fahrgastschiffe des 20. Jahrhunderts liegen hier vor Anker.
Bereits im Mittelalter gibt es im historischen Zentrum Berlins erste Anlegestellen für den Warenverkehr. 1298 beurkundet der brandenburgische Landesherr Markgraf Otto V. schließlich die Erhebung eines Berliner Zolls, den Schifffahrtsverkehr und den Hafenbetrieb. Auch in den darauf folgenden Jahrhunderten bleiben die Wasserstraßen die wichtigsten Verkehrswege für den Waren- und Gütertransport. Mit Dampfschleppern und Maßkähnen kommen Anfang des 20. Jahrhunderts auch die so dringend benötigten Ziegel für den Wohnungsbau aus Brandenburg nach Berlin. Kohle aus der Lausitz und aus Schlesien sorgt für Wärme und Strom.
„Willkommen an Bord“ heißt es mittlerweile für alle Besucherinnen und Besucher des Berliner Maßkahns „Renate Angelika“. Die Kajüten unter Deck geben einen Eindruck vom Leben auf dem Kahn, dazu informiert eine Ausstellung über die Hafengeschichte und die Bedeutung der Schifffahrt für die Stadtentwicklung. Die „Hafenbar“ lädt darüber hinaus im Sommer zum kulinarischen Verweilen auf dem Kahn ein. Mit großem ehrenamtlichen Einsatz erhält die Berlin Brandenburgische Schifffahrtsgesellschaft e.V. die historischen Binnenschiffe in einem fahrtüchtigen Zustand.
Jahreshighlight im Historischen Hafen Berlin ist das An- und Abdampfen zu Saisonbeginn und -ende. Auf historischen Dampfschiffen geht es dabei von Berlin-Mitte bis vor die Tore Köpenicks und zurück.
Mehr Informationen zu Berlins Wasserwegen finden Sie in den Meilensteinen der Berliner Industriegeschichte.
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Adresse
Herzbergstraße 79
10365 Berlin-Lichtenberg
Kontakt
Tel.: 030/54 72 24 24
kontakt@museumkesselhaus.de
www.museumkesselhaus.deAnfahrt
Tram: M8, 37 (Haltestelle Evangelisches Krankenhaus KEH),
Tram: 21 (Haltestelle Herzbergstraße/Siegfriedstraße)
Bus: 256 (Haltestelle Herzbergstraße/Siegfriedstraße)Öffnungszeiten
Dienstag: 14:00 bis 18:00 Uhr
Donnerstag: 14:00 bis 18:00 Uhr
An Feiertagen geschlossenEintritt
Erwachsene 2 €
ErmäßigungenFührungen
Nach Vereinbarung
Barrierefreiheit
Eingeschränkt
ERIH-Mitglied
Industriekultur erleben
Museum Kesselhaus Herzberge
Technik im Grünen
Zwischen Gewerbegebieten, Plattenbauten und großen Verkehrsadern liegt im Bezirk Lichtenberg der Landschaftspark Herzberge, eine grüne Oase in der Großstadt. Ein Bau aus rotem und gelbem Backstein beherbergt das Evangelische Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge. Das dazugehörende historische Kesselhaus befindet sich am Rande des Parks und beherbergt heute das Museums Kesselhaus Herzberge.
Der rasante Bevölkerungsanstieg in Berlin sowie neue medizinische Erkenntnisse führen Ende des 19. Jahrhunderts zu einem regelrechten Krankenhaus-Boom in Berlin. Deswegen lässt der Stadtbaudirektor Hermann Blankenstein auch außerhalb des damaligen Stadtgebietes Krankenhäuser errichten. Das grüne Umfeld soll zur Genesung beitragen. In der Gemeinde Lichtenberg entsteht 1893 deshalb die zweite Städtische Irrenanstalt Berlins. Ein eigenes Kesselhaus sichert die Versorgung der Gebäude mit Wärme und elektrischem Strom für die Beleuchtung. Ab 1920 ist Lichtenberg Teil der neuen Stadt- und Einheitsgemeinde Groß-Berlin. Deswegen liefern fortan die Städtischen Elektrizitätswerke Berlin den Strom. Um die Wärmeversorgung kümmern sich weiter die Heizer im Kesselhaus, bis 1986 und als Reserve sogar bis 1991.
Mittlerweile ist das Kesselhaus denkmalgeschützt. Ein Förderverein kümmert sich maßgeblich um den Erhalt des Ortes und hat das Kesselhaus zu einem etablierten Ort für Kulturveranstaltungen entwickelt. Das kleine Museum stellt die Krankenhausgeschichte und den Architekten Hermann Blankenstein vor. Highlight der Technikausstellung sind die aufwendig restaurierten Heizkessel aus drei Generationen (1892, 1938, 1960). Zudem etablieren jüngere Vereinsmitglieder den atmosphärischen Ort im Spannungsfeld zwischen Erhalten & Gestalten als Plattform für zeitgenössische Kultur. Zwischen den stimmungsvoll beleuchteten Heizkesseln finden Konzerte, Performances und Ausstellungen statt.
Die Meilensteine der Industriegeschichte Berlins thematisieren im Kapitel »Elektropolis Berlin« den Einzug der Elektrizität, z.B. in die Versorgung mit elektrischem Licht.
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Adresse
Teufelsseechaussee 22
14193 Berlin-Grunewald
Kontakt
Tel.: 030/3 00 00 50
info@oekowerk.de
www.oekowerk.deAnfahrt
S-Bahn: S3, S9 (Haltestelle Heerstraße), S7 (Haltestelle Grunewald).
Bus: M19, 186, 349 (Haltestelle Grunewald).
Achtung: von dort je 20 Minuten FußwegÖffnungszeiten
Sommer:
Mi. bis Fr.: 10.00 bis 18.00 Uhr
Sa., So., Feiertag: 12:00 bis 18:00 Uhr
Winter:
Mi. bis Fr.: 10.00 bis 16.00 Uhr
Sa., So., Feiertag: 11:00 bis 16:00 UhrEintritt
Gelände frei zugänglich
Führungen
Zum Wasserwerk und weiteren Themen, Termine siehe Website und nach Vereinbarung
Barrierefreiheit
Eingeschränkt
Industriekultur erleben
Schauplätze
Fahrradroute: Natur und Infrastruktur
JuniorRoute: Grundschule
JuniorRoute: Sek 1
JuniorRoute: Sek 2Naturschutzzentrum Ökowerk
Ein Wasserwerk im Grunewald
Mitten im Grunewald liegt das älteste erhaltene Wasserwerk Berlins. Das idyllisch am Teufelssee gelegene Industriedenkmal ist heute das Zuhause des Naturschutzzentrum Ökowerk. Die Bedeutung von sauberem Wasser ist ein zentrales Thema der vielfältigen Bildungsangebote.
Mitte des 19. Jahrhunderts ist die westlich von Berlin gelegene und finanzstärkste Stadt Charlottenburg Sommerresidenz des Königs von Preußen und zudem Ausflugsziel für viele Berlinerinnen und Berliner. Mehr und mehr wohlhabende Bürger lassen ihre Villen hier errichten, wozu 1866 Johannes Werckmeister, Johannes Quistorp und Martin Gropius die Baugesellschaft Westend & Co AG gründen. Der Anschluss an eine zentrale Wasserversorgung ist ein wichtiges Verkaufsargument. Werkmeister beginnt mit der Planung und dem Bau eines Wasserwerkes am Teufelssee. Doch 1868 geht die Baugesellschaft in die Insolvenz. Quistorp steigt aus und sein Bruder Heinrich übernimmt als Großinvestor das Management der neuen Westend-Gesellschaft Quistorp & Co. Fertiggestellt wird das Wasserwerk 1872. Im Laufe der Zeit werden von hier aus weitere Haushalte außerhalb Berlins bis nach Rixdorf mit Wasser versorgt.
1920 wird Charlottenburg Teil der neu gegründeten Stadtgemeinde Groß-Berlin. Das Wasserwerk am Teufelssee wird deshalb fortan durch die neu gegründete Berliner Städtischen Wasserwerke AG verwaltet. Rund 100 Jahren ist es in Betrieb. Dann genügt es den hygienischen und technischen Ansprüchen nicht mehr. 1969 droht schließlich der Abriss, den öffentlicher Protest verhindert. Naturschutzvereine und Einzelpersonen schließen sich Anfang der 1980er-Jahre zusammen und gründen den Verein Naturschutzzentrum Ökowerk Berlin. , Der anerkannte Naturschutzverband ist seitdem hier im Bereich Umweltbildung aktiv. Das Gebäudeensemble wurde restauriert und enthält noch heute wesentliche Teile der historischen Technik.
Zwischen Teufelssee, Streuobstwiesen und Erlebnisgärten bietet das Ökowerk ein vielfältiges Programm. Geheimnisvolle Orte wie den unterirdischen Reinwasserspeicher erleben Besucherinnen und Besucher bei einer Führung. Eine GPS-Rallye lädt kleine Gruppen dazu ein, dass Gelände auf eigene Faust zu erkunden.
Der Wasserversorgung Berlins ist ein Meilenstein der Berliner Industriegeschichte gewidmet.
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Adresse
Müggelseedamm 307
12587 Berlin-Friedrichshagen
Kontakt
Tel.: 030/86 44 63 93
fuehrungen@bwb.de
www.bwb.de/fuehrungenAnfahrt
Tram: 60 (Haltestelle Altes Wasserwerk)
Führungen
dienstags 9 Uhr, freitags 13 Uhr sowie jeden ersten Samstag im Monat 10 Uhr
Industriekultur erleben
Altes Wasserwerk Friedrichshagen
Sauberes Wasser für die Stadt
Ende des 19. Jahrhunderts hat Berlin ein Wasserproblem. Wegen der zunehmenden Industrialisierung verschmutzt die Spree immer mehr. Auch aus den Rinnsteinen fließt das Abwasser ungereinigt in den Fluss ab. Im Wasserwerk am Stralauer Tor wird mit modernen Sandfilteranlagen Spreewasser aufbereitet. Doch die bestehenden Wasserwerke am Stralauer Tor und am Tegeler See können den Trinkwasserbedarf nicht mehr decken.
Der Müggelsee liegt weit genug vor der Stadt und bietet sauberes Wasser. Im Luftkurort Friedrichshagen entsteht deshalb ab 1889 eine gigantische Baustelle für ein hochmodernes Wasserwerk zur Trinkwasserversorgung Berlins. Es umfasst vier Schöpfanlagen mit je drei dampfbetriebenen Kolbenpumpen sowie drei Dampfkesseln. Hinzu kommen außerdem Filteranlagen, Reinwasserbehälter, Werkstätten und Wohnhäuser. Fördermaschinen pumpen das hier aufbereitete Wasser in die Stadt. Über ein System aus Pumpstationen und Wassertürmen gelangt das Wasser auch in höher gelegene Stadtviertel wie das Gebiet vor dem Prenzlauer Tor – dem heutigen Stadtbezirk Prenzlauer Berg.
Ungewöhnlich für ein solches Großprojekt: Ein Teil der Anlage geht im Sommer 1893 vorzeitig in Betrieb. Die Eröffnung des modernsten Wasserwerks in Europa ist ein Großereignis. Unter den 500 geladenen Gästen sind neben Stadträten und Staatsministern auch die Berliner Pioniere der Stadthygiene Rudolf Virchow, Robert Koch und James Hobrecht. Der Ingenieur und erste Direktor der Anlage Henry Gill jedoch stirbt kurz vor der Eröffnung. Er hat die Planung und Umsetzung der modernen Berliner Wasserversorgung maßgeblich gestaltet.
Mit der Zeit lösen moderne Grundwasserwerke das historische Wasserwerk ab, schrittweise entsteht so eine neue Anlage. Die letzte Dampfmaschine arbeitet bis 1979. Seit 1987 wird die historische Anlage museal genutzt. Die Berliner Wasserbetriebe bieten mehrmals wöchentlich kostenlose Führungen an. Im Schaubetrieb zeigt die Dampfmaschine, welche enormen Kräfte zur Trinkwassergewinnung nötig waren.
Der Wasserversorgung Berlins ist ein Meilenstein der Berliner Industriegeschichte gewidmet. Das Wasserwerk Friedrichshagen ist außerdem Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 2.
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Adresse
Nalepastraße 18-50
12459 Berlin-OberschöneweideKontakt
www.funkhaus-berlin.net/
info@funkhaus-berlin.net
Tel.: 030 1208 5416Industriekultur erleben
Funkhaus Nalepastraße
Zentrum für Musik und Kunst
Als im Dezember 1951 das neue Funkhaus der DDR die erste Sendung ausstrahlt, gelten die Radioprogramme im Osten wie im Westen als wichtige Instrumente im Wettstreit der politischen Systeme. Mitten im Kalten Krieg ist 1951 das Verhältnis der beiden Berliner Stadthälften nicht zuletzt durch die Berlin-Blockade und die Gründungen der BRD und der DDR merklich angespannt. Bis dahin sendet die Sowjetische Besatzungszone ihre Programme aus dem im britischen Sektor gelegenen Haus des Rundfunks. Die Sowjetarmee besetzt im Mai 1945 das Sendezentrum in West-Berlin und gibt es erst 1952 wieder frei.
Die Planung für das neue Funkhaus im Osten der Stadt an der Nalepastraße übernimmt Architekt Franz Ehrlich. Der Bauhausschüler entwickelt ab 1951 in Zusammenarbeit mit dem Toningenieur Gerhard Probst das neue Rundfunkzentrum der DDR. Auf dem Grundstück stehen bereits Bauten einer Holzverarbeitungs- und Furnierfabrik der 1930er-Jahre. Statt sie abzureißen, integriert Architekt Ehrlich sie in den ersten Komplex des Sendehauses. Bis 1956 entstehen modern-funktionale Neubauten, die eindrucksvoll die Aufbruchsstimmung der Nachkriegszeit widerspiegeln.Bis in die 1980er-Jahre entwickelt sich eine „Funkstadt“ mit Werkstätten, Geschäften und Freizeiteinrichtungen für mehrere Tausend Beschäftigte. 1991 endet mit der Einstellung des staatlichen Rundfunks der DDR auch der Sendebetrieb in der Nalepastraße – nach fast vierzig Jahren Tag- und Nachtbetrieb.
Das Areal wird anschließend in mehrere Stücke geteilt, die inzwischen unterschiedliche Eigentümer haben. Im Funkhaus Nalepastraße lebt inzwischen ein vielfältiger Mix aus Kunst, Kultur und Eventlocation. Perspektivisch soll sich das Areal durch Neubauten verschiedener Investoren wie das Projekt „Nalepaland“ zum Kreativquartier entwickeln.
Die Aufnahmeräume sind wegen ihrer ausgezeichneten Tonqualität, dem sogenannten „Nalepa-Sound“, nach wie vor hochgeschätzt. Noch heute werden die Anlagen für Studioaufnahmen und Konzerte genutzt. Im Funkhaus spielten unter anderem das Filmorchester Babelsberg, Rammstein, Depeche Mode oder Paul Kalkbrenner.
Das Funkhaus Nalepastraße ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 2.
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Adresse
Masurenallee 8-14
14057 Berlin-Charlottenburg
Kontakt
Tel.: 030/9 79 93-1 24 97
besucherservice@rbb-online.de
www.rbb-online.de/besucherserviceAnfahrt
U-Bahn: U2 (Haltestelle Theodor-Heuss-Platz)
S-Bahn: S41, S42
(Haltestelle Messe Nord/ICC)
Bus: M49 (Haltestelle Haus des Rundfunks)Öffnungszeiten
Nur im Rahmen einer Führung zugänglich
Eintritt
Führung kostenfrei
Führungen
Termine virtuell und vor Ort siehe Website, telefonische Anmeldung notwendig
Barrierefreiheit
Ja, mit Anmeldung
Industriekultur erleben
Haus des Rundfunks des rbb
Vollkommener Klang in moderner Architektur
Mattbrauner Klinker außen, vollkommener Klang im Inneren. Das Haus des Rundfunks des rbb in Berlin-Charlottenburg gehört zu Europas ältesten Rundfunkhäusern. Architekt Hans Poelzig plant 1929/30 erstmals ein Gebäude, das speziell auf die Bedürfnisse des neuen Mediums Rundfunk zugeschnitten ist. Der ungewöhnliche dreieckige Grundriss sorgt für eine optimale Schallisolierung in den Sendesälen. Diese befinden sich im Inneren des Hofes und somit weit entfernt vom Lärm der Straße.
Das NS-Regime erkennt schnell die Möglichkeiten des Rundfunks. Das Programm: Musik, Anleitungen zum Sport und nationalsozialistische Propaganda. Der „Reichssender Berlin“ sendet bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs aus dem Haus in Charlottenburg. Ab Mai 1945 kontrollieren die sowjetischen Alliierten das Haus des Rundfunks, das jedoch im britischen Sektor liegt. Nach und nach berauben sie das Haus seiner technischen Anlagen und statten damit das neue Funkhaus an der Nalepastraße im sowjetischen Sektor aus. Die Briten finden 1952 schließlich ein weitgehend leeres Gebäude vor. Nach aufwändiger Sanierung und technischer Neuausstattung sendet ab 1957 der „Frontstadtsender“ Sender Freies Berlin (SFB) aus der Masurenallee.
Seit 2003 produziert der Rundfunk Berlin Brandenburg (rbb) nicht nur Radio, sondern auch Fernsehen vor Ort. Künftig soll das denkmalgeschützte Haus des Rundfunks mit dem Fernsehzentrum und einem neuen Medienhaus Teil eines Digitalen Campus sein. Führungen sind nach Anmeldung möglich.
Der Geschichte des Rundfunks ist ein Meilenstein der Berliner Industriegeschichte gewidmet.
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Adresse
Wegelystr. 1
10623 Berlin-CharlottenburgKontakt
Tel.: 030/3 90 09-472
mitmachen@kpm-berlin.com
www.kpm-berlin.com/manufakturAnfahrt
S-Bahn: S3, S5, S7, S9 (Haltestelle Tiergarten)
Öffnungszeiten
Mo.-Sa. 10:00 bis 18:00 Uhr
Eintritt
Audiotour kostenfrei
Führungen
Öffentlich Sa. 15:00 Uhr, 14 €, ermäßigt 9 €,
exklusiv für Gruppen mit Voranmeldung,
Workshops mit VoranmeldungBarrierefreiheit
Ja
ERIH-Mitglied
Industriekultur erleben
Schauplätze
Fahrradroute: Innovation und Eleganz
JuniorRoute: Familien
JuniorRoute: Sek 2Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin (KPM Berlin)
„Weißes Gold“ aus Berlin
Klares Weiß, zarte Formen und feine Malerei – jedes Stück ein Unikat. Seit über 300 Jahren ist die Faszination für Porzellan in Europa ungebrochen. Als König Friedrich II von Preußen 1763 eine Porzellan-Manufaktur übernimmt, benennt er das zuvor durch den Woll-Händler Wilhelm Caspar Wegely betriebene Unternehmen um. Fortan produziert die Königliche Porzellan-Manufaktur KPM das „weiße Gold“, wie Porzellan damals auch genannt wird, nach für diese Zeit fortschrittlichen Prinzipien. Die Manufaktur gilt Ende des 18. Jahrhunderts als Musterbetrieb der Frühindustrialisierung. Es gibt keine Kinderarbeit, stattdessen geregelte Arbeitszeiten, Renten und eine Betriebskrankenkasse.
1871 bezieht die Berliner Porzellan-Manufaktur einen neuen Standort am Rande des Tiergartens, nahe der Spree. Nun ist der Transport von Rohstoffen und gefertigten Produkten mit dem Schiff möglich. Berühmte Künstler wie beispielsweise Karl Friedrich Schinkel und Johann Gottfried Schadow entwerfen Tafelservice, Vasen und Skulpturen für die Manufaktur. Die Eröffnung der manufaktureigenen Chemisch-Technischen Versuchsanstalt im Jahr 1878 bringt die Entwicklung neuer Fertigungstechniken und Innovationen weiter voran. Hier leistet die Manufaktur Pionierarbeit für die keramische Industrie.
Bis zum Ende der Monarchie 1918 ist die Manufaktur in königlichem Besitz, die kobaltblaue Zeptermarke und das Signet „KPM“ für die Königliche Porzellan-Manufaktur bleiben auch danach erhalten. Inspiriert von Werkbund und Bauhaus, entwickelt die KPM Ende der 1920er-Jahre eine klare Formensprache. Im Jahr 1943 zerstören Bombenangriffe das Manufaktur-Gebäude, dabei gehen wertvolle Gussformen und Maschinen für immer verloren.
Inzwischen ist die Königliche Porzellan-Manufaktur (KPM Berlin) in Privatbesitz und produziert am historischen Standort bis heute Porzellan fast ausschließlich von Hand. Damit ist sie der älteste bis heute produzierende Handwerksbetrieb Berlins. Nach den Zerstörungen des Krieges werden die Gebäude unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten wiederaufgebaut. Die historischen Gebäude und die zentrale Ringkammerofenhalle sind heute Teil der Ausstellung KPM WELT. Sie beherbergen außerdem den KPM Flagshipstore. Besucherinnen und Besucher entdecken Designs aus 250 Jahren und können Teile des Fertigungs- und Malereiprozesses live erleben. Angeleitete Workshops machen aus Erwachsenen und Kindern echte Manufakturistinnen und Manufakturisten von Morgen.
Der Königliche Porzellan-Manufaktur ist ein Highlight der Fahrradroute »Innovation und Eleganz«. Die Meilensteine der Berliner Industriegeschichte informieren zu Berlins Wasserwegen und zur Frühindustrialisierung in Berlin. Das KPM Quartier ist außerdem Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 3.
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Adresse
Wilhelminenhofstraße 75A
12459 Berlin-OberschöneweideKontakt
www.htw-berlin.de/
Raumvermietung Tel.: 030-5019-2200Industriekultur erleben
Kabelwerk Oberspree KWO
Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW Berlin)
Als die Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft (AEG) 1896 mit dem Bau ihrer ersten Kabelfabrik in Oberschöneweide beginnt, muss sie sich gegen die etablierten Branchenführer Siemens & Halske und Felten & Guillaume behaupten. Hundert Jahre später ist das Werk noch immer in Betrieb und macht, was es am besten kann: Es produziert Kabel und Wissen. Seit 2009 teilt sich das aktive Kabelwerk (Berliner Glasfaserkabel GmbH) den historischen Standort mit dem Campus Wilhelminenhof der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW Berlin). Der Standort ist damals wie heute gut gelegen. Während heute Studierende die Mittagspause an der Spree genießen, ist die Wasserstraße Ende des 19. Jahrhunderts eine günstige Verkehrsanbindung.
Das benachbarte Kraftwerk Oberspree lieferte den benötigten Strom. Denn statt Dampfmaschinen treiben Elektromotoren die Produktion an. Ebenfalls hochmodern sind die flexiblen Räume. Sie erlauben Anpassungen an den sich ändernden Markt. Die Spanne der produzierten Güter zeugt von dieser Flexibilität und erzählt zugleich deutsche Geschichte. Um 1900 werden Kabel, Automobile und Lastkraftwagen hergestellt. Im Ersten und Zweiten Weltkrieg produzieren Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter technische Ausrüstung und Munition. Nach 1945 fertigt das Werk Wachskerzen, eiserne Öfen und Haushaltsgegenstände. Zu DDR-Zeiten nimmt der VEB Kabelwerk Oberspree (KWO) die Kabelproduktion für den internationalen Markt im großen Stil wieder auf.
Die Produktion von klassischen Kabeln und Glasfaserkabeln findet bis heute im historischen Kern des riesigen Geländes statt. Den größten Teil des Areals nimmt jedoch die HTW Berlin ein. Darüber hinaus ist das ehemalige Kabelwerk Oberspree 2011 Gründungsort des Berliner Zentrum Industriekultur (bzi), das von hier aus in Kooperation mit dem Deutschen Technikmuseum agiert.
Das Kabelwerk Oberspree ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 2.
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Adresse
Warschauer Straße 34-44
10243 Berlin-FriedrichshainIndustriepalast
Der Industriepalast erstreckt sich mit seinen fünf Gebäuden gegenüber der U-Bahn-Haltestelle Warschauer Straße. Die einzelnen Stockwerke der Etagenfabrik vermietete der Bauherr vor allem an kleinere und mittlere Gewerbebetriebe. Das großzügige Ensemble von 1906/07 entstammt Plänen des Architekten Emil Schaudt, der auch das Kaufhaus des Westens (KaDeWe) am Wittenbergplatz entwarf.
Durch Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg und den anschließenden Umbau des Eckgebäudes ist die repräsentative Außengestaltung des früheren Industriekomplexes inzwischen nur noch an zwei Häusern sichtbar. Trotz der monumentalen, mit Muschelkalk und Rusticablöcken verzierten Fassaden erfüllte die Architektur alle praktischen Anforderungen der Industrie. So gab es unter anderem Krananlagen, weiträumige Kellerzonen und unterirdische Gleise.
Bereits seit 2010 beherbergt das Haus Nr. 43/44 das Industriepalast Hostel, das die Geschichte des Komplexes mit einem attraktiven Nutzungskonzept vereint.
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Adresse
Westhafenstraße 1-3;
Beusselstraße 44k
13353 Berlin-MoabitKontakt
www.behala.de/
info@behala.de
Tel.: 030 39095-0Industriekultur erleben
Westhafen
Ausgeklügelte Hafenstadt
Für eine aufstrebende Industriestadt wie Berlin um 1900 ist ein technisch ausgeklügelter Binnenhafen von zentraler Bedeutung. 1923 eröffnet daher der Westhafen, der über Kanäle mit Spree und Havel verbunden ist.
Im Jahr 1895 fordert die Berliner Kaufmannschaft den Magistrat auf, im Osten und Westen zwei große Häfen zu bauen, da die alten Häfen am Landwehrkanal und am Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal den steigenden Warentransport nicht mehr bewältigen können. Der Osthafen in Stralau an der Oberspree eröffnet bereits 1913, der Westhafen erst 10 Jahre später. Denn hier muss zuerst das Evangelische Johannesstift umsiedeln, das in Spandau ein neues Zuhause findet.
Wie eine eigenständige Hafenstadt angelegt, gruppieren sich um das mittlere von ursprünglich drei Hafenbecken: Verwaltungsgebäude, Lagerhallen, Getreidespeicher, Kräne zum Be- und Entladen der Schiffe, Casino mit Speisehalle, Waschhaus und einst sogar eine Binnenschifferkirche.
Der Zollspeicher liegt dagegen abseits an einem gut kontrollierbaren Standort, da die dort gelagerten Importwaren so lange unverzollt bleiben, bis sie einen Käufer finden. Der Turm des Verwaltungsgebäudes gilt als Wahrzeichen des Westhafens und ist für ankommende Schiffe eine Art Leuchtturm.
Die eigens gegründete BEHALA (Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft) betreibt bis heute den denkmalgeschützten Hafen. In den 2000er-Jahren wird ein Becken zugeschüttet. Der Hafen erhält ein Container-Terminal, eine Roll-on-roll-off-Anlage und eine Anlegestelle für Binnen-Kreuzfahrtschiffe.
Einige Gebäude nutzt heute die Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz. In anderen befinden sich Möbellager und Werkstätten. Eine derartige Umnutzung hat eine gewisse Tradition. Bereits 1926 mietet der Automobilhersteller Ford eine Lagerhalle, in der bis zu 300 Arbeitskräfte Fahrzeuge des Ford Model T, genannt „Tin Lizzy“ montieren.
Heute ist der Westhafen zusammen mit dem Hafen in Spandau und dem Hafen Neukölln ein innerstädtisches Güterverkehrszentrum für innovative Logistik-Konzepte. Der Westhafen ist Berlins größter Warenumschlagplatz.
Der Westhafen ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 3.
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Adresse
Luckenwalder Straße 6
10963 Berlin–KreuzbergUmformerwerk Gleisdreieck
Für den Strom der elektrischen U-Bahnen sorgte von 1902 bis 1927 zunächst ein Gleichstromkraftwerk in der Trebbiner Straße. Mit Ausbau des U-Bahnnetzes wuchs jedoch auch die benötigte Stromversorgung. Große Kraftwerke außerhalb Berlins produzierten günstigen Strom. Über Hochspannungsanlagen gelangte der Wechselstrom in die Stadt, den Umformerwerke schließlich in Gleichstrom für die U-Bahn umwandelten. Das Umformerwerk Gleisdreieck versorgte ab 1926 neun Bahnbezirke mit Strom. Die Anlage ist heute noch immer als Gleichrichterwerk der BVG in Betrieb und liegt in Nachbarschaft des U-Bahnhofs Gleisdreieck.
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Adresse
Warschauer Straße 36
10243 Berlin-FriedrichshainU-Bahnhof Warschauer Straße
Die heutige Endhaltestelle der U1, der U-Bahnhof Warschauer Straße, an der Warschauer Brücke mit den zugehörigen Infrastrukturbauten ist sicher eine der auffälligsten Haltestellen der Berliner U-Bahn. Der 1902 eröffnete Bahnhof wird von Süden über die Oberbaumbrücke und ein 360 Meter langes Viadukt erschlossen. Insbesondere die von Otto Stahn entworfene Oberbaumbrücke prägt mit ihrer auffälligen Gestaltung aus Ziegelstein das Straßen- und Stadtbild.
Hinter dem Bahnhof verbergen sich zwei ehemalige Werkshallen mit vier und acht Gleisen. Diese dienen inzwischen nur noch zum Abstellen der Züge. Der Bahnhof selbst war während der Zeit der Berliner Mauer geschlossen. Die nahe Oberbaumbrücke war Grenzübergang zwischen Ost und West. 1995 fuhren schließlich die ersten U-Bahnen über die erneuerte Oberbaumbrücke und der sanierte U-Bahnhof Warschauer Straße wurde zur Endstation der Linien U1 und U3.
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Adresse
Tempelhofer Damm 227-235
12099 Berlin-TempelhofIndustriekultur erleben
Tempelhofer Hafen
Vom Verkehrsknoten zum Freizeithafen
Der Tempelhofer Hafen eröffnet 1906 zeitgleich mit dem Teltowkanal. Neben einer Zollstation hat der damals moderne Hafen auch eine maschinelle Transport- und Wiegeanlage. Im imposanten Speichergebäude lagern ab 1908 große Mengen an Zucker, Getreide und Tabak. Dank eines Eisenbahnanschlusses gelangen die ankommenden Güter schnell in die Umgebung. Damit sichert der Hafen die Versorgung des Berliner Südens.
Nach Plänen der Ingenieure Christian Havestadt und Max Contag erbaut, liegt der Hafen 6 bis 8 Meter unter Straßenniveau und bietet Platz für etwa 10 bis 12 Lastkähne. Rund um den Hafen siedelt sich in den 1920er-Jahren vermehrt Industrie an, wie zum Beispiel das Telegraphenwerk der C. Lorenz AG oder das Ullstein-Haus.
Der Hafen sowie das Speichergebäude erleiden starke Schäden im Zweiten Weltkrieg. 1951 beginnt der Wiederaufbau. Anschließend dient das Speichergebäude als Lager für die Berliner Senatsreserven. Mit diesen Vorräten wappnet sich West-Berlin bis Ende des Kalten Kriegs gegen eine mögliche erneute Blockade der Stadt. Nach dem Fall der Berliner Mauer siedeln sich Gewerbebetriebe und ein Schrottplatz an.
2007 werden der Tempelhofer Hafen und das Speichergebäude grundlegend saniert. Seitdem hat ein Shoppingcenter die beiden unteren Etagen bezogen. In den Obergeschossen haben sich inzwischen Büros und Arzt-Praxen angesiedelt. Auch die anderen Gebäude auf dem Hafengelände werden vielfältig genutzt. Im Hafen liegen Freizeitboote und zwei Restaurant-Schiffe. Die historischen Krananlagen und die Wiegestation sind inzwischen restauriert und rekonstruiert. Sie tragen zu dem besonderen Ambiente des Hafens bei.
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Adresse
Verbindung Spree-Oder Wasserstraße (Köpenick)
und Untere Havel-Wasserstraße (Potsdam)Wissenswertes
Teltowkanal
Auf Initiative des Landrates des Kreises Teltow, Ernst von Stubenrauch, wird 1900 bis 1906 der Teltowkanal (TeK) erbaut. Der Kanal ist 38,39 Kilometer lang und fließt durch die Bundesländer Berlin und Brandenburg. Seine Aufgabe ist es dementsprechend, den Schiffsverkehr im Berliner Zentrum entlasten.
Noch immer dient er als Südumgehung Berlins zwischen Elbe und Oder. Entlang des Kanals finden sich zahlreiche Industriedenkmäler, wie zum Beispiel das Ullstein-Haus oder die ehemalige Sarotti-Schokoladenfabrik.
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Adresse
Wiebestrasse 36 – 37
10553 Berlin-MoabitKontakt
remise.de/berlin
berlin@remise.de
Tel.: 030 36407814Industriekultur erleben
Straßenbahndepot Moabit
Von Straßenbahnen zu Oldtimern
Das Straßenbahndepot Moabit ist heute unter dem Namen „Classic Remise Berlin“ bekannt. Wo lange Zeit Straßenbahnen ein- und ausfahren, parken heute Oldtimer-Autos von Händlern und privaten Sammlern.
Die Anfänge der Berliner Straßenbahn sind für viele überraschend: Sie wurden ab 1865 von Pferden gezogen und waren mit 1 PS ziemlich langsam. Bis 1879 die Elektrifizierung der Straßenbahn beginnt. Während sich die Berliner Bevölkerung langsam an die rasante Geschwindigkeit der „Elektrischen“ gewöhnt, steht die Berliner Straßenbahn vor einem Problem. Wohin mit den neuen, langen Wagen? Die Ställe für die Pferde der Straßenbahnen kommen nicht in Frage. Um die Fahrzeuge warten und reparieren zu können, bedarf es neuer Bauten. Deswegen entstehen in Berlin acht moderne Straßenbahndepots, eines davon in Moabit.
Als das Straßenbahndepot Moabit 1901 eröffnet, ist es Europas größtes Depot. Insgesamt 10 Linien fahren die vierschiffige Halle an, die Platz für 320 Wagen auf 24 Gleisen bietet. Mehr als 1.000 Beschäftigte arbeiten für den reibungslosen Ablauf.
In den 1920er-Jahren gilt die gotisch anmutende Fassade als zu altmodisch. Deswegen gestaltet Architekt Jean Krämer, Hausarchitekt der Großen Berliner Straßenbahn AG, das Straßenbahndepot um. Bis heute spiegelt das Gebäude diese schlichte Gestaltung wider. Das Wohn- und Verwaltungsgebäude an der Wiebestraße zeigt hingegen den ursprünglichen Baustil des Historismus.
1964 legt West-Berlin seinen Straßenbahnverkehr still und setzt im öffentlichen Nahverkehr auf U-Bahnen und Busse. Das Depot in Moabit verkommt danach zu einer Abstellfläche der BVG und der benachbarten Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft mbH (BEHALA). Anfang der 1990er-Jahre ziehen Künstlerinnen und Künstler in die Halle ein, bevor Baumängel 1996 schließlich zur Sperrung führen.
Heute ist das Depot ein Zentrum für Oldtimer-Autos. Zunächst unter dem Namen Meilenwerk bekannt, seit 2010 umbenannt in Classic Remise Berlin. In den sanierten und denkmalgeschützten Hallen befinden sich neben Präsentationsräumen auch beispielsweise Eventflächen, Werkstätten und Shops.
Die Classic Remise ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 3.
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Wendenschloßstraße 138
12557 Berlin-KöpenickKontakt
Tel.: 030/25 63 38 80
info@dvn-berlin.de
www.dvn-berlin.deIndustriekultur erleben
Straßenbahnbetriebshof Köpenick
Ein Zuhause für die Straßenbahn
Mit der ersten Pferdeomnibuslinie beginnt 1847 die Geschichte des öffentlichen Personennahverkehrs in Berlin. Seitdem sind die öffentlichen Verkehrsmittel ein fester Bestandteil des Berliner Straßenbildes. Der Straßenbahnbetriebshof Köpenick eröffnet 1903 zusammen mit der ersten elektrischen Köpenicker Straßenbahnlinie. Der Betriebshof beherbergt unter anderem drei Wagenhallen sowie eine Freiluft-Abstellanlage. Die Gebäude sind im Stil norddeutscher Giebelbauten und als Klinkerbauten gestaltet. Eine Besonderheit des Straßenbahnbetriebshof Köpenick ist die fehlende Wendeschleife. Deswegen müssen die Straßenbahnen rückwärts auf den Betriebshof und in die Hallen fahren.
Zwischen 1993 und 1999 werden die Gebäude denkmalgerecht saniert. Die Anlage kann nicht für moderne Trams umgebaut werden, deswegen wird der Betrieb 2017 eingestellt. Dennoch steht das Gelände nicht leer. Seit Mai 2016 finden die historischen Fahrzeuge des Denkmalpflege-Vereins Nahverkehr Berlin e. V. (DVN) hier nach und nach ein neues Zuhause. Von der Kaiserzeit über die Weimarer Republik und die DDR bis ins Jahr 1986 zieht sich das Spektrum der Straßenbahnen, die der Verein ehrenamtlich pflegt und restauriert. Zwischen April und November sind historische Straßenbahnen bei Themenfahrten im Einsatz. Für besondere Anlässe können Interessierte diese auch mieten.
Der Straßenbahnbetriebshof ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 2.
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zwischen Tegeler Weg, Gartenfelder Straße und Saatwinkler Damm
10589 / 14059 / 13629
Berlin–Charlottenburg, Berlin–SiemensstadtIndustriekultur erleben
Siemensbahn Bahnhof Wernerwerk
Pendlerstrecke nach Siemensstadt
Die Bahnhöfe der Siemensbahn sind verlassen. Wo die Natur noch freie Flächen zulässt, ziert Graffiti die ehemaligen S-Bahn-Stationen in Spandau. In den 1930er-Jahren geht es hier deutlich geschäftiger zu. Im Berufsverkehr fahren Pendlerzüge im Zehn-Minuten-Takt, zu Stoßzeiten sogar alle fünf Minuten. Täglich nehmen rund 35.000 Menschen die Bahn zu ihrer Arbeit in die Siemensstadt.
Ab 1897 errichtet Siemens zwischen Spandau und Charlottenburg eine wachsende Fabrikstadt. In Siemensstadt sind mehr als 55.000 Menschen beschäftigt. Trotz der eigens gebauten Arbeitersiedlungen wohnt die überwiegende Mehrheit von ihnen in den nördlichen und nordwestlichen Bezirken Berlins. Zur Hauptverkehrszeit pendeln so viele Menschen von und nach Siemensstadt, dass es wiederholt zu Auseinandersetzungen und Handgreiflichkeiten kommt. Versuche, dieser logistischen Herausforderung durch gestaffelte Arbeitszeiten zu begegnen, scheitern.
1925 beschließt der Elektrokonzern in Eigenregie eine Schnellbahn quer durch die Siemensstadt zu errichten. 1929 eröffnet die Strecke zwischen den Bahnhöfen Gartenfeld, Siemensstadt und Wernerwerk. Von hier fährt sie weiter zum Bahnhof Jungfernheide, wo sie Anschluss an die Ringbahn hat.
Die im Zweiten Weltkrieg schwerbeschädigte Strecke geht erst 1956 wieder in Betrieb. Nach der Teilung Berlins verlegt Siemens seinen Hauptsitz nach München. In den folgenden Jahren kommen die Beschäftigten vermehrt mit dem Auto über die Stadtautobahn oder mit der neuen U-Bahnlinie U7 nach Siemensstadt. Im September 1980 stellt die DDR-Reichsbahn schließlich den Verkehr auf der wenig frequentierten Strecke ein. Ein Kuriosum: Während der deutschen Teilung ist die DDR-Reichsbahn für den Betrieb der S-Bahn in West- und Ost-Berlin zuständig.
Seit 2018 plant das Land Berlin die Strecke zu reaktivieren und zu verlängern. Dies soll den neuen Forschungscampus Siemensstadt² und die Siedlungen im Nordwesten Spandaus besser an die Innenstadt anbinden. Zum 100-jährigen Jubiläum im Jahr 2029 sollen wieder Züge über die historische Strecke rollen.
Die Siemensbahn ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 1.
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Mauerstraße 53
10117 Berlin-MitteKleisthaus / Bankhaus von der Heydt
Das Bankhaus von der Heydt & Co. enstand 1912-13 am Rand des Bankenviertels in Berlin-Mitte. Um 1810 wohnte der Literat Heinrich von Kleist in einem später abgerissenen Wohnhaus an derselben Stelle. Ihm verdankt das Gebäude seinen heutigen Namen: Kleisthaus.
Hinter der neoklassizistischen Fassade des 1912 errichteten Hauses verbirgt sich eine abwechslungsreiche Geschichte. Der Bankengründer Eduard von der Heydt hatte vielerlei Beziehungen zu Industrie und Politik. Nach dem Ersten Weltrkieg wurde er Vermögensverwalter des Ex-Kaisers Wilhelm II. und baute seine internationalen Verbindungen aus. Dies bewahrte die Bank jedoch nicht vor wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Im Jahre 1927 fing die Firma Thyssen die Bank auf und benannte sie schließlich in August-Thyssen-Bank um.
Das Gebäude übernahm ab 1936 die Deutsche Landesbankzentrale. 1940 baute das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda einen weiteren Trakt an und zog 1943 ein. Nach dem Krieg diente das Kleisthaus zeitweise als Flüchtlingsheim und wurde erst im Jahr 2001 für das Bundesministerium für Arbeit und Soziales saniert. Die geschichtsträchtigen Räume im Kleisthaus stehen inzwischen als Begegnungsstätte für Menschen mit und ohne Behinderung offen.
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Molkenmarkt, Am Krögel
10179 Berlin-MitteKontakt
kontakt@alte-muenze-berlin.de
Tel.: 030 9829414
www.alte-muenze-berlin.de/Alte Münze am Molkenmarkt
Das eher schlichte Hauptgebäude der Alten Münze am Molkenmarkt ist mit einer Kopie des Frieses vom Vorgängerbau am Werderscher Markt verziert. Das bereits vorhandene Palais Schwerin von 1704 wurde um einige Meter versetzt und in den Neubau integriert. Die eigentlichen Produktionshallen befinden sich ebenso wie bei den Vorgängerbauten am Spreeufer. Die Kraft des Wassers trieb die schweren Maschinen zur Münzprägung an.
Die Münzprägung in Berlin hat eine lange Geschichte mit vielen Standortwechseln hinter sich. 1280 markiert die erste urkundliche Erwähnung der Münzherstellung in Berlin. 500 Jahre später erhält die Berliner Münze das Zeichen „A“. An diesem kleinen Buchstaben ist auch heute noch erkennbar, woher die Münze stammt.
Die ab 1934 errichtete Münzprägeanstalt war bis zum Jahreswechsel 2005/2006 in Betrieb. Auf die anfangs hier hergestellten Reichsmark Münzen folgten Pfennig, D-Mark und schließlich der Euro. Inzwischen steht das Gelände für Events und Ausstellungen zur Verfügung. Die Staatliche Münze produziert mittlerweile in Reinickendorf.
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Viktoriastraße 10-18
12105 Berlin-TempelhofKontakt
www.ufafabrik.de/
vermietung@ufafabrik.de
Tel.: 030 755 03 143Industriekultur erleben
Wissenswertes
ufaFabrik Tempelhof
Von der Filmfabrik zum Visionslabor
Berlin die Filmstadt: Dieser internationale Ruf ist verknüpft mit der Geschichte der ufaFabrik in Tempelhof. Die Universum-Film AG (UFA) gründet sich 1917 mitten im Ersten Weltkrieg mit politischer Unterstützung. Ziel ist es, der ausländischen Filmkonkurrenz gewachsen zu sein, auch in der Propaganda.
Die Ateliers in Tempelhof in der Oberlandstraße fungieren ab 1921 zusammen mit den Ateliers in Babelsberg als Produktionszentrum der UFA. Der Regisseur Fritz Lang realisiert dort sein Großprojekt Metropolis. Die technische Nachbearbeitung der Filme findet dagegen hier in Tempelhof auf dem Gelände an der Viktoriastraße statt. 1937 übernimmt die NSDAP die UFA und zentralisiert die Filmwirtschaft des Deutschen Reiches, um sie erneut für Propaganda-Zwecke zu nutzen. Nach 1945 wird der UFA-Konzern schließlich entmachtet. Nach Schließung des Filmkopierwerks im Jahr 1956 stehen die Hallen in der Viktoriastraße lange leer.
1979 besetzt eine Schöneberger Kommune das Areal. Mitten im Kalten Krieg entsteht ein neues Traumlabor, das Internationale Kulturzentrum ufaFabrik. Öko-Pioniere gestalten dieses alternative Lebens- und Arbeitsprojekt. Sie gestalten eine grüne Oase mit dezentraler Energieversorgung und Dachbegrünung. Die ehemalige Kantine und der historische Kinosaal werden zu Veranstaltungsräumen. Nach und nach entstehen Werkstätten und Wohnungen, eine Bio-Bäckerei und ein Café sowie eine Schule, ein Kinderbauernhof und eine Zirkusschule.
Inzwischen engagieren sich 30 Bewohner:innen und 160 Mitarbeiter:innen für die Vision eines toleranten Lebens und eines offenen Nachbarschaftstreffpunkts. Mit ihrem ökologischen und sozialen Engagement inspiriert die ufaFabrik am Ufer des Teltowkanals darüber hinaus zahlreiche Nachfolgeprojekte.
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Wendenschlossstraße 142–154
12557 Berlin-KöpenickWissenswertes
GEMA Köpenick
Die als Tonstudio erfolgreiche Firma „Tonographie“ der beiden Radio- und Funkenthusiasten Paul-Günther Erbslöh und Hans-Karl von Willisen bekam 1932 Kontakt zur Kieler Nachrichtenmittelversuchsanstalt (NVA) der Marine. Kurz darauf begann in Kooperation mit der NVA die Entwicklung von Geräten für die Funkortungstechnik. Die Kriegsmarine forcierte die Pläne. Daraufhin gründeten Erbslöh und Willisen 1934 die Gesellschaft für elektroakustische und mechanische Apparate mbH, kurz GEMA. In den nächsten folgenden Jahren entwickelt sich die GEMA zum wichtigsten Pionierunternehmen der deutschen Radartechnik. Mit ihrer Unterstützung erwarb die Firma ein 36.000 m2 großes Grundstück mit leerstehenden Fabrikgebäuden an der Wendenschlossstraße.
Nach Auflösung der GEMA im Mai 1945 ging daraus 1949 der Volkseigene Betrieb (VEB) Funkwerk Köpenick hervor, eines der bedeutendsten Unternehmen der Funktechnik in der DDR. Der VEB Funkwerk Köpenick stellte beispielsweise die Funktechnik des Fernsehturms am Alexanderplatz. Nach mehreren Besitzerwechseln wurde der Standort an der Wendenschloßstraße schließlich 2002 aufgegeben. Das Areal wird unter anderem von einem Discounter und einer Autowerkstatt genutzt. Auf dem Gelände ist inzwischen der Bau eines Wohngebietes geplant. Dazu erfolgte der Abriss des Verwaltungsgebäudes im Frühjahr 2022.
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Am Amtsteich 15
03046 CottbusERIH-Mitglied
Dieselkraftwerk Cottbus – Brandenburgisches Landesmuseum für Moderne Kunst
Das Brandenburgische Landesmuseum für moderne Kunst (BLMK) befindet sich am Standort Cottbus in einem bedeutenden Industriedenkmal, dem ehemaligen Dieselkraftwerk. Schon die Architektur ist eine Reise wert. Der Entwurf für das 1928 fertiggestellte Werk stammt von Werner Issel (1884-1974). Der kunstvolle Bau mit der eleganten Ziegelfassade und den aufstrebenden Fensterfronten ist ein Paradebeispiel für die Kraftwerksarchitektur der 1920er-Jahre.
Der große Dieselgenerator des Kraftwerks war für Spitzenlasten ausgelegt und konnte zudem bei Bedarf zugeschaltet werden. Auch ein Umspannwerk fand im Dieselkraftwerk Cottbus Platz. Die Technik für beide Bereiche kam von der AEG in Berlin. Allerdings ging das Kraftwerk aufgrund neuer technologischer Entwicklungen bereits 1959 außer Betrieb.
Heute ist in dem Gebäude das BLMK an seinem Cottbuser Standort zu Hause und damit die umfassendste museale Sammlung von Kunst aus der DDR bzw. Ostdeutschland. Auf 1.200 Quadratmetern Fläche ist ein abwechslungsreiches und hochkarätiges Ausstellungsprogramm zu erleben. Dazu kommen Kunstkurse und umfangreiche Aktivitäten der Kunstvermittlung.
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Werminghoffstraße 20
02977 HoyerswerdaERIH-Mitglied
Energiefabrik Knappenrode im Sächsischen Industriemuseum
Mit dem Bau der Brikettfabrik Werminghoff/Knappenrode in den 1910er-Jahren entstand mitten in der alten sorbischen Kulturlandschaft ein damals moderner Industriestandort. Braunkohleabbau und -veredelung prägen fortan die Region. Daraus ergeben sich tiefgreifende wirtschaftliche und gesellschaftliche Transformationsprozesse. 1993 endet in Knappenrode die letzte Schicht.
Inzwischen präsentiert das Sächsische Industriemuseum, die Energiefabrik Knappenrode, in der einstigen Produktionsstätte Vergangenheit und Zukunft des Lausitzer Reviers. Sie bietet nicht nur verschiedene Veranstaltungsformate und Kunstausstellungen inmitten der authentischen Fabrik. Sondern auch die größte Ofen- und Feuerstättenausstellung in Sachsen.
Die Maschinen zur Herstellung von Briketts sind noch original erhalten und geben einen Einblick in den damaligen Produktionsablauf. Ehemalige Arbeiterinnen und Arbeiter kommen in der Ausstellung auch zu Wort. Es riecht sogar noch nach Kohlestaub, Maschinenöl und schwerer Arbeit. Neben der ehemaligen Fabrik gehört auch das weitläufige Außengelände zur Energiefabrik Knappenrode. Dort gibt es für die Gäste verschiedene Mitmachangebote, ein Labyrinth sowie Tunnelrutschen zu entdecken.
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Markt 1
01968 SenftenbergERIH-Mitglied
Gartenstadt Marga
Die älteste Gartenstadt Deutschlands wurde zwischen 1907 und 1915 als Arbeiterkolonie der Ilse Bergbau AG in Senftenberg errichtet. Architekt Georg Heinsius von Mayenburg entwarf 78 Häuser in 15 verschiedenen Haustypen und fasste sie schließlich als Gartenstadt Marga zusammen. Der Direktor der Ilse Bergabu AG Gottlob Schumann wollte durch die lebenswerten Werksiedlungen einerseits seine Belegschaft an das Unternehmen binden und andererseits ihre Lebensqualität steigern. Namensgeber der Gartenstadt war die 1906 erschlossene Grube Marga in Brieske, diese war wiederum nach Schumanns Tochter benannt, die bereits im Kindesalter verstorben war.
Die Anlage ist in Kreisformen um den Marktplatz aufgebaut. Neben Kirche, Schule, Kaufhaus, Ärztehaus und Post wurden auch Bäckerei, Fleischerei und Gasthaus erbaut. Die Siedlung hatte dadurch ihre eigene Infrastruktur. Den Abschluss des Wohngebiets bildet ein Grünring, der einst in verschiedene Funktionsbereiche unterteilt war: Fabrikgarten, Sportplatz, Festwiese und Kindergarten.
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Seestraße 100
01983 GroßräschenKontakt
www.iba-terrassen.de/
vermietung@iba-terrassen.de
Tel.: 035753 26 111ERIH-Mitglied
IBA-Terrassen – Besucherzentrum Lausitzer Seenland
Die IBA-Terrassen befinden sich an der Nahtstelle zwischen altem und neuem Land, am Ufer des neuen Großräschener Sees. Früher förderte hier der Tagebau Millionen Tonnen von Braunkohle. Dann startete ein Zukunftsprogramm für die Bergbauregion. Mit 30 Projekten gab die Internationale Bauausstellung (IBA) SEE Impulse für den Strukturwandel in der Lausitz. Ihr Besucherzentrum waren die IBA-Terrassen: minimalistische Architektur aus drei durch Terrassen verbundene Gebäudewürfel.
Die Ausstellung „IBA meets IBA“ erzählt eine kurze Geschichte der Internationalen Bauausstellungen (IBA) in Deutschland. Informationen sowohl über den abgebaggerten Stadtteil Großräschen-Süd ergänzen als auch über den neu entstehenden Großräschener Stadthafen ergänzen die Ausstellung. Die Terassen bieten inzwischen einen idealen Startpunkt für Touren durch eine Region, die sich neu erfindet.
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Freifrau-von-Löwendal-Straße 3
01979 Lauchhammer-OstKunstgussmuseum Lauchhammer
Das Kunstgussmuseum Lauchhammer blickt zurück auf eine lange Tradition. 1784 gelingt im Süden Brandenburgs eine Sensation. In der Kunstgießerei in Lauchhammer funktioniert die weltweit erste Herstellung einer lebensgroßen Hohlfigur aus Eisen. 1725 hatte Benedicta Margaretha Freifrau von Löwendal eine Eisengießerei gegründet, die Dinge des alltäglichen Bedarfs wie Ofenplatten produzierte. Ende des 18. Jahrhunderts spezialisiert sich die Gießerei jedoch auf Statuen und Büsten.
Seit den 1830er Jahren wird auch Bronze als Gussmaterial in Lauchhammer verwendet. Sehr zur Freude der Berliner Bildhauer, die fortan ihre Skulpturen in Lauchhammer in Auftrag gaben. Im Berliner Stadtbild finden sich noch immer zahlreiche Werke aus Lauchhammer: zum Beispiel die Glocke des Berliner Doms, die Tierskuplturen im Tierpark sowie etwa 300 Straßenpumpen.
Die Kunst- und Glockengießerei ist noch immer in Betrieb. Gemeinsam mit dem Kunstgussmuseum Lauchhammer lohnt sich ein Besuch. Das Museum erzählt die 200-jährige Geschichte der Kunstgießerei in Lauchhammer. Darüber hinaus zeigt es den historischen Modellfundus, Gebrauchsgegenstände sowie Bildnisse aus Eisen und Bronze.
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Behnitzer Dorfstraße 27-31
14641 Nauen OT Groß BehnitzKontakt
landgut-stober.de/
info@landgut-stober.de
Tel.: 033239 - 20 44 0Landgut Stober, ehemaliges Gut Groß Behnitz
Das Landgut Stober lädt dazu ein, der überfüllten Stadt zu entfliehen und die Idylle in Brandenburg zu genießen. Das dachte sich 1866 auch schon Fabrikant Albert Borsig. Deshalb erwirbt der Geschäftsführer der Borsig Maschinenbau-Anstalt Berlin ein Landgut im Havelland. Allerdings nutzt er das Anwesen nicht zur Erholung, sondern testet hier innovative Methoden für die Landwirtschaft. Dazu zählen dampfbetriebene Feldmaschinen, ein Automat zum Garen von Kartoffeln und ein klimatisierter Kuhstall. Sein Ziel: die wachsende Belegschaft in den Kantinen mit Erzeugnissen aus eigener Produktion zu versorgen.
1931 scheidet die Familie Borsig aus dem Berliner Unternehmen aus und zieht sich anschließend auf ihr Landgut zurück. Bis 1945 führt Ernst von Borsig Junior das Gut Groß Behnitz weiter. Die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft der DDR nutzt das Landgut bis 1990, danach beginnt es zu verfallen. Im Jahr 2000 kauft Michael Stober das Anwesen und saniert aufwendig die Gebäude. Inzwischen betreibt er das Landgut Stober als nachhaltiges Tagungs- und Eventhotel. In der historischen Brennerei ist die Dampfmaschine „Dicke Bertha“ einen Besuch wert. Die Ausstellung „Feuerland und Landidyll“ erzählt außerdem mehr über die Verbindungen zwischen Borsig, Berlin und Brandenburg.
2021 war Michael Stober zu Gast beim Neunten Forum für Industriekultur und Gesellschaft. Sein lebendiger Vortrag zu „Industriekultur und nachhaltiger Tourismus“ ist auf unserem Youtube-Kanal zu finden.
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Hermann-Schomburg-Straße 6
02694 GroßdubrauERIH-Mitglied
Margarethenhütte Großdubrau
Der Berliner Fabrikant Hermann Schomburg kaufte 1872 die Margarethenhütte. Bereits seit 1854 förderte die Hütte Braunkohle. Später stellte Schomburg auch Tonwaren und Ziegel her. Mit der Produktion von Isolatoren aus Porzellan, die für die aufkommende Elektroindustrie unabdingbar waren, erschloss sich das Unternehmen einen Wachstumsmarkt. Um 1900 belieferte die Firma die ganze Welt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Fabrik demontiert und durch einen Brand geschädigt. Der Wiederaufbau begann umgehend. Bis 1989 wurde die als VEB Elektroporzellanwerk Margarethenhütte Großdubrau geführte Fabrik kontinuierlich erweitert und hatte sich inzwischen zum weltweit anerkannten Hersteller von Elektroporzellan entwickelt.
Nach der Wiedervereinigung wurde das Werk 1991 stillgelegt. In einem Rundofengebäude von 1885 ist heute das Elektroporzellanmuseum Margarethenhütte untergebracht und gibt Einblicke in die Geschichte der Firma und das Thema Stromerzeugung sowie in die Industrie- und Zeitgeschichte der Region.
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Hüttenweg 20
15837 Baruth/ Mark OT GlashütteMuseumsdorf Baruther Glashütte
Das Museumsdorf Baruther Glashütte blickt zurück auf eine über 300 Jahre alte Geschichte. Bereits 1716 nahm die Glashütte ihren Betrieb auf. Doch erst ab 1822 war die Hütte wirtschaftlich erfolgreich, begünstigt durch die allgemeine Marktlage und die Produktion von reinem Milchglas z.B. für Lampenschirme. 1844 errichtete die Firma ein neues Hüttengebäude, die heutige „Alte Hütte“. 1861 baute der Betrieb die „Neue Hütte“ mit einem Siemens-Regnerativ-Gasofen. Die meisten Gebäude des denkmalgeschützen Ortsensembles aus Werkstätten, Wohnhäusern, Schule und Gasthof entstehen ebenfalls in dieser Zeit.
Das Museumsdorf Baruther Glashütte gilt inzwischen mit seinen Fachwerkhäuschen als schönster Glasmacherort Europas. Ein Museum erzählt die Geschichte der Glasherstellung. Handwerkerinnen und Handwerker zeigen die Kunst des Glasblasens. Anschließend können sich Mutige selbst daran versuchen. In den historischen Wohnhäusern und Werkstätten betreiben 20 verschiedene Kunsthandwerker und Händler kleine Ateliers mit handgefertigten Waren.
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Lindenstraße 11
14929 TreuenbrietzenNeue Energien Forum
2010 gibt das brandenburgische Dorf Feldheim seine energetische Unabhängigkeit bekannt. Die Vision der ausschließlichen Versorgung eines Dorfes mit einem Energiemix aus Biomasse, Windkraft und Photovoltaik wurde in diesem Ortsteil der Stadt Treuenbrietzen, Wirklichkeit. Das Neue Energien Forum bietet Hintergrundwissen und praktische Erfahrungen rund um die erneuerbaren Energien. Inzwischen kommen Interessierte aus aller Welt nach Feldheim. Hier erfahren sie, wie eine kleine ländliche Gemeinde den Sprung in die Energieversorgung der Zukunft gewagt hat.
Ausstellungen und Filme geben dazu vertiefende Informationen. Besichtigungen der Biogasanlage, des Wärmeverteilzentrums, des Regelkraftwerks, des Solarparks- und einer Windenergieanlage ermöglichen zudem Blicke hinter andernorts verschlossene Türen.
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Schwedendamm 1
14712 RathenowKontakt
www.optikpark-rathenow.de/
kontakt@optikpark-rathenow.de
Tel.: 03385 49850Optikpark Rathenow
Zeitgleich mit der Gründung seiner Königlich priveligierten optischen Industrie-Anstalt in Rathenow 1801 patentierte der Pfarrer Johann Heinrich August Dunker die Vielspindelschleifmaschine, eine Schlüsselerfindung für die optische Industrie. Diese Maschine konnte gleichzeitig bis zu elf Linsen nicht nur schleifen, sondern auch polieren. Auf diese Weise gelang fortan eine kostengünstige Herstellung von Brillen. Die Zahl der optischen Betriebe in Rathenow stieg im Jahr 1896 auf 163 an.
Den Ruf als Stadt der Optik bewahrt sich Rathenow bis heute. Zahlreiche Unternehmen in den Bereichen Augenoptik und Mikroskoptechnik sind ebenso ansässig wie das Optik Industrie Museum und der Optikpark Rathenow. Der Optikpark entstand 2006 im Rahmen der Landesgartenschau. In ihm befinden sowohl das weltweit größte und funktionsfähige Brachymedial-Fernrohr als auch ein Optikspielplatz und ein Leuchtturm. Physik und Gartenkunst im Optikpark Rathenow wirken durch das Spiel von Farben und Reflexionen irisierend.
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Neustädter Str. 25
16845 Sieversdorf-HohenofenPatent-Papierfabrik Hohenofen
Die Papierfabrik wurde 1838 auf den Fundamenten eines im 17. Jahrhundert gegründeten und den Ortsnamen „Hohen Ofen“ prägenden sogenannten „Seigerhüttenwerkes“ errichtet. Nach der Einstellung des Betriebes aufgrund von Rohstoffmangel, installierte die Preußische Seehandlung in Hohenofen eine moderne Anlage mit einer der ersten in Deutschland aufgestellten Langsiebmaschinen und erweiterte damit die Patent- Papierfabrik Berlin.
Die ursprünglich auf Wiederverwertung von Hadern bzw. Lumpen ausgerichtete Produktionslinie ist vollständig erhalten. Dadurch ist sie die Grundlage für die Anerkennung als „National wertvolles Kulturdenkmal“. In der Papierfabrik lässt sich, aufgrund schrittweiser Modernisierungen im Rahmen zahlreicher Besitzerwechsel, die technische Entwicklung der Papierproduktion gut sichtbar nachvollziehen. Produziert wurden in der Anfangszeit neben „Alltagspapieren“ auch hochfeine Wasserzeichenpapiere für Preußische Staatsdokumente. Als volkseigener Betrieb der DDR erlangte das Werk insbesondere aufgrund der Herstellung und des internationalen Exports von Transparent-Zeichenpapier Bedeutung.
Die Papierfabrik Hohenofen wurde 1992 stillgelegt. Inzwischen engagiert sich ein Verein für die Sanierung des Gebäude- und Maschinenbestandes und für die Revitalisierung des zwei Hektar großen Areals zugunsten von Kultur- und Bildungsangeboten.
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Funkerberg 20 Senderhaus 1
15711 Königs WusterhausenSender- und Funktechnikmuseum Königs Wusterhausen
Der Funkerberg in Königs Wusterhausen ist die Wiege des Rundfunks in Deutschland. Am 22. Dezember 1920 wurde aus dem Senderhaus 1 mit dem so genannten Weihnachtskonzert die erste Radiosendung in Deutschland gesendet. Der reguläre Sendebetrieb wurde 1995 schließlich eingestellt. Anschließend eröffnete das Sender- und Funktechnikmuseum.
Am 250.000 Watt Mittelwellensender aus Berlin-Köpenick werden die Dimensionen der Sendetechnik bewusst. Ein weithin sichtbares Wahrzeichen der Rundfunkstadt ist mit 210 Metern Höhe der Mast 17. Er ist der älteste erhaltene Antennenträger in Deutschland. Ein Modell des Funkerbergs im Maßstab 1:200 gibt außerdem Einblicke in die gigantischen Ausmaße des Antennenwaldes von Königs Wusterhausen. Ein weiteres Highlight ist ein riesiger 1000 PS Deutz Dieselmotor – der letzte seiner Bauart weltweit. Der Museumssender welle370 sendet aus dem Sender- und Funktechnikmuseum und veranschaulicht dabei die Entstehung von Radiosendungen.
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Pulitzstraße 2
19322 WittenbergeStadtmuseum „Alte Burg“ Wittenberge
Fast 100 Jahre lang trug die Stadt Wittenberge den Beinamen „Stadt der Nähmaschinen“. 1903 eröffnete das amerikanische Unternehmen Singer Manufacturing Company einen Produktionsstandort für Nähmaschinen. Zu den vielen Anbauten gehört auch der 1929 errichtete Wasserturm mit der größten freistehenden Turmuhr auf dem europäischen Festland. Bis 1945 produzierte Singer in Wittenberge. Zu Zeiten der DDR fertigte die Fabrik als „VEB Nähmaschinenwerk Wittenberge“ die Exportschlager VERITAS und Naumann. Im Jahr 1989 entstand die siebenmillionste VERITAS Haushaltsnähmaschine in Wittenberge. Kurz nach der Wiedervereinigung schloss das Werk schließlich 1992.
Das Stadtmuseum „Alte Burg“ Wittenberge gibt inzwischen Einblicke in das soziale und kulturelle Leben der Angestellten und ihrer Familien. Zudem beleuchtet es die Technik und Wirtschaft der Nähmaschinenproduktion. Zahlreiche historische Nähmaschinen, unter anderem aus dem Jahr 1865, sind sowohl im Stadtmuseum Wittenberge als auch im Uhrenturm ausgestellt.
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Herzberger Str. 21
15818 Tauche OT LindenbergWettermuseum Lindenberg
Das Aeronautische Observatorium unternahm in Berlin-Reinickendorf zwischen 1900 und 1905 die ersten Aufstiege von meterologischen Drachen. Diese Drachen beförderten Messgeräte, die Luftdruck, Temperatur und Windgeschwindigkeit messen sollten, in die Höhe. Um den zunehmenden Verkehr und die vermehrten Hochspannungsleitungen der wachsenden Metropole Berlin nicht zu gefährden, wanderte das Observatorium schließlich nach Lindenberg in Brandenburg. Seit der Einweihung des Königlich-Preußischen Aeronautischen Observatoriums 1905 ist Lindenberg Standort der Aerologie, der Höhenwetterkunde.
Das Museum für Meterologie und Aerologie in Lindenberg zeigt inzwischen als Deutschlands einziges Wettermuseum Schätze aus über 100 Jahren Wetterforschung. In der Sammlung befinden sich meteorologische Drachen, militärische Höhenwindradare und Radiosonden aus den 1930er Jahren. Interaktive Installationen und Projektionen im Wettermuseum Lindenberg erklären die Geschichte und Gegenwart der Meteorologie.
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Hasenheide 54
10967 Berlin-KreuzbergIndustriekultur erleben
Wissenswertes
Höfe am Südstern
Kreuzberger Mischung
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts strömen Menschen aus dem gesamten Deutschen Reich in die Hauptstadt Berlin, auf der Suche nach Arbeit. Die Stadt muss schnell neuen Wohnraum schaffen und stampft blockweise Häuser aus dem Boden. Eine Bauweise um 1900 ist die „Kreuzberger Mischung “, d. h. im Haus wird gewohnt und gearbeitet. Ein Beispiel für diese Mischnutzung sind die Höfe am Südstern.
Das Gebäude hat zur Straßenseite hin eine prunkvolle Fassade, weil im Vorderhaus die Mittelklasse wohnt. Die repräsentativen Wohnungen haben oftmals eine winzige Mädchenkammer und einen Dienstbotenaufgang. Im Hinterhaus wiederum siedelt sich Gewerbe an. Es ist keine Seltenheit, dass in den Hinterhöfen auch Pferde- und Kuhställe untergebracht sind. Die Kühe versorgen die Bewohnerinnen und Bewohner der Höfe mit frischer Milch. Ein Kühlsystem gibt es zu der damaligen Zeit nicht.
In den „Höfen am Südstern“ ist in einem der Seitenflügel der alte Pferdestall noch erhalten. Heute sind die Gewerbehöfe eine renommierte Adresse für Firmen aller Art.
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Adresse
Glasbläserallee 13-19
10243 Berlin-FriedrichshainIndustriekultur erleben
Stralauer Glaswerke
Wohnen am Traditionsstandort
Die ehemaligen Stralauer Glaswerke direkt an der Ringbahn sind eines von vielen neu genutzten Industriearealen in Berlin. Von den Glaswerken sind nur noch das Werkstattgebäude und das Zentralbüro erhalten. Flaschenbier ist der neue Trend, als 1890 die Stralauer Flaschenfabrik ihren Betrieb aufnimmt. Bis 1909 produzieren Hunderte von Arbeitskräften jährlich 20 Millionen Flaschen in allen Formen und Farben in Handarbeit, danach mit vollautomatischen Maschinen. Während des Ersten Weltkrieges fertigen Kriegsgefangene Behälter für Giftgasgranaten. 1945 trifft ein Luftangriff die Fabrik und hinterlässt massive Zerstörungen.
Zu DDR-Zeiten baut die VEB Stralauer Glaswerke die Fabriken wieder auf und produziert Wein-, Bier- und Sektflaschen. Vor etwa 25 Jahren liefen hier noch Bierflaschen für das Unternehmen Beck’s vom Band. Erst 1997 stellt das gut 100 Jahre zuvor gegründete Werk den Betrieb nach der Havarie einer Schmelzwanne ein. Eine Baugemeinschaft rettet den Industriebau. Das Werkstattgebäude des ehemaligen Glaswerks wird 2018 saniert und ausgebaut. Heute befinden sich hier 25 Wohnungen, ein Friseursalon und ein Showroom für Oldtimer.
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Harzer Str. 39
12059 Berlin-NeuköllnGeyer-Werke AG
Der Ingenieur Karl Geyer gründete 1911 die Kino-Kopier-Gesellschaft m.b.H., die erste Filmkopieranstalt Deutschlands. Sein junges Unternehmen gehörte schon bald zu den führenden Dienstleistern für die Postproduktion von Filmen. Dabei handelte es sich um die fotografischen Entwicklung von Negativfilmen und die Herstellung von Positivkopien für die immer beliebteren Lichtspielhäuser. Durch die Rationalisierung vormals aufwendiger Kopierprozesse schufen die Geyer-Werke neue technische Standards, die für Jahrzehnte gültig blieben. Zahlreiche Kinofilme und Serien gingen bis in die 1990er Jahre aus den Geyer-Werken in die ganze Welt. 1996 übernahm die CineMedia Film AG und versuchte vergeblich, die ehemaligen Geyer-Werke an die Digitalisierung anzupassen. 2013 meldete sie schließlich Insolvenz an.
Den eindrucksvollen Backsteinbau von 1928 in Neukölln schmücken bis heute vielfach die Worte „Geyer-Werke AG“. Das Gebäude des Architekten Otto Salvisberg besticht nicht nur mit seinen feinen Details, sondern auch mit der sachlichen Fassadengliederung.
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Adresse
Ziegelei 10
16792 Zehdenick OT MildenbergKontakt
www.ziegeleipark.de/
hochzeit@ziegeleipark.de
Tel.: 03307 302545ERIH-Mitglied
Ziegeleipark Mildenberg
Beim Bau der Eisenbahnstrecke Löwenberg-Templin im Jahr 1887 entdeckten die Arbeiter nördlich von Berlin reiche Vorkommen an Ton. Innerhalb kurzer Zeit entstand rund um Zehdenick eines der größten zusammenhängenden Gebiete zur Produktion von Ziegeln in Europa. Während der Gründerzeit wurden hier jährlich Millionen Ziegel für die Mark und das boomende Berlin produziert. Lastenkähne transportierten die Ziegel anschließend über die anliegende Havel. Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg erneut die Nachfrage nach Baumaterial, um die zerstörten Städte wieder aufzubauen.
Bis 1991 entstanden im Zehdenicker Ortsteil Mildenberg Ziegel. Auf dem Areal zweier ehemaliger Ziegeleien entstand 1997 schließlich das Industriemuseum „Ziegeleipark Mildenberg“. Auf etwa 40 Hektar Fläche erzählt der Ziegeleipark die über 100-jährige Geschichte der Ziegelindustrie. Originale Ringöfen, eine riesige Dampfmaschine und per Transmission angetriebene Maschinen in den alten Werkstätten sind sprechende Zeugen der Ziegelproduktion.
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Adresse
Hebewerkstraße 70A
16248 NiederfinowSchiffshebewerk Niederfinow
Es ist ein eindrucksvoller Anblick, wenn ein schwer beladener Schubverband mitsamt seiner Last und dem Wasser, auf dem er schwimmt, 36 Meter in die Höhe gehoben wird. Das Schiffshebewerk Niederfinow nordöstlich von Berlin ist ein Meisterwerk der Technik. Seit 1934 in Betrieb, ist es Deutschlands ältestes funktionsfähiges Hebewerk für Frachtschiffe!
Ende des 19. Jahrhunderts stieß der alte Finowkanal an seine Kapazitätsgrenzen. Der enorme Transportbedarf der Holz-, Eisen- und Ziegelindustrie führte zum Bau eines modernen Großschifffahrtsweges, dem heutigen Oder-Havel-Kanal, der 1914 eingeweiht wurde. Zunächst überwanden die Schiffe den Höhenunterschied mit einer Schleusentreppe in Niederfinow. Bald wurde sie zum Nadelöhr. Deshalb entstand zwischen 1927 und 1934 hier das Schiffshebewerk.
Das 14 Tonnen schwere Bauwerk hebt den Trog mit Schiff und Wasser in nur fünf Minuten über 36 Meter. Eine Aussichtsplattform ermöglicht den Blick auf das Schiffshebewerk sowie die ein- und ausfahrenden Schiffe. Ausflugsschiffe bieten Hebefahrten an. 2021 geht ein neues Schiffshebewerk in Betrieb.
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Schwartzkopffstraße
15745 WildauSchwartzkopff-Siedlung mit ehem. Werksgelände Stadt Wildau
Ende des 19. Jahrhunderts verlagert die Berliner Maschinenbau AG (BMAG) ihre Produktion vom Berliner Zentrum an diesen Standort, woraus sich das heutige Wildau entwickelt hat. 1897 beginnt der Bau der Schwartzkopff-Siedlung für die Arbeiter:innen und Angestellten am neuen Werksgelände. Der Name geht auf den Gründer der BMAG Louis Schwartzkopff zurück.
Bis 1918 entstehen ca. 950 Wohnungen, die den Betriebsangehörigen und ihren Familien sehr gut ausgestatteten Wohnraum bieten. Werk und Siedlung formen damals eine kleine Stadt mit Bahnhof, Schule, Turnhalle, Geschäften, Turn- und Festplatz, Postamt und Kirche. Besonders idyllisch gelegen sind Bootshaus, Badeanstalt sowie das „Casino“ als Kulturhaus. Die Dahme und der nahe gelegene Zeuthener See sind heute noch immer beliebte Ausflugsziele.
Die Werkssiedlung wird in den 1990er-Jahren denkmalgerecht und unter Einsatz von Mitteln der Städtebauförderung umfassend saniert. Die Wildauer Wohnungsbaugesellschaft erhält 2012 dafür als Eigentümerin den Deutschen Bauherrenpreis. Dort, wo früher Lokomotiven entstanden, befindet sich heute neben zukunftsorientiertem Gewerbe mit der TH Wildau die größte Technische Hochschule Brandenburgs. Wer mit offenen Augen über den Campus schlendert, entdeckt sogar eine Dampflok der Baureihe 52.
In der App Hearonymus ist ein Audioguide zur Industriekultur in Wildau verfügbar. Die zehn Kapitel führen durch 120 Jahre Stadtgeschichte.
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Adresse
Gasstraße 5
03172 GubenStadt- und Industriemuseum Guben
Wer weiß heute noch, dass das kleine Städtchen Guben einst das Zentrum der europäischen Hutindustrie war? 1927 arbeiteten in Guben insgesamt 7000 Menschen in der Hutfabrikation. Da, wo die unglaubliche Geschichte begann, wird sie heute erzählt: in der ehemaligen Hutfabrik C.G. Wilke.
Im Jahr 1854 gelang dem Gubener Hutmachermeister Carl Gottlob Wilke der Durchbruch. Mit einem Wollfilzhut aus Schafwolle, der seine Form behält und auch bei Regen und Schnee eine gute Wahl ist. Schon bald kam die kleine Werkstatt an ihre Grenzen. 1864 entstand eine erste große Fabrik. Weitere Werke siedelten sich an. Auf dem Höhepunkt, Ende der 1920er Jahre, stellten die Fabriken in der Stadt an der Neiße zehn Millionen Hüte im Jahr her. Auch in der DDR waren Gubener Hüte, allen voran der Vigu-Hut aus Polyvinylchlorid (PVC), beliebt. Nach der Wende kam das Aus. Heute existiert nur noch eine kleine Hutmanufaktur in der Stadt.
In der ehemaligen, sanierten Hutfabrik C.G. Wilke befindet sich inzwischen das Stadt- und Industriemuseum Guben. Unter 14 überdimensionalen Hauben, die von der Decke hängen, wird die Stadt- und Industriegeschichte erzählt. Lieblingsorte der Besucher sind eine echte sowie eine virtuelle Hutprobierstation und Virtual-Reality-Brillen, die einen Einblick in alte Handwerksberufe geben.
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Adresse
Dietrich-Bonhoeffer-Straße 1-3
02977 HoyerswerdaZCOM Hoyerswerda
Die Z23 – auch „Die Zuse“ genannt – ist der Star des ZCOM Zuse-Computer-Museums in Hoyerswerda. Gewaltige Platinenschränke, Starkstromanschluss, Lochstreifenleser, Magnettrommelspeicher, ein Steuerpult wie für ein Kraftwerk: Der etwa eine Tonne wiegende Computer-Dinosaurier aus den frühen 1960er-Jahren zeigt, wie mühsam es war, Maschinen das Denken beizubringen.
Die Geschichte des Computers begann in den 1930er Jahren in einem Wohnzimmer in Berlin Kreuzberg. Hier werkelte der Student Konrad Zuse (1910-1995) in der elterlichen Wohnung an der ersten frei programmierbaren Rechenmaschine. Am 12. Mai 1941 präsentierte er schließlich die Z3, den ersten funktionsfähigen Computer der Welt mit einem Speicher von 64 Wörtern. Nach dem Krieg baute Zuse in Neukirchen, Hessen, eine Computerfirma auf: die Zuse AG.
1995 ernannte die Stadt Hoyerswerda den Computerpionier Konrad Zuse, der im Ort sein Abitur ablegt hatte, zum Ehrenbürger und zeigte anschließend eine erste Computerausstellung. 2017 eröffnete das ZCOM Zuse-Computer-Museum. Es widmet sich nicht nur seinem Namensgeber, sondern auch der Entwicklung der Computertechnik und den Herausforderungen des digitalen Zeitalters.
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Adresse
Geneststraße 5
10829 Berlin-SchönebergGewerbehof Geneststraße (ehem. Mix & Genest AG)
Wegen des gestiegenen Platzbedarfs verlagerte die 1879 gegründete Actiengesellschaft Mix & Genest, Telephon-, Telegraphen- und Blitzableiter-Fabrik 1907 ihre Produktionsstätte. Sie zog von der Bülowstraße, dem heutigen „Gewerbehof Bülowbogen“, in einen neu errichteten Gebäudekomplex in Schöneberg. Mit ihrem „modernisierten“ Namen zählte die Mix & Genest AG zu den innovativsten Unternehmen der deutschen Elektroindustrie mit Weltgeltung.
1929 kam Mix & Genest jedoch unter das Dach einer internationalen Holding-Gesellschaft unter Führung der amerikanischen International Telephone and Telegraph Co. (ITT). Sie führte nach dem Zweiten Weltkrieg mehrere deutsche Nachrichtentechnik-Unternehmen in der Standard Elektrik Lorenz AG (SEL) zusammen. Im Zuge dieser Entwicklung zog auch Mix & Genest 1948 nach Stuttgart um. 1973 übernahm die GSG Berlin den Komplex und wandelte ihn schließlich in den Gewerbehof Geneststraße um.
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Adresse
Am Juliusturm 14-38
13599 Berlin-Spandau
Kontakt
Tel.: 089/38 21 57 50
info@bmw-besucherwesen.de
www.bmwgroup-werke.com/berlinAnfahrt
U-Bahn: U7 (Haltestelle Haselhorst)
Öffnungszeiten
Nur im Rahmen einer Führung zugänglich
Eintritt
Führungen kosten 11,90 € für Erwachsene und 9,00 € mit Ermäßigung
Führungen
90-minütige Führungen i.d.R. montags bis freitags
Alle Informationen unter www.visit-bmwgroup.com/erleben/fuehrung-werk-berlin/Barrierefreiheit
ja, mit Anmeldung
Industriekultur erleben
BMW-Motorradwerk
Motorräder aus Spandau
BMW Motorräder fahren mit Berliner Luft in den Reifen. 800 Motorräder laufen täglich im Motorradwerk der BMW Group in Berlin-Spandau vom Band. An Werktagen öffnen sich hier die Tore auch für Besucherinnen und Besucher, die bei den Werksführungen die Faszination hochmoderner Fahrzeugproduktion erleben.
Die Geschichte des Produktionsstandorts beginnt Mitte des 18. Jahrhunderts, als König Friedrich Wilhelm I. nahe der Zitadelle Spandau eine Gewehr- und Munitionsfabrik für die preußische Armee errichten lässt. 1928 entsteht dann auf einem Teil des Geländes das Flugmotorenwerk von Siemens & Halske. Mit der Ausgliederung aus dem Siemenskonzern firmiert das Werk ab 1936 als Brandenburgische Motoren Werke GmbH (Bramo). Die Bayerischen Motoren Werke (BMW) übernehmen schließlich ab 1939 das Gelände und die Produktion. Seit 1949 ist das Werk auf die Produktion von Motorradteilen spezialisiert und zwanzig Jahre später verlässt das erste komplett in Berlin hergestellte BMW Motorrad das Werk. Seitdem werden hier, in teilweise denkmalgeschützten Gebäuden, BMW-Motorräder für den Weltmarkt produziert.
Lesen Sie mehr zum Industriestandort West-Berlin nach 1945.
Das BMW-Motoradwerk ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 1.
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Adresse
Revaler Straße 99
10245 Berlin-FriedrichshainKontakt
rawcc.org/
Tel.: O157 51 9OO 381RAW-Friedrichshain (ehem. RAW II)
Das heute unter dem Namen RAW-Friedrichshain bekannte Gelände ist in seinen Anfangszeiten eine der wichtigsten Eisenbahnwerkstätten Berlins. Mit der Fertigstellung der Ostbahn in Berlin entsteht ab 1867 die Eisenbahn-Hauptwerkstatt Berlin II. Das Gelände zwischen Ostbahn, Warschauer Straße und Revaler Straße wird stetig durch neue Bauten für die Werkstätten, Verwaltung und auch soziale Einrichtungen ergänzt.
Das 1918 in Reichsbahnausbesserungswerk II (RAW II) umbenannte Areal fällt im Zweiten Weltkrieg teilweise den Bomben zum Opfer. Ab 1991 folgt dann die schrittweise Stilllegung des Werks. Doch bereits wenige Jahre später treibt der Kulturverein RAW-tempel e. V. die Umnutzung des Geländes voran. 2015 muss er jedoch Insolvenz anmelden. Heute befinden sich auf dem RAW-Friedrichshain neben Sportstätten auch Kultureinrichtungen, Gastronomie und Clubs. Der Verein RAW//cc e.V. bietet Rundgänge über das vielfältige Areal an.
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Adresse
Brunnenstraße, Gustav-Meyer-Allee, Voltastraße, Hussitenstraße
13355 Berlin-GesundbrunnenKontakt
rent@amplifier.berlin
Tel.: 030 84853855
www.amplifier.berlin/Industriekultur erleben
AEG-Humboldthain
Imposante Fabrikstadt
Motoren, Maschinen, Eisenbahnmaterial und elektrische Geräte: die AEG-Humboldthain produziert von 1894 bis in die 1980er Jahre.
1894 muss das schnelle wachsende Unternehmen AEG neue Flächen für die Produktion schaffen. Unweit der AEG-Apparatefabrik in der Ackerstraße entsteht daher nach und nach eine imposante Fabrikstadt am Humboldthain. Die Architektur der beiden Standorte unterscheidet sich jedoch deutlich. Die Fassade der Apparatefabrik schmücken florale Elemente und aufwendige Verzierungen. Am neuen Standort Humboldthain setzen Architekten wie Peter Behrens hingegen auf eine neue Architektursprache. Besonders beeindruckend ist die monumentale Montagehalle für Großmaschinen im Stil der Neuen Sachlichkeit. Ohne Ornamente, stattdessen mit strengen und klaren Formen, repräsentiert die Architektur der Montagehalle die industrielle Produktion im Inneren.
1984 schließt der Standort AEG-Humboldthain und etliche Gebäude werden abgerissen. Das „Beamtentor“, gestaltet von Franz Schwechten, ist der ehemalige Eingang zum Gelände. Heute etwas verloren zwischen Neubauten in der Brunnenstraße 107 a, ziert das Denkmal ein Zahnrad als Symbol der Industrie. In den verbliebenen denkmalgeschützten Fabrikgebäuden sind u.a. ein Gründerzentrum, Medienunternehmen und die TU Berlin untergebracht. Noch immer verbindet ein Tunnel die Standorte Apparatefabrik und Humboldthain miteinander. Touren durch den AEG-Tunnel bietet inzwischen der Berliner Unterwelten e.V. an.
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Adresse
Am Juliusturm 64
13599 Berlin-Spandau
Kontakt
Tel.: 030/35 94 42 97
info@zitadelle-berlin.de
www.zitadelle-berlin.de/museen/stadtgeschichtliches/Öffnungszeiten
Mo-Fr. 10:00 bis 17:00 Uhr
Do 13:00 bis 20:00 UhrIndustriekultur erleben
Stadtgeschichtliches Museum Spandau
Industriegeschichte auf der Zitadelle
Geschützgießerei, Gewehr-, Patronen- und Munitionsfabriken sowie Pulverfabriken und Feuerwerkslaboratorien: All das zeugt bis heute davon, wie sich die Festungsstadt Spandau als Zentrum der preußischen Rüstungsindustrie Mitte des 16. Jahrhunderts entwickelt. Dabei hat die Zitadelle Spandau eine wichtige militärische und auch repräsentative Funktion.
Im Zeughaus der Zitadelle befinden sich heute Museen zur Kultur-, Stadt-, Industrie- und Militärgeschichte Spandaus. Das Stadtgeschichtliche Museum zeigt zum Beispiel neben Objekten zur Rüstungsindustrie weitere vielfältige Spuren der Industriegeschichte Spandaus. Dazu gehören u. a. historische Siemens-Haushaltsgeräte und Filmrequisiten aus den in Spandau ansässigen CCC-Studios.
Von der Zitadelle Spandau aus lässt sich wunderbar die Industriekultur des Bezirks erkunden.
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Adresse
Nöldnerstraße 15-16
10317 Berlin-LichtenbergSchrotkugelturm
Der Schrotkugelturm ist ein Wahrzeichen für den Kiez Victoriastadt und ein Symbol für technisch ausgeklügelte Herstellungsprozesse. Im Turm erhitzten Arbeiter der Maschinenfabrik Juhl & Söhne solange das Blei, bis die Tropfen anschließend knapp 40 Meter hinunterfielen. In den langen Fallrohren formten sich die Bleitropfen zu runden, nahtlosen Kugeln. Diese mussten Arbeiter danach nur noch aus dem Wasserbecken mit Korrosionsschutz am Fuße des Turms fischen. Fertig war der Produktionsprozess. Die Bleikugeln gingen anschließend in den Verkauf.
Der 1908 errichtete Schrotkugelturm ist der letzte dieser Art in Berlin und Brandenburg. Seine Fassadengestaltung erinnert an die Architektur der italienischen Renaissance. Interessierte können die knapp 200 Stufen zur Plattform des 1939 stillgelegten Turms im Rahmen von Führungen am Tag des offenen Denkmals oder Veranstaltungen emporsteigen.
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Adresse
Fichtestraße 6
10967 Berlin-Kreuzberg
Kontakt
Tel.: 030/49 91 05-18
info@berliner-unterwelten.de
www.berliner-unterwelten.deAnfahrt
U-Bahn: U7 (Haltestelle Südstern)
Bus: M41 (Haltestelle Körtestraße)Öffnungszeiten
Nur im Rahmen einer Führung zugänglich.
Eintritt
16 €, Ermäßigungen
Termine und Tickets im Online-Shop erhältlich, kein Ticketverkauf vor Ort.
tickets.berliner-unterwelten.de
Führungen
Die öffentlichen Führungen sind nicht für Kinder unter 7 Jahren geeignet.
Festes Schuhwerk ist notwendig, warme Kleidung wird empfohlen.
www.berliner-unterwelten.de/fuehrungen/oeffentliche-fuehrungen/geschichtsspeicher-fichtebunker
Barrierefreiheit
nicht barrierefrei zugänglich
ERIH-Mitglied
Industriekultur erleben
Schauplätze
Fahrradroute: Warmes Licht und kühles Bier
JuniorRoute: Sek 1
JuniorRoute: Sek 2Gasometer Fichtestraße (Fichtebunker)
Der letzte seiner Art
Der Gasometer Fichtestraße ist der älteste Gasbehälter, der in Berlin erhalten ist. Eine Erkundung durch das Innere des runden Backsteinbaus führt Neugierige in die Zeit der Industrialisierung Berlins und auf eine Reise durch 200 Jahre Stadtgeschichte.
1826 erhellen die ersten Gaslaternen das nächtliche Berlin. In den folgenden 20 Jahren baut ein Londoner Unternehmen die Straßenbeleuchtung stetig aus. Mitte des 19. Jahrhunderts übernimmt die Stadt die öffentliche Beleuchtung. Gas findet zunehmend auch in Privathaushalten Verwendung, deshalb steigt die Zahl der Gasanschlüsse auch mit der wachsenden Bevölkerung. Die städtischen Gaswerke Berlins entwickeln sich zum größten Gasversorger Europas. Die Gasanstalten produzieren kontinuierlich Gas, die Abnahme durch die Verbraucher aber schwankt. Deshalb müssen ausreichend Speicherbehälter zur Verfügung stehen. Auf freiem Feld entstehen in der Nähe der Hasenheide dazu ab 1874 vier nahezu baugleiche Gasbehälter aus Backstein. Der erhaltene Gasometer in der Fichtestraße entsteht 1883/84. Gleichzeitig beginnt die Elektrifizierung Berlins, deshalb verliert der Gasspeicher schon in den 1930er-Jahren seine Funktion.
Während des Zweiten Weltkriegs wird der Gasometer in der Fichtestraße zu einem Großbunker ausgebaut. Hier sollen Mütter, die in kriegswichtiger Produktion beschäftigt sind, mit ihren Kindern Zuflucht finden. Ausgeruht sollen die Frauen zur Arbeit erscheinen. Für 6.500 Menschen ist der Bunker geplant – bis zu 30.000 drängen sich Ende des Krieges zusammen. Nach dem Krieg bietet der Bunker bis in die 1950er-Jahre durchziehenden Flüchtlingen einen Schlafplatz. Ein intaktes Dach ist viel Wert im kriegszerstörten Berlin – und so dient der fensterlose Bunker noch bis Anfang der 1960er-Jahre als Altenheim und Obdachlosenasyl. Danach nutzt der West-Berliner Senat den Bunker als Lager für einen Notvorrat an Konserven und Hygieneartikeln.
Das Dach des Bunkers ist heute mit Lofts bebaut. Durch den weitgehend im Originalzustand erhaltenen Bunker führt seit 2008 der Verein der Berliner Unterwelten. Einst Leuchtgasspeicher und Zufluchtsort, konserviert dieser „Geschichtsspeicher“ heute die Geschichte der Stadt.
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Adresse
Britzer Str. 5
12439 Berlin-NiederschöneweideKontakt
Tel.: 030/63 90 28 80
schoeneweide@topographie.de
www.ns-zwangsarbeit.deAnfahrt
S-Bahn: S8, S9, S45, S46, S47 (Haltestelle Schöneweide) |
Bus: 165 (Haltestelle Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit)
Öffnungszeiten
Di. bis So. 10:00–18:00 Uhr
Eintritt
Eintritt und Führungen kostenfrei
Führungen
samstags und sonntags um 15:00 Uhr
sowie nach Vereinbarung
Barrierefreiheit
Ja
ERIH-Mitglied
Industriekultur erleben
Schauplätze
Fahrradroute: Wasser und Strom
JuniorRoute: Sek 1
JuniorRoute: Sek 2Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit
Ein Barackenlager im Wohngebiet
Rund 13 Millionen Menschen, fast aus ganz Europa, werden während des Zweiten Weltkriegs durch das nationalsozialistische Regime in das Deutsche Reich verschleppt und zur Zwangsarbeit verpflichtet. Insgesamt arbeiten sogar 26 Millionen Männer, Frauen und Kinder unfreiwillig für den NS-Staat.
Die deutsche Kriegswirtschaft ist ohne die Zwangsarbeit nicht aufrechtzuerhalten. Vor allem Industrie und Landwirtschaft profitieren von den günstigen Arbeitskräften. Die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter müssen in großen bekannten Firmen arbeiten, darunter bei der AEG, aber auch in kleinen Handwerksbetrieben und kommunalen Einrichtungen wie der Müllabfuhr. Kirchen und Privathaushalte beuten ebenfalls die Männer und Frauen aus. Im Krieg entsteht 1943 in Berlin-Schöneweide, mitten im Wohngebiet, ein Barackenlager für Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Dort sind mehr als 400 ehemalige italienische Militärinternierte untergebracht sowie verschleppte Zivilisten aus mehreren Ländern. Sie arbeiten meistens auf Baustellen und in umliegenden Fabriken für die Rüstungsindustrie. In den letzten Kriegsmonaten werden etwa 200 polnische Frauen von einem Außenlager des KZ Sachsenhausen nach Schöneweide verlegt, um unweit des Barackenlagers für den Batteriehersteller Pertrix zu arbeiten.
Allein im Berliner Stadtgebiet sind während des Zweiten Weltkriegs rund eine halbe Million Menschen in etwa 3000 Lagern untergebracht. Das Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit informiert seit 2006 über die Geschichte und Dimension der Zwangsarbeit. Es macht das Schicksal der betroffenen Männer, Frauen und Kinder sichtbar. Die ehemaligen Unterkunftsbaracken auf dem Gelände in Niederschöneweide sind fast vollständig erhalten und heute als Ausstellungs- und Veranstaltungsorte zugänglich. Besucherinnen und Besucher finden hier neben verschiedenen Ausstellungen auch ein Archiv, eine Bibliothek, eine internationale Jugendbegegnungsstätte sowie zahlreiche Angebote der historisch-politischen Bildungsarbeit.
Das Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit ist Ankerpunkt der Europäischen Route der Industriekultur (ERIH). Die Meilensteine der Industriekultur Berlin thematisieren die Rüstungsindustrie in Berlin.
In unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 2 finden Sie weitere Informationen zu diesem historischen Ort.
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Adresse
Obermeierweg 18
13597 Berlin-SpandauIndustriekultur erleben
Bohrwerkstatt der Geschützgießerei
Zeuge der preußischen Militärindustrie
Am Zusammenfluss von Spree und Havel, gegenüber der historischen Spandauer Altstadt, befindet sich das Gelände der ehemaligen Königlichen Geschützgießerei. Die Bohrwerkstatt mit seiner gelben Backsteinfassade entsteht hier 1874 im Stil der Berliner Rundbogenarchitektur. Sie gilt als einer der bedeutendsten erhaltenen Bauten der Militärindustrie in Spandau.
Während des Ersten Weltkriegs expandieren die Rüstungsbetriebe. Aus jener Zeit stammt die zweite, ebenfalls noch erhaltene Werkhalle (1914/15). Sie erinnert in ihrer Sachlichkeit an die Fabrikgebäude von Peter Behrens. Das ist ein deutlicher Bruch zur Rundbogenarchitektur der Bohrwerkstatt von 1874, die im Stil der Schinkelschule erbaut ist.
Im Zuge der Demilitarisierung des Deutschen Reichs nach dem Ersten Weltkrieg werden Bettgestelle, Landmaschinen und für kurze Zeit Autos gefertigt. In der Weimarer Republik finden wieder geheime Vorbereitungen für militärische Produktionen statt. Die Nationalsozialisten bauen die Rüstungsproduktion weiter aus. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wird die industrielle Nutzung am Standort aufgegeben. Anschließend dient das Areal bis 1990 als Getreidelager für die West-Berliner Senatsreserven. Diese Reserven sollen Berlin während des Kalten Krieges für den Fall einer erneuten Blockade durch die Sowjetunion wappnen.
Seit 1990 stehen die inzwischen denkmalgeschützten Gebäude leer und verwahrlosen zusehends. Überlegungen, die Bauten für Kultur, Handel, Büros oder gar als Mehrzweckhalle zu nutzen, scheitern.
2018 erwirbt ein Kölner Immobilienunternehmer das Areal der ehemaligen Geschützgießerei. Seitdem wird das Gelände in enger Kooperation mit dem Stadtentwicklungsamt und der Unteren Denkmalschutzbehörde behutsam entwickelt. Die stark beschädigten Fabrikhallen sollen saniert werden. Künftig dienen sie sowohl als Büros als auch für gastronomische Angebote. Darüber hinaus ist geplant, den Uferbereich neu zu gestalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Die Bohrwerkstatt der Geschützgießerei ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 1.
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Fasanenstraße 1a
10623 Berlin–CharlottenburgHeizkraftwerk der Technischen Hochschule Berlin
Das 1882 nach einem Entwurf von Julius Carl Raschdorff errichtete Heizkraftwerk diente zur Wärme- und Energieversorgung der 1879 neu gegründeten Königlichen Technischen Hochschule Berlin.
Als die Hochschule die Anlage 1903 in die Elektrotechnik-Ausbildung einbezog, entstand mit der Erweiterung des Kraftwerks ein zweiter Schornstein. Das zur Steigerung der Leistungsfähigkeit 1916 neu erbaute Kesselhaus unterscheidet sich in der architektonischen Gestaltung deutlich vom Ursprungsgebäude.
Die Bewag übernahm in den 1970er Jahren schließlich die gesamte Energie- und Wärmeversorgung der Technischen Hochschule. Anschließend baute die Hochschule das Heizkraftwerk zu einem Instituts- und Laborgebäude des Fachbereichs Technischer Umweltschutz um.
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Abbestraße 2–12
10587 Berlin-CharlottenburgIndustriekultur erleben
Physikalisch-Technische Bundesanstalt
Villen der Wissenschaft für richtiges Messen
Anspruchsvolle industrielle Fertigung benötigt präzise Messtechnik. Allerdings gibt es diese für die aufstrebende Elektroindustrie Ende des 19. Jahrhunderts noch nicht. Diesen Mangel wollen Werner von Siemens und Hermann von Helmholtz beheben. Auf ihre Initiative gründet sich 1887 die Physikalisch-Technische Reichsanstalt (PTR), die erste staatliche Großforschungseinrichtung Deutschlands.
Die PTR der metrologischen Grundlagenforschung verpflichtet. Parallel unterstützt sie außerdem die Industrie bei aktuellen Themen. Ihr erster Präsident ist Hermann von Helmholtz, der bis 1894 den Aufbau des Forschungsinstituts gestaltet. In den ersten Jahren arbeiten rund 65 Personen an der PTR. Dort tätige Experimentalphysiker ebnen in Zusammenarbeit mit Max Planck, Professor an der Friedrich-Wilhelm-Universität zu Berlin, der Quantenphysik den Weg.
1903 eröffnet auf dem Areal die „Ständige Ausstellung für Arbeiterwohlfahrt“. Sie informiert über das Thema Arbeitsschutz.
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten beginnt auch für die PTR ein dunkles Kapitel. 1933 wird der überzeugte Nationalsozialist Johannes Stark gegen den einhelligen Rat sämtlicher Fachleute als neuer Präsident eingesetzt. Er beendet die Forschungsarbeiten zur Quantenphysik und Relativitätstheorie, die 1933 als „zu jüdisch“ gelten. In der Folge richten sich die Aktivitäten der PTR zunehmend auf die Autarkie- und Rüstungsprogramme des NS-Regimes aus.
Bei Bombenangriffen auf Berlin werden Teile der PTR 1943 stark beschädigt. Es folgt die Verlagerung mehrerer Abteilungen an Ausweichstandorte, beispielsweise ins thüringische Weida. Bei Kriegsende ist die Reichsanstalt faktisch zerschlagen.
Um die Aufgaben der PTR fortführen zu können, beginnt 1947 in Braunschweig der Aufbau eines neuen metrologischen Staatsintituts. Es entsteht aus den Laboratorien, die zuvor in die westlichen Besatzungszonen verlagert wurden. Drei Jahre später gründet sich hier die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB), die seitdem der Bundesregierung untersteht.
Der Standort in Berlin-Charlottenburg ist seit 1953 als „Institut Berlin“ in die PTB eingegliedert. Bis heute leistet die Forschung hier einen international anerkannten Beitrag auf den Gebieten der Temperatur und Physik mit Synchrontronstrahlung beziehungsweise Medizinphysik und Informationstechnik.
Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 3.
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Siemens Gründungsort
Schöneberger Str. 33
Siemenshauptverwaltung
Askanischer Platz 3
Siemenshaus
Schöneberger Str. 3
alle 10963 Berlin-KreuzbergIndustriekultur erleben
Siemens Gründungsort
Erfindergeist im Hinterhof
Was für Steve Jobs und Apple eine Garage ist, ist für Siemens eine kleine Hinterhaus-Werkstatt. Die „Telegraphenbauanstalt Siemens & Halske“ begründet 1847 die über 100-jährige Entwicklung von SIEMENS zu einem weltweit agierenden Industriekonzern. Im Hinterhaus der Schöneberger Straße 33 baut die Firma ihre ersten Telegrafen. Die Verwaltung befindet sich ab 1901 neben dem Anhalter Bahnhof, am Askanischen Platz, unweit des Gründungsorts. Zwei Jahrzehnte zuvor hatte Siemens & Halske die Signaltechnik für den Bahnhof gestellt. Heute sitzt an der gleichen Adresse die Zeitung „Der Tagesspiegel“.
Ende des 19. Jahrhunderts zieht die Hauptverwaltung schließlich in die neu gegründete Siemensstadt in Berlin-Spandau. Die repräsentative Adresse in der Nähe des Regierungsviertels möchte das Unternehmen allerdings behalten. Daher entsteht an diesem Standort 1915 die neue Siemens-Repräsentanz, in der heute die Hotelkette Mövenpick residiert.
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Adlergestell
12439 Berlin-NiederschöneweideRAW Schöneweide
Um 1900 ist die Berliner Straßenbahn weitestgehend elektrifiziert, die U-Bahn fährt bereits seit ihrer Eröffnung 1902 elektrisch. Die Stadt-, Ring- und Vorortbahnen, erst seit 1930 als „S-Bahn“ bezeichnet, sind jedoch noch bis in die 1920er-Jahre hinein weitestgehend mit Dampf bespannt. Nach Jahren der Vorplanung und eingehenden praktischen Versuchen entscheidet 1926 der Verwaltungsrat der Deutschen Reichsbahn Gesellschaft, die Berliner Nahverkehrsstrecken vollständig zu elektrifizieren. Damit fällt der Startschuss für die vielleicht größte Transformation in der Geschichte der Berliner S-Bahn: die „Große Elektrifizierung“. Dies führt schließlich zum Bau des Reichsbahnausbesserungswerks (RAW) in Berlin-Schöneweide.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter warten hier nicht nur S-Bahngarnituren, sondern auch U-Bahnzüge und Straßenbahnen. Der verkehrsgünstige Standort des RAW Schöneweide ist bis heute das Zentrum der Berliner S-Bahn im Osten der Stadt. Neben einem Fahrtensimulator und zahlreichen anderen Einrichtungen hat das Werk auch eine eigene S-Bahn-Haltestelle.
Die Architektur der riesigen Anlage des RAW Schöneweide orientierte sich vor allem an der Neuen Sachlichkeit. Trotz größerer Schäden im Zweiten Weltkrieg bestimmt das Wechselspiel aus Backstein und verputzten Flächen immer noch die Atmosphäre des Ortes.
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Stralauer Allee 1-16, Alt-Stralau 1-2
10245 Berlin-FriedrichshainKontakt
www.spreespeicher-events.de/
kontakt@spreespeicher-events.de
Tel.: 030 814 590 700
Industriekultur erleben
Osthafen
Anfang des 20. Jahrhunderts entstand im Osten Berlins der bis dahin größte Industriehafen der Stadt – der sogenannte Osthafen. Die vorhandenen Kapazitäten der anderen Berliner Häfen waren schon Jahre zuvor an ihr Limit geraten. Das fast symmetrische Gebäudeensemble erstreckt sich über eine Länge von gut 1400 Metern. In der Mitte sind ein Verwaltungsgebäude und ein Sozialbau angeordnet. Rundherum entstanden hauptsächlich Lagergebäude für verschiedenste Waren, wie beispielsweise das Eierkühlhaus.
In den letzten Jahrzehnten änderte sich die Nutzung des Hafens radikal. Anstelle von Transport und Lagerung von Waren gibt es am Osthafen heute zum Beispiel Medien- und Modeunternehmen. Das eigens für den Hafen errichtete Kraftwerksgebäude dient seit 2017 als Club. Eins der ehemaligen Speichergebäude an der Spree dient als Eventlocation.
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Adresse
von U-Bhf. Schönhauser Allee bis U-Bhf. Eberswalder Straße
Industriekultur erleben
Hochbahnanlage Schönhauser Allee
Vom Magistratsschirm zum Viadukt
Kurios: An der Schönhauser Allee in Prenzlauer Berg fährt die U-Bahn als oberirdische Hochbahn auf einem Viadukt. Um technische Probleme beim Bau von Tunneln unter der Spree und Häuserzeilen zu vermeiden, entscheidet sich der Magistrat von Berlin 1913 nicht für eine Untergrundbahn, sondern für die preiswertere Hochbahn. Diese Hochbahn auf Stelzen verläuft parallel zur Straße und schafft eine weitere Verkehrsebene.
Das technisch elegante Werk des U-Bahn-Architekten Alfred Grenander trägt damals den Spitznamen „Magistratsschirm“. Die Hochbahn über der Schönhauser Allee ist wie ein aufgespannter Schirm, unter dem die Berlinerinnen und Berliner wettergeschützt flanieren können. Proteste wegen Erschütterungen in den Häusern, Geschäftsschädigung, Lärmbelästigung und Fahrpreiserhöhungen sorgen anfangs für Unmut. Inzwischen steht die Berliner Hochbahn unter Denkmalschutz und ist aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken.
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Modersohnstraße 33 und Markgrafendamm 24
10245 Berlin-FriedrichshainRAW I
Die Abkürzung RAW für „Reichsbahn-Ausbesserungswerke“ war vor allem während der DDR-Zeit sehr gebräuchlich, stammt aber noch aus der Kaiserzeit. Das Gelände der ehemaligen Eisenbahnhauptwerkstatt I neben der Ostbahn erstreckt sich von der Modersohnbrücke bis zum Ostkreuz. Ab 1870 baute die Bahn auf dem großzügigen Gelände erste Werkstätten für die Wartung der Züge. Es entstanden immer mehr Bauten, unter anderem auch Wohn- und Verwaltungsgebäude. Die heute noch vorhandenen Einrichtungen des RAW I sind teilweise in Betrieb oder vermietet.
Mit der Elektrifizierung der Berliner S-Bahn in den 1920er-Jahren entwickelte sich das Gelände des RAW I zu einem wichtigen Knotenpunkt. Es entstand nicht nur eine Werkstätte für die elektrischen Anlagen der Bahnstromversorgung, sondern auch das Schalt- und Gleichrichterwerk Markgrafendamm. In zwei nicht mehr gebrauchten Werkstatthallen informiert inzwischen die BSW-Gruppe „Bahnstromanlagen S-Bahn“ interessierte Besucher über die Stromversorgung der Berliner S-Bahn.
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Am Rathenaupark
16761 HennigsdorfBombardier-Werk Hennigsdorf
Auf dem Werksgelände von Bombardier in Hennigsdorf werden seit 1913 Schienenfahrzeuge für den Nah- und Fernverkehr hergestellt. Emil Rathenau gründet den Standort 1910. Drei Jahre später beginnt die AEG hier mit der Fertigung von Lokomotiven. Die 5000. elektrische Lokomotive verlässt 1938 das Werk.
In beiden Weltkriegen konzentriert sich die AEG auf die Rüstungsproduktion des Deutschen Reichs, so auch das Werk in Hennigsdorf. Zwangsarbeit gehört zur Rüstungsproduktion dazu. Gegen Ende des Zweiten Krieges sind die Fabrikhallen fast vollständig zerstört und der AEG-Konzern verliert alle Produktionsstätten im Ostteil des Landes.
1947 gibt die UdSSR das beschlagnahmte Werk wieder in deutsche Verwaltung. Ein Jahr später beginnt die Produktion elektrischer Lokomotiven. Die Umbenennung der Hennigsdorfer Werke in VEB Lokomotivbau-Elektrotechnische Werke Hans Beimler (LEW) erfolgt 1951. Es entstehen in den folgenden Jahrzehnten Straßenbahntriebwagen, Lokomotiven für den Bergbau, Diesellokomotiven und Fahrkartendrucker. Nach der Wiedervereinigung firmiert die AEG mit den LEW. Als AEG Schienenfahrzeuge Hennigsdorf GmbH kehrt das Unternehmen an den Standort zurück.
Nach mehreren Besitzerwechseln übernimmt schließlich 2001 Bombardier Transportation die Werke. Das ursprünglich kanadische Unternehmen betreibt in Hennigsdorf mit rund 3000 Beschäftigten zeitweise sein größtes europäisches Werk. Die Konzernzentrale von Bombardier Transportation ist seit 2006 im ehemaligen Gebäude der Königlichen Eisenbahndirektion in der Berliner Innenstadt zu finden. 2021 übernimmt der französische Konkurrent ALSTOM das Unternehmen.
Spuren der AEG sind in Hennigsdorf heute noch zu finden. Direkt neben dem heutigen Werk befindet sich das Rathenauviertel. Die denkmalgeschützte Wohnsiedlung entsteht ab 1913 unter der Leitung von Peter Behrens. Später übernimmt Jean Krämer den Ausbau. Genauso wie die AEG Siedlung in Oberschöneweide ist das Rathenauviertel ein charakteristisches Beispiel für eine Werkssiedlung.
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Bahnbetriebswerk Schöneweide
Landfliegerstraße 1
12487 Berlin-JohannisthalKontakt
www.dampflokfreunde-berlin.de
info@berlin-macht-dampf.com
Tel.: 030/67 89 73 40Industriekultur erleben
Bahnbetriebswerk Schöneweide
Berlin macht Dampf
Mit der fortschreitenden Industrialisierung Ende des 19. Jahrhunderts vervielfacht sich der Zugverkehr entlang der Strecke Berlin-Cottbus innerhalb weniger Jahre. Daher entsteht ab 1902 das Bahnbetriebswerk Schöneweide mit Ringlokschuppen, Wasserturm und Verwaltungsgebäuden. Aufgrund des anhaltenden Wachstums und der Einführung neuer Technologien werden die Gebäude und das Gelände kontinuierlich erweitert. Trotz kleinerer Schäden im Zweiten Weltkrieg ist das Werk bis 1994 durchgehend in Betrieb.
Schon vor der endgültigen Schließung beginnen die Dampflokfreunde Berlin mit der Nutzung des Geländes als Standort für ihre historische Lok-Sammlung. Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich nicht nur um die Erhaltung der Züge, sondern auch um die historischen Bauten.
Unter dem Motto „Berlin macht Dampf“ bietet der Verein Dampflokfreunde Berlin e. V. Rundfahrten durch Berlin und Tagesausflüge ins Umland an. In den Wagen der historischen Dampfzüge erleben die Fahrgäste den nostalgischen Charme früherer Zeiten. Zweimal jährlich laden die Dampflokfreunde zu einem Fest in das denkmalgeschützte Bahnbetriebswerk Schöneweide ein. Für individuelle Führungen im Bahnbetriebswerk wenden Sie sich an den Verein.
Das Bahnbetriebswerk Schöneweide ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 2. Ein Meilenstein der Berliner Industriegeschichte widmet sich dem »Aufstieg zum Eisenbahnzentrum«.
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BVG-Linie 218
Von der S-Bahnstation „Messe Nord / ICC (Witzleben)“
bis zur „Pfaueninsel“Kontakt
Tel.: 030/72 02 57 18
info@traditionsbus.de
www.traditionsbus.deIndustriekultur erleben
Wissenswertes
Traditionsbus Berlin
Oldtimer im Linienverkehr
Die Initiative Traditionsbus Berlin sammelt und pflegt historische Linienbusse der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). Ein Bus-Oldtimer fährt täglich auf der BVG-Linie 218. Für die Fahrt vom S-Bahnhof „Messe Nord / ICC (Witzleben)“ bis zur Pfaueninsel am Wannsee reicht ein normales BVG-Ticket aus.
Jedes Jahr im September finden an allen Sonntagen Shuttlefahrten zwischen dem Deutschen Technikmuseum in Kreuzberg und dem extra geöffneten Museumsdepot für Kommunalverkehr in Schöneberg statt. Auch für private Feierlichkeiten können Sie historische Busse beim Verein anmieten.
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Askanischer Platz 6-7
10963 Berlin-KreuzbergIndustriekultur erleben
Portikus Anhalter Bahnhof
Tor zum Süden
Am Askanischen Platz ragt eine beeindruckende Wand mit Rundbögen aus Backsteinen in die Höhe. Bis vor 70 Jahren gelangten Reisende durch diesen Portikus hindurch in eine gigantische Bahnhofshalle. Er ist der letzte Überrest der 34 Meter hohen und 170 Meter langen Halle des Anhalter Bahnhofs, fertiggestellt 1880. Ein Hallendach aus Glas überspannt frei und ohne jede Stütze die Gleise. Schnaufende Dampflokomotiven fahren ein und hüllen dadurch den Bahnsteig in beißenden Rauch. Ende des 19. Jahrhunderts herrscht geschäftiges Treiben vor und im Anhalter Bahnhof. Reisende kommen entweder mit Kutschen oder zu Fuß, um ihre Fahrt mit der Eisenbahn anzutreten. Die ersten Züge fahren nach Leipzig, Frankfurt und München. Der „Anhalter“ wird zum Tor des Südens. Vom Berliner Kopfbahnhof fahren Eisenbahnen nach Nizza, Athen und Neapel. Südlich vom Personenbahnhof erstreckt sich das große Gelände des Anhalter Güterbahnhofs. In der ehemaligen Ladestraße sitzt heute unter anderem das Deutsche Technikmuseum.
Der Ausbau des Schienennetzes erfordert jedoch auch die Übermittlung von Informationen über Zugfahrten und Störungen. Die im Bahndamm verlegte Telegrafenlinie ist einer der ersten Aufträge der „Telegraphenbauanstalt Siemens & Halske“, die ihren Gründungsort in Sichtweite des Bahnhofs hat.
Im Regime der Nationalsozialisten wandelt sich der Anhalter Bahnhof von einem Sehnsuchts- zu einem Schreckensort. Wie einige andere Bahnhöfe ist auch der Anhalter ab 1942 Startpunkt für Deportationen in Konzentrations- und Vernichtungslager. Die Sonderwaggons mit Deportierten werden an fahrplanmäßige Züge nach Dresden oder Prag angehängt. Von dort aus fahren die Züge weiter, zum Beispiel in das Konzentrationslager Theresienstadt. Seit 2021 befindet sich gegenüber der Ruine des Anhalter Bahnhofs am Askanischen Platz das Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung.
Das monumentale Bahnhofs-Gebäude von Architekt Franz Schwechten übersteht den Zweiten Weltkrieg nur mit erheblichen Schäden. Der Zugverkehr ist nur noch eingeschränkt möglich. Die Teilung Berlins führt 1952 schließlich zur Einstellung des Personenverkehrs. Aufgrund von Einsturzgefahr beschließt der Senat die Sprengung. Das Gebäude erweist sich jedoch als widerstandsfähig. Drei Jahre lang versuchen sich Abrissfirmen am Bahnhof. Schließlich bleibt allein der Portikus als Überrest des Tors zum Süden erhalten
Das Areal rund um Anhalter Bahnhof und Gleisdreieck ist Thema eines Forschungsprojektes des Berliner Zentrum Industriekultur (bzi). Gleisdreieck Online verknüpft Geodaten und historisches Material zu einer umfangreichen Karte: Eine Spurensuche durch zwei Jahrhunderte Eisenbahngeschichte.
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Kopischstr. 7 / Fidicinstr. 37
10965 Berlin-Kreuzberg
Wasserturm Tempelhofer Berg
Am 14. Juni 1888 geht der neue Wasserturm auf dem Tempelhofer Berg in Betrieb. Wie anderswo auch, müssen die jungen Berliner Wasserwerke ein grundsätzliches Problem lösen: Für die wachsende Stadtbevölkerung entstehen seit der Reichsgründung immer mehr hohe Mietshäuser mit vielen Geschossen. Über die Hof- und Straßenbrunnen, wie bisher üblich, sind diese Wohnungen nicht mehr mit Frischwasser zu versorgen. Sogenannte Wasserhebestationen – also Wassertürme auf erhöhten Punkten – sammeln Trinkwasser deshalb in Hochbehältern. Die Schwerkraft drückt das Wasser auch in die höchsten Etagenwohnungen.
Die moderne Technik kleiden die Architekten Hugo Hartung und Richard Schultze in ein historisierendes Gewand aus märkischer Backsteingotik. Wie ein mittelalterlicher Wehrturm wirkt das 44 Meter hohe Bauwerk mit seinem Kegeldach und dem separaten Treppenturm. Die innere Gliederung folgt hingegen ganz den technischen Anforderungen: Die Pumpenanlage im Erdgeschoss befördert mehr als 400.000 Liter Wasser in den schmiedeeisernen Hochbehälter unter der Turmspitze und wird von einer Dampfmaschine angetrieben. Der für ihren Betrieb nötige Maschinist und Heizer bewohnt eine kreisrunde Wohnung genau zwischen Hochbehälter und Pumpenraum.
1926 ersetzen Elektromotoren die Dampfmaschine und das zugehörige Kohlenlager. Im Anbau am Turmfuß ist dadurch Platz für weitere Wohnungen. 1955 macht überlaufendes Wasser jedoch die alte Heizerwohnung unbewohnbar. Die Wasserwerke legen den Turm schließlich als Hebestation still und richten Betriebswohnungen darin ein.
Als deren Mietparteien Anfang der 1980er-Jahre ausziehen, engagieren sich Anwohnerinnen und Anwohner für eine öffentliche Nutzung des markanten Kiezgebäudes. Die DTK-Wasserturm, ein Jugend-, Kultur- und Kommunikationszentrum, entsteht und nutzt den Wasserturm Tempelhofer Berg bis heute. Aktuell ist die Anlage für eine Generalsanierung bis 2023 geschlossen.
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Knaackstraße 23
10405 Berlin-Prenzlauer BergWasserturm Prenzlauer Berg
Der älteste Wasserturm Berlins ging 1877 in Betrieb und versorgte den umliegenden Kiez bis 1952 mit Wasser. Im Turm sind Wohnungen für Arbeiter untergebracht, die heute noch immer bewohnt sind. Die Nationalsozialisten wandelten 1933 das Maschinenhaus I in ein Konzentrationslager um. Noch im gleichen Jahr änderte sich die Funktion wieder und es diente der SA als Aufenthaltsraum. Aus dem Maschinenhaus II wurde ein Schlafsaal. Heute erinnert eine Gedenkwand an diese Zeit.
Seit 1937 ist das Areal eine öffentliche Parkanlage. An dem ehemaligen Platz des Maschinenhauses I befindet sich inzwischen ein Spielplatz. Der Wasserturm zierte von 1920 bis 1992 sogar das Bezirkswappen des Prenzlauer Bergs.
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Oderberger Straße 57 & 59
10435 Berlin-PankowKontakt
www.gls-campus-berlin.de/location-fuer-hochzeitsfeiern-und-firmenfeiern
info@gls-campus-berlin.de
Tel.: 030 780 089-551Stadtbad Oderberger Straße
„Wöchentlich ein Bad“ fordert der Berliner Dermatologe Oskar Lassar. Gar nicht so einfach, wenn die enge Mietwohnung kein fließendes Wasser hat und die „Toilette“ nur ein Abtritt im Hinterhof ist. Lassar erkennt die prekären Hygieneverhältnisse und gründet 1874 den Berliner Verein für Volksbäder. In den folgenden Jahren entstehen erste Stadtbäder in Berlin. Ein Stadtbad bietet damals jedoch nicht nur Möglichkeiten zum Schwimmen, sondern vor allem zum Baden und Brausen. Übrigens: Nach französischem Vorbild „la douche“ nennen wir die Brause heute Dusche.
1899 beginnen auch in der Oderberger Straße in Prenzlauer Berg die Bauarbeiten an einem Stadtbad. Reich verziert mit Skulpturen und Ornamenten eröffnet das Stadtbad 1902. Schwimmbecken, Kabinen zum Wannenbad und ab 1977 sogar eine Sauna – das Stadtbad erfreut sich großer Beliebtheit. Bis es 1986 wegen Rissen im Becken schließen muss. Bürgerinitiativen und Investoren sorgen für den Erhalt des Gebäudes.
Ab 1994 ist das leere Schwimmbecken Eventlocation für Partys und Kunstausstellungen. 2016 eröffnet das Hotel Oderberger Berlin. Dank eines verstellbaren Bodens ist nun beides möglich: Veranstaltung und Schwimmen. In dem sanierten Gebäude verraten originale Fließen, Türen und Geräte mehr über die Geschichte des Stadtbads. -
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Ganghoferstraße 3
12043 Berlin-NeuköllnStadtbad Neukölln
1914 eröffnet das Stadtbad Neukölln. Mit bis zu 10.000 Gästen täglich ist es damals eine der größten Badeanlagen Europas. Stadtbaurat Reinhold Kiehl und der Architekt Heinrich Best entwerfen es in Anlehnung an antike Bauten. Neben zwei Schwimmhallen, die jeweils nur Männern beziehungsweise Frauen zur Verfügung stehen, gibt es einen Saunabereich und eine Bibliothek. Das Stadtbad Neukölln trägt damit nicht nur zur Hygiene der wachsenden Berliner Bevölkerung bei, sondern fördert auch ihre Bildung.
Die ursprüngliche Gestaltung des Bades mit edlen Materialien ist zu großen Teilen noch vorhanden. Heute nutzen Besucherinnen und Besucher das Bad jedoch eher zur Entspannung oder sportlichen Betätigung und weniger aus hygienischen Gründen.
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Hobrechtsfelder Dorfstraße 45
16341 Brandenburg-PanketalRieselfelder Hobrechtsfelde
Rieselfelder sind groß angelegte Flächen mit Becken, die der Reinigung von Abwässern dienen. Über unterirdische Kanäle gelangt das Abwasser Ende des 19. Jahrhunderts vom Berliner Stadtgebiet zu den Rieselfeldern. Der Ingenieur und Architekt James Hobrecht lässt sie damals in und außerhalb von Berlin errichten. Diese Technik belastet allerdings dauerhaft riesige Areale, deswegen setzte man seit Mitte des 20. Jahrhunderts vermehrt auf Klärwerke. Nichtsdestotrotz, bis vor wenigen Jahren waren immer noch einige dieser Rieselfelder aktiv.
Im Jahr 1908 geht die Anlage in Hobrechtsfelde in Betrieb. Für die bis zu 300 Angestellten und ihre Familien entstehen währenddessen eigene Wohn- und Sozialeinrichtungen vor Ort. Inzwischen bieten die zum Erholungsgebiet umgewandelten Felder Platz für zahlreiche Freizeitaktivitäten. In dem ehemaligen Kornspeicher gibt es ein Café und eine Ausstellung über die Berliner Rieselfelder.
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Holzmarktstraße 33
10243 Berlin-FriedrichshainKontakt
www.radialsystem.de/
vermietung@radialsystem.de
Tel.: 030 288 788 533Pumpstation Radialsystem V
Direkt an der Spree gelegen, sorgt die Pumpstation V ab 1881 für die Abwasserentsorgung des Bezirks. 1869 konzipiert James Hobrecht ein Abwasserentsorgungssystem, das Berlin in zwölf Gebiete unterteilt, sogenannte Radialsysteme. Jedes Radialsystem hat eigene Kanäle und eine Pumpstation. Diese leiten die Abwasser auf die Rieselfelder am Stadtrand.
1905 vergrößert sich das Pumpwerk V auf etwa die doppelte Fläche. Nach großen Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg werden die verbliebenen Gebäude der Anlage schließlich bis 1999 als Abwasserpumpwerk genutzt.
Noch immer zieht die märkische Backsteingotik aus dem Jahr 1905 von Architekt Richard Tettenborn viele Blicke auf sich. Inzwischen um einen Neubau von Gerhard Spangenberg ergänzt, beginnt 2005 die Umnutzung als Kultureinrichtung durch die Radialsystem V GmbH. Seit 2006 unterstützt zusätzlich die Radial Stiftung die unterschiedlichsten Produktionen und Veranstaltungen.
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Rudolfstraße 15
10245 Berlin-FriedrichshainPumpstation Radialsystem XII
Im Friedrichshainer Rotherkiez zwischen Stadtbahn und Spree entstand bereits ab 1853 das erste Berliner Wasserwerk. Die in London gegründete Berlin Waterworks Company eröffnete 1856 eine Pumpstation mit Filterbecken und Reservoirs.
Wenige Jahre später entwickelte der Ingenieur und Architekt James Hobrecht die sogenannten Berliner Radialsysteme. Diese insgesamt zwölf Systeme deckten nach ihrem Bau die Abwasserentsorgung der gesamten Stadt ab. Im Rotherkiez ist heute noch die im Zuge des Radialsystems errichtete Pumpstation XII mit diversen Nebengebäuden vorhanden.
Das 1889 fertiggestellte Werk war bis zur Ablösung durch einen benachbarten Neubau bis 2013 in Betrieb. Seit 1893 sammelte die Pumpstation XII die Abwässer von Stralau, Boxhagen und Friedrichsberg und pumpte sie auf die Rieselfelder vor die Stadt. Die historischen Namen der Ortsteile haben die Zeit nicht überdauert. Das ehemalige Radialsystem hingegen steht noch immer. Seine Räume mit teils historischer technischer Ausstattung werden inzwischen für Ausstellungen und Veranstaltungen genutzt.
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Schenkendorfer Weg 1-9
14532 StahnsdorfKlärwerk Stahnsdorf
Bereits 1905 errichtete die Landgemeinde Stahnsdorf gemeinsam mit ihren Nachbargemeinden ein eigenes Klärwerk. Wegen zu hoher Betriebskosten stellten es jedoch den Betrieb bereits 1923 wieder ein. Zur Versorgung der stark wachsenden Stadt Berlin eröffnete 1931 ein neues Klärwerk am Standort Stahnsdorf. Mit modernster Ausstattung war es zu dieser Zeit die größte Kläranlage Europas. Seitdem folgten mehrere Ausbaustufen und immer neue Technologien mit besserer Wirkung. In den 1990er Jahren gab es darüber hinaus viele Umbauten zur Energiegewinnung.
Interessierte Besucherinnen und Besucher können die heutige Anlage gegen Voranmeldung besichtigen oder im Industriemuseum der Region Teltow mehr über die Geschichte der Berliner Abwassereinigung erfahren.
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Zur alten Flussbadeanstalt
10317 Berlin-RummelsburgIndustriekultur erleben
Flussbadeanstalt Lichtenberg
Warmes Badewasser aus der Stromproduktion
Direkt an der Spree eröffnet 1927 eine riesige Flussbadeanstalt nach Plänen von Rudolf Gleye. Gut die Hälfte der 50 000 m² Fläche erinnert als Sandstrand an die ferne Ostsee. Tausende Badegäste nutzen in den 1920er- und 1930er-Jahren täglich die damals modernen Bade-, Sport- und Planschbecken. Hinzukommen Brause- und Umkleideanlagen sowie der Zehnmeter-Sprungturm und der Strandbereich. Das benachbarte Kraftwerk Klingenberg beheizt eines der Becken mit Abwärme und sorgt so für angenehme Badetemperaturen.
Die Flussbadeanstalt schließt vor Ende des Zweiten Weltkriegs. Sie eröffnet danach nochmals kurz. In den 1950er-Jahren endet der Badebetrieb schließlich endgültig. Einerseits sind Teile der Anlage durch den Krieg beschädigt, andererseits verschlechtert sich die Qualität des Flusswassers durch die umliegende Industrie.
Statt Badegästen tummeln sich inzwischen Boote in diesem Abschnitt der Spree. Die erhaltenen Gebäude der Flussbadeanstalt Lichtenberg stehen mittlerweile unter Denkmalschutz.
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Saubere Zeiten e.V.
Ringbahnstraße 96
12103 Berlin-Tempelhof
Kontakt
Tel.: 030/75 92 28 52
sz-berlin[at]t-online.de
neu.saubere-zeiten.berlin/home.htmlÖffnungszeiten
Mo.–Fr. 8:00 bis 15:00 Uhr
Industriekultur erleben
Geheimtipps
JuniorRoute: Grundschule
JuniorRoute: Sek 1
JuniorRoute: Sek 2Hauptwerkstatt der Berliner Stadtreinigung
Saubere Zeiten in Tempelhof
Der Verein Saubere Zeiten e. V. zeigt die Geschichte der Stadtreinigung in der ehemaligen Hauptwerkstatt der Berliner Stadtreinigung (BSR). Von Pferden gezogene Staubschutzwagen, Müllsammelfahrzeuge und Kehrmaschinen – die Sammlung des Vereins reicht vom 18. Jahrhundert bis heute. Anschaulich dokumentiert sie die Geschichte der Berliner Straßenreinigung und Müllabfuhr. Denn gesellschaftliche Veränderungen und technische Entwicklungen machen auch vor dem Umgang mit Müll keinen Halt.
Die ehemalige Hauptwerkstatt in Tempelhof steht für die Industriearchitektur der 1970er-Jahre. Architekt Josef Paul Kleihues gewann 1969 den Wettbewerb zur Errichtung des riesigen Gebäudes. Darin fanden Wartung und Reparatur des BSR-Fuhrparks für Müllabfuhr und Straßenreinigung genügend Platz. Das Gebäude ist rational angelegt, es besticht durch detailliert geplante und immer wiederkehrende Elemente.
Vor einigen Jahren verlegt die BSR ihre Hauptwerkstatt nach Marzahn. Das denkmalgeschützte Gebäude in Tempelhof bekommt eine Fotovoltaikanlage auf das Dach. Inzwischen wird es schrittweise technisch und energetisch modernisiert, u. a. durch Installation eines Blockheizkraftwerks. Seit 2012 präsentiert der Verein Saubere Zeiten wechselnde Ausstellungen im Foyer der BSR-Betriebskantine in der Tempelhofer Ringbahnstraße. Wir empfehlen Ihnen eine Führung.
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Hallesches Ufer 78
10963 Berlin-KreuzbergAbwasserpumpwerk (Radialsystem III)
Das Abwasserpumpwerk am Landwehrkanal gehört zum sogenannten Radialsystem, das Stadtbaurat James Hobrecht ab 1873 plante und anschließend umsetzte. Es ist das erste Abwasserpumpwerk Berlins, erbaut 1873-76. Mit ihm begann die planmäßige Kanalisierung der Berliner Abwässer.
Nach seiner Stilllegung wurde es 1978-1980 zum Lapidarium umgebaut, einer Sammlung von Kunstwerken aus Stein. Bis 2009 waren darin die Skulpturen der ehemaligen Siegesallee im Tiergarten zu sehen. Diese sogenannten „Puppen“ stellt seit 2016 die Zitadelle Spandau aus. 2009 kaufte eine Agentur das Gebäude. Inzwischen befindet sich im ehemaligen Abwasserpumpwerk der Kunstverlag Distanz von Christian Boros.
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Berliner Straße, Hadlichstraße
13187 Berlin-PankowZigarettenfabrik Garbáty
Der jüdische Einwanderer Josef Garbáty gründete sein Zigarettenunternehmen 1881 an der Schönhauser Allee. Bereits 1906 konnte er für seine Zigarettenfabrik in Pankow neue Fabrikgebäude und eine Villa für seine Familie errichten lassen. Diesen Erfolg hatte er vor allem der Zigarettenmarke Königin von Saba zu verdanken. Als einer der größten Arbeitgeber Pankows war das Unternehmen aufgrund seiner Sozialpolitik sehr beliebt. Garbáty stellte auf dem Firmengelände unter anderem Pausenräume, eine Kantine und eine Betriebswäscherei für seine Mitarbeiter zur Verfügung. Besonders erwähnenswert ist die von Garbáty veranlasste Arbeitslosenversicherung neun Jahre vor der Einführung der staatlichen Versicherung.
Doch die Politik der Nationalsozialisten führte zur Enteignung und zur Flucht der meisten Familienmitglieder. Während der deutschen Teilung blieb die Produktion in der Zigarettenfabrik als Volkseigener Betrieb erhalten. Nach der endgültigen Schließung 1990 wird das Gebäude hauptsächlich als Gewerbefläche und Wohnraum genutzt.
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Schweizer Garten 75 - 84
10407 Berlin-Prenzlauer BergKontakt
musikbrauerei.com/
contact@musikbrauerei.com
Tel.: 030 42802405Schneider-Brauerei
Die ehemalige Schneider-Brauerei sticht im Bötzowviertel besonders hervor. Während rundherum neues Wohnen für die gehobene Mittelschicht entsteht, versprüht ein Teil der Bauwerke noch den Charme vergangener Zeiten. Einige Räumlichkeiten des Gebäudes werden heute als Musikbrauerei vermarktet und beherbergen vor allem Tonstudios, aber auch eine Konzerthalle.
Ein kleiner Vergnügungspark ergänzte seit 1967 die alte Brauerei. Der Betrieb der Weißbierproduktion stoppte mit dem Ende des Ersten Weltkrieges, während die Vergnügungsgeschäfte hier noch lange Zeit bis zum Ende der DDR weitergeführt wurden.
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Adresse
Teilestraße 13-16
12099 Berlin-TempelhofSarotti-Schokoladenfabrik
Die Geschichte der Firma Sarotti begann 1852 in der Friedrichstraße, damals allerdings noch mit dem Verkauf von importierten Süßwaren. 1882 eröffnete Sarotti die erste eigene Fabrik am Mehringdamm. Innerhalb der nächsten Jahrzehnte expandierte das Unternehmen und die Belegschaft stieg auf rund 2.000 Personen an.
Aufgrund des großen Erfolgs entstand ab 1911 eine neue Schokoladenfabrik am Teltowkanal in Tempelhof. Von den ursprünglichen Bauten ist jedoch nach einem Brand im Jahr 1922 nur noch wenig erhalten. Der Architekt Bruno Buch plante den Neuaufbau der Fabrikanlage mit seiner gerasterten, modernen Fassade. Durch den automatisierten Betrieb produzierte Sarotti hier bis zu 300.000 Tafeln Schokolade täglich. Schließlich kam die Produktion in Tempelhof 2003 nach diversen Umstrukturierungen und Verkäufen endgültig zum Erliegen.
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Bessemerstrasse 2-14
12103 Berlin-SchönebergKontakt
Tel.: 030/7 55 12 48 00
info@malzfabrik.de
www.malzfabrik.deIndustriekultur erleben
Malzfabrik
Vom Malz zur Kultur
Aus Getreide muss Malz werden, bevor die Bierproduktion beginnen kann. Um 1914 ist die Schultheiss-Brauerei die größte Lagerbierbrauerei der Welt. Der Bedarf an Malz ist groß und so beginnt in Berlin-Tempelhof der Bau einer modernen Mälzerei. Von 1926 bis 1996 dominiert der süßliche Malzgeruch das Areal der Malzfabrik.
Die vier Darrhauben auf dem Dach sind heute das Wahrzeichen der Malzfabrik und erinnern gleichzeitig an den langen Prozess vom Gerstenkorn zum Malz. Vom obersten Stock bis nach unten in die Silos durchläuft das Korn mehrere Produktionsschritte. Dabei muss die Gerste zunächst feucht bleiben und gewendet werden bis sie keimt. Anschließend trocknet sie unter der Hitze von Kohleöfen zu Malz. Die Darrhauben auf dem Dach regulieren den Luftzug und leiten die feuchte Luft ab. Für den perfekten Durchzug drehen sie sich mit dem Wind.
1996 stellt Schultheiss die Malzproduktion ein. Ohne die Bundeshilfen für West-Berlin ist der Betrieb nicht mehr tragbar. Die leerstehende Fabrik zieht die Club- und Kulturszene an. Der KitKatClub feiert einige Jahre lang im Maschinenhaus ausschweifende Partys. 2005 lässt die Real Future AG das Areal sanieren und entwickelt die Malzfabrik zu einem Standort für Start-ups mit Fokus auf Kunst, Kultur und Nachhaltigkeit.
In der Malzfabrik geht es kreativ, bunt und visionär zu. Sie bietet Raum für Veranstaltungen, neue Impulse und kreativen Dialog. An zwei Samstagen im Monat finden Führungen durch die ehemalige Mälzerei statt. Besucherinnen und Besucher gehen auf Entdeckungsreise durch die geheimnisvolle Fabrik. Das Gelände mit Park, Biotop und Strand ist frei zugänglich.
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Adresse
Luckenwalder Straße 3
10963 Berlin-KreuzbergKontakt
www.kuehlhaus-berlin.com/
info@kuehlhaus-berlin.com
Tel.: 030 21005605Industriekultur erleben
Kühlhaus II
Ein Kühlschrank aus Backstein
Die Bevölkerungszahlen explodieren Ende des 19. Jahrhunderts. Die Industrialisierung lockt immer mehr Menschen in die Metropole Berlin. Neue Maßstäbe für die Lagerung von Nahrungsmitteln sind gefragt. Im Jahr 1900 beginnt der Bau eines Kühlhauses am Gleisdreieck. Es ist die größte Kühlhaus-Anlage Berlins. Die rund 8.000 m² große Anlage der Gesellschaft für Markt- und Kühlhallen erhält bereits 1906/07 einen Erweiterungsbau, das Kühlhaus II.
Verderbliche Lebensmittel, die am Anhalter Güterbahnhof ankommen, gelangen schnellstmöglich in die nahe gelegenen Kühlhallen. Hier warten sie – durch Kälte konserviert – auf ihren Weitertransport. Für die Berliner Gastronomie sind die Kühlhallen nicht nur Garant für frische und kühle Lebensmittel. Begehrt ist auch das Stangeneis, das hier produziert wird. Um 1915 produziert die Eisfabrik in Kühlhaus I pro Tag bis zu 250 Tonnen Stangeneis. Vor der Zeit von elektrischen Kühlschränken nutzen Brauereien, Restaurants und die Industrie die großen Eisblöcke zum Kühlen.
Der Betrieb beider Kühlhäuser wird schließlich 1978 eingestellt. Die Bauwerke mit der mittelalterlich anmutenden Fassade gehen in den Besitz der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) über. Die BVG braucht Platz für einen Neubau. Nach dem Abriss von Kühlhaus I, Maschinen- und Kesselhaus im Jahr 1979, bleiben schließlich nur das Kühlhaus II und ein Verwaltungsgebäude bestehen. Letzteres ist seit 1983 denkmalgeschützt und beherbergt seitdem das Deutsche Technikmuseum. Das Kühlhaus II steht lange leer und wird erst 1989 unter Denkmalschutz gestellt. Seit dem Jahr 2011 ist es ein Ort für Veranstaltungen, Konzerte und Ausstellungen.
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Milastraße 1–4
10437 Berlin-Prenzlauer BergIndustriekultur erleben
Brauerei Groterjan
Malzbier und Jugendstil
Malzbierspezialitäten sind Ende des 19. Jahrhunderts das Kerngeschäft der kleinen Brauerei Groterjan in Berlin-Prenzlauer Berg. Der Braumeister Christoph Groterjan lässt sich 1894 das Rezept dafür patentieren. Malzbier gehört zu den obergärigen Bieren, wie auch die Berliner Weiße. Diese Biere lassen sich damals nicht lange lagern, weil sie schnell verderben. Anders als die untergärigen Biere, die Bairischen Biere. Sie lassen sich gut lagern und industriell herstellen, wie beispielsweise in der Pfefferberg-Brauerei.
Zum Brauereibetrieb bei Groterjan gehört ab 1897 ein typischer Berliner Festsaal mit Kegelbahn sowie ein Biergarten. Dort, auf dem Gelände einer ehemaligen Eisengießerei nah an der Schönhauser Allee, ist Platz für 1.500 Gäste. Der Schank- und Gaststättenbetrieb soll den Bierkonsum in der Brauerei Groterjan ankurbeln und für Umsatz sorgen.
In unmittelbarer Nachbarschaft, in der Milastraße 1, errichtet der Braumeister 1907 seine architektonisch ambitionierte Villa als Wohn- und Verwaltungsgebäude. Bereits ein Jahr später geht der Gaststättenbetrieb in Konkurs. 1927 ziehen die „Mila-Lichtspiele“ dort ein, von 1966 bis 1990 probt dann die „Volksbühne“ am Rosa-Luxemburg-Platz in dem freien Saalbau.
Die Groterjan Brauerei fusioniert 1914 mit der Weißbierbrauerei Gebhardt AG und zieht im selben Jahr an deren Standort in Wedding um – denn dieses Grundstück lässt sich noch erweitern. In den alten Brauereigebäuden in Prenzlauer Berg produziert zuerst eine Schokoladen-, dann eine Brotfabrik. 1961 geht die Brauerei Groterjan in der Schultheiss-Gruppe auf, 1978 wird letztmalig Groterjan abgefüllt.
Nach einer umfassenden Sanierung in den 1990er-Jahren gibt es auf dem alten Brauereigelände in der Milastraße unter anderem ein Möbelgeschäft. In der ehemaligen Villa Groterjan empfängt heute ein Restaurant seine Gäste.
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Louise 111
04924 DomsdorfERIH-Mitglied
Brikettfabrik LOUISE
Die älteste Brikettfabrik Europas liegt inmitten grüner Wälder: die Brikettfabrik LOUISE in Domsdorf in der Niederlausitz. Mit Dampfmaschinentechnik startete dort 1882 das Pressen von Braunkohle zu Briketts, die dann auch in Berlin die Wohnungen wärmten. In mehreren Abschnitten wurde die Anlage baulich und technisch erweitert.
Mit einer Tagesleistung von 600 Tonnen war die LOUISE eine der kleinsten Brikettfabriken in Deutschland. Die Produktion lief bis 1991. Entgegen der eigentlichen Planungen kam es nicht zum Abriss der Fabrik. Bereits 1992 öffnete die Brikettfabrik LOUISE für interessierte Besuchergruppen und erhält den Titel „Technisches Denkmal“.
Seitdem schreitet die Restaurierung der LOUISE Schritt für Schritt voran. Alle Räume und Maschinen sind im Original erhalten. Die sachkundigen Guides können bei den Fabrikführungen inzwischen bis zu 14 technische Anlagen in Bewegung setzen. Dadurch ist der Prozess der Brikettierung für Besucherinnen und Besucher leicht nachzuvollziehen.
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Maxstraße 2-4
13347 Berlin-WeddingBrotfabrik Wittler
Gegründet 1898 als Bäckerei, entwickelt sich das Unternehmen von Heinrich und August Wittler durch die Einführung industrieller Produktionsweisen bis in die 1920er-Jahre zum zeitweise größten Brotproduzenten Europas. Die Brotfabrik aus dem Jahr 1908 erbauen die Wittlers zusammen mit einem Wohnhaus und Stall sowie Kesselhaus im Wedding. Die Entwicklung der Brotfabrik Wittler ist eng verbunden mit Krieg und Wirtschaftskrisen. In diesen Zeiten rückt die Frage der Versorgung der Menschen in der wachsenden Millionenmetropole Berlin besonders in den Fokus.
In den 1920er-Jahren und vor allem im Zweiten Weltkrieg setzt die Firma Elektroautos als Lieferfahrzeuge ein. Einer dieser Lieferwagen gehört heute zum Bestand des Deutschen Technikmuseums.
Nach dem Zweiten Weltkrieg ändern sich allmählich die Essgewohnheiten der Menschen. Die Brotfabrik Wittler kann sich nicht gegen die stärker werdende Konkurrenz aus Westdeutschland durchsetzen und muss schließlich 1982 Konkurs anmelden. Von der Blütezeit des Unternehmens zeugt heute noch die denkmalgeschützte Brotfabrik Wittler. Heute sind dort unter anderem ein Seniorenstift, Büros und Wohnungen untergebracht.
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An der alten Ziegelei
03130 Spremberg OT Schwarze PumpeBraunkohlekraftwerk Schwarze Pumpe
Südlich von Cottbus errichtet die DDR in den 1950er Jahren das VEB Gaskombinat Schwarze Pumpe mit Anlagen zur Verwertung und Veredelung von Braunkohle. In den 1990er Jahren zunächst zurückgebaut, entstand auf dem Gelände des neuen Industrieparks das Braunkohlekraftwerk „Schwarze Pumpe“. Mit Rohbraunkohle aus den umliegenden Tagebauen erzeugt das Kraftwerk Strom. Anschließend gibt es Prozessdampf für die Brikettfabrik ab.
Inzwischen ist das Braunkohlekraftwerk Schwarze Pumpe nach vorheriger Anmeldung im laufenden Betrieb besuchbar. An der imposanten 1.600-Megawatt-Anlage und einem multimedialen Informationszentrum lässt sich die Funktionsweise des Hightech-Werks erklären. Eine Aussichstkanzel in 161 Metern Höhe ermöglicht nicht nur einen guten Blick auf den aktiven Tagebau der Region. Sondern auch auf das – durch Flutung von stillgelegten Tagebauen entstehende – Lausitzer Seenland.
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Prenzlauer Allee 242
10405 Berlin-Prenzlauer BergBötzow Brauerei
Im Jahr 2014 blickt das Areal der Bötzow Brauerei auf eine 150-jährige Geschichte in Prenzlauer Berg zurück. Ende des 19. Jahrhunderts ist die Brauerei lange Zeit wichtiger Bierlieferant für die Berliner Bevölkerung und darf sogar den Kaiser beliefern. Zu dem Gelände gehört damals ein bekannter Biergarten, der Platz für bis zu 6.000 Gäste bietet. Der junge Unternehmer Julius Bötzow schafft es, mit seiner Brauerei zum größten privaten Bierbrauer in ganz Deutschland aufzusteigen.
Der Standort am unteren Ende der Prenzlauer Allee wächst ab 1884 bis 1927 kontinuierlich. Neben weitläufigen Kellergewölben und Wirtschaftsgebäuden lässt Bötzow auch seine private Villa auf dem Gelände errichten. Mit der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft und der teilweisen Zerstörung der Brauerei im Zweiten Weltkrieg kommt das Aus.
Seit ein paar Jahren wird jedoch an der Reaktivierung des Geländes gearbeitet. Bald soll es hier ein breites Spektrum an Nutzungen geben, vom Prothesenzentrum bis hin zu einer kleinen Privatbrauerei. Die denkmalgerechte Sanierung übernimmt Chipperfield Architects, die bereits beim Umbau des Neuen Museums neue Maßstäbe gesetzt haben.
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Finsterwalder Straße 57
01979 Lauchhammer-WestERIH-Mitglied
Biotürme Lauchhammer
In der südbrandenburgischen Stadt Lauchhammer ragen 24 geklinkerte Biotürme in den Himmel. Mit ihren 22 m Höhe und ihrer eigenwilligen Architektur sind sie ein geradezu mystisches Monument. Aus technischer Warte betrachtet sind sie allerdings eher marginaler Bedeutung und Größe.
Die Biotürme Lauchhammer sind das einzige Relikt einer riesigen Kokereianlage. Es war die erste weltweit, die aus Braunkohle Hochtemperaturkoks für die Verhüttung von Eisenerz herstellte. Dabei entstanden phenolhaltige Abwässer, die in den 1957-59 errichteten Türmen biologisch aufbereitet wurden – daher die Bezeichnung Biotürme. Das Wasser rann durch Hochofenschlacke, auf die spezielle Bakterien aufgebracht waren, die die Schadstoffe reduzierten. Anschließend gelangte das gereinigte Wasser in den Fluss Schwarze Elster.
Die Kokerei stellt ihren Betrieb 2002 ein. Die Biotürme stehen jedoch schon seit 1996 unter Denkmalschutz. So blieben sie vom Abriss verschont und stehen seitdem als Wahrzeichen für die untergehende Energiewirtschaft der DDR. Gleichzeitig entwickeln sie sich zu einem Ort der Auseinandersetzung mit nachhaltiger Energieumwandlung. Einer der Türme kann heute bestiegen werden. Oben bietet sich durch zwei verglaste Aussichtskanzeln ein weiter Blick über das Areal der ehemaligen Großkokerei.
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Josef-Nawrocki-Straße 6
12587 Berlin-FriedrichshagenBerliner Bürgerbräu Brauerei
Als das „Bräustübl“, der Ausschank der Berliner Bürgerbräu Brauerei am Müggelsee, 1990 wieder öffnet, kommt sogar der Regierende Bürgermeister Walter Momper. Ob er sich damals ein „Rotkehlchen“ gönnt, die Spezialität des Hauses im roten Henkelglas, ist nicht überliefert. Zwanzig Jahre später endet jedoch die lange Geschichte einer der ältesten lokalen Brauereien endgültig. Rotkehlchen und andere Sorten sind weiter unter der Marke Bürgerbräu im Handel, werden aber seit 2010 von der sächsischen Radeberger Gruppe in Pankow produziert.
1869 gründet Hermann Schäfer auf einem aufgelösten königlichen Lehnsgut die Lindbrauerei. Seine Brauer bestücken die Eiskeller damals mit Natureis aus dem Müggelsee. 1901 übernimmt eine Genossenschaft Berliner Gastwirte die Brauerei. Sie investieren, vergrößern und modernisieren, der Ausstoß steigt. Zusätzlich zu den üblichen Pferdefuhrwerken transportieren jetzt auch firmeneigene Dampfschiffe die Fässer nach Berlin.
In der Nacht vom 14. auf den 15. September 1926 brennt das Brauereigelände. Beim anschließenden Wiederaufbau entstehen bis 1930 die Gebäude, die noch heute zu sehen sind. Im Zweiten Weltkrieg halten Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter die Produktion aufrecht. Ab 1949 braut der VEB Berliner Bürgerbräu auch für den Export ins nicht-sozialistische Ausland. Bürgerbräu schmeckt selbst in Japan, Australien sowie den USA – und erwirtschaftet Devisen für den DDR-Staatshaushalt.
Mit dem Ende der Produktion 2010 schließt auch das kleine Brauereimuseum aus den 1990er-Jahren. Die denkmalgeschützten weiß gefassten Brauereigebäude mit den markanten Rundbogenfenstern stehen inzwischen leer. Allein das Bräustübl Friedrichshagen hält sich und lädt auf ein „Rotkehlchen“ an den Müggelsee ein – fast wie in alten Tagen.
Die Berliner Bürgerbräu Brauerei ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 2.
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Schnellerstraße 137
12439 Berlin-NiederschöneweideKontakt
Bärenquell-Brauerei
Ab 1882 errichtet die „Borussia Brauerei Meinert und Kampfhenkel“ die ersten Gebäude ihres Brauereigeländes an der Schnellerstraße. Sein markantes Erscheinungsbild erhält die Bärenquell-Brauerei in den Jahren nach 1898, als der Berliner Platzhirsch „Schultheiss“ die kleinere „Borussia“ aufkauft und kräftig ausbaut.
Dabei entsteht eine Spannung, die die Industriearchitektur noch bis ins neue Jahrhundert hinein kennzeichnet: Außen schmückt der Architekt H.O. Obrikat die Gebäude mit Türmen, Dächern und Fassadenschmuck wie eine mittelalterliche Burg. Direkt hinter den Mauern aber kommt neueste Technik zum Einsatz. Elektromotoren betreiben sämtliche Maschinen, ein werkseigenes Kraftwerk liefert den Strom. Weil am Spreeufer das Graben von Kellergeschossen nicht möglich ist, lagern die abgefüllten Flaschen in einem oberirdischen Kühlturm, von Kompressoren künstlich gekühlt. Von solchen Details bekommen die Gäste draußen im Biergarten nichts mit: Sie genießen ihr kühles Bier in einer romantischen Grotten- und Felsenarchitektur, die heute weitgehend verloren ist.
Als „VEB Bärenquell“ läuft die Produktion auch in der DDR weiter. Über einhundert Jahre, bis 1995, wird am Standort Bier gebraut, dann fallen die Anlagen in einen Dornröschenschlaf.
Seit Herbst 2020 hat der Technoclub Griessmühle auf dem Gelände der ehemaligen Bärenquell-Brauerei ein neues Zuhause. Mit dem Baergarten knüpfen die Macher des „ Revier Südost“ dabei auch an die alte Biergartentradition am Standort an. Was aus den ambitionierten Planungen für den Rest des Areals wird, steht derweil in den Sternen. Start-Ups, Geschäfte und eine Privat-Uni wollen die Investoren ansiedeln. Dabei könnte auch ein kleines Brauereimuseum entstehen, das die Geschichte des Standorts erzählt.
Die Bärenquell-Brauerei ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 2.
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Saarbrücker Straße 36-38
10405 Berlin-Prenzlauer BergKontakt
Backfabrik
Die Backfabrik in der Saarbrücker Straße in Berlin Prenzlauer Berg hat in ihrer gut 100-jährigen Geschichte eine ordentliche Transformation durchgemacht. 1911 gründeten die Gebrüder Aschinger die Backwarenfabrik. In den folgenden Jahrzehnten vergrößerten sie nicht nur das Gebäude, sondern auch die Vielfalt der dort produzierten Lebensmittel. Neben Brot stellte die Aschinger AG beispielsweise Sahneeis, Konserven, Wurst und Sprudelwasser her. Später produzierte die Fabrik in der DDR Brot und Brötchen für ganz Ostberlin.
Die wahrscheinlich merkwürdigste Erweiterung erfuhr das Gelände 1972. Im Zuge eines Anbaus ließ der damalige DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker einen Atomschutzbunker unter dem Gebäude errichten. Inzwischen ist die Backfabrik ein Kreativquartier für die unterschiedlichsten Ideen und Konzepte.
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Eldenaer Straße
Landsberger Allee
10249 Berlin-FriedrichshainZentralvieh- und Schlachthof
Mitte des 19. Jahrhunderts gibt es in Berlin zahlreiche private Schlachthäuser. Um das unhygienische Schlachten in Wohnungen und Hinterhöfen zu beenden, eröffnet die Stadt 1881 den Zentralvieh- und Schlachthof in Prenzlauer Berg. Eine neue Schlachthofverordnung regelt fortan Hygienestandards und Kontrollen. Mit der Stadt wächst auch der Schlachthof. In Spitzenzeiten kommen bis zu 15.000 Schlachttiere pro Tag an, die hier weiterverkauft und verarbeitet werden. Die Lage an der Ringbahn ist ideal für den Transport von Tieren und Fleisch. Der S-Bahnhof heißt damals entsprechend Central-Viehhof.
Das Gelände ist nach dem Zweiten Weltkrieg stark zerstört und nur noch von geringer Bedeutung. Lediglich die nähere Umgebung versorgt sich noch mit Fleisch von diesem Schlachthof. Mit der Stilllegung des Geländes erfolgt 1977 die Umbenennung der S-Bahn-Station in Storkower Straße.Ab Anfang der 1990er-Jahre beginnt ein Transformationsprozess, der bis heute anhält. Einige der Gebäude wie beispielsweise die Rinderauktionshalle sind mittlerweile denkmalgeschützt. Von anderen wie der Hammelauktionshalle steht nur noch das Stahlskelett. In die historischen Gebäude zieht seit einigen Jahren Leben ein. Rund herum entstehen inzwischen Parks und Neubauten.
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Bergheider Straße 4
03238 LichterfeldKontakt
www.f60.de/
info@f60.de
Tel.: 03531 60800ERIH-Mitglied
Besucherbergwerk F60
In Lichterfeld im Süden Brandenburgs schlummert ein stählerner Gigant: 80 Meter hoch, 11.000 Tonnen schwer und einen halben Kilometer lang. Die ehemalige Abraumförderbrücke F60 ist ein spektakuläres Relikt des Braunkohletagebaus in der Lausitz. Solche Förderbrücken dienen im Braunkohletagebau dem Transport der Abraummassen. Darunter liegt dann das begehrte Kohleflöz. Die Abtragsmächtigkeit der beiden Bagger, die hier parallel im Hoch- und Tiefschnitt im Einsatz waren, beträgt insgesamt 60 Meter – daher der Name F60.
Wegen der eindrucksvollen Stahlkonstruktion trägt die größte bewegliche Arbeitsmaschine der Welt auch den Beinamen „liegender Eiffelturm der Lausitz“. 1991 eröffnet, bleibt die F60 nur 13 Monate in Betrieb, bis sie aus energiepolitischen Gründen stillgelegt wird. Heute gibt sie spannende Einblicke in die Bergbaugeschichte und Ausblicke auf die neu entstehende Seenlandschaft der Lausitz. Im Info-Center, untergebracht im ehemaligen Werkstattwagen, informieren Ausstellungen und Filme über die Funktionsweise von Abraumförderbrücken.
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Einsteinufer 37
10587 Berlin-CharlottenburgHeinrich-Hertz-Institut für Schwingungsforschung
Aus dem 1928 von mehreren Institutionen, unter anderem der Deutschen Reichspost sowie der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft, gegründeten Heinrich-Hertz-Institut für Schwingungsforschung stammen bedeutende Erfindungen für die Telefonübertragungstechnik und den sich damals stürmisch entwickelnden Rundfunk. Unter der nationalsozialistischen Herrschaft verloren eine Reihe von Mitarbeitenden aus politischen und rassistischen Gründen ihre Stellung. Auch der Name von Heinrich Hertz verschwand aus der Institutsbezeichnung.
Unter Leitung von Gustav Leithäuser erfolgte noch 1945 jedoch die Neugründung unter dem alten Namen Heinrich-Hertz-Institut. Nach der vollständigen Zerstörung des alten Institutsgebäudes in der Charlottenburger Franklinstraße und provisorischer Bleibe in der Jebensstraße erhielt das Institut mit dem 1964/68 errichteten Neubau am Einsteinufer einen neuen Sitz. Ein Merkmal des 14-geschossigen Stahlbetonskelettbaus ist die Radom-Kuppel (Antennenkuppel) auf dem Dach. Seit 2003 gehört das Institut zur Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e. V..
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Oranienburger Straße 73–76
10117 Berlin-MitteHaupttelegrafenamt
Das von der Berliner Oberpostdirektion von 1910 bis 1916 errichtete Haupttelegrafenamt galt als eines der leistungsfähigsten europäischen Fernmeldeämter. Von hier aus erfolgte auch die Steuerung der militärischen Funkstelle in Königs Wusterhausen und seit 1920 der Großfunkstelle in Nauen. Seit 1919 befand sich in dem Gebäude auch die Stadtrohrpostzentrale, die hausintern noch bis 1977 in Betrieb blieb. Auch das funktechnische Entwicklungszentrum der Deutschen Reichspost hatte hier bis zum Ende der 1920er-Jahre seinen Sitz.
Der viergeschossige, vierflügelige Mauerwerksbau im neobarocken Stil umschließt zwei große Lichthöfe. Bis zu ihrer Zerstörung 1944 überspannten große Glasdächer die Lichthöfe im Haupttelegrafenamt. Der zweigeschossige Sockel aus Trachyttuff hebt sich in relativer Schlichtheit vom Gesamtbau ab. Seit 2001 ist der Gebäudekomplex des Haupttelegrafenamts im Eigentum eines Investors, der neben Büros, Läden und Gastronomie auch die Nutzung als Hotel vorsieht.
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Teltowkanalstraße 9
12447 Berlin-SteglitzAnfahrt
Bus: 186, 283 (Haltestelle Teltowkanalstr.), 380 (Haltestelle Mozartstr.)
Öffnungszeiten
Im Rahmen von Führungen und an Aktionstagen zugänglich
Eintritt
Eintritt frei, Spenden willkommen
Führungen
Expressführung i.d.R. letzter Sa. im Monat, 11:00 bis 12:00 Uhr
Individuelle Führungen nach Vereinbarung
Barrierefreiheit
Eingeschränkt
ERIH-Mitglied
Industriekultur erleben
Schauplätze
JuniorRoute: Grundschule
JuniorRoute: Sek 1
JuniorRoute: Sek 2Energie-Museum Berlin
Jenseits der Steckdose
Wie wird eigentlich Strom gemacht und wer verteilt den Strom im Netz? Welche elektrischen Geräte gab es vor 100 Jahren? Und was ist eine Strominsel? Die Antworten auf diese sowie weitere Fragen finden Sie im Energie-Museum Berlin. Auf vier Etagen zeigt das Museum über 5.000 Exponate aus der Geschichte der „Elektropolis Berlin“. Darunter findet sich allerlei Überraschendes:
- Das seltenste Exponat ist eine 20.000-Watt-Glühlampe. In den 1950er-Jahren beleuchtet diese den gesamten Vorplatz des Berliner Bahnhofs Zoo.
- Das größte Objekt ist eine Litfaßsäule. Mit einer Höhe von fünf Metern bietet sie nicht nur ausreichend Platz für Plakate, sondern auch für eine ganze Umspannstation.
- Ein spezielles Objekt im Museum ist eine schwarze Taste aus dem Jahr 1994. Der Regierende Bürgermeister Eberhardt Diepgen schließt mit diesem Objekt West-Berlin an das westeuropäische Verbundnetz an. Nach 40 Jahren ist West-Berlin seitdem keine Strominsel mehr.
Das Energie-Museum Berlin selbst ist ein Beispiel für die Geschichte der Energieversorgung der Stadt. Anfang des 20. Jahrhunderts beginnt die Gemeinde Steglitz mit dem Bau von kommunalen Versorgungseinrichtungen, wie beispielsweise einem Binnenhafen am Teltowkanal und einem eigenen Kraftwerk. Dieses liefert ab 1911 Strom, unter anderem für den Betrieb einer Straßenbahn und einer Eisfabrik. Nachdem Steglitz 1920 zu Groß-Berlin eingemeindet wird, übernehmen die Berliner Städtischen Elektrizitätswerke Aktien-Gesellschaft (BEWAG) das Kraftwerk. Die Teilung der Stadt nach 1945 führt anschließend zum Aufbau einer unabhängigen Stromversorgung in West-Berlin. Auch deshalb entsteht am Standort Steglitz 1987 die damals größte Batteriespeicheranlage der Welt. In Folge der Wiedervereinigung der Stadt verliert diese Anlage 1994 schließlich ihre Funktion.
2001 öffnet im Gebäude der ehemaligen Batteriespeicheranlage das Energie-Museum Berlin seine Pforten. Viele der ausgestellten Exponate sind weiterhin funktionstüchtig. Anfassen und Ausprobieren sind ausdrücklich erwünscht! Feste Öffnungszeiten gibt es nicht. Stattdessen führen Ehrenamtliche regelmäßig durch die Ausstellung.
Die Meilenstein der Berliner Industriegeschichte widmen sich auch der »Elektropolis Berlin« und der »Insel West-Berlin«.
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Bad Wilsnacker Str. 52
19322 WittenbergeKontakt
oelmuehle-wittenberge.de/
info@elbe-resort.de
Tel.: 038 77 / 56 79 94 600Alte Ölmühle Wittenberge
Der Berliner Kaufmann Salomon Herz iniziiert 1823 mit seiner Ölmühle Wittenberge in Brandenburg den Aufbau der ersten Ölhandelsgesellschaft Deutschlands. Dort verarbeitet er Lein, Rüben und Raps aus der Umgebung zu Rohöl, das dann als Schmier- und Leuchtmittel dient. Im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts wandelt sich die kleine Gemeinde Wittenberge zu einem Industriestandort mit Eisenbahnanschluss, Hafen und weiteren Fabriken. Nach wechselvollen Jahrzehnten verstaatlicht die DDR die Ölmühle 1949. Anschließend nimmt sie als VEB Märkische Ölwerke Wittenberge die Produktion auf. In Folge der Wiedervereinigung schliesst die Fabrik 1991.
Inzwischen beherbergt die denkmalgeschützte Alten Ölmühle Wittenberge beispielsweise ein Hotel, ein Spa mit eindrucksvoller Dachterrasse, sowie Restaurationen, eine Schaubrauerei, ein Indoor-Kletterparcours und ein Tauchturm.
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Adresse
Heinrich-Heine-Straße 2
03119 WelzowERIH-Mitglied
ja
Aktiver Tagebau Welzow-Süd
Im aktiven Tagebau Welzow-Süd arbeitet die größte bewegliche Maschine der Welt. Besucherinnen und Besucher sind eingeladen, ihr bei der Arbeit zuschauen. Die Bagger des F60-Komplexes gewinnen den Abraum über der Braunkohle und transportieren diesen mittels Bandanlagen einen halben Kilometer weit, quer über die offene Grube, zur Kippenseite. Unterhalb der Förderbrücke bauen fünf weitere Bagger die Braunkohle ab, die bis zu 120 Meter tief unter der Erde liegt.
Der Tagebau-Aussichtspunkt „Welzower Fenster“ bietet einen Blick auf das gigantische Geschehen sowie Informationen zur Geologie und zur Technologie der Kohleförderung. Nach vorheriger Anmeldung sind inzwischen auch Touren durch das Gelände am Tagebau Welzow-Süd möglich. Die Abraumförderbrücke F60 ist baugleich mit der stillgelegten Förderbrücke im Besucherbergwerk bei Lichterfeld, die ebenfalls begangen werden kann.
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Sorauer Straße 37
03149 Forst (Lausitz)Brandenburgisches Textilmuseum Forst (Lausitz)
Das Brandenburgische Textilmuseum Forst erzählt die Geschichte des Tuchmacherhandwerks, die eng mit der Entwicklung der Stadt verknüpft ist. In einer Schauwerkstatt können Besucherinnen und Besucher sowohl die mechanischen als auch die handwerklichen Prozesse der Tuchherstellung an historischen Handgeräten und Maschinen nachvollziehen.
Anfang des 20. Jahrhunderts ist die Kleinstadt Forst im Südosten von Brandburg ein Zentrum der Textilindustrie. Bereits seit dem 15. Jahrhundert war das Textilgewerbe ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die kleine Stadt. Die Industrielle Revolution und die Maschinisierung der Textilindustrie im 19. Jahrhundert läuten eine wirtschaftliche Hochphase ein. Sie hat 150 Jahre Bestand. In Anlehnung an den erfolgreichen Textil-Exporteur in England wird Forst inzwischen „Deutsches Manchester“ genannt. Nach der Wiedervereinigung 1990 schließen viele der Tuchfabriken und die Textilindustrie in Forst verliert schließlich an Bedeutung.
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Alt-Treptow 1
12435 Berlin-TreptowKontakt
www.planetarium.berlin/archenhold-sternwarte
info@planetarium.berlin
Tel.: 030 421 845-10Industriekultur erleben
Archenhold-Sternwarte
Riesenfernrohr und Relativitätstheorie
Im Treptower Park steht die Archenhold-Sternwarte, die größte und älteste Volkssternwarte Deutschlands.
Dabei hat der Astronom Friedrich Simon Archenhold am Ende des 19. Jahrhunderts eigentlich anderes im Sinn. Er möchte in Berlin eine Forschungssternwarte mit dem weltgrößten Beobachtungsfernrohr errichten. Weil weder Staat noch Stadt das Projekt unterstützen, muss er die Finanzierung anders sicherstellen: Das gigantische Fernrohr soll 1896 zunächst provisorisch auf der Berliner Gewerbeausstellung im Treptower Park installiert werden und als Publikumsmagnet reichlich Einnahmen generieren. Diese sollen anschließend die Umsetzung der Anlage und den weiteren Ausbau an einem finalen Ort finanzieren.
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Da die große Linse fehlt und auch der neuartige elektrische Antrieb an hartnäckigen Schwachstellen leidet, ist das Fernrohr zur Eröffnung der Gewerbeausstellung am 1. Mai 1896 noch nicht betriebsbereit. Obwohl das Fernrohr erst im September zugänglich ist, bilden sich in den letzten Wochen der Gewerbeausstellung lange Schlangen vor der provisorischen Sternwarte. Denn die ungewohnte Konstruktion sorgt für Heiterkeit und Missverständnisse – man hält das Gerät zunächst für ein Marinegeschütz oder ein Nebelhorn.
Anschließend fehlt das Geld, um vertragsmäßig das riesige Fernrohr wieder abzubauen. Bis auf weiteres darf das provisorisch fertiggestellte Fernrohr samt dem hölzernen Ausstellungsgebäude im Treptower Park stehen bleiben. Von privaten Spenden unterstützt, gelingt es Archenhold, die Sternwarte im Park fest zu verankern. Der stete Besucherzustrom rechtfertigt den Verbleib des Fernrohrs in Treptow.
Die Einrichtung wird zum beliebten Ausflugsziel, bald tragen die Besuchereinnahmen den Betrieb und das geplante Forschungsinstrument verwandelt sich in ein Volksfernrohr. 1908 können die Architekten Konrad Reimer und Friedrich Körte das provisorische Holzgebäude durch einen neuklassizistischen Neubau ersetzen. In diesem hält Albert Einstein 1915 seinen ersten Berliner Vortrag zur Relativitätstheorie. Friedrich Archenholds Sohn folgt seinem Vater als Direktor, im Nationalsozialismus aber muss die jüdische Familie emigrieren und ihr Lebenswerk aufgeben. 1946 erhält die Sternwarte den Namen ihres Begründers.
Den Großen Refraktor, das imposante Fernrohr, tauft die beeindruckte Berliner Bevölkerung 1896 „Himmelskanone“. Es ist bis heute das längste bewegliche Fernrohr der Welt. Seine freie Öffnung beträgt 68 cm, sein Gewicht 130 Tonnen. Besucherinnen und Besucher können es wie zu Zeiten Archenholds bestaunen und in vielfältigen Formaten die Weiten des Weltraums entdecken: zum Beispiel im Museum der Himmelskunde oder bei Veranstaltungen im Einstein-Saal sowie im Kleinplanetarium. Die Archenhold-Sternwarte gehört mit der Wilhelm-Foerster-Sternwarte und dem Planetarium am Insulaner sowie dem Zeiss-Großplanetarium zur Stiftung Planetarium Berlin.
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Adresse
Zum Trudelturm
Brook-Taylor-Straße
12489 Berlin-Adlershof
GBSL e. V.
Am Studio 2
12489 BerlinKontakt
Tel.: 0173/610 40 56
gbsl@luftfahrtstaetten.de
www.luftfahrtstaetten.de/Industriekultur erleben
Der Aerodynamische Park in Adlershof
Trudelturm und Windkanal
Der Aerodynamische Park im Universitätsquartier der Humboldt-Universität in Berlin-Adlershof besteht aus einem Ensemble von Forschungsgebäuden aus den 1930er-Jahren. Er ist ein bedeutender Ort für die Anfänge der deutschen Luftfahrt, aber auch für die Rüstungsforschung während der Weltkriege.
1909 eröffnet ein Flugplatz im benachbarten Johannisthal. Drei Jahre später gründet sich die Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt e. V. (DVL). Am östlichen Rand des Flugfelds errichtet die DVL in den folgenden Jahren erste Prüfstände. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 übernimmt das Militär die Gebäude und nutzt sie ab 1915 als Prüfanstalt und Werft der Fliegertruppe. Nach Kriegsende und der Lockerung des Versailler Vertrags wird die eigentliche Forschungstätigkeit allmählich wiederaufgenommen.
In den 1930er-Jahren nimmt die Flugzeugentwicklung im Deutschen Reich Fahrt auf. Ab 1933 stärken staatliche Förderprogramme der nationalsozialistischen Regierung die Luftfahrtindustrie. Besonders im zweiten Vierjahresplan von 1936 baut das NS-Regime die Rüstungsindustrie weiter aus und fördert in besonderem Maße Luftfahrt- und Luftwaffenentwicklungen. Dabei spielt auch die DVL als Forschungszentrum eine wichtige Rolle.
In Adlershof entstehen in dieser Zeit modernste Prüfstände. Darunter der Große Windkanal (1932-34) und der schallgedämpfte Motorensprüfstand (1933-35) mit seinen beiden markanten Türmen. Besonders auffällig ist der eiförmige Trudelturm (1934-36). In dem rund 20 Meter hohen Windkanal wurden Flugzeugmodelle praktisch „in der Luft stehend“ bei ihrem Flug- bzw. Trudelverhalten gefilmt. Die Ergebnisse aus diesen Versuchen flossen in die Entwicklung von Jagdflugzeugen für die Luftwaffe ein.
Der Aerodynamische Park mit seinen gut erhaltenen Gebäude wird inzwischen von der Humboldt-Universität für verschiedene andere Zwecke genutzt. Johannisthal und Adlershof gelten als Wiege der deutschen Luftfahrt. Hier sitzt die Gesellschaft zur Bewahrung von Stätten deutscher Luftfahrtgeschichte (GBSL e. V.), die ihr Anliegen im Namen trägt. Zu diesen Stätten gehören Flugplätze, Bauwerke, Fluggerät und andere besondere Erinnerungsstücke. Die GBSL sieht ihre Aufgabe darin, die Erinnerung an inzwischen Zerstörtes oder Verlorengegangenes zu erhalten. Im Auftrag des Wissenschafts- und Technologieparks in Adlershof führt die GBSL durch die erhaltenen technischen Denkmäler der Luftfahrtforschung, wie z. B. den Großen Windkanal.
Der Trudelturm stand schon bei mehreren Filmen Kulisse, beispielsweise beim Science-Fiction Film „Æon Flux“. 2022 schafft er es sogar auf das Cover des Albums „Zeit“ der Band Rammstein.
Der Aerodynamische Park ist Teil unserer Publikation „Berliner Schriften zur Industriekultur“ Band 2. Der »Wiege der Luftfahrt« ist außerdem ein Meilenstein der Industriegeschichte Berlins gewidmet.
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Adresse
CHECK-IN Besucherzentrum
Platz der Luftbrücke 5, C2
12101 Berlin-TempelhofAnfahrt
U-Bahn: U6 (Haltestellen Paradestraße oder Platz der Luftbrücke)
Bus: 104, 248 (Haltestelle Platz der Luftbrücke)Öffnungszeiten
Gebäude: nur im Rahmen einer Führung zugänglich
Tempelhofer Feld: bis zum Einbruch der Dunkelheit geöffnet
Besucherzentrum: Mi.–Mo. 10:00–17:00 | Di. geschlossenEintritt
Gebäudeführung 17,50 €, Ermäßigungen
Tempelhofer Feld freiFührungen
Öffentliche Führungen täglich außer dienstags
Gruppen auf Anfrage
Führungen auf Deutsch und Englisch, weitere Sprachen auf Anfrage
www.thf-berlin.de/ihr-besuch/fuehrungenBarrierefreiheit
derzeit keine barrierefreien Touren möglich
ERIH-Mitglied
Industriekultur erleben
Schauplätze
Fahrradroute: Eisenbahn und Landebahn
JuniorRoute: Sek 1
JuniorRoute: Sek 2Flughafen Tempelhof
Monument und Zukunftsort
Wo einst Flugzeuge in den Himmel über Berlin abhoben, treffen sich heute Besucherinnen und Besucher aus der ganzen Welt. Sie lassen auf dem Tempelhofer Feld die Seele baumeln, Drachen steigen oder kommen, um Veranstaltungen unter freiem Himmel zu besuchen. Das einstige Flugfeld ist die größte Freifläche der Welt, die mitten in einer Stadt liegt. Der Flughafen Tempelhof ist mit seinem langgestreckten Gebäude bei Führungen zu entdecken, er gilt als das größte Baudenkmal Europas.
Schon bevor der erste Flughafen 1923 eröffnet, führen wagemutige Flugpioniere ihre Zeppeline und Flugmaschinen vor. Unter den Nationalsozialisten beginnt 1936 der Bau des monumentalen neuen Flughafens. Durch den hereinbrechenden Zweiten Weltkrieg bleibt das Gebäude jedoch unvollendet – und ist es bis heute. In den Hangars beginnt 1940 schließlich die Produktion und Reparatur von Kampfflugzeugen für den Krieg. Für die hier eingesetzten Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter entstehen am Rande des Flugfelds mehrere Barackenlager. Viele von ihnen werden bei Bombardierungen des Flugfelds getroffen. Zum Kriegsende nimmt die sowjetische Armee den Flughafen ein und übergibt ihn im Juli 1945 an die US-Amerikaner.
Die Luftbrücke 1948/49 macht den Flughafen weltberühmt. Im Minutentakt landen die Maschinen der Alliierten mit Hilfsgütern. Sie versorgen West-Berlin mit Lebensmitteln, Medikamenten und Heizmaterial während der Berlin-Blockade. In der Zeit der deutschen Teilung ist der Flughafen Tempelhof ein Symbol für Hoffnung und Freiheit. Der Luftweg ist eine Reiseroute von und nach West-Berlin ohne die Grenzkontrollen der DDR. Der zivile Luftverkehr endet schließlich 2008. Seitdem entwickelt sich der Flughafen Stück für Stück zu einem neuen Stadtquartier für Kunst, Kultur und Kreativwirtschaft.
Der »Wiege der Luftfahrt« ist ein Meilenstein der Industriegeschichte Berlins gewidmet.
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Adresse
Voltastraße 5-6
(Hof neben Treppe 12.1)
13355 Berlin-GesundbrunnenKontakt
Tel.: 030/49 91 05-18
info@berliner-unterwelten.de
www.berliner-unterwelten.deAnfahrt
U-Bahn: U8 (Haltestelle Voltastraße)
Öffnungszeiten
Nur im Rahmen einer Führung zugänglich.
Eintritt
Termine und Tickets im Online-Shop erhältlich, kein Ticketverkauf vor Ort.
tickets.berliner-unterwelten.deFührungen
Öffentliche Führungen nur für Personen ab 14 Jahren.
Festes Schuhwerk ist notwendig, warme Kleidung wird empfohlen.
www.berliner-unterwelten.de/fuehrungen/oeffentliche-fuehrungen/der-aeg-tunnelBarrierefreiheit
Nicht barrierefrei zugänglich
Industriekultur erleben
Wissenswertes
AEG-Tunnel
Deutschlands ältester U-Bahntunnel
Der AEG-Tunnel gilt als Vorläufer der Berliner U-Bahn. Ende des 19. Jahrhunderts werden die Straßen immer voller. Deshalb entbrennt in Berlin ein Wettstreit um neue Verkehrsmittel. Die AEG baut 1894 einen Tunnel nach dem Vorbild der Londoner U-Bahn, der ersten U-Bahn der Welt. Die 295 m lange Versuchsstrecke verbindet die Fabrikstandorte der AEG in der Ackerstraße und am Humboldthain. Arbeiterinnen und Arbeiter fahren mit elektrischen Zügen von A nach B und auch schwere Güter werden so transportiert. Dieser Versuchstunnel gilt heute als erster U-Bahn-Tunnel Deutschlands.
Den Zuschlag für den U-Bahnbau erhält allerdings Siemens mit dem preiswerteren Konzept einer Hochbahn. Ab 1902 rollen in Berlin die ersten Züge. Der AEG-Tunnel ist betriebsintern und zu Testzwecken weiterhin in Betrieb. Im Ersten Weltkrieg nutzt die AEG den Tunnel als Produktionsstandort für Munition, im Zweiten Weltkrieg als Luftschutzraum für die Werksangehörigen. Anfang der 1980er-Jahre werden die AEG-Fabriken am Humboldthain nach und nach geschlossen. 1984 ist endgültig Schluss, in der Folgezeit werden Teile der ehemaligen Fabrikstadt abgerissen. Der Tunnel steht zeitweilig unter Wasser.
Die verbliebenen Gebäude sind heute denkmalgeschützt. Neues Leben ist eingezogen, beispielsweise ein Gründerzentrum, Gewerbebetriebe und Medienunternehmen. Dem Berliner Unterwelten e. V. gelingt es ab 2016, den Tunnel instand zu setzen und das historische Gleisbett freizulegen. Seitdem steigen Besucherinnen und Besucher bei geführten Touren hinab in den „ersten U-Bahntunnel Deutschlands“.
Ein Meilenstein der Berliner Industriegeschichte widmet sich der Entstehung des Berliner Nahverkehrs.
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Adresse
Modersohnstraße 33 und
Markgrafendamm 24
10245 Berlin-FriedrichshainSchalt- und Gleichrichterwerk Markgrafendamm
Das Schalt- und Gleichrichterwerk Markgrafendamm auf dem Gelände des Reichsbahnausbesserungswerkes I (RAW I ) ist ein verstecktes architektonisches Juwel. Architekt Richard Brademann entwarf Ende der 1920er Jahre mehrere Gleichrichterwerke in Berlin. Der 1928 fertiggestellte Bau am Markgrafendamm ist in ein langes Hochspannungshaus und ein Schalthaus aufgeteilt. Nicht nur die geradlinige Fassade, sondern auch der systematische Aufbau der Gebäude ist elektrischen Schaltplänen nachempfunden. Die imposante Glasdecke der Schaltwarte erinnert beispielsweise an elektro-technische Zeichnungen. Sie ist nicht nur das Herzstück der Anlage, sondern zugleich einer der wichtigsten Knotenpunkte der Berliner S-Bahn.
Das Schalt- und Gleichrichterwerk liegt in Sichtweite des Ostkreuz. Von der Schaltwarte aus überwachten wenige Angestellte die Steuerung der Gleichrichterwerke der S-Bahn. Ab 1995 ersetzte die Deutsche Bahn die alte Technik durch eine computergesteuerte Netzleitstelle, die seit 2000 sämtliche Bahnstromanlagen der Berliner S-Bahn steuert.
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Adresse
Rossiter Platz 1
14052 Berlin-CharlottenburgAnfahrt
U2 (Haltestelle Olympia-Stadion
Zugang von der Bahnhofshalle)Öffnungszeiten
Jeden 2. Samstag im Monat,
10:30 bis 16:00 UhrEintritt
Erwachsene 2€
Kinder 1€Führungen
Auf Anfrage
Tel.: 030/25 62 71 71Barrierefreiheit
nicht barrierefrei
Industriekultur erleben
Wissenswertes
U-Bahn-Museum
Alle Hebel in Bewegung setzen
Eine historische Fahrkartenausgabe ist der Ticketschalter des U-Bahn-Museums. Historische Bahnhofsschilder, Wartebänke und Fahrscheinautomaten vermitteln ein Flair früherer Zeiten. Der Dienstraum eines Zugabfertigers sowie auch technische Raritäten wie früheste Fahrschalter geben einen Einblick in die Veränderungen im Arbeitsalltag der U-Bahnerinnen und U-Bahner.
Die Berliner U-Bahn ist die älteste Deutschlands und eine der frühesten der Welt. In den 1970er-Jahren beginnen die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) in West-Berlin damit, ihre technischen Anlagen zu modernisieren. Der Betriebsleiter Klaus Siepert möchte die Geschichte der Berliner U-Bahn und die historische Technik für die nachfolgenden Generationen erhalten. Er beginnt deshalb zu sammeln.
1983 ist am U-Bahnhof Olympiastadion schließlich auch das elektromechanische Hebelstellwerk zum Abriss vorgesehen. Das 14 Meter lange Hebelwerk ist bei Inbetriebnahme 1931 das größte seiner Art in Europa. Die Mitarbeiter stellen alle Hebel per Hand und steuern damit insgesamt 103 Weichen und 99 Signale. Ein engagierter U-Bahner kämpft um den Erhalt der Anlage und hat am Ende auch Erfolg. Das Hebelwerk wird zum Herzstück des neuen U-Bahn-Museums. Auch die Sammlung von Klaus Siepert findet endlich ein Zuhause.
Ebenso wie die Gründungsväter des Museums setzen heute Ehrenamtliche alle Hebel in Bewegung, um Besucherinnen und Besuchern Fragen zur über 100-jährigen U-Bahn-Geschichte zu beantworten. Die großen und kleinen Gäste können viele Objekte anfassen oder selber bedienen, die technische Abläufe werden so verständlich erklärt. Der Eingang des Museums befindet sich direkt in der U-Bahn-Station Olympiastadion. Besonderes Highlight: Mehrmals jährlich finden Sonderfahrten mit der historischen Fahrzeugflotte der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) statt. Ein gültiges BVG-Ticket reicht aus, um in den Genuss einer solchen Fahrt zu kommen.
Ein Meilenstein der Berliner Industriegeschichte widmet sich der »Entstehung des Nahverkehrs«.
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Adresse
Trebbiner Str. 9
10963 BerlinKontakt
Tel.: 030/9 02 54-0
Mail an: info@technikmuseum.berlin
www.technikmuseum.berlinAnfahrt
U-Bahn: U1, U3, U7 (Haltestelle Möckernbrücke), U1, U2, U3 (Haltestelle Gleisdreieck)
S-Bahn: S1, S2, S25, S26 (Haltestelle Anhalter Bahnhof)Öffnungszeiten
Di. bis Fr.: 9.00 bis 17.30 Uhr
Sa. und So.: 10.00 bis 18.00 Uhr
Montag geschlossenEintritt
8€ | ermäßigt 4€
Bis 18 Jahre kostenfrei
Freier Eintritt an jedem ersten Sonntag im Monat.
Die Buchung von Onlinetickets wird empfohlen.Führungen
Sa., So. und mit Anmeldung
Täglich VorführungenBarrierefreiheit
Eingeschränkt
www.technikmuseum.berlin/besuch/barrierefreiheitERIH-Mitglied
Deutsches Technikmuseum
Mensch und Technik
Wie entsteht Papier? Was ist eine Setzmaschine? Und warum braucht man Unterseekabel für ein funktionierendes Internet? Ein Besuch im Deutschen Technikmuseum ist eine Entdeckungsreise durch die Kulturgeschichte der Technik. Schauvorführungen, Mitmach-Angebote und die Experimentierstationen im Science Center Spectrum machen den Museumstag zum Erlebnis. Wer dann eine Pause braucht, stärkt sich in einem der Museumscafés in historischem Ambiente.
Darüber hinaus ist der Museumspark des Deutschen Technikmuseums zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert. Überwachsene Gleisanlagen, zwei Ringlokschuppen mit Drehscheiben und ein weithin sichtbarer Wasserturm erinnern an das ehemalige Bahnbetriebswerk Anhalter Bahnhof. Laut, betriebsam und der Himmel voller Dampf – so sieht das Gelände um 1900 aus. Das Areal gehört damals zu einem der größten Verkehrsknotenpunkte Berlins. Als „Landschaft aus Eisen und Stahl“ beschreibt der Schriftsteller Joseph Roth 1924 das Gebiet um den U-Bahnhof Gleisdreieck. Im Zweiten Weltkrieg werden jedoch viele Gebäude und Anlagen zerstört. Nach dem Krieg folgt die Teilung der Stadt und der in West-Berlin gelegene Anhalter Bahnhof versinkt schließlich in einen Dornröschenschlaf.
In Teilen des historischen Bauensembles am Gleisdreieck eröffnet 1983 das „Museum für Verkehr und Technik“. Etwa hundert historische Berliner Techniksammlungen finden hier ein neues Zuhause. Das Haus und die Ausstellungen werden seitdem kontinuierlich erweitert. Ein „Rosinenbomber“ der Luftbrücke 1948/49 auf dem Dach des modernen Erweiterungsbaus am Landwehrkanal ist inzwischen ein weithin sichtbares Aushängeschild des Deutschen Technikmuseums.
Das Deutsche Technikmuseum ist Ankerpunkt der Europäischen Route der Industriekultur (ERIH). Es ist Startpunkt unserer Radrouten »Warmes Licht und kühles Bier« und »Innovation und Eleganz«. Die Meilensteine der Berliner Industriegeschichte widmen dem Aufstieg Berlins zum Eisenbahnzentrum einen eigenen Abschnitt.
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